Danke für die Antworten. Sie bestätigen meine Vermutung, dass ein heimliches Sichtentfernen metaphorisch mit Stehlen gleichgesetzt wird, d.h. einem reflexiven Sich-selbst-Stehlen.
Anlass meiner Frage ist eine Passage in Richardsons Roman „Pamela“, den ich gerade übersetze:
(Kontext: Ein verliebter Adliger hat die junge Pamela entführen lassen und hält sie in einem seiner Gutshäuser fest. Die ´Aufseherin´ Mrs. Jewkes („the odious wretch“) antwortet auf Pamelas Frage, ob sie, Pamela, verdächtigt wird, einen Diebstahl zu planen, dass es in der Tat ein Diebstahl wäre, wenn sie, Pamela, sich der Gewalt des Adligen durch Flucht entziehen würde („to rob him of yourself“), worauf Pamela erwidert, dass sein Besitzrecht auf sie nur das Recht sei, dass ein Dieb auf ein gestohlenes Gut beansprucht.)
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The gardener was at work a little farther, and so we looked upon him, and I began to talk about his art; but she said, softly, My instructions are, not to let you be so familiar with the servants.
Why, said I, are you afraid I should confederate with them to commit a robbery upon my master?
May be I am, said the odious wretch; for to rob him of yourself, would be the worst that could happen to him, in his opinion.
And pray, said I, walking on, how came I to be his property? What right has he in me, but such as a thief may plead to stolen goods?
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(Nachfolgend meine Übersetzung, wobei ich „rob“ mit „stehlen“ übersetze, da ein Raub von der Definition her Gewaltanwendung voraussetzt, wovon bei einer Flucht Pamelas aber keine Rede sein kann. Das „to rob him of yourself“ habe ich mit „euch davonstehlen“ wiedergeben in der Absicht, damit Flucht und Diebstahl in einem Begriff zusammenzufassen.)
Ein Stück weiter sahen wir den Gärtner und beobachteten ihn bei der Arbeit. Ich begann über seine Kunstfertigkeit zu reden, doch sie sagte leise:
„Ich bin angewiesen, euch vom Umgang mit den Dienern abzuhalten.“
„Befürchet ihr denn, dass ich mich mit ihnen zusammentue, um meinen Herrn zu bestehlen?“
„Ja, vielleicht“, sagte die Schurkin. „Es wäre für ihn nämlich das Schlimmste, was geschehen könnte, wenn ihr euch davonstehlen würdet.“
„Wie bin ich denn sein Eigentum geworden? Welches Recht hat er auf mich, wenn nicht eines, das ein Dieb auf ein gestohlenes Gut beansprucht?“