Sinnhaftigkeit des Ölpreisdeckels für russisches Rohöl

Hallo,
einige Dinge erschließen sich nicht: Der Preisdeckel der G7-Staaten auf russisches Öl führt dazu, dass Versicherungen aus den G7-Staaten keine Öltanker mehr versichern dürfen die Öl aus Rußland für mehr als 60 US-Dollar pro Barrel transportieren.

Dabei stellt sich die Frage:

  1. Wozu braucht ein Öltanker eine Versicherung wenn er z. B. von Rußland über internationale Gewässer ein Abnehmerland anfährt?

  2. Wenn die Konkurrenz aus den G7-Staaten wegfällt, dürfte es doch kein großes Problem sein, dass Versicherungen aus anderen Staaten diese Marktlücke füllen und Öltanker versichern.

Solange der Weltmarktpreis bei über 60 USD liegt wird Rußland auch nicht auf die Idee kommen Rohöl für 60 Dollar an die G7-Staaten zu verkaufen. Rußland wird das Öl an andere Staaten verkaufen die es dann einfach teurer an die G7-Staaten weiterverkaufen.

Wo also liegt der Sinn eines Preisdeckels für einen weltweit gehandelten und transportfähigen Rohstoff aus einem bestimmten Land?

Gruß
Desperado

Hallo,
wegen des völkerrechtswidrigen Einmarsches auf Ukraine sollte man von Russland überhaupt nichts mehr kaufen.
Gruß Michael

Du fragst dich ernsthaft, wieso ein Tanker plus Ladung im gemeinsamen Wert von zig Millionen versichert werden?

Es ist in jedem Fall teurer und macht das ganze Geschäft für Russland komplizierter. Also genau das, worauf Sanktionen grundsätzlich abzielen.

Und wie kommt das Öl in diese andere Staaten? Und wieso sollten diese anderen Staaten einen höheren Preis zahlen?
Der aktuelle Marktpreis für russisches Erdöl liegt übrigens bei 65$.

Überleg doch mal scharf, wie man Öl außer in Tankern noch transportieren kann. Vielleicht dämmert dir dann was.

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Ja, das frage ich mich. Oder denkst Du Konzerne wie z. B. Saudi Aramco hätten ohne Versicherung finanzielle Probleme?

Das Stichwort „Öltanker“ hast Du gelesen? Sagt Dir das Stichwort „Weltmarktpreis“ etwas?

Natürlich nicht. Nur, wenn so ein Schiff untergeht. Dann ist nämlich nicht nur der Gewinn aus dem Ölverkauf weg, sondern auch das ganze Öl, die in die Förderung investierten Beträge und das Schiff gleich mit - und man hat u.U. noch Strafzahlungen an der Backe, weil man nicht bzw. nicht termingerecht geliefert hat. Dazu kommen dann noch die lächerlichen Millionen oder Milliarden, die man für die Aufräumarbeiten zahlen muss.

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Ohne Versicherung darf ein Schiff in der Regel nicht in einen Hafen einlaufen, den Suez Kanal durchqueren oder durch die Hoheitsgewässer zivilisierter Staaten fahren, das könnte daran liegen das bei einer Havarie kosten entstehen können die etwas sehr ungemütlich sind.

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Dann frag doch mal Exxon, was passieren kann, wenn mit einem Öltanker was schief geht.

Habe ich. Aber, jetzt kommt’s: Russland hat nicht genügend Tanker um den Wegfall westlicher Reedereien zu kompensieren. Wahnsinn, oder? Als ob sich da jemand Gedanken gemacht hat, der sich mit dem Thema auskennt. Verrückt…

Nö, erklär mal. Vor allem, was das mit dem Thema zu tun haben soll.

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Deshalb hab ich bereits in der Frage geschrieben:

Und Du denkst nicht, dass einige große Ölkonzerne mehr Geld haben als die meisten (Rück)versicherer?

Auf so eine Frage muss man erst einmal kommen. Respekt. Naja, wie dem auch sei: aus irgendeinem Grunde sind Schiffe trotzdem versichert. Ich bin mir sicher, dass es dafür einen Grund gibt. Vielleicht kommst Du ja drauf.

Ich versuche es nochmal zu erklären anhand eines Beispiels.

In der gesamten EU müssen Autos versichert sein, sonst dürfen sie nicht am Straßenverkehr teilnehmen. Dabei geht es nicht darum ob sich z.b. die Siemens AG es nicht locker leisten kann den Schaden den ein Auto verursacht zu begleichen, sondern unter anderen darum das z.b. ein Geschädigter zuverlässig sein Geld bekommt.

Im Internationalen Schiffsverkehr hat man sich auf ein ähnliches Modell geeinigt, weil es nahezu unmöglich sein dürfte wenn ein unversicherter Frachter, der einer chinesischen Reederei mit Hauptsitz in Singapore gehört, unter der Flagge von Panama fährt, im Hamburger Hafen feuer fängt und sinkt weil bei der Beladung in Kappstatt durch eine indische Logistikfirma ein Fehler gemacht wurde.

Es ist vollkommen irrelevant wieviel Geld Rosneft hat, ohne Versicherung ist es für russische Tankschiffe schlicht und einfach nahezu unmöglich in irgendeinem Hafen der Welt legal anzulegen, durch den Bosporus zu fahren, oder einen der 3 weltweit wichtigsten Kanäle zu benutzen.

Natürlich haben die Ölkonzerne weniger Barmittel zur Verfügung, der Sinn und Zweck eines solchen Unternehmens ist es nicht Barmittel anzuhäufen sondern Gewinne auszuzahlen. Die Munich Re als größer Rückversicherer der Welt verfügt über Kapitalrücklagen in der Höhe von 216 Milliarden Euro (Stand 2021) zu dem Zeitpunkt wurde dem gesamten Rosneft Konzern der Börsenwert von 70 Milliarden Euro zugeschrieben. Allein die Munich RE hätte 2021 genug Eigenkapital gehabt um Gazprom und Rosneft zum Börsenwert zu kaufen, und hätte danach noch genug Geld übrig gehabt um in der Top 10 der Rückversicherer zu bleiben.

und nein auch Saudi Aramco verfügt nicht über diese Barmittel, da würde jeder Aktionär auf die Palme gehen wenn ein Unternehmen diese absurden Summen horten würde, die mehr als dem 2 fachen Jahres Nettogewinns entspricht.

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Wir sehen schon die ersten (indirekten) Auswirkungen:

Mindestens 20 Öltanker stauen sich in türkischen Gewässern, um von russischen Schwarzmeerhäfen über den Bosporus ins Mittelmeer zu gelangen, sagte ein Insider aus der Schifffahrtsbranche der Nachrichtenagentur Reuters.
[…]
Täglich werden Millionen von Barrel Öl von russischen Häfen durch die schmale türkische Meerenge am Bosporus in das Marmarameer und dann weiter durch die Dardanellen in das Mittelmeer transportiert.

Im Hafen von Novorossiysk befindet sich eine der größten russischen Öl-Terminals. Wenn die Tanker nicht mal das Schwarze Meer verlassen können, wird’s eng.

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Bitte die Frage lesen:

  1. Wozu braucht ein Öltanker eine Versicherung wenn er z. B. von Rußland über internationale Gewässer ein Abnehmerland anfährt?

Mein Auto steht seit gestern 16:45 Uhr auf meinem privaten Stellplatz. Voraussichtlich werde ich das Fahrzeug auch heute und morgen nicht im öffentlichen Verkehrsraum bewegen. Warum ist es dennoch versichert?

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Hast du dir schon mal angesehen, wo die russischen Öl Terminals sind? Etwa 75% des russischen Öls wird in der Ostsee und dem Schwarzen Meer verschifft. Da gibt’s genau gar keine Möglichkeit, internationales Gewässer direkt zu erreichen. Gleiches gilt für Wladiwostok im Osten, wobei es bim Falle von Korsakov vermutlich möglich wäre, wenn man Japan nördlich umschifft. Nur spielt das bei der geringen Kapazität dort nicht wirklich eine Rolle.

Und wieso glaubst du eigentlich, dass das Abnehmerland sich über unversicherte Öltanker freuen würde? Noch dazu angesichts der Tatsache, dass Russland angeblich eine große Anzahl an veralteten Tankern verwenden möchte, um das Embargo zu umgehen:

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Und ohne die konkreten rechtlichen Konstruktionen und Finanzströme zu kennen: wenn jemand eine Tankerladung finanziert haben möchte, dann ist natürlich auch ein Versicherungsnachweis vorzulegen. Das gleiche gilt für die Finanzierung eines Schiffes, die in der Regel (wie gesagt: wie es hier konkret läuft, weiß ich nicht) über Zweckgesellschaften abgewickelt wird und solche Finanzierungen laufen halt auch nicht ohne Versicherung.

Und nicht zuletzt mein Punkt: nur, weil ich für ein paar Tage mal keine Versicherung brauche, komme ich ja nicht „mal eben“ aus den alten Verträgen raus und genauso wenig bekomme ich mal eben eine Versicherung für ein paar Tage oder Wochen, wenn ich die gerade brauche.

Ich kann nur vermuten, dass @Desperado davon ausgeht, dass bei einem Unfall einfach die russischen Firmen wie Gazprom oder Rosneft gerade stehen. Allerdings stellt sich mir da die Frage, ob jemand wirklich darauf vertraut, dass diese im Ernstfall auch wirklich das Geld rausrücken. Ich sehe nicht, wie das ohne jahrelange Prozesse gehen soll.

Du hast meinen Text also verstanden - da bist Du einigen hier voraus.

Natürlich würde Rußland bzw. die russischen Staatsunternehmen für eventuelle Schäden in Partnerländern aufkommen, denn wieso sollte deshalb die gute Kundenbeziehung zum Abnehmerland riskiert werden?

Stellt sich halt die Frage, wieso du nicht einfach schreibst, was du meinst.

Natürlich. Vor ein paar Monaten hast du noch gemeint, dass Russland die Ukraine natürlich nicht angreifen wird. Und hätte man dich vor dem Überfall gefragt, hättest du vermutlich auch gesagt, dass Russland natürlich seine Abkommen mit der Ukraine einhalten wird.

Putin hat in den letzten Monaten mehrere internationale Abkommen gebrochen, eine Nachbarnation überfallen und führt nun einen gezielten Krieg gegen die wehrlose Zivilbevölkerung (aka Kriegsverbrechen).
Mag sein, dass dein Vertrauen in Putin ungebrochen ist, aber du wirst hoffentlich verstehen, wenn das nicht bei jedem der Fall ist.

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Wieso liest Du nicht einfach, was ich bereits in der Ausgangsfrage geschrieben habe, nämlich:

  1. Wozu braucht ein Öltanker eine Versicherung wenn er z. B. von Rußland über internationale Gewässer ein Abnehmerland anfährt?

Nenne mir einen Grund, wieso Putin auf Milliardengeschäfte in der Zukunft verzichten sollte nur weil es ihn eine relativ kleine Summe kosten würde eventuell auftretende Schäden in einem Abnehmerland zu beseitigen?

Das ist eine bösartige und noch dümmere Unterstellung.