Schwäb.: "Schaihǝ"

Hallo zusammen;

in einem schwäbischen Kinderreim bin ich auf das Wort „Schaihǝ“ gestoßen,
das ich nicht verstehe und zu dem ich bisher auch noch nichts Erhellendes finden konnte. - Kontext:

Ringǝ, Ringǝ, Reihǝ,
d’ Mädlǝ ganget in d’ Schaihǝ,
Sitzet uf dǝ Holderbusch,
Schreiǝt alle: wusch, wusch, wusch.

Schaihe

Vielen Dank im Voraus für Eure Ideen und Hinweise!

Es grüßt
Renardo

Servus,

kann da eine Nachbarschaft zum Schachen südlich der Donau bestehen? Relativ häufiger Flurname, der einen Waldrest, Strauchwald vor allem an feuchten Orten in der Nähe von Wasserläufen und Seen bezeichnet?

Schöne Grüße

Der Spekulator

könnte es sich um die Scheune handeln?

Das müsste der @Aprilfisch wissen.

Ansonsten kenne ich (mitteldeutscher Sprachraum) das Lied so:

Ringel ringel reihe
wir sind der Kinder dreie [oder zweie, je nachdem]
sitzen unter’m Hollerbusch [der Holunderstrauch]
und machen alle husch husch husch.

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Hi

ich bin auch eher bei Scheune … in unserem Dorf heißt die heute auch noch d’Schaiher

Gruß h.

was deutlich belegt, dass dieses Dorf südlich des Limes in der römischen Besatzungszone liegt: Das ist das lateinische horreum, weshalb ich nicht recht glauben mag, dass der zentrale r-Laut da verschwindet. Das verschluckte r war uns ein zentrales Element, wenn wir niederdeutsch gefärbtes Deutsch karikieren wollten - hören zu höan usw.

Der Holderbusch als Sitz der Frau Holla, die Haus und Hof schützt, der häufig an einem Schairaeck steht (möglicherweise weil diese mit dem vielen trockenen, leicht entflammbaren Inhalt besonders blitzschlaggefährdet ist) täte allerdings schon zur Schaier passen.

Schöne Grüße

Dr Schairaburzler

Hallo zusammen;

Danke für Eure Beiträge!

Ich hatte als erstes auch ganz kurz an eine Scheuer gedacht, aber da macht für mich die vorliegende Schreibweise überhaupt keinen Sinn.

Der Text entstand in einem Dorf auf der Schwäbischen Alb im ehemaligen Oberamt Urach, also im mittleren schwäbischen Sprachraum.
Dort sagt man zur Scheuer „Schuiǝr“ oder „Schuir“ — das hat mit dem im Text vorliegenden „Schaihǝ“ überhaupt nichts gemeinsam.

Lautlich eher passen würde da schon eine „Schaech“ / „Scheich“, also eine [Vogel-] Scheuche — aber in die kann man ja nicht „hineingehen“.

Es grüßt
Renardo

Hallo, Renardo,

in Renate Sarr: Dokumentation Kinderlied (PDF: https://freidok.uni-freiburg.de/dnb/download/13602) ist dieser Vers zu finden (S 960):

d’Mädchen gehen in die Schlaihe,
sitzet auf dem Holderbusch,
schreit alle: wusch … wusch

und diverse Varianten, z. B.:

… Reihe/reihä, (die) Kinder gehn in Schlehe / Mäiä,

(die) Mädchen/Kinder gehen in Schleie/Schlehen,
(die) Buben gehen in die Holderbüsch/Haselnuß/Holderbusch

und S 779:

Ringel, Ringel, Reihe,
Mädchen gehn in die Schlehen,
Buben gehen in Schnupftabak,
Machen alle quack, quack, quack.

Siehe auch Deutsche Kinder-Reime und Kinder-Spiele aus Schwaben:

grafik

… …

Vielleicht hat der Chronist sich bei diesem Wort verhört bzw. verschrieben – und es geht doch auch hier um Schlehen?

Gruß
Kreszenz

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Hallo Kreszenz,

ja, das überzeugt mich.
Herzlichen Dank!

Beste Grüße!
Renardo

Das ergibt Sinn!

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