Guter Ansatz - Danke!
Guten Morgen Annie,
vielen Dank, dass Du Dir offenbar die Mühe gemacht hast, zu verstehen, worum es eigentlich geht.
es sei mir mal obzwar vollständig laienhaft an dieser Stelle
mal eine gänzlich andere Herangehensweise an die Sache
gestattet.
Natürlich. Ich sprach ja nicht die Profis explizit an, sondern schrieb hier in der Hoffnung auf Erfahrungsberichte von ähnlich Betroffenen.
Man ist also, soviel dürfte mal feststehen, für diesen Job
einigermassen überqualifiziert.
Nun - nach 25 Jahren Berufserfahrung im gehobenen Management in den verschiedensten Branchen könnte man das sagen. Wobei das „überqualifiziert“ eigentlich nicht der richtige Begriff ist. Die Kompetenzen und Erfahrungswerte von A werden schlichtweg nicht genutzt - zumindest nicht vom Chef.
Ein Beispiel: Chef hat sich noch nie für das berufliche Vorleben von A interessiert. Als er in der Firma vor 1,5 Jahren anfing als GF hat ihn nicht mal interessiert, welche Ausbildung die ihm zur Seite gestellte Assistentin hat. Nach Monaten, als er eine englischsprachige mail an einen Geschäftspartner in CC von ihr bekam, rief er völlig aufgelöst an und fragte, woher sie so gut Englisch könne…
??
Noch Fragen? Ihre Antwort war: ich bin Fremdsprachenkorrespondentin mit den Sprachen Englisch und Spanisch.
Ihn interessieren ganz offensichtlich die vorhandenen Qualifikationen auch nicht. Selbst in oder nach dem Feedbackgespräch Ende 2009 hat er keinen Gedanken daran verschwendet, mal einen Blick in den CV von ihr zu werfen, obwohl er während des ganzen Gesprächs offen auf dem Tisch lag.
Es handelt sich um Desinteresse und genau da fängt selbstverständlich auch das Gekränktsein an. Das wäre A auch, wenn sie ein Mann wäre (oder wäre der dann eher beleidigt?).
Gut, wir wollen, auch wenns schwer fällt und blöd klingt, mal
aussen vor lassen, dass so gut wie immer dieser Umstand mit
einer naturgemäßen Unterbezahlung eihergeht, vergessen wir
einfach mal spaßeshalber den rein wirtschaftlichen Aspekt
Dann bliebe, mindestens wenn es gezz mich an As Stelle
beträfe, doch immer noch ein um Welten besseres und
entspannenderes Gefühl. Ich meine, bleib doch einfach mal
gelassen (Kinn hoch, Schultern runter und ganz ruhig und tief
atmen).
Ja und nein. Das, was A in der Tat sehr verletzt hat und das Vertrauen zum Chef auf Null reduziert hat, ist nicht die Tatsache, dass ihrem Wunsch nach mehr Geld (wir sprechen hier nicht von Managergehältern, sondern von einem durchschnittlich schlechten Gehalt - weit geringer als in ähnlicher Position im öffentlichen Dienst. Dies nur mal zum groben Vergleich) nicht entsprochen wurde.
Im Gegenteil, DAMIT hatte sie in der Tat gerechnet. Sprich: Sie hat nicht wirklich erwartet, dass man ihr mehr zahlen wird. Dafür kennt sie zum Einen das Geschäft und zum Anderen den Konzern zu gut.
Was aber wirklich verletzt und eben diesen Prozess des Krankwerdens in den letzten sechs Monaten und noch mal extrapoliet seit Februar nach dem zweiten Gespräch, ist die deutliche Verarschung. Die Frechheit, wie Chef ihr mit einem Lächeln im Gesicht etwas verkaufen möchte als Verbesserung, was ohnehin ihr Gehalt seit 2006 ist. Nur, dass sie wie alle anderen Mitarbeiter einen Teil davon eben für drei Jahre opfern musste aufgrund des Verkaufs der Firma zur Sicherung der Arbeitsplätze.
DIESE Frechheit, sie für so doof zu verkaufen - und nebenbei, wenn sie das Angebot annehmen würde, hätte sie sogar Einbußen, weil der neue Vertrag derzeit bestehende Zulagen gar nicht beinhalten würde - das verletzt und lässt einem den Spaß an der Arbeit - mit ihm - nicht mehr wiederfinden.
Stell dir vor den enorm viel größeren Druck von A vor, wenn
sie andersrum vollständig unterqualifiziert wäre und dafür
denne überbezahlt.
siehe oben, davon könne selbst bei einer 10%igen Gehaltserhöhung keine Rede sein
… daher: diese Gefahr bestünde nicht.
A weiss, dass sie sowohl unterbezahlt als auch unter ihren
Scheffel beschäftigt ist. Ihr Chef vermutlich mal dito. Sollte
erstmal langen, jedenfalls, solange sie keine besseren
Angebote hat.
so dachte A bis Februar auch. Sogar noch ein paar Wochen länger hat sie immer wieder gesagt ‚ich kann aus der Situation nur lernen - ich werde mich nicht aus der Ruhe bringen lassen und meinen Job weiterhin genauso gut machen‘.
Nun beginnt die Situation zu eskalieren. U.U. liegt es daran, dass sie nun weitere Aufgaben übernommen hat, die weit über dem Stellenprofil liegen, für die sie aber neben dem Tagesgeschäft kaum Zeit findet. KANN sein, dass es daran liegt. Kann auch daran liegen, dass halt kein Mensch auf Dauer mit so einer Situation cool umgehen kann.
Das kann ich nicht sagen.
Zurzeit ist es jedenfalls so, dass sie kaum noch in der Lage ist, den Job gebacken zu bekommen, weil sie kraftlos und ausgelaugt - natürlich auch dünnhäutig - ist.
Und der Umstand, dass A 6 Vorgesetzte in Folge sozusagen
aufgeraucht hat, zeugt doch bei dem nächsten
Vorstellungsgespräch von allem anderen als einer mangelnden
Umgänglichkeit am Arbeitsplatz geschweige denn
fortgeschrittener Ränkeschmiederei.
Hm - hier verstehe ich Dich nicht ganz. Also - nur zum besseren Verständnis - ich habe keineswegs irgendwen aufgeraucht:wink:.
Ihr wurden innerhalb von 2 Jahren in Nacht- und Nebelaktionen neue GFs vor die Nase gesetzt (aufgrund von mehrfachen Verkäufen der Firma). Tolles Gefühl, wenn man morgens in die Firma kommt und von den Empfangsdamen kurz die Info bekommt, man solle sich nicht wundern, dass xy gerade hektisch seinen Schreibtisch ausräumt.
Ah - siehst Du, es hilft, darüber zu schreiben… jetzt verstehe ich, was Du mit dem Absatz meinst. Denn ich wollte gerade schreiben: es ist super, sich alle paar Monate mit neuen Gesichtern und Charakteren, neuen Arbeits- und Verhaltensweisen arrangieren und mehr zu müssen.
Ja - das muss man in gewisser Weise können. Und bei jetzigem Chef kippte die erste Sympathie irgendwann, als A feststellen musste, dass er leider wenig Kompetenz als Führungskraft mitbringt. Aber DAVON dafür umso mehr überzeugt ist. Irgendwann hat man sich miteinander arrangiert und die Zusammenarbeit lief reibugnslos für eine gewisse Zeit (halt bis Ende 2009).
Natürlich funktioniert auch danach die Zusammenarbeit noch - allerdings eben mit dem schalen Geschmack, dass A sich fragt, wozu sie eigentlich die Arbeit für 5 macht und warum sie sich immer noch zu so etwas wie Dienstbeflissenheit und Verantwortungsbewusstsein für alles und jeden hinreißen lässt. Und DA liegt die Krux. Sie findet den gesunden Abstand nicht.
Das kann A durchaus zu Hause üben. Einfach irgendeine, ihr
komplett verhasste Mucke (Techno, Punk, Grindcore, Wagner,
Volksmusik) auf volle Möhre stellen und sich Schritt für
Schritt dabei im Relaxen üben. Aber allermindestens sich den
äußeren Schein des absoluten Gechilltseins zu geben.
-) - danke, Du hast mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. 1. werde ich mir Mr. Gould mal ohral zur Brust nehmen demnächst und 2. könnte man das in der Tat mal ausprobieren mit der lauten Mucke (die A nicht wirklich mag - egal was. Laut ist nicht angenehm…).
Derzeit ist eher genaus das Gegenteil der Fall. Rennt er alle 5 Minuten durch’s Zimmer, wurschtelt A völlig hektisch in ihren Utensilien rum, um ebenso hektisch und geschäftig wie er zu wirken. Hier greift unter Umständen sogar der Vorwurf des geringen Selbstwertgefühls. Sie scheint es mittlerweile selbst als wertlos zu empfinden, mit Ruhe und Konzentration ihre Arbeit zu erledigen. Sie nimmt den Chef zum Maß aller Dinge - warum auch immer - und meint vielleicht, nur wenn man so geschäftig herumdröhnt, ist man(n) was wert…
Das ist ein sehr hilfreicher Ansatz, den Du da ins Hirn bringst!
Und jedesmal, wenn der hibbelige Vorgesetzte A wieder mal mit
seinen affektierten Rumgetobe aus der Ruhe zu bringen
trachtet, einfach so betont lässig und seelenruhig wie es nur
geht seine Arbeit tun, als ob man sich in einem lichten
Frühlingshain fernab jeder hektischen Betriebsamkeit befände.
Wunderbare Vorstellung.
Hoffe, dir wenigstens ein wenig weitergeholfen zu haben.
Danke - doch, ja. Es bringt Gedankenansätze, die auch schon mal da waren, aber durch den Frust irgendwann vergraben wurden, wieder an die Oberfläche.
Viele Grüße
Aquilegia A.