Schwäb.: "Haidl" (Faserhanf-Verarb.), 1900

Hallo zusammen;

in einer Handschrift aus dem Jahr 1900 beschreibt der Verfasser die manuelle Verarbeitung von (Textil-)Hanf in einem Dorf auf der Schwäbischen Alb.
Bei der Schilderung des Hanf-Brechens findet sich folgende Passage:

Die dabei entstehenden Hände voll Werg heißen „Haidl“; […]

[„Werg“ ist die Bezeichnung für die beim Hanfbrechen abfallenden, kurzfaserigen Hanffasern, die aufgrund ihrer minderen Qualität nur als Polster- oder Abdichtmaterial Verwendung fanden.]

Der Begriff „Haidl“ ist mir völlig unbekannt, ich konnte hierzu bisher auch nirgendwo eine passende Erklärung finden.

Vielen Dank im Voraus für Eure Ideen!

Es grüßt
Renardo

Hallo, Renardo,

im Grimm steht unter „Hede“:

HEDE, f. stuppa, werg, ein niederdeutsches wort, von dem aber auch die hochdeutsche form sich vereinzelt findet: stuppa heide, heid, hede
[…]
… etymologisch hat hêde, heide zu heide loca inculta, silva keine beziehung; es geht vielmehr, indem es sich dem sinne nach mit werg, ahd. âwirchi, später ewerch, abwerg … als vom flachse durch arbeiten entferntes, gesondertes, deckt, auf eine einfachere form der wurzel skid, goth. skaidan, ahd. sceidan scheiden zurück …

hêde, hochd. heide heiszt demnach eigentlich die abscheidung, und kehrt mit diesem grundbegriffe, nur anders gewendet, im bairischen wieder: die haid, unrat, abfall, auskehricht, unreinigkeit.

Siehe auch Schmeller:

grafik

… und hier → § 221

Gruß
Kreszenz

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Hallo Kreszenz,

wieder einmal: Vielen herzlichen Dank!
Das hilft mir sehr!

Ich war bei meiner Suche auf einen Holzweg geraten:
In Hermann Fischers „Schwäb. Handwörterbuch“ findet man „Haitl“ (aus „Hal[b]te[i]l“ = „Hälfte“).
Das passte zwar lautlich, machte aber inhaltlich im gegebenen Kontext überhaupt keinen Sinn.

Beste Grüße
Renardo

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