Sind Einlagen wissenschaftlich vertretbar?

Hallo!

Ich lese gerade ein Buch über Barfuss-Laufen, und bin nun indirekt schrecklich geschockt worden. Ich hoffe, jemand kann mir meinen Denkfehler zeigen. Das Buch heisst: The Barefoot Running Book second Edition: A practical Guide tot he Art and Science of Barefoot and Minimalist Shoe Running.

In diesem Buch wird die Industrie der Laufschuhe so dargestellt, wie sie wohl ist, als eine Industrie, die hauptsächlich Geld machen will. Anscheinend hat die Forschung schon länger bewiesen, dass Barfußlaufen viel gesünder ist. Zum Beispiel mit der Studie, die bewies, dass barfüßige Bevölkerungen weniger Fußdeformationen haben als schuhe-tragende Bevölkerungen (Stewart, S.F. (1972). Footgear – Ist History, Uses and Abuses. Clinical Orthopaedics and Related Research, 88, 119-130).

Danach führt der Autor einen Vergleich auf zu der Babynahrung, die in den 80ern auch massiv beworben wurde, auch durch Arztpraxen, so dass der Eindruck entstand, dass diese vor dem Stillen vorzuziehen wäre. Genauso wäre es im Moment mit den gepolsterten, stützenden Schuhen für besseres Laufen. 2008 sollen aber Craig, Parker und Callister in einer sehr ausgiebigen Suche keine einzige Studie gefunden haben, die moderne Laufschuhe als vorteilhaft darstellt. Im Original: „L’étude qui fait peur aux Géants“.

Was mich daran schockiert? Vor 2 Jahren war ich wegen Schmerzen im linken Fuß, die mich fast wahnsinnig machten, bei einem Orthopäden. Dieser hat meinen Fuß geröntgt, festgestellt, dass ich einen leichten Spreizfuß und leichte Plattfüße habe, und mir daraufhin Einlagen verschrieben. Hätte der nicht, wenn der wissenschaftliche Stand wirklich so ist wie hier dargestellt, mir viel eher dazu raten sollen, so viel wie möglich barfuß zu laufen? Denn mit seinen Einlagen hat er das Gegenteil geschafft. Barfuß kann man die nicht tragen. Es kann doch nicht sein, dass ein ganzer Bereich der Medizin nicht nach dem wissenschaftlichen Stand arbeitet, oder etwa doch? Ich hoffe, es gibt Studien, die das Tragen von Einlagen überhaupt empfehlen?

Weswegen mein Fuß so schmerzte, fand ich erst ca. 1 Jahr später raus: Stress. Ich hätte damals wohl eher zu einem Homöopathen gehen sollen. Die Kügelchen wären billiger gewesen als diese Einlagen, hätten aber wohl genauso viel gebracht :wink: Aber danach ist man immer klüger.

Liebe Grüße,
Chimlee

Hi,

barfuss laufen ist nur dann gut, wenn man einen weichen untergrund hat. Also Erde, Sand, Wiese, Waldboden. Trittschallgedämmtes Laminat zählt nicht dazu, parkett, Beton und Asphalt erst recht nicht.

Nur auf den genannten weichen Untergründenkann die Muskulatur in den Füßen wirklich arbeiten, und muss es auch, um dir Halt zu geben, damit du nicht umfällst (probiers mal, das ist echt anstrengend). Dadurch wird sie gekräftigt. Außerdem weicht der Boden dem Druck durch den Fuß aus, und die Belastung auf den Knochen wird geringer.
Wenn du auf Beton läufst, weicht nichts aus. Beton ist flach und hart. Rate mal, wer nachgibt, wenn du mit deinen 65kg (ich schätze aus der ferne :smile:…) Körper von oben auf die Füße drückst, und der Beton drunterliegt:
a) du wirst leichter
b) der Boden bekommt eine DElle
c) die Knochen werden platt und krumm

Deshalb sollten gute Schuhe weich sein und deine Füße polstern. Das können sie nur bis zu einem gewissen Grade. Ansonsten müssen sie dir eine rundlage bieten, die deinen Fußknochen und Beinen eine normale Belastung (= wie auf Sand, Wiese, …) geben, die sie an jeder Stelle also nur so weit sich durchdrücken lassen, wie das auf Sand auch wäre. Damit schonst du auch die Gelenke weiter oben im Körper - Knie, Hüfte, WWirbelsäule.

Ich habe Einlagen (Knick-, Senk- und Spreizfüße). Mit Einlagen tut mir nichts ewh, ohne schon.

die Franzi

Hallo,

Tja, sowas habe ich trotz meiner Liebe zum Barfussgehen eigentlich auch immer gedacht. Nur behauptet dieses Buch genau das Gegenteil.

Laut Buch gibts ein d): egal wo du läufst, registrieren deine Füße, wie hart der Untergrund ist, und federn dann ganz reflexartig den Schlag aus. Wenn du nun aber sehr gefederte Schuhe trägst, dann täuschst du dem Fuß einen sandigen Untergrund vor, trittst automatisch fester auf, und provozierst so (anscheinend) mehr Verletzungen als ohne Federung.

Wieso sollten die Füße auch nicht arbeiten, wenn du auf Beton gehst? Auch da müssen sie ihren Dienst leisten, sonst kippst du um. Auf jeden Fall bin ich schon einige Kilometer auf Asphalt barfuss gelaufen, und gebrochen habe ich mir dabei nichts.

Dass du mit deinen Einlagen klar kommst, ist toll für dich, beantwortet meine Frage aber eigentlich nicht.

Nichts für Ungut,

Michèle

Hi,

das mit den Einlagen war nur als Zusatz gedacht, nicht als eigentliche Antwort.

Ansonsten: Natürlich arbeitet die Fussmuskulatur auch, wenn Du auf Beton läufst. Und niemand behauptet, dass Du sofort umfällst, wenn du barfuss auf Beton läufst.

Nur muten wir unseren Füßen etwas unmögliches zu, wenn wir auf Beton laufen: nämlich trotz unbeugsamen Untergrundes gewölbt zu bleiben. Auf diesen gewölbten Fuß ist auch unser gesamtes sonstiges Skelett ausgerichtet. Das (Fuss gewölbt halten) müßte auf dem Grund nämlich die Fussmuskulatur alleine schaffen, und das kann sie nicht.
Im Gegensatz zu Sand, Wiese etc. gibt der Betonboden nicht nach. Auf Dauer passt sich also die doch eher weiche Struktur unserer Knochen und Gelenke dem unbeweglichen Unterboden an. Im Falle von Asphalt und Beton ist das komplett flach. Eine Einlage ist natürlich ebenso unbeweglich, aber sie hat die Form, die der Fuss eigentlich haben sollte.

die Franzi

Hallo nochmals,

leider beantwortest du mir immer noch nicht meine Frage. Ich wollte wissen, ob es wissenschaftliche Studien gibt, die beweisen, dass Einlagen einen Nutzen haben gegenüber dem Barfuß-Laufen.

Wenn ich höre, dass Fussdeformationen durch Barfußlaufen verhindert werden, was wohl der Fall ist wenn eine barfußlaufende Bevölkerung weniger Deformationen hat als eine, die Schuhe trägt, dann frage ich mich, wieso Ärzte, wenn sie Deformationen bemerken, nicht zum Barfußlaufen ermutigen, sondern halt das Gegenteil machen, und Einlagen, die den Fuß in seiner Bewegung einschränken, verschreiben.

Du bist mit deiner Antwort leicht am Thema vorbeigerutscht, und dir zu glauben, fällt mir echt schwer. Denn würden wir unseren Füßen wirklich etwas Unmögliches zumuten, wenn wir auf Beton laufen, wieso ist das dann so bequem? Und wie schon geschrieben mute ich meinen Füßen das kilometerweit zu, und sie sind noch nicht auseinandergefallen. Sie schmerzen danach nicht einmal.

Michèle

1 Like

Hi,

tut mir leid, dass ich dir nur meine Kenntnisse der Physik anbieten konnte / kann.

Ich habe nach „studie barfusslaufen“ gegoogelt und bekam die ersten zwei seiten nur hits auf Seiten, die sich auf die Studie beziehen, von der Du sprichst.

Dabei ist mir aufgefallen (was mir schon beim Lesen Deines ersten Postings hätte bewust werden sollen), dass es in der Studie um LAUFschuhe geht, also Joggingschuhe. Wie du jetzt von LAUFschuhen über ALLTAGSschuhe hin zu EINLAGEN kommst, ist mir ein bisschen schleierhaft und weit hergeholt. In der Studie geht es um running, also auf neudeutsch Jogging. Nicht um Sich-zu-Fuß-Fortbewegen.

Hier zumindest etwas studienähnliches, eine kritische Betrchtung der ursprünglichen Studie: http://sport-gesundheit.testberichte.de/2010/01/07/j…

Auch das ist vermutlich am Thema vorbei. Ansonsten passe ich.

die Franzi

2 Like

Hallo,

Du musst dich nicht entschuldigen. Nur bin ich immer noch anderer Meinung, und denke, dass ausser der Physik in diesem Fall die Biologie auch eine sehr große Rolle spielt.

Ich habe auch ein wenig gegoogelt, und glaube nun, die Frage zu meiner eigenen Zufriedenheit selbst beantworten zu können :wink:

Wie ich vom Barfußlaufen auf Alltagsschuhe gekommen bin, spielt keine so große Rolle. Ich dachte halt, dass der Logik halber, wenn das Laufen barfuß besser ist, auch das Sich-zu-Fuß-Fortbewegen barfuß besser sein müsste.

Hier ist eine Meta-Studie, die ich gefunden habe:
http://www.hauptverband.at/mediaDB/MMDB132667_Schuhe…

Diese kommt zur Schlussfolgerung, dass:
„Daher sollten derzeit Schuheinlagen nur bei massiven klinischen Beschwerden verordnet werden.“

Mein Orthopäde ist aber wohl auch kein Einzeltäter:
„Der vorliegende Review verdeutlicht die erhebliche Diskrepanz zwischen der Versorgungsrealität und der Nachweisbarkeit einer Wirksamkeit.“

Tja. Damit ist mein Glaube in einen weiteren medizinischen Bereich zerstört.

Schönen Abend noch,
Michèle

1 Like

Hi,

man sollte schon die ganze Studie lesen:

„Aufgrund von meist kleinen Gruppen, kurzer Interventionsdauer, mangelnder
Verblindung und großer Heterogenität der Studien sind die Ergebnisse mit
Vorsicht zu interpretieren. Höhere DropoutRaten
sind in Studien mit
Schuheinlagen bei Kindern zu erwarten.“

das Argument, dass jemand Geld damit verdient, ist doch kein Kriterium dafür, dass etwas nicht wirkt oder nicht funktioniert. Wenn dem so wäre, dann würde ja in unserer Welt nichts funktionieren, außer, man bekommt es geschenkt…

Noch zu einem vorigen Beitrag von Dir: ein guter Orthopäde wird idr sehr wohl empfehlen, viel barfuss zu gehen, möglichst wenig auf Absätzen zu laufen und Fußgymnastik zu machen.

die Franzi

2 Like

Hallo Michelé

Ohne mich jetzt genauer mit den Inhalten der Studien beschäftigt zu haben, liste ich hier mal ein paar auf, die ich gefunden habe.
Wenn sie nicht in deiner Metastudie enthalten sind, bringen sie dir vll neue erkenntnisse. :wink:
Teilweise sind die Studien auch wesenltich älter. Eine kritische Betrachtung bringt einen hier auch weiter.

Hallo ein letztes Mal,

Tja, leider reisst dein Zitat das Ganze auch nicht wieder raus. Diese Meta-Studie zeigt, dass wir ganz einfach nicht wissen, ob Einlagen helfen oder nicht. Es ist nicht erwiesen, dass der Nutzen höher ist als der Schaden.

Würde man dies bei einem Medikament belegen, würde man es wohl vom Markt nehmen müssen…

Gruß,

Michèle

Hallo!
Anscheinend hat die Forschung
schon länger bewiesen, dass Barfußlaufen viel gesünder ist.
Zum Beispiel mit der Studie, die bewies, dass barfüßige
Bevölkerungen weniger Fußdeformationen haben als
schuhe-tragende Bevölkerungen (Stewart, S.F. (1972). Footgear
– Ist History, Uses and Abuses. Clinical Orthopaedics and
Related Research, 88, 119-130).

Was mich daran schockiert? Vor 2 Jahren war ich wegen
Schmerzen im linken Fuß, die mich fast wahnsinnig machten, bei
einem Orthopäden. Dieser hat meinen Fuß geröntgt,
festgestellt, dass ich einen leichten Spreizfuß und leichte
Plattfüße habe, und mir daraufhin Einlagen verschrieben. Hätte
der nicht, wenn der wissenschaftliche Stand wirklich so ist
wie hier dargestellt, mir viel eher dazu raten sollen, so viel
wie möglich barfuß zu laufen? Denn mit seinen Einlagen hat er
das Gegenteil geschafft. Barfuß kann man die nicht tragen. Es
kann doch nicht sein, dass ein ganzer Bereich der Medizin
nicht nach dem wissenschaftlichen Stand arbeitet, oder etwa
doch? Ich hoffe, es gibt Studien, die das Tragen von Einlagen
überhaupt empfehlen?

Weswegen mein Fuß so schmerzte, fand ich erst ca. 1 Jahr
später raus: Stress. Ich hätte damals wohl eher zu einem
Homöopathen gehen sollen. Die Kügelchen wären billiger gewesen
als diese Einlagen, hätten aber wohl genauso viel gebracht :wink:
Aber danach ist man immer klüger.

Liebe Grüße,
Chimlee

Hi,
Ich kann dir deine Frage nicht beantworten, möchte aber ein paar Gedanken zur Diskussion einbringen:
Kann man 2 so unterschiedliche Bevölkerungsgruppen so einfach mit einander vergleichen? die einen laufen ihr lebtaglang ohne schuhe herum, vorwiegend -so nehme ich an- auf Naturboden, wir hingegen vorwiegend auf hartem beton, asphalt usw. außerdem sind wir sicher körperlich bei weitem weniger trainiert, als „Naturvölker“.
Außerdem gibts bei uns auch Wintermonate, wo es ohne Schuhe nicht geht.

Und wenn man sich die Füsse durch zuwenig oder zuviel Sport kaputtgemacht hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass plötzliches umstellen auf Barfußgehen in unserer technisierten Umgebung abhilfe schaffen kann.

Dass Stress alle möglichen Krankheitsbilder auslösen kann, so wie bei dir eben Fußschmwerzen kann ich gut nachvollziehen.

Übrigens, ich geh ab und zu gern barfuß, zBsp durch taufrische Hundesche…freie Wiesen oder im Winter im Neuschnee schnell einmal ums Haus.

Gruss

M@x