gestern ist es mir wieder passiert: Ich habe einen Sachsen mit nur mäßig
ausgeprägten Akzent zwei, drei Sätze lang irrtümlich für einen Schwaben gehalten.
Ich bin im Schwabenland aufgewachsen und habe ein gutes (musikalisches) Gehör,
aber diese Verwechslung passiert mir immer wieder. Wenn die Leute dann
weiterreden, kann ich sie natürlich einordnen, aber die ersten paar Takte lang
bin ich unsicher.
Ich frage mich, woran das liegen könnte. An den dunkel gefärbten Vokalen, die man
in beiden Dialekten spricht? Am Hang zur weichen Aussprache mancher Konsonanten?
An der Sprachmelodie? Irgendwelche (zufälligen) Ähnlichkeiten muss es da geben.
Wenn sich allerdings noch nie einer außer mir dahingehend verhört hat, muss ich
mich wohl damit abfinden, einen einzigartigen Knick im Gehörgang zu haben.
ich als Schwabe kann das bestätigen. Es ärgert mich auch, wenn mich jemand eines
Sachsen verdächtigt. Ich muss aber zugeben, dass selbst mir es manchmal
schwerfällt, bei Leuten, die Schriftdeutsch sprechen, aber eben einen kleinen
Akzent haben, zu sagen: Sachse oder Schwabe.
Weiter kann ich Dir aber auch nicht helfen, ich weiß nicht, woran es effektiv
liegt.
Gruß
Bolo2l
das beruhigt mich etwas, dass es nicht nur mir allein so geht. Wie gesagt, ich
denke, dass Schwaben und Sachsen die Schriftsprache in ähnlicher Weise … ähem
… deformieren. Und wenn nur noch Spurenelemente des Ausgangs-Dialekts übrig
sind, hört man nicht mehr auf Anhieb, welcher das mal war.
Sachsen werden’s wohl ähnlich schwer haben wie wir, die Klangfärbung aus der
Sprache rauszukriegen, wenn’s denn sein partout muss.
es gibt einen histerischen Berührungspunk zwischen Schwaben und Sachsen.
In der Zeit der Reformation soll der Herzog von Wirtemberg - wie es damals noch hieß - rechtgläubige Lutheraner aus Sachsen ins Ländle geholt haben, um die schwäbischen Protestanten auch recht rechtgläubig auszurichten.
Diese Prediger brachten natürlich auch ihre Zungenschläge mit. Und so kannte man bis ins letzte Jahrhundert hinein allein an der Aussprache der religionswichtigen Worte „Leben“ und „Seele“ erkennen, ob man eine katholischen Theologen oder eine protestantischen vor sich hatte.
Letzter intonierten: „Nach dem Läääben wird die Säääle …“
Die ersteren dagegen: „Nach dem Leeeben wird die Seeele …“
Und so dürften auch andere sächsische Töne ins Schwäbische geraten sein; dabei klangen die beiden Dialekte vor allem wegen der weichen Konsonaten eh schon ähnlicher als andere.
Trotzdem, verwechseln kann man das kaum. Der „teuflisch vorgeschobene Unterkiefer“ (Nietzsche) kommt im Schwabenland nur selten vor.
ich bin gebürtiger Oberpfälzer, habe in Oberbayern pubertiert, in Ulm gedient, in Südostwestfalen meine frühe, im Ruhrgebiet meine mittlere und im Ostallgäu meine späte Jugend verlebt. Weitere Qualifikationen: Zwei Tanten im westlichen Sachsen, eine an der Grenze zu Polen. Deinen Eindruck kann ich nicht im mindesten bestätigen: Sächsisch geht nur mit ganz fein verkrampftem, nach vorne gereckten Unterkiefer, etwa das Pendant zur „stiff upper lip“. Sowas habe ich im Schwobaländle noch nie gehört.
[ot] Mit Fremdwörters…
…kann man micht nicht imprägnieren, aber immer wieder außer Tritt bringen. Meinst du nun
einen hysterischen
oder vielleicht
einen historischen Berührungspunkt
zwischen Schwaben und Sachsen? Interessant finde ich auch, wie die sprachliche Wanderung über den Main hinaus Leeeeben und Läääabän über die Glaubensgrenzen hinweg zu Lehm vereint.
es gibt einen histerischen Berührungspunk zwischen Schwaben
und Sachsen.
Nicht nur hysterisch, es geht auch noch der Punk ab …
Letzter intonierten: „Nach dem Läääben wird die Säääle …“
Die ersteren dagegen: „Nach dem Leeeben wird die Seeele …“
Und so dürften auch andere sächsische Töne ins Schwäbische
geraten sein; dabei klangen die beiden Dialekte vor allem
wegen der weichen Konsonaten eh schon ähnlicher als andere.
Das glaube ich kaum. Denn auch die viel läääbenswichtigere Läääberwurscht wird so
gesprochen, und nicht erst seit den säxschn Missjonorn.
Trotzdem, verwechseln kann man das kaum. Der „teuflisch
vorgeschobene Unterkiefer“ (Nietzsche) kommt im Schwabenland
nur selten vor.
Wenn oinr recht hagabiache wird, schiabtr scho sein Ondrkiefr recht deiflhäftig
firre …
Ich kann dich beruhigen, auch mir ist es schon einmal passiert, dass ich einen Sachsen anfänglich für einen Schwaben gehalten habe, und das, obwohl ich (Oberpfälzerin) selbst ganz gut sächseln kann und im Schwabenländle unterrichte. Derjenige, den ich damals irrtümlich für einen Schwaben gehalten habe, obwohl er Sachse ist, ist inzwischen mein Partner. So gesehen habe ich täglich mit beiden Dialekten zu kämpfen und kann - bei näherer Betrachtung - keine Ähnlichkeiten mehr feststellen. Daher frag ich mich auch, wie mir das mit der Verwechslung anfangs passieren konnte… peinlich
Schnell lesen!
Bevor der MOD hier das Ganze ins Witzebrett verbannt!
einen hysterischen
oder vielleicht
einen historischen Berührungspunkt
Das darfst du dir selber aussuchen, lieber Ralf. Meine Schreibung ist nach beiden Seiten offen.
Leeeeben und Läääabän über die Glaubensgrenzen hinweg zu Lehm vereint.
Fragt der Lehrer (Läääre):
"Nu, saaach mr mâl, mei Guuudster, wie schraibd mr „Lääääääääääm“?
Drauf der Guteste (Ich verzichte im Folgenden auf die Dialektschreibung.):
„Da müssen Sie aber zuerst sagen, ob sie den „Lääääääääm“ meinen, den man an den Schuhen nach Hause trägt, oder den „Lääääääääm“ der durch die Savanne streift und Zebras und Antilopen frisst, oder das „Läääääääääääm“, das Sie uns mit Ihren Fragen so schwer machen.“
man muss das Lääähm ääähm nääähm, wie das Lääähm ääähm is!
Mein Bruder hatte einen Lehrer, der eine eigenartige Aussprache mancher Wörter
hatte. Beim Vokalbel-Abfragen nannte er das Wort „Pfluch“, worauf ein Schüler
auch sagte, er solle doch präzisieren, ob er Pflug, Flug oder Fluch meine …
Gruß
Bolo
Klare Sache!
Hallo,
meiner Meinung nach liegt es am „r“ vor einem Konsonanten (z.B. wie in „Württemberg“ oder „stark“). Möglicherweise auch am weichen t und k. Was moinat Ihr?
Grüßle, Kaia
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