So gern allein

Wäre nicht dieser ständige Hype um eine Partnerschaft und den leise belächelten Status eines singles, ich glaub, mir würde gar nichts auffallen. Aber so denke ich oft, ich habe einen „Schuss“!

Ich bin seit etlichen Jahren single. Nicht, dass ich das Singledasein extra gewählt habe, weil ich es so toll finde - die Beziehung verlief halt nur noch wie eine gute Freundschaft, es gab keine Zukunft.

Ich habe 2 Kinder, man kann also sagen - so allein ist man dann nicht. Aber es hat sich herausgestellt, dass ich eigentlich immer nur meine Ruhe haben will. Ich bin total gern allein mit mir, ich langweile mich nie. Nicht, dass ich tolle Hobbies habe, aber ich fühle mich nicht einsam. Ich schlafe total gern allein in meinem Bett, wache morgens gern allein auf, esse gern allein. Ich habe soziale Kontakte, bin sogar ein kontaktfreudiger Mensch und bringe auch gern andere Leute zusammen. Aber ich merke immer wieder, wie schnell mich längere Unterhaltungen überfordern, ja mitunter langweilen. Habe ich Besuch, stellt sich nach 1-2 Stunden schon die Frage, wie ich ihn wieder los werde, da ich für mich allein sein möchte. Schlimm, ich weiß. Lieber besuche ich dann andere, da ich jederzeit wieder gehen kann. Sitz ich mit einer Gruppe irgendwo, bekomme ich nach 2 Stunden die innere Aufforderung zu gehen - auch wenn es nett ist und ich nichts danach vorhabe. Es ist dann einfach genug, ich „zugestopft“ mit Menschen. Ich schwimme total gern, habe dann Ohrstopfen drin und genieße die Ruhe. Nachts steck ich mir oft die Ohrstöpsel rein, weil es dann auch so schön ruhig ist.

Da ich niemand kenne, der so empfindet, ist mir das etwas unheimlich. Meine Kinder haben sich arrangiert, als Mutter komme ich ja auch allem nach, was so ansteht. Ich muss dabei sagen, dass ich Steinbock bin und denen ja eh so ein bisschen einsame Verschrobenheit nachgesagt wird. Und ich bin schon ewig lange alleinerziehend, also vielleicht auch schon übervoll mit allem, was das so mit sich bringt. Aber das geht schließlich auch anderen so.

Da ich immer lieber allein bin, mache ich mir doch schon so meine Gedanken. Das kann ja nicht der Sinn des Lebens sein. Oder doch?

Guten Morgen!

Grundsätzlich ist doch jeder Mensch allein, der nicht als siamesischer Zwilling zur Welt gekommen ist. Insofern ist es völlig okay (und auch sinnvoll), wenn man mit sich allein sein kann.

Menschen, die sich ohne Gesellschaft einsam fühlen und immer jemand anders brauchen, sind mindestens genauso verschroben, nur dass dies gesellschaftlich besser akzeptiert zu sein scheint als das Alleinseinwollen.

Mir geht es übrigens ähnlich wie dir. Ich bin seit 8 Jahren Single, nicht ganz freiwillig, aber in der langen Zeit hab ich mich sehr ans Alleinsein gewöhnt und genieße das inzwischen sehr. Auch ich brauche immer wieder Zeiten, wo ich mit mir allein bin. Ich genieße es dann, völlig nach meinem eigenen Biorhythmus zu leben, tun zu können, wonach mir gerade ist. Das kann sich auch über einige Tage erstrecken.

Was dir wahrscheinlich Sorgen macht ist, dass es bei dir so extrem ausgeprägt ist und dass es bei anderen Verwunderung hervorruft. Mir würde es Sorgen machen, wenn aus deinen Zeilen Verbitterung sprechen würde und du aus Enttäuschung über andere Menschen in eine innere Immigration gegangen wärst. Aber du hörst dich für mich ausgeglichen an und machst einen zufriedenen Eindruck. Insofern denke ich: Wenn du keinen Leidensdruck empfindest und glücklich mit dir allein bist, dann hast du jedes Recht dazu und bist ein ganz normaler Mensch. So normal, wie alle anderen Menschen, die auch ihre individuelle „Macke“ haben. Ole van Beust hat mal gesagt: Ich brauche keinen, der abends auf mich wartet und fragt „Schatz wie war dein Tag?“!

Und der Sinn des Lebens? Dass du aus deinem Leben ein glückliches Leben machst! Und was dich glücklich macht, das weißt nur du und das bestimmst auch nur du.

Alles Gute
wünscht dir
Flaschenpost

Hey,

mir geht es ähnlich wie Dir, also so unnormal kann es nicht sein. Ich liebe meine Unabhängigkeit, machen zu können was ich will. Und wann ich es will, ohne Rücksicht nehmen zu müssen. Und wenn ich so mitbekomme was bei den meisten Paaren die ich kenne im Argen liegt… ach nee.
So lange Du Dich in der Rolle wohlfühlst, mach Dir doch keine Gedanken. Und was andere denken, kann Dir doch egal sein.

LG

B.
(Steinbock :smile:

Hallo,

was dein Sinn des Lebens ist, musst du selbst wissen.
Nur so viel: Du solltest dann tatsaechlich besser ohne Partner bleiben. Mein Mann (Steinbock…) ist so ähnlich, und ich bin oft traurig darüber.
Ich muss aber dazu sagen, dass es Phasen gibt, wo er anders ist - und dass ich dann den Eindruck habe, er ist mehr er selbst, lockerer, glücklicher auch als wenn er ewig in sich selbst gefangen ist(so empfinde ich es von außen).
LG,
Julia

Hallo moveda,

wenn du damit glücklich und zufrieden ist, lasse dir nichts anderes von der Allgemeinheit einreden. Du genießt das Alleinsein und fühlst dich wohl - schlimm ist das sicher nicht. Jeder fühlt sich halt anders wohl.

Dein Geschriebenes kommt mir sehr bekannt vor. Meiner Mutter geht es genauso wie dir - deinen Text hätte sie schreiben könne. Ich denke mal da gibt es noch einige Menschen mehr denen es ähnlich geht.

Gruß

Samira

Hallo Moveda,

ich kann nicht beurteilen, ob Du einen Schuss hast - aber WENN, dann hatte ich auch einen.

Es gab einige Jahre bis 2004, die ich seeehr gern allein verbracht habe und auch froh war, wenn ich abends die Wohnungstür hinter mir zu und mir einen schönen Abend machen konnte.

Kind lebte inzwischen allein - und somit konnte ich selbiges auch tatsächlich sein (außer es kam irgendein Notruf :wink:.

Dann kam Mr. Wright und siehe da, ich kann auch zu zweit leben. Wenn auch nach wie vor bei mir das Bedürfnis da ist, ab und an einfach mal allein sein zu können für ein paar Minuten oder ein Stündchen.

Ob das alles normal ist, weiß ich nicht. Aber Du bist in meinem Alter und entweder ist das ne Generationsgeschichte oder wir haben beide n großen Knall.

Sei froh drum, dass Du nicht leidest und wer weiß, vielleicht triffst Du ja zufällig auch irgendwann mal den Menschen, mit dem Du gern zu zweit allein bist.

Grüße
Aquilegia A.

Mr. Wright?
Orville oder Wilbur?

Neugierige Grüße

Annie

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Nach der Trennung von meiner Frau, empfand ich es als ungeheuer angenehm und befreiend, abends in meine Wohnung zu kommen und da wirklich nichts und niemand vorzufinden, der mir in irgendeiner Art und Weise etwas vorschreiben, etwas verlangen, mich durch ungebetene Geräusche belästigen konnte.

Dieses Gefühl von grenzenloser Freiheit, ich hatte es bis dahin leider noch nie kennen gelernt. Und ich bedaure das eigentlich heute noch.

Nun ja, es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei und manchmal braucht man es, dieses Plappern direkt am Ohr, die Berührungen, den Duft, die Diskussionen.

Also lebe ich heute wieder in einer Art Beziehung. Aber heiraten werde ich nie mehr und auch eine gemeinsame Wohnung käme nur dann in Frage, wenn sie groß genug wäre, dass man sich aus dem Weg gehen kann.

Sie wohnt zehn Minuten von mir weg und gewöhnlich sind wir 3 bis 4 Tage pro Woche zusammen, wobei sie dann auch bei mir übernachtet.

Und ich bin froh, wenn sie bei mir ist, aber dann auch immer wieder froh, wenn ich alleine bin. Obwohl es natürlich auch Phasen gibt, wo ich sie sehr vermisse.
Unangemeldete Besuche zwischendurch sind aber nur im Notfall erlaubt, das gibt Sicherheit.

Ich glaube in der Tat, dass der Mensch heute einfach zu selten allein ist, mit sich und seinen Gedanken. Ständig sieht man sich mit neuen Menschen konfrontiert, interessanten und uninteressanten, über die man sich eigentlich jedesmal ein Bild machen müsste, was man aber nicht kann, weil es einfach zu viele sind.

Deshalb auch ist das unverbindliche Quatschen im Chat so beliebt, weil man jederzeit heraus kann.

Der Sinn des Lebens? Darüber kann man Bücher schreiben. In denen stünde dann immer das selbe: Nichts.
Sich das Leben so einrichten, dass man zufrieden ist.
Zufriedenheit ist das halbe Glück.

Gruß, Nemo.

HI!

Ich bin ja nicht immer deiner Meinung, aber diese Antwort von dir fand ich richtig gut!

LG ChrisTine

Hallo Nemo,

ich muss dabei sagen, dass ich niemals chatte - das gibt mir so gar nichts. Entweder gute Gespräche oder aber auch mal, wie hier, interessanter schriftlicher Gedankenaustausch. Ich war übrigens gerade mit noch 2 Frauen Brunchen - und musste trotz netter und nicht oberflächlicher Unterhaltung wieder flüchten. Nun bin ich wieder allein :smile:

Grüße, Birgit

Hallo Aquilegia,

das ist bei mir nicht einfach eine Phase - oder sie hält schon vier Jahre an.

Ich kann mir das auch gar nicht vorstellen, mich wieder in eine Beziehung zu begeben, ich sehe immer nur vor mir, dass mich das nerven wird, diese Ansprüche an mich und meine Zeit. Ich muss wohl lernen, dass es eben so ist und nicht ständig darüber nachdenken und mit mir hadern. Nur, weil die Gesellschaft fordert, dass Mann und Frau nur zusammen etwas wert sind, muss ich das ja nicht so leben. Ich arbeite dran!

LG, Birgit

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Liebe Samira,

wie hast du dich dabei als Kind gefühlt? Ich habe eine fast 20jährige Tochter und denke manchmal, ich hätte ihr echt mehr geben müssen. Aber sie scheint zufrieden, so wie es gelaufen ist, kann selbständig denken, ist auf ihrem Weg. Und ich habe noch einen jüngeren Sohn, der holt sich Nähe, wenn er sie braucht. Wie gesagt, mit den Kindern um mich herum komme ich klar, sie gehören einfach dazu.

Wie war es bei euch?

LG, Birgit

Hallo Julia,

was sagt er selbst dazu, redet ihr über deine Gedanken?

LG, Birgit

Hallo du Steinbock :smile:

…mach dir doch keine Gedanken…

und das von einem Steinbock?! Ich denke über jeden Mist nach und weiß genau, dass das völliger Nonsens ist.

LG, Birgit

Danke dir :smile:

Ich brauche auch keinen, der „guten Morgen Schatz“ sagt - nicht nur am Abend nicht :smile:))

LG, Birgit

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Ach Birgit, nach 30 Jahren zusammen, gefühlten 2 Millionen Mal dieses Gesprächsthema einschließlich Paargesprächen usw… bleibt einem irgendwann nichts mehr als sich damit zu arrangieren. Glücklich macht es mich nicht.

LG, Julia

*meld*
Hallo,

mir geht es ganz genauso!! Dein Artikel hätte Wort für Wort von mir geschrieben sein können. :smile:

Und mir geht es auch gut, so wie es ist. Nur dass es bei mir mittlerweile 11 Jahre sind.

Liebe Grüße,
DieMünchnerin

Hallo Julia,

vielleicht hast du recht, man ist in sich gefangen. Aber ich empfinde es nicht als Nachteil, es ist eher so, dass ich leider keinen anderen so wirklich an mich ranlassen - oder in mich reinlassen?! - kann. Ich kenne es ja nicht anders. Aber diese Symbiose - das geht einfach nicht. Sicherlich bist du deinem Mann schon näher gekommen, als jeder andere Mensch, mehr geht eben nicht.

LG, Birgit

Hallo auch,

mir geht es auch so. Andere Menschen strengen mich an. Wenn ich die Türe hinter mir zumachen kann und alleine bin, atme ich auf. Na und? Auch solche Menschen braucht die Gesellschaft. Es gibt viele Aufgaben, denen er extrovertierter Mensch gar nicht gewachsen wäre. Wir machen sie.

Das Problem sind nicht wir Introvertierten, sondern der Zwang der Gesellschaft zur unbedingten Verpartnerung und Zusammenleben. Es geht auch ohne, und ich will nie wieder einen.

Wir sind aber nicht „ALLEINE“! Wir haben Freunde, die uns verstehen und mit denen wir auch Zeit verbringen, aber immer soviel, wie wir aushalten. Nur weil ich nicht die Wohnung mit jemandem teile, mit dem ich zufällig auch Sex habe, bin ich nicht ALLEINE. Das schreibt mir nur Facebook vor. Ich glaube auch nicht, daß wir belächelt werden. Die sind eher neidisch. :smile:

Grüße Bellawa.

Sei froh drum, dass Du nicht leidest und wer weiß, vielleicht
triffst Du ja zufällig auch irgendwann mal den Menschen, mit
dem Du gern zu zweit allein bist.

Und da ist es wieder, das mitleidige unterschwellige Bedauern für einen, der eben nicht so leben WILL wie du. Das ist wie, wenn man einer Lesbe sagt, irgendwann kommt er schon, der Mann deiner Träume. Solche idiotischen guten Wünsche, ich würde ja schon irgendwann wieder einen zum Zusammenwohnen finden und dürfe bloß nicht verzweifeln, begegnen mir ständig, aber ich antworte dann: Vielleicht findest DU irgendwann einmal zu dir selbst und kommst drauf, daß du gar keinen Partner zum Zusammenleben brauchst, der dich „vervollständigt“. Das ist nämlich das wahre Glück, mit sich selbst eins zu sein.

Grüße Bellawa.

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