Hallo Jake!
Nicht nur zu lesen, sondern auch zu spüren, dort und zwar genau dort, wo ich bin und womit ich hierher gekommen bin, gesehen zu werden und eine Antwort zu erhalten, das ist schon toll und unerwartet.
Andere mögen nun denlken, ja, sie kriegt ja auch genau das zu hören, was sie hören wollte, aber das ist es nicht.
Es ist nur so, dass das sich auf den Fragenden einlassen und dort ihm zu antworten, wo er gerade steht, ungeachtet eigener Bilder und Konzepte der einzige Weg sein kann, der konstruktiv bleibt.Auf diesem Boden empfinde ich selber auch die Möglichkeit, Einwände und Bedenken, um die ich ja grundsätzlich dankbar bin im Austausch anzuschauen, und bleibe frei, für was auch immer sich dann in mir entwickelt.
Aber das verstehst Du ja schon, sonst könntest Du nicht so schreiben und hast Du mir das in ganz besonders ausgeprägter Weise gegeben und das ist wohl ein Glücksfall.
Sei nicht so verbittert. Das schadet eigentlich nur dir
selber.
Letztlich hat man es hier immer nur mit Menschen zu tun und
wir alle plagen uns mit den Tücken des Mediums Internet rum.
Anonymität, Zeitmangel, Oberflächlichkeit, die Einengung auf
manchmal karge Texte deren Autor man nicht kennt … all das
hat seinen Preis.
Mehr als sonst irgendwo muss man hier sortieren und sich über
die passenden Antworten freuen … und unterliegt doch beim
Sortieren den gleichen Beschränkungen und ordnet schnell mal
eine schiefe Tonlage aus Betroffenheit als miesen Beitrag ein.
Wirklich schön ausgedrückt und auf den Punkt gebracht.So ist es wohl.
Jetzt aber zu meiner Antwort an dich:
Nachdem ich deine Situation gelesen habe, kann ich den tiefen
Zweispalt verstehen, in dem du steckst und für den es keine
einfache Lösung zu geben scheint.
Dem Mann, den du liebst, ist es grundsätzlich wichtiger
monate-
lang am Arsch der Welt seiner Karriere zu folgen als mit dir
zu
leben und deine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. An
der
Stelle würden viele die Beziehung an sich hinterfragen … du
stehst zu ihm und ihr wollt die Beziehung fortführen.
Du wirst mir vorwerfen, dass dies nicht dein Thema ist, aber
ich nehme mir die Freiheit dir zu schreiben dass ich an der
Stelle anders gehandelt hätte. Unter diesen Umständen hätte
ich die Beziehung abgebrochen um eine gemeinsame Zukunft mit
Zusammenleben und Kindern usw. mit einem anderen Partner an-
zustreben. Aber das ist deine Entscheidung und eine Frage der
persönlichen Lebensziele.
Wie sollte ich Dir hier etwas vorwerfen?
Du sprichst von Dir, und versuchst mir nicht, Deines überzustülpenmangels Wahrnehmung oder gar Projektion.
Es ist dies alles nicht so ganz einfach, denn ich kann Deinen Standpunkt sehr gut verstehen, und mein Kopf würde auch so antworten.
Es ist nur so, ich habe im tieferen Sinne meinen „Seelenpartner“ in diesem Mann gefunden, wir sind seit 10 guten (!) Jahren zusammen, und vor diesem Hintergrund ist mein Problem wieder marginal.
Grundsätzlich hab ich gar nichts gegen ein bisschen Freiheit und meine Ruhe haben, es ist dieses nur zu viel davon.
Kinder habe ich vorher bekommen, das nur am Rande, und mein Leben ist mit und ohne ihn ein lebendiges und gutes.
Hat auf der Seelenebene ein Einlassen stattgefunden,wie bei uns, dann gibt es da irgendwie nicht mehr die Frage gehen oder bleiben, das ist dann eher „in guten wie in schlechten Zeiten“, und ich bin zuallererst dankbar, dass mir diese Gnade widerfährt.
Vor diesem Hintergrund gilt es Probleme zu meistern, so, wie ich es jetzt versuche, das ist viel schwieriger, als zu gehen, und natürlich weiss ich, dass diese Konstellation nicht ohne Grund die meine ist und es hier etwas zu lernen gilt.
So in etwa.
In deiner jetzigen Situation sehe ich keine Alternative als
dazu, dass du deinem Körper gibst, wonach es ihm verlangt und
diese Bedürfnisse mit einem anderen Mann befriedigst. Wenn
dein Freund grundsätzlich das Problem begreift und einsieht,
dass er entweder auf seine Auslandsaufenthalte oder auf deine
körperliche Treue verzichten muss, ist das schon viel wert.
Toll finde ich es, dass er das offen ausgesprochen hat - viele
andere führen in solchen Situationen ein Spiel aus unausge-
sprochenen, widersprüchlichen und fehlinterprätierbaren
Aggrements *dich beneid*
Unter diesen Umständen ist es eine Schutzfunktion für eure
Beziehung
wenn du eine ‚Sprünge‘ für dich behälst - und das sollte auch
kein
Problem sein, solange dabei nichts ‚wichtiges‘ geschieht.
Hm, das sagst Du.Und ich höre es.
Wieso eine Schutzfunktion?(Natürlich verstehe ich das ein Stück weit, aber da ist auch noch eine Leerstelle bei mir, wo ich nicht ganz verstehe.)
Ich war, angeregt durch all diese Gedanken und Reaktionen hier noch mal sehr gezwungen, mich sehr ehrlich zu fragen, wie tun.
Wenn ich mich ehrlich frage heisst das, dass ich mein Herz frage.
Und bin vorerst (!) zu dem Schluss gekommen, dass es auch um ganz was anderes gehen könnte, an dieser Stelle.
Ich habe nämlich herausgefunden, dass ich zwar respektiert habe, was er entschieden hat, nicht aber wirklich akzeptiert.
Und meine, er schuldet mir noch was.
Hoffe, Du kannst mir noch folgen.
Mein Herz, das, wenn es erstmal mitreden darf sehr konsequent hingabefähig ist sagt dazu, hier geht es um Vergebung.
Es ist nicht wirklcih richtig, was er tut, es ist auf Seelenebene toxisch.
Aber tun wir das nicht alle in unseren Beziehungen, immer mal wieder, viele sogar überhaupt immer?
Und diese Unvollkommenheit sollte ich mit demeigenen Anspruch,eine reife Beziehung zu leben aushalten können.
Sogar, wenn sie ungerecht ist, was ich ganz besonders wenig aushalten kann, denn ich mute ihm etwas Gleichwertig toxisches nicht zu.
Aber gibt es einen anderen Weg auf dem Pfad von Herz und Seele, als Vergebung?
Natürlich haben wir alle Grenzen, und auch ich kenne meine, beginne nun aber wieder darüber nachzudenken, ob ich nicht an allen Punkten, die gerade noch nicht meine absolute Grenze erreichen weiter das üben sollte, was ich eigentlich für meinen Weg im tiefsten Sinne halte:
Hingabe.
So in etwa.
Klingt das schräg?
Und dann ist da ja eben auch noch folgender Punkt:
Wo ich ein Problem sehe, ist bei der Frage wie oft und wie
schön
es mit dem Lover sein darf. Hoffendlich schaffst du es die
Balance
zwischen der Gefahr dich beim Sex in diesen Lover zu vergucken
wenn
es sehr geil mit ihm ist und ehrer miesen Erlebnissen, die
genauso
unkritisch wie langweilig sind.
Ich habe mir nicht ohne Grund letztes Jahr einen lover gesucht, der mich zwar körperlich befriedigen konnte, der aber auf mich null Anziehung ausübt.
Anders geht es in meinem Fall gar nicht, das war mir damals gar nicht so bewusst, und vermutlich würde es jetzt wieder in dieser Form laufen.
Natürlich frage ich mich nun, ob ich mir das wieder antun will.
Mir ,wohlgemerkt.
Und fange an, darüber nachzudenken, wie ich meine Erotik auf andere Weise leben kann.
Eine Freundin schlug vor, Bauchtanz, meine Antwort war, kriegt man denn davon auch eine Orgasmus.
Da bin ich eben noch nicht sehr weit, wie das wohl gehen soll.
Es wird nicht einfacher zunächst, aber ein ganz wichtiger Punkt ist wieder dabei…mein Herz.
Ohne das geht nichts, das weiss ich eigentlich.
ABer einfacher wird es nicht dadurch,*stöhn*.
Vermutlich werde ich noch eine Weile zwischen den Polen pendeln,dem, was Du ausdrückst, und dem, was ich als meine neueste Erkenntnis geschildert habe.
Ganz herzlichen Dank für Deine Unterstützung!!
Zahira
Viele Grüße
Jake