Ein BWLer hätte (und hat es in meinem Falle) sofort gesagt,
daß es eine Marge von 0,5-0,75% für risikolose Papiere nicht
geben kann. Genau darauf beruhte aber der Erfolg von CDOs und
Konsorten.
Wer hat diese CDOs angestoßen? Wer die entsprechenden
Konstrukte entwickelt? BWL / Mathematik?
Der Vertriebsfähigkeit der strukturierten Wertpapiere steht und fällt mit der Rendite-Risiko-Relation. Der ganze Rotz, mit dem in den letzten fünf Jahren der Markt geflutet wurde, warf eine Rendite ab, die deutlich über einer adäquaten Risikoverzinsung lag.
Dies glaubte man über sog. Wasserfallstrukturen begründen zu können. Das bedeutet, daß Tranche A komplett bedient wird bevor Tranche B bedient wird bevor Tranche C bedient wird usw. Durch diese Konstruktion erreichte Tranche A ein Rating AAA oder AA.
Das mit den Ratings ist aber so eine Sache: sie drücken zwar vordergründig Ausfallwahrscheinlichkeiten aus, dies aber nur im Rahmen von sog. Konfidenzniveaus. Ohne ins Detail gehen zu wollen, berücksichtigen Ratings und etliche andere Kennzahlen zur Risikosteuerung nicht alle denkbaren Szenarien sondern nur einen – wenn auch großen – Teil davon.
Beispiel: Die Berechnung der maximalen Risiken aus einem Derivats erfolgt so, daß das ermittelte maximale Risiko 97,5% aller denkbaren Szenarien abdeckt. Dumm ist nur, wenn ein Szenario eintritt, das nicht nicht zu den 97,5% aller Szenarien gehört.
Hier kommt dann die erwähnte Verteilung der Wahrscheinlichkeiten ins Spiel. Wenn aus falschen Annahmen heraus bestimmte Ereignisse bei der Ermittlung des maximalen Risikos nicht berücksichtigt werden, wird die Risikoeinschätzung in Extremfällen durch die Realität ad absurdum geführt.
Genau passiert seit letztem Sommer.
Die Risiken erweisen sich als höher als bei der Ermittlung von Risikokosten und Risikokapital erwartet, Währungs- und Zinsschwankungen sind stärker als erwartet und zerhauen jede ursprüngliche Risikoeinschätzung und systematische Risiken wie abschmierender US-Häusermarkt u.ä. wurden anscheinend auch nicht hinreichend berücksichtigt.
Kurzum: die dollen Risikomodelle der ach so unglaublich tollen und einzig wahren Wissenschaftler haben sich als nette Spielerei herausgestellt, die dummerweise im Ernstfall nichts wert ist.
Das witzige daran ist, daß man bei normalem Verlauf auf die Risikomodelle weitgehend verzichten kann – und in den letzten hunderten von Jahren auch verzichten konnte. Kritisch wurde es immer nur dann, wenn die ausgetretenen Pfade verlassen wurden und in Produkte und Märkte investierte, die man mit den Risikomodellen im Griff zu haben glaubte (vgl. Barings, Herstatt u.a.).
Normalverteilung von Wert- bzw. Kursentwicklungen zu nennen.
Diese sind aber eben nicht normalverteilt, wie es die
„ernstzunehmenden“ Spezialisten unterstellt haben.
Weshalb eigentlich?
Und welche Annahmen soll ein Mathematiker jetzt voraussetzen?
Wie wärs mit Empirie? Bei der Analyse von einigen Millionen Kursdaten sollte es wohl möglich sein, herauszubekommen, was jeder weiß, der schon mal Aktien in der Hand hatte: runter gehts immer schneller als rauf.
Jeder doofe
Bankazubi und BWLer weiß nicht zuletzt aus eigener Erfahrung,
daß starke Kursverluste häufiger auftreten als gleichhohe
Kursgewinne.
Stutz! Würde dies nicht bedeuten, dass die Kurse im
Durchschnitt fallen?
Nein, das heißt, das sie schneller fallen als steigen. Da sie häufiger steigen als fallen, kommen am Ende auf lange Sicht steigende Kurse heraus.
Außerdem beruhen die ganzen Steuerungsinstrumente der
Kreditinstitute auf mathematischen Modellen, die die Höhe der
erwarteten und unerwarteten Verluste berechnen. Diese
fehlerhaften Modelle sind genau der Grund dafür, daß die
Eigenkapitalausstattung der Institute nicht ausreichten.
Stichworte: Value at risk, economic capital bzw.
RAROC-Steuerung (kannst ja mal googlen).
Es sind nicht fehlerhafte Modelle, die Annahmen sind falsch.
Und diese werden nicht von den Mathematikern vorgegeben.
Sind unsere Rollen gerade wieder vertauscht und Du bist derjenige, der sich mit dem Zeug auskennt?
OK, die BWLer haben den Fehler gemacht, diese Fachidioten
einzustellen und ihren Modellen bedingungslos zu vertrauen,
Ok, da haben wir die Schuldigen doch. Die BWLer haben einen
Fehler gemacht.
Baus Du einen Motor auseinander, um den Automechaniker zu kontrollieren, den Du gerade für teuer Geld bezahlt hast, um Zahnriemen und Ölpumpe auszutauschen? Wenn die Arbeit von Fachleuten so trivial bräuchte man keine Fachleute und könnte Universitäten und Berufsschulen abschaffen.
Gruß
C.