hallo Lego,
Übersetzung aus Le Monde vom 8. April 2002 S.3
Effi Eitam, Brigadegeneral der Reserve und Mitglied der Nationalreligiösen
Partei Israels (PNR)
Effi Eitam (51) Ariel Sharon
„Ich trete in die Regierung ein, damit Ariel Sharon nicht auf halbem Wege
stehen bleibt.“
Der aufsteigende Stern der Ultranationalisten soll am Montag (dem 9. April
2002) für das israelische Sicherheitskabinett nominiert werden.
Brigadegeneral der Reserve, seit dem 1. Januar in den Reservistenstatus
versetz, ist Effi Eitam (51) der aufgehende Stern der religiösen
Ultranationalisten in Israel. Er war der höchstrangige orthodox-religiöse
Armee-Offizier, Befehlshaber der israelischen Steitkräfte im Südlibanon von
1998 bis 1999, bis zu dem Zeitpunkt, in dem der seinerzeitige
Premierminister, Ehoud Barak, deren Rückzug anordnete, dem sich Eitam
widersetzte.
Im (sozialdemokratisch und laïzistisch orientierten ) Kibbutz Ein Gev, in
der Nähe von Tiberiad geboren, hat General Eitam im Yom-Kippur-Krieg,
Oktober 1973, „den Glauben wiedergefunden“. Er lebt in einer Siedlung auf
den Golan-Höhen. Er ist verheiratet und Vater von 8 Kindern, von denen zwei
gegenwärtig in der Einheit Egoz (Mandel) dienen, jener Elitetruppe, die auf
die „gezielte Liquidation“ von Palästinensern spezialisiert ist.
Warum treten Sie in die Regierung ein?
Israel, als jüdischer Staat, macht eine existentielle Krise durch und ich
glaube nützlich sein zu können.
Welches sind die Momente dieser Krise?
Es gibt deren drei. Zunächst ist da die Gefahr der Massenvernichtung. Im
Nahen Osten bemühen sich zwei Staaten um die Ausrüstung mit
Massenvernichtungswaffen: Iran und Irak. Nach der Shoa kann das jüdische
Volk nicht eine neuerliche Vernichtung riskieren. Das zweite Element ist der
Selbstmord-Terror. Israel ist das Versuchsfeld für eine absolut neue
Strategie, die in New York angefangen hat, sich gegen die zivilisierten
demokratischen Gesellschaften richtet. Wenn Israel über diesen Terrorismus
nicht einen endgültigen Sieg erringt, wird die ganze Welt bedroht sein.
Schließlich leidet Israel an einer Führungskrise.
Wie beurteilen sie die aktuelle Lage?
Das Lande befindet sich im Krieg. Zuerst muß man die Palästinenser besiegen.
Diejenigen die meinen, daß ein militärischer Sieg unmöglich sei, irren.
Wenden wir die erforderliche Gewalt an und nutzen wir die Zeit, so werden
wir den Sieg davontragen. Danach richtet sich das Hauptinteresse Israels
darauf, daß die Internationale Gemeinschaft die Besitzer von
Massenvernichtungsmitteln ausrottet. Wenn die Internationale Gemeinschaft
nicht begreift, daß die Gefahr weltweit besteht, müßte Israel allein die
Arbeit tun. Unglücklicherweise wollen in der Welt, und sogar in Israel
selbst, bestimmte Kreise unsere Aktion zügeln.
Sie beziehen sich auf die Rede von Präsident Bush?
Die Vereinigten Staaten senden widersprüchliche Botschaften aus. Wir
empfinden für sie eine enorme Wertschätzung. Aber Israel ist ein
unabhängiger Staat und hat seine Prioritäten. Ich trete in die Regierung
ein, damit Ariel Sharon nicht auf halbem Wege stehen bleibt. Das
psychopathische Syndrom der Europäer, die sich darauf verlegen, den Mörder
Arafat zu retten, ist verblüffend. Auch bei uns gibt es nicht weniger
psychopathische Verteidiger der „Menschenrechte“ und des „Friedens“.
Welche Vorschläge werden Sie dem Sicherheitskabinett unterbreiten?
Wir müssen vier Ziele verfolgen:
- Die Terroristen töten, vertreiben oder aburteilen. Beginnend
mit Arafat.
- Wir müssen aller Waffen der Palästinensischen
Autonomieverwaltung habhaft werden und ihre Infrastruktur zerstören.
- Die Köpfe säubern, besonders der dem Einfluß des Islam
ausgesetzten Jugend; man muß die Indoktrinierung in den Moscheen, in den
Schulen und im Fernsehen verbieten.
- Den Palästinensern sehr deutlich machen, daß auf ewig
zwischen dem Meer und dem Jordan es nur die israelische Souveränität geben
wird.
Nach Zeugenberichten gibt es Machtmißbräuche der Armee gegen
palästinensische Zivilisten.
Nie ist ein Krieg sorgfältiger in dem Bemühen geführt worden, die
Zivilbevölkerung zu schonen. Wer kann uns hier belehren? Die Franzosen, nach
dem was sie in Algier angerichtet haben? Die Amerikaner in Vietnam, und
kürzlich erst in Afghanistan? Die Briten erst recht? Also: Israel ist das
moralischste Land der Welt. Die Araber schlachten die seltenen Übergriffe
aus. Das sind Feiglinge, die in Kirchen und Hospitälern Schutz suchen.
Wenn der Krieg gewonnen sein wird - was werden Sie Dann machen?
Die Palästinenser in ihren Gebieten werden alle Rechte haben, nur nicht die
Souveränität, nicht die Staatsbürgerrechte und nicht das Recht, Waffen zu
tragen. Am Ende wird Jordanien der Staat der Palästinenser sein. Sie sind
dort in der Mehrheit. Ginge es demokratisch zu, hätten sie dort schon die
Macht. Die Palästinenser von Judäa und Samaria werden, wenn sie wollen,
dorthin aufbrechen, um dort zu leben. Jene, die ohne Staatsbürgerrechte bei
uns bleiben wollen, werden das dürfen. Haben Sie in Frankreich nicht auch
sechs Millionen Muselmanen, von denen vier Millionen Ausländer ohne
Wahlrecht sind?
Worin besteht die „Führungskrise“ in Israel?
Der Zionismus träumte von einem „normalen“ Staat. Die Juden sollten werden
„wie die anderen Völker“, in Sicherheit leben in ihrer eigenen Heimstatt -
und der Antisemitismus würde verschwinden. Nun, Israel ist für Juden der
gefährlichste Ort in der Welt.
Die laïzistische Konzeption des Zionismus ist gescheitert. Um „wie die
anderen zu sein“ , der 51. Bundesstaat der USA zu sein, hätten die Juden
kein Bedürfnis, im Nahen Osten zu leben.
Der einzige Grund, Israel zu sein, ist ein wirklich jüdischer Staat zu sein.
Nun, ohne Vision ist die gegenwärtige Führung des Landes unfähig, die
dauerhafte Existenz dieses Staates und seine besondere Natur zu
rechtfertigen. Seit Jahren herrscht das Paradigma von Frieden in seiner
liberalen Bedeutung. Seine zentrale Komponente aber, der Judaismus, ist
marginalisiert. Sie muß man in das Zentrum (Herz) unserer Gesellschaft
rücken.
Was wird ein „wirklich“ jüdischer Staat sein?
Er wird drei Fundamente haben:
Das Land. Der westliche Teil des Gelobten Landes - vom Meer bis an den
Jordan - dort ist der Lebensraum des jüdischen Volkes.
Die Identität. Unsere Geschichte, unsere Kultur, unsere Sprache sind nicht
auf McDonald’s zu beschränken.
Die Besonderheit des jüdischen Volkes. Wir glauben an den Herrn der Welt.
Die Christen und die Moslems auch - aber sie sind kein Volk. Aber wir. Das
ist unsere Besonderheit: Wir sind die einzigen auf der Welt, die mit Gott
als Volk ein Gespräch führen. Unser Staat hat der Welt eine Botschaft zu
überbringen: die Existenz Gottes der Menschheit in Erinnerung zu rufen.
Wird Israel Or La Goyim, das Licht der Nationen werden?
Wir müssen das Licht für uns selbst sein., und wir werden das Licht der
Nationen werden. Die Welt leidet an moralischem Verfall: anstatt frei zu
sein, finden sich die Menschen als die Sklaven ihrer Triebe wieder, der
Sexualität und der Gewalt. Kraft seiner moralischen Gestalt wird Israel den
Weg weisen.
Fühlen Sie persönlich sich mit einer Sendung beauftragt?
Ohne jeden Zweifel. Ich fühle, daß es notwendig ist, eine Kraft neu zu
ordnen, die fähig ist, dem Staat Israel eine neue Dimension zu geben,
antithetisch zur westlichen Dominanz. Mein Ziel ist es, in Richtung eines
wahrhaft jüdischen Staaes zu gehen, aber ohne diesen aufzuzwingen. Ich bin
Demokrat.
[Das Interview führte Sylvian Cypel
Anmerkung: da ich nicht genügend Framnzösisch kann, muss ich mich darauf verlassen, dass dieses Interview korrekt übersetzt wurde.
Man beachte den Vernichtungswillen (atomaren, wenn ich richtig interpretiere), den nationalen und religiösen Größenwahn und den Gebietsanspruch auf die Westbank
Grüße
Raimund