Seitensprünge

Hallo!
Aufmerksam geworden durch mehrere Andeutungen zum Thema hier in der letzten Zeit möchte ich ein Thema in die Runde stellen, das mich länger schon beschäftigt und auf eine konstruktive Diskussion hoffen, die ohne Pauschalurteile auskommt.

Immer wieder höre ich, wenn ich ausserhalb der Beziehung Seitensprünge habe, bloß nicht dem Partner erzählen.

Hier würde ich gerne um nähere Erläuterung bitten, obwohl ich zum Teil nachvollziehen kann, welch Gedanken dahinter stehen.
Andererseits aber, schafft nicht eine Lüge, ein Geheimnis weit mehr Entfremdung einer an und für sich nicht in Frage gestellten lebendigen Beziehung, mehr Distanz, als ein ehrliches Miteinander, das auch solche Konflikte integrieren kann?
Ich gehe in meiner Frage nicht davon aus, dass hemmungslos jeder Begierde nachgegangen wird, dass es aber durchaus Situationen geben kann, die einen Seitensprung wahrscheinlicher werden lassen.
Und ich gehe von einer reifen Kommunikation innerhalb der Beziehung aus.

Bitte um Eure Gedanken, Erfahrungen, und will auch die Motivation meiner Frage später gerne noch näher erläutern.

Gruß,
Zahira

Hallo Zahira,

ein sehr heikles Thema. Es kommt wahrscheinlich darauf an auf welchem Boden die Beziehung steht ob sie einen Seitensprung verkraftet.

Ich persönlich wäre verletzt, gekränkt und wütent darüber wen ich es von meinem Partner/in erfahren würde.
Für mich gilt: In einer festen Beziehung die auf Liebe gegründet ist, selbst wenn sie schon lange besteht und sich vielleicht eingeschliffen hat ist ein Seitensprung tabu. Gibt es Probleme welche die Partnerschaft belasten, so sollte man das klären oder die Partnerschaft beenden und nicht einen Seitensprung als Ventil verwenden.
Ich kann nur für mich sprechen. Wenn es so wäre möcht ich es nicht wissen.

Gruß
unverkennbar

Hi Zahira,

ich sehe in dem Gestehen eines Seitensprunges eine Beichte, die das eigene schlechte Gewissen entlastet.

Wer einen Seitensprung macht, sollte auch damit leben.
Kein Abladen beim Partner, möglichst noch mit Erklärungen, dass dieser dann auch noch zum Verständnis genötigt wird.

Mit Grüßen, Sonja

Auch Hallo!

Nunja, was sollte denn das „Beichten“ eines Seitensprungs eigentlich bringen?
Für mich heißt das irgendwie, dass der untreue Partner ein schlechtes Gewissen hat und damit nicht leben kann und nun ein „ich verzeih Dir!“ vom Partner erwartet und dann alles wieder gut ist.
Ich finde, durch das „beichten“ macht es sich der untreue Partner irgendwie zu einfach.
Die aus dem Seitensprung resultierende Distanz, die Du angesprochen hast bzw. das schlechte Gewissen, die Lüge usw. ist in meinen Augen die Konsequenz, mit der der untreue Teil leben muß - quasi als Preis für seine Untreue.

Und nochetwas: was mich wirklich ärgerlich macht, ist dieses „Ich bin fremd gegangen, weil bei uns in der Beziehung etwas nicht mehr stimmt“-Gequatsche.
Wenn es in der Beziehung Probleme gibt, dann sollte man sie offen ansprechen und versuchen zu lösen. Ansonsten sollte man von Anfang an eine offene Beziehung vereinbaren.
Die Probleme einer Beziehung als eine Art Entschuldigung für Seitensprünge zu benutzen, ist in meinen Augen feige und unfair.

Ich gehe in meiner Frage nicht davon aus, dass hemmungslos
jeder Begierde nachgegangen wird, dass es aber durchaus
Situationen geben kann, die einen Seitensprung
wahrscheinlicher werden lassen.

Ich will Dir grundsätzlich nicht widersprechen, aber mich würden trotzdem die entsprechenden Situatinen interessieren, die Du meinst.

Und ich gehe von einer reifen Kommunikation innerhalb der
Beziehung aus.

Aber wie reif ist es denn, aufgrund von Beziehungsproblemen in einen Seitensprung zu „flüchten“ statt das Problem von Anfang an offen anzusprechen und zu lösen? Probleme in der Beziehung und Seitensprünge sind für mich grds. 2 Paar Schuhe.

VG

Nachfrage
Hallo Zahira (hiess nicht ein Modell der ehemaligen Automarke OPEL so?),

Immer wieder höre ich, wenn ich ausserhalb der Beziehung
Seitensprünge habe, bloß nicht dem Partner erzählen.

Du schreibst „Seitensprünge“ (plural)- Geht es Dir ausschließlich um einmaligen Sex mit jeweils anderen Partnern oder beinhaltet Deine Formulierung (auch) öfter Sex mit ein und demselbsen Partner (also eine Affäre)?

Hi,

soweit stimme ich Dir zu, nur es nicht zu erzählen sehe ich eher als feige an. Feige deshalb, weil sich dieser Mensch nicht den Konsequenzen aus seinem handeln stellt und es dem Partner nicht ermöglicht auf Grund des Vertrauensbruchs Entscheidungen zu treffen. Es nicht zu erzählen ist meines erachtens der einfachere Weg und der ist nicht unbedingt immer der Beste.

VG B.

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Hallo Zahira (hiess nicht ein Modell der ehemaligen Automarke
OPEL so?),

Za f ira.

Hallo!

Kein Abladen beim Partner, möglichst noch mit Erklärungen,
dass dieser dann auch noch zum Verständnis genötigt wird.

Deine Unterscheidung zwischen dem

  • „Schutz“ der Beziehung (nach einer unvergleichlichen Gefährdung)
    und
  • dem „Schutz“ des Partners (mittels einer unvergleichlichen Unterschlagung)
    treibt seltsame Blüten.

Gehen wir doch bitte einen fiktiven Schritt weiter, okay?
Der Seitensprung bleibt nicht ohne Folgen.
Sie wird vom anderen Mann schwanger.
Das Kind kommt zur Welt.
Der Erzeuger weiß nichts von seiner Vaterschaft, wird also ebenfalls „geschützt“ und lebt ohne jegliche Komplikationen sein Leben weiter.
Der Partner hat keinen Grund, von einer fremden Vaterschaft auszugehen und wird natürlich weiterhin vor der mehrspurigen Enttäuschung „geschützt“. Das Kind wird von seinem vermeintlichen Vater geliebt wie sein eigenes Kind, denn für ihn ist es das eigene Kind und muß es auch bleiben. Die Gefährdung der Vater-Kind-Beziehung durch die Wahrheit wird in den Jahren immer unmöglicher.
Die Gefährdung der Mann-Frau-Beziehung nimmt ebenfalls nicht ab. Die Frau schützt sich also selbst (diesmal ohne Anführungszeichen, weil der Begriff zum ersten Mal ohne Falschheit benutzt werden kann).
Das Kind muß selbstverständlich schadlos bleiben. Als oberste Prämisse wird dieses Argument immer gerne genommen. Der „Schutz“ des Kindes geht schließlich über alles.

Wieviele Grundrechte werden hier eigentlich mit Füßen getreten, damit die „Beschützerin“ eine reine Weste behält?
Daß sich aus dem Seitensprung dieses gigantische Lügengebilde entwickeln würde, ahnte sie nicht, als sie im Bett des anderen Mannes lag. Das Verschweigen des Seitensprungs, vorgeblich zu seinem „Schutz“ war aber schon der zweite Stein im Fundament.

Nun bitte überlege, wie „fiktiv“ das ist.

Larry

Hallo,

Und nochetwas: was mich wirklich ärgerlich macht, ist dieses
„Ich bin fremd gegangen, weil bei uns in der Beziehung etwas
nicht mehr stimmt“-Gequatsche.
Wenn es in der Beziehung Probleme gibt, dann sollte man sie
offen ansprechen und versuchen zu lösen.

und was ist, wenn die Probleme offen angesprochen wurden und nicht gelöst wurden? Das soll ja auch vorkommen, wie man hört.

Gruß
Christian

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ganz andere Meinung
Für mich gehören ein Seitensprung wie auch eine Affäre in aller Regel erzählt. Warum soll der "springende " Partner denn nun devot die Alleinschuld übernehmen? Das wird einer wirklichen ernsthaften Beziehung nicht gerecht. Die Partner sollten das zum Anlaß nehmen, ernsthaft über die Ursachen nachzudenken. Da die gekränkte und beleidigte Leberwurst zu spielen, weil man sich hintergangen fühlt, ok, das kann ich verstehen, wenngleich ganz persönlich nicht nachvollziehen. Dennoch würde ich mir soviel Reife wünschen, das zu einem nicht von Vorwürfen beladenen Gespräch über Schwachstellen in der Beziehung zu nutzen. Fühlt sich einer nicht geliebt und ist deshalb von Frühlingsgefühlen überwältigt worden? Midlife crisis? Sexuelle Träume, die plötzlich auftauchten und bislang nie in der Partnerschaft ausgelebt wurden? Vielleicht haben die ja beide, nur hat sich keiner getraut drüber zu reden.
Ich finde, wer diese Chance zur neuen Ausrichtung der Partnerschaft nicht nutzt - und zwar von beiden Seiten - der verpaßt viel. Seid erwachsen und pfeift auf die Abortivformen des Ehrenmordmotivs zugunsten von gegenseitiger Aufrichtigkeit.

pp

Für mich heißt das irgendwie, dass der untreue Partner ein schlechtes Gewissen hat und damit nicht leben kann und nun ein „ich verzeih Dir!“ vom Partner erwartet und dann alles wieder gut ist.

Also „Ich verzeih Dir“ wäre das letzte, was ich hören möchte oder sagen würde. Mir ist der Begriff „Schuld“ ein extrem sperriger und fremder. Was ist das, Schuld? Und was ist der Seitensprung? Was wiegt denn schwerer, wenn mir von jemand anderem vulgär gesagt den Schwanz unten reinschieben lasse oder ihn reinschiebe oder wenn ich jemand anderen aus tief empfundener Liebe einfach nur innig umarme? Womit bin ich dem anderen fremder, untreuer geworden? Kann Liebe „Schuld“ sein? Kann der heftige Sex, der ekstatische Orgasmus mit jemand anderem nicht auch bedeuten, dass ich diese Phastasie nicht dem Parnter antun möchte? Es ist manchmal schwierig mit unserer animalische Komponente und der romantischen Liebesvorstellung übereinzukommen. Wenn sich Parnter das klarmachen können, ist viel gewonnen und der nächste Seitensprung wesentlich unwahrscheinlicher als mit Schweigen, Vorwürfen oder „ich verzeih Dir“.

pp

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Hallo!

Nun bitte überlege, wie „fiktiv“ das ist.

Ich überlege mir vielmehr, was du uns mit all diesen, durchaus plausiblen, Argumenten eigentlich sagen willst: kein Seitensprung bei Frau wegen Kuckucksgefahr? Wenn Seitensprung, dann nur geschützt? Seitensprung ja, aber mit Partner reden? Immer reden oder nur wenn schwanger?

Rainer

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Hallo!

Ich überlege mir vielmehr, was du uns mit all diesen, durchaus
plausiblen, Argumenten eigentlich sagen willst:

Das ist sehr einfach.
Sobald sich jemand mit Dreck am Stecken zum Beschützer vor den von ihm selbst produzierten Gefahrenmomenten emporschwingt und plötzlich so tut, als hätte sein Schweigen etwas Ehrenhaftes und Gerechtes, dann werden seine Heldentaten immer größer, je weiter sich die Spirale dreht. Das stille Leiden unter dem eigenen Gewissen verhilft zu einer imaginären Absolution, was aber mit keinem Verständnis von Ehrenhaftigkeit und Achtung gegenüber dem Anderen vereinbart werden kann. Hier liegt der Hase im Pfeffer.

Larry

Hallo Mau,

auch meine Meinung - dafür gibts ein Sternchen !

LG

Hallo,

Wenn es in der Beziehung Probleme gibt, dann sollte man sie
offen ansprechen und versuchen zu lösen.

klar - das ist ja ein suuuper Tipp. Machen wir doch gleich mal ein praktisches Beispiel:

„Du Schatzilein, ich liebe Dich ja immer noch wie damals vor 20 Jahren. Nur leider hast Du seit dieser Zeit etwa 30 kg zugenommen. Ich finde Deinen Körper inzwischen abstoßend, von Erotik ist da keine Spur mehr. Aber Du kannst ja nichts dafür. Trotzdem - löse bitte das Problem, ich habe es doch offen und ehrlich angesprochen.“

OK, das ist ein krasses Beispiel. Aber wir hatten hier im Forum schon genug harmlosere Fälle. Z.B. einen Mann, der sich trotz wiederholter Aufforderung nicht regelmäßig waschen wollte usw. Also was ist - wenn man das Problem angesprochen hat und es nicht gelöst wurde - dann darf man fremdgehen?

Fragt sich
Der Waldarbeiter

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Hallo,

ich sehe in dem Gestehen eines Seitensprunges eine Beichte,
die das eigene schlechte Gewissen entlastet.

auch diese Antwort simplifiziert m.E. unangemessen. Die Aussage vermittelt auch noch Informatinen wie „ich habe mich nicht vereinbarungsgemäß verhalten (und mache das vielleicht noch einmal)“, „mir kann/sollte man nicht vertrauen“ oder „du könntest jetzt die ein oder andere neue Krankheit haben“.

Oder anders: Wenn man Treue vereinbart hat, dann vielleicht auch Ehrlichkeit?

Gruß
Christian

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warum nicht schon vorher darüber…
…reden?

Hi auch,

meiner meinung nach, ist es ganz natürlich, dass nach einer langjährigen beziehung die lust auf „fremdes fleisch“ einfach da ist.

ich denke da kann man offen drüber reden. wenn es „nur“ um sex geht, kann eine gefestigte beziehung das aushalten.

wir praktizieren das jedenfalls. das heisst nicht, dass wir ständig im fremden betten landen, sondern es gibt eine/n „festen“ dritten im bunde.

gruss

Hi,
hiess der Opel nicht Zaphira?

Also, so differenzieren will ich gar nicht.
Es geht mir um die Frage, wie überhaupt damit umgehen.

Wobei für mich persönlich eine Affaire ohne tieferes Einlassen kaum möglich sein würde, und damit die Beziehung grundsätzlich in Frage stellen würde.Darum geht es mir aber nicht.
Ich spreche von einer an und für sich lebendigen, auch sexuell intakten Beziehung, die einen Seitensprung verkraften soll.

Nachfrage beantwortet?

Gruß,
Zahira

Da drückst Du ganz genau aus, was ich mir eben auch denke.Danke dafür!
Zahira

Hallo Mau

Die aus dem Seitensprung resultierende Distanz, die Du
angesprochen hast bzw. das schlechte Gewissen, die Lüge usw.
ist in meinen Augen die Konsequenz, mit der der untreue Teil
leben muß - quasi als Preis für seine Untreue.

Von all dem lese ich im Ausgangsbeitrag wenig bis nichts.
Projezierst du?

Und nochetwas: was mich wirklich ärgerlich macht, ist dieses
„Ich bin fremd gegangen, weil bei uns in der Beziehung etwas
nicht mehr stimmt“-Gequatsche.

Diese Ausrede finde ich auch schwach. Wenn schon dann offen und
ehrlich ‚Ich brauch ne Andere im Bett weil meine Partnerin nicht
mehr mit mir schläft‘.

Wenn es in der Beziehung Probleme gibt, dann sollte man sie
offen ansprechen und versuchen zu lösen. Ansonsten sollte man
von Anfang an eine offene Beziehung vereinbaren.

Das finde ich etwas flach und himmelblau gedacht.

Am Anfang sieht man die kommenden Probs sicher nicht und ich
kenne keine frische und enge Beziehung, die gleichzeitig eine
‚offene‘ gewesen wäre.

Wenn die Probleme da sind, kann es viele Gründe geben eine
Beziehung aufrecht zu erhalten und nicht jedes Problem ist
lösbar.

Aber wie reif ist es denn, aufgrund von Beziehungsproblemen in
einen Seitensprung zu „flüchten“ statt das Problem von Anfang
an offen anzusprechen und zu lösen?

Ein schöner und theoretisch immer richtiger Satz. Nur in der
Praxis stellst du damit völlig unpassende Maßstäbe auf und
folgst einer mMn gescheiterten Ideologie des ‚Problemelösens
durch besprechen‘.

Manchmal ist der Seitensprung bzw. die Affäre die Lösung *fg*

Probleme in der Beziehung und Seitensprünge sind für mich
grds. 2 Paar Schuhe.

*zustimm*

Aber beide Paar Schuhe passen an die gleichen Füsse *g*

Viele Grüße

Jake