Schwäb.: "Der ischt a Nasser!"

Hallo zusammen,

ebenfalls im Jahr 1900 als übliche Redewendung in einem Dorf auf der Schwäb. Alb aufgelistet fand ich den Satz

„Der ischt a Nasser!“

Ist jemandem eine solche Redewendung heute noch geläufig?
Was ist mit dieser Redewendung gemeint? Ein „nasser Sack“, ein „Schlappsack“??

Danke im Voraus für Eure Mühe!

Es grüßt
Renardo

Evtl. könnte ein (bett-)nässendes männliches Kind gemeint sein.

In welchem Zusammenhang fällt der Begriff? Was ist über die Person „Nasser“ bekannt?
(Ich dachte spontan an den „Nassauer“.)

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Hallo,
hier ein Gedanke dazu, vielleicht kommen wir der Sache so näher:
ein nasser Bruder ist jemand, der gerne trinkt (Grimm bei nasz).

Ich hab den Begriff gehört, für Leute, die gerne andere für sich bezahlen lassen; aber nicht auf der Alb. Im Ruhrpott sagt man: Der hat nasse Hacken.
Schöne Grüße
Alfons

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Hallole,
das Lexikon der dt Umgengssprache (Heinz Kükker) ist ergiebiger:

Naß
betrunkener Mann
liederlich, mittellos von jiddisch nossen, naussen sein = schenken
verschlagen, listig unaufrichtig
liebesgierig, Anspielung auf Sekretion der Vagina …
umsonst, unentgeltlich.
auf nass einsteigen, es sich auf Kosten anderer gut gehen lassen
nass essen = trinken
Nass futtern, beim Essen Alkohol trinken
jem. nass machen = jm anzeigen … mildere variante zu anscheißen
etwas nass machen … etwas feiern
Geld nass machen = Geld versaufen
sich nass machen … sich aufregen, die Gewalt über den Schließmuskel verlieren
nass quatschen … beim Reden Speichel versprühen
nass sein … sich dem Kareradenkreis nicht anschließen

Wie ist der zusammenhang ? Bestimmt passt eine Bedeutung davon.
Schöne Grüße
Alfons

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Hallo Alfons,

Wie ist der zusammenhang ?

Leider gibt es einen solchen nicht. Der Autor, ein Dorfschulllehrer, listete damals einfach Redewendungen auf, die er im Dorf gehört hatte.

auf nass einsteigen, es sich auf Kosten anderer gut gehen lassen

Das würde dem Beitrag von Joerg_Zabel entsprechen:

Ich dachte spontan an den „Nassauer“.

„Nasser“ könnte durchaus eine Verballhornung von „Nassauer“ sein:

Nassauer m. ‘wer sich auf Kosten anderer einen Genuß verschafft, von anderen freihalten läßt’, […] eine Bildung zu rotw. naß ‘ohne Geld’ und rotw. nassenen, jidd. noss(n)en ‘schenken, geben’ […] in scherzhafter Anlehnung an den Orts- und Landesnamen Nassau. Vgl. berlin. for naß, per naß, uff de Nasse ‘umsonst’. […]
[„Nassauer“, Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/wb/Nassauer, abgerufen am 18.04.2022.]

Vielen Dank für Deinen Beitrag!

Es grüßt
Renardo

Hallo Jörg,

Ich dachte spontan an den „Nassauer“.

vielen Dank für Deinen Beitrag!
Eine sehr interessante Idee! Vielleicht ist „Nasser“ ja eine Verballhornung von „Nassauer“?
(Vgl. auch meine Antwort an Alfons.)

Es grüßt
Renardo