Hallo Martinus,
um das vorweg klar zu stellen, ich bin nicht der Meinung, dass die Zugehörigkeit zu einer Kirche nicht sinnvoll für Christen wäre. Ich bin auch der Meinung das vom Auftrag her ein Pate Kirchenmitglied sein sollte.
De facto bleibt dies aber ein formales Kriterium. Die Kirchenmitgliedschaft sagt über die Eignung zum Paten nichts aus. Viele Kirchenmitglieder sind völlig kirchenfern und zahlen aus ganz anderen Gründen noch ihre Beiträge, z. B. weil sie in einer kirchlichen Institution Karriere machen wollen, oder aus sonstiger Opportunität oder weil sie die Arbeit der Kirchen sozial sinnvoll finden und Unterstützen wollen oder sogar aus reiner Trägheit. Da diese Mitgliedschaft aber das einzige Kriterium ist, das von kirchlicher Seite aus geprüft wird, kann das im Einzelfall als sehr willkürlich empfunden werden.
Wer sich jedoch für den individuellen Glaubensweg ganz ohne
Kirche oder organisierte Gemeinschaft entschieden hat, ist aus
demselben Grund aus evangelischer Sicht als Pate nicht
geeignet.
Das erscheint in deiner Argumentation gut nachvollziehbar, nur stehen die Eltern unter Umständen vor dem Konkreten Problem, dass sie jemanden zum Paten machen möchten, der ihnen nahe steht, von dem sie erwarten, dass er sich dem Kind zuwendet und vielleicht sogar ein Vorbild christlicher Tugenden sein kann, der aber nicht (mehr)
Mitglied einer Kirche ist und sonst haben sie nichts gleich „gutes“.
Wenn dann der Pastor sich diesem Wunsch verweigert, aber jeden völlig fremden pädophilen Zyniker der zu seiner eigenen Konfirmation das letzte mal eine Kirche von innen gesehen hat und den man zufällig im Bierzelt zu später Stunde danach gefragt hat, akzeptieren würde, weil der zufällig noch Kirchensteuer zahlt und erst eine Woche später austritt, dann wirst du zugeben, dass das eine wenig überzeugende Haltung ist.
Wenn der Kirche tatsächlich an der Eignung von Paten gelegen wäre, dann würde sie nicht nur und ausgerechnet die Vereinsmitgliedschaft prüfen.
Gruß
Werner