Schwäbisch "Maul" vs. "Gosch"

Liebe Dialektiker,

um den ‚Wasen‘-Thread nicht noch weiter mit Allotriis aufzublähen, hier die daraus ausgeschnittene Frage, wie sich im Schwäbischen die Verwendung von „Gosch“ und dem durchaus auch existierenden „Maul“ etwa skizzieren ließe. Meines Erachtens ist es keine regionale / lokale Sache, aber irgendeinen Unterschied sollte es da schon geben, sonst bräuchte man ja bloß ein Wort und keine zwei.

Weiß jemand näheres dazu?

Schöne Grüße

MM

Servus,

das ist interessant, weil sonst die Grenze zwischen den westoberdeutschen Dialekten Alemannisch und Schwäbisch und den bairischen ziemlich schroff verläuft und im heutigen Österreich bloß in „Gsiberg“ und einem kleinen Stück Tirol rund um Reutte Alemannisch gesprochen werden „sollte“ - wenn man einmal von heimatvertriebenen Rückwanderern aus den vorderösterreichischen Orten Ehingen, Munderkingen, Riedlingen, Mengen, Saulgau absieht. Für bairische Dialekte hätte ich bloß Mai, Mäu usw. und Fotz erwartet, keine Goschn.

Die Goscha als eher Teil des Gesichts, Lippen plus Mundöffnung, und das Maul als eher Mundinneres, Mundhöhle käme mir in der Tendenz auch ein bissle so vor; ich glaube auch den Juxdialog zwischen Unterbiss- und Überbissgeplagtem (mit vorgeschobenem - zurückgenommenem Unterkiefer zu sprechen) „Mir rängats emmer ens Maul ine - Do hon i koine Problem!“ eher mit „Maul“ und nicht der eigentlich üblichen „Goscha“ gehört zu haben. Das ist aber wie immer bei Erhebungen zu Dialektwortschatz stark von der Vorgabe beeinflusst und kann ohne diesen Einfluss auch ganz anders sein.

Ach, und weil es so schön ist: Ein Wort, das es nur im Bodenseealemannischen gibt, weil es sonst im alemannischen Raum keine größeren Seen gibt: Die Wellen bei leichter Brise, die zu klein sind, um einen beim Schwimmen zu tragen, aber grad schon groß genug, um einem grad immer beim Einatmen in den Bereich Mund/Nase zu kommen, heißen am See „Göscheler“.

Schöne Grüße

MM

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Hallo MM,

ich habe deinen Link im anderen Thread gelesen und Ähnlichkeiten zum OÖ Dialekt festgestellt, bei den Sprüchen.

Vom Sprachgebrauch bei uns ist es ein Unterschied ob etwas im/ins Maul kommt, oder auf die Goschn. Obwohl natürlich Maul statt Goschn auch oft m.M. nach wegen „Vornehmlichkeit“ immer mehr im Alltagsgebrauch verwendet wird.
Hoit de Goschn, ane auf de Goschn haun, goschat sein.
s’Maul voll nehmen, a Maul voll Nägel, des Maul stopfen wollen…
Wir sprechen Moui, nur Dialekt schreiben kann ich nicht und schreibt man sicher anders.

Grüße Selina

Guten Abend MM,

also Fotz wird in meiner Umgebung sicher nicht verwendet, da kenne ich nur „eine Fotzn geben“ und heißt -mit der flachen Hand- ins Gesicht schlagen.
Eher wird Babm - Pappen für Mund/Maul gesagt, Fotz geht gar nicht.
Die Goschn, das Goscherl, Zuckergoscherl wird wahlweise von nett bis Gossenhauer verwendet.

Den Juxdialog mit Unter-Oberbiss kenne ich als Schmähung zwischen einem Steirer und Niki Lauda beim Österreichring.
Die Steiermärkler reden auch ohne Unterbiss mit vorgeschobenen Unterkiefer und da regnet es ins Maul und das kann dem Niki ned passieren. :grin:

Oder meinst du einen anderen bellenden Dialekt und anderen Promi?
Grüße Selina

Hallo,

Den „Fotz“ höre ich in Wien gelegentlich im Sinn von „Mund schmollend/abwertend langziehen“ als „einen Fotz machen“ oder „zieh nicht so einen Fotz“, besonders gegenüber Mädchen. Sollte da eventuell unterschwellig sexistisches mitspielen?

LG

Silberloewe99

Servus,

glaub eher die Betonung auf den Lippen im Vergleich zur Mundöffnung - vgl. den Fotznhobel, der ja nun von Männlein mindestens so viel gespuit wird wie von Weiblein.

Schöne Grüße

MM