Sollte die Benotung im Schulfach Sport abgeschafft werden?

Das Fach Sport erfüllt eigentlich seinen Sinn und ist dafür da, dass man die Schüler zu mehr Sport und Bewegung animiert.

Weil Schüler in Sport unterschiedlich begabt (vorallem aus körperlichen Gründen) sind, finde ich eine Benotung sehr unfair. Für Schüler ist es demotivierend, wenn sie wegen geringer Begabung eine bestimmte Leistung in Sport nicht erreichen und sie deswegen eine schlechtere Note bekommen. Damit erreicht man das Gegenteil und die Schüler verlieren die Lust an Sport und Bewegung.

Deswegen finde ich, dass die Benotung abgeschafft werden sollte, damit das Fach Sport seinen Zweck erfüllt und alle Schüler Spaß an Sport und Bewegung haben.

PS: Auf mich trifft das nicht zu. Ich war damals sehr gut in Sport :slight_smile:

Hallo,

da stimme ich dir grundsätzlich zu.

In praktisch allen anderen Fächern hat man die Möglichkeit, zuhause zu lernen oder Nachhilfe zu nehmen, um seine Note zu verbessern. Aber wenn man am Anfang des Schuljahres 15 Sekunden für die 100 Meter braucht wird man als Schüler allein nie in der Lage sein, das signifikant zu verbessern.

Die Noten stehen dort quasi nach ersten Woche fest. Eine Möglichkeit für so etwas wie freiwillige Hausarbeiten, um die eigene Note anzuheben, gibt es auch nicht.

Vielleicht sollte man statt einer Benotung so etwas wie „nicht teilgenommen“, „teilgenommen“ und „mit Erfolg teilgenommen“ verteilen. Die Sportskanonen sollen ja nicht leer ausgehen.

Gruß,
Steve

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Huuuuiiiii - das wird bestimmt ne lustige Diskussion. die Popcorn-Maschine anwerf den Bauchladen mit Eiscreme füll

Und jetzt zum Thema: ja, ich bin ganz bei Dir. Es muss endlich aufhören, dass komplett unsportliche Menschen am Bock vor aller Augen gedemütigt werden - und dann auch noch mit ner schlechten Note bestraft werden. Denn - und ich war so jemand - ganz schnell verliert man dadurch die Freude an der Bewegung.

Genauso in Musik - ich erinnere mich an eine Alptraumhafte Situation in der Grundschule. Sollte vorsingen. Wollte nicht. Man drohte mir eine 4 an. Ich sang. Bekam ne 5. (Gut, davon abgesehen, dass das pädagogisch nicht wirklich schlau war) - das hat mir doch nachhaltig die Freude an der Musik genommen.

Genauso in Deutsch. Der arme Legastheniker. Übt und übt wie doof und kann das einfach nicht, macht beim Diktat immer noch mehr Fehler als Worte.

Oder in Mathe. Dyskalkulie. Oder - oder - oder…

Nun wird man argumentieren, Mathe und Deutsch seien ja wohl auch „wichtiger“ für die berufliche Zukunft. Aber kann der Legastheniker für sein „Nicht-Können“ mehr als der „unsportliche Typ“? Vermutlich nicht - trainieren kann man wohl beides (je nach Ausprägung) bis zu nem gewissen Grad.

Andere Leute werden argumentieren, dass ja wohl die „Freude am Sport“ unbezahlbar sei. Gerade im Hinblick auf die eigene Gesundheit für den Rest des Lebens (und hier soll es um Schulsport gehen und nicht um Leistungssport, bei dem schon in jungen Jahren Verletzungen und Überlastung zu dauerhaften Schäden führen). Und „Freude am Sport“ kriegt man ja so tendentiell nicht durch Scheitern am Reck und schlechte Noten. Also doch - und einfach wegen der Wichtigkeit der Freude am Sport - nur dort die Noten abschaffen?

Naja, wenn ich ehrlich die Wahl hätte zwischen „Scheitern am Reck ohne Benotung“ und „Freistunde“ (es gibt ja keine Noten, wer soll mich zwingen?) hätte - ich würde nicht hingehen. Oder vielleicht aus der Angst vor Fehlstunden hingehen aber nicht mitmachen. Was soll denn der arme Sportlehrer tun, wenn ich nicht störend am Rand sitze und zugucke? Würde also in meinen Augen genau Null ändern.

Wenn man was tun will, müsste man den gesamten Sportunterricht komplett umstellen. Eben nicht dieses „rennt mal 100 m die Zeit gibt dann die Note“ oder „hier das Reck, jetzt gebt mal den Mehlsack am Reck“ - sondern den Versuch, die Freude am Sport zu wecken. Ich erinnere mich an eine Referendarin, die hatte sich zum Ziel gesetzt, dass alle den Handstandüberschlag hinkriegen. Und mit Hilfe von diversen gerollten Matten, Kränen und wat-weiss-ich-noch-alles haben das dann tatsächlich alle hingekriegt. Die „guten“ durften dabei helfen oder kriegten zusätzliche Anreize und die „schlechten“ hatten am Ende den Erfolg, einen Handstandüberschlag geschafft zu haben. Natürlich haben die „guten“ auch bessere Noten gekriegt, als die „schlechten“ aber am Ende ging keiner mit dem Gefühl „kann ich nicht“ raus. Ich denke, da müssen wir hin - ganz unabhängig von Noten.

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Hallo,

Aus meiner eigenen Erfahrung würde ich Dir sofort beipflichten. Ich hatte im Sport stets einen Notenschnitt von 4-5. Mir fehlten Koordination und Kraft für die meisten Übungen.

Allerdings könnte man das auch nahezu alle Fächer übertragen. Was ist mit denen, die gar nicht singen können? Was wird aus Menschen mit Dyskalkulie, Lese-Rechtschreib-Schwäche. Die werden vor den Augen aller diskriminiert, nur weil sie bestimmte Dinge nicht so gut können, wie der Durchschnitt.

Heute weiß ich, dass wir als Sportlehrer keinen gescheiterten Profisportler gebraucht hätten, sondern einen Sportorthopäden. Weil niemand darauf achtete, wie ich mich bewegte, wie ich lief und den Lehrern der Untergrund egal war, auf denen wir liefen, plage ich mich seit 40 Jahren mit Gelenkschmerzen herum - falsches Training, unangemessene Sportkleidung haben aus heutiger Sicht einen großen Anteil an meinen Skelettschäden.

Hätte ich damals die Wahl gehabt: Sport oder Mathematik/Physik/Geografie/Chemie wäre meine Wahl ohne langes Nachdenken auf die Wissenschaft gefallen.

Aber: in unserer heutigen Gesellschaftsordnung wird man das Notensystem nicht in der breiten Masse abschaffen (von einigen privat gelenkten Schulen sei abgesehen). Wir leben in einer Zeit, da das Leben durch und durch quantifiziert wird. Alles soll in Zahlen gepresst und mit einander verglichen werden. In allen Ebenen wird uns vorgemacht, wir stünden im Wettbewerb. Sogar Länder und Kontinente sollen „wettbewerbsfähig“ gemacht werden.

Das beruht auf den patriarchalischen Gedanken der Hierarchie-Bildung. Nur wenn Du alles in Zahlen presst, kannst Du unten und oben festlegen sowie die Schritte dazwischen. Nur durch die Quantifizierung der Gesellschaft können Menschen sich nach oben träumen und nach unten treten. Und diesen Grundsatz der Gesellschaft muss man eben schon den Kindern in der Schule beibringen (spätestens dort). Und dazu gehört dann auch die Demütigung unbegabter Kinder in Sport, Gesang, Rechnen, Schreiben, Verstehen von Zusammenhängen …

Grüße
Pierre

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Abgesehen davon, dass es dafür Therapien gibt, wird dies - bei vorliegender ärztlicher Bestätigung - bei der Notengebung berücksichtigt. Auch Schüler mit Autismus, ADHS und anderen Neurodivergenzen können individuelle Berücksichtigung finden, beispielsweise indem sie Klassenarbeiten in einem gesonderten Raum schreiben und/oder dafür mehr Zeit zur Verfügung haben.

Im Sportunterricht können die unterschiedlichen Voraussetzungen ebenfalls berücksichtigt werden, beispielsweise indem mehr Gewicht auf Teamfähigkeit, Hilfestellungen für andere und persönliche Verbesserung gelegt wird. Das ist allerdings - anders als die Sache mit Legasthenie etc. - leider noch vom einzelnen Lehrer abhängig.

So gerne und ausführlich ich über Schulen schimpfe - das eine oder andere hat sich in den letzten Jahrzehnten aber doch getan.

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Was die Schulfächer Musik und Kunst betrifft, finde ich, dass diese Fächer abgeschafft werden sollten, weil sie sehr unnötig sind. Dort ist Benotung wie bei Sport auch sehr unfair, weil Schüler auch in diesen Bereichen unterschiedlich begabt sind.

Die ehemaligen berühmten Künstler und Musiker kann man dann im Fach Geschichte behandeln.

Auch sollte man das Fach Religion abschaffen und stattdessen Philosophie und Psychologie als Schulfach einführen. Das Fach Ethik kann man dann in das Schulfach Philosophie miteinbeziehen.

Eine schlechte Sportnote ist vor allen Dingen eine Ohrfeige für die Eltern. Denn sie haben die Grundlage gelegt und in sehr vielen Fällen versäumt mit ihren Kindern draußen Aktivitäten zu unternehmen.
Mindestens genauso wichtig ist es, dass schon ein erheblicher Prozentsatz unserer Grundschüler durch zu viel und falsche Ernährung so verfettet sind, dass sie sich kaum noch vernünftig bewegen können - und es steigert sich noch in den folgenden Jahrgängen.

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Vorab: Ich bekam in Sport immer eine 4, in Musik und Kunst war ich auch nicht die Granate (je nach Lehrer bestenfalls eine Gnaden-3).

Trotzdem halte ich alle Fächer mit gewissen Abstand für sehr wichtig. Ich halte auch die Benotung für sehr wichtig. Ich denke nur, dass sie nicht versetzungsrelevant sein dürfen (ob sie es sind, weiß ich nicht - ich unterstelle es ausdrücklich nicht!).

Ja, in diesen Fächern spielt Begabung eine Rolle, aber in anderen Fächern auch. In Mathe brachte ich eher 1en bis 2en nach Hause, in Englisch nach meinem Austauschjahr in den USA fast immer eine 1. Andere hatten hier nicht ihre Stärke, sie freuten sich vielleicht über eine 4.

Das ist aber okay! Schüler müssen lernen, dass niemand in allen Gebieten ein Genie ist. Sie können lernen, dass eine schlechte Note kein Versagen ist. Sie in Watte einzupacken und unangenehme Noten zu vermeiden, ist meines Erachtens der falsche Weg.

Stattdessen habe ich es bei meinen Kindern so (und meine Eltern bei mir) so gemacht, dass Noten nicht die Welt sind. Dass schlechte Noten nicht ein Zeichen des Versagens ist, sondern ein Hinweis, worauf in Zukunft besonderes Augenmerk gelegt werden sollte.

Darum: Ja zu Noten, aber auch ja zur angemessenen (nicht zu hohen) Bedeutung der Noten.

Bombadil

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Sei mir nicht böse, aber das ist aus meiner Sicht viel zu pauschal und eine viel zu eindimensionale Betrachtung. Sie unterschlägt völlig genetische und epigenetische Ursachen bei Muskelaufbau und Koordinationsfähigkeiten.

Ja, bei einigen Kindern könnte man die vorhandenen Anlagen sicher verbessern und die ererbten Einschränkungen vermindern, wenn man weniger vor den viereckigen Geräten und mehr im Grünen wäre. Aber das ist nur ein Aspekt bei der Betrachtung von unsportlichen Menschen.

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Das ist Unsinn. Meine Eltern haben mit mir von klein auf Aktivitäten im Freien unternommen, ich habe schon im Vorschulalter fast den ganzen Sommer in den Bergen und im Freien verbracht. Das macht eine aber nicht zum Sportler und sorgt nicht für gute Noten.

M.

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Ganz und gar nicht. Die Noten halte ich für unnötig. Die beiden Fächer aber grundsätzlich für wichtig, nur halt nicht in der Wettbewerbsform.

M.

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Das habe ich auch nicht behauptet. Wichtig ist, dass die Kinder durch BEISPIEL z.B. der Eltern lernen, dass der Körper zum Bewegen da ist und wie man ihn bewegen kann. Dafür braucht es kein Sportstudium, es reicht das normale Leben.
Und eine vernünftige Bewegungskultur sorgt dann eben auch für mehr Beweglichkeit, Geschicklichkeit und durch den Vergleich mit anderen auch für mehr Spaß.
Wenn die Freude an der Bewegung den Kindern heutzutage praktisch systematisch durch stillstellen vor dem Fernseher und mit Süßigkeiten ausgetrieben wird, muss man sich nicht über das Ergebnis wundern.

Sport lebt unter anderem von der Freude an der Konkurrenz, dem Vergleich. Dafür sind Noten gut. Wie hier schon angesprochen wurde sollte Sport dann eben auch nicht versetzungsrelevant sein.

Unterschiede wird es in dieser Hinsicht immer geben aber der wesentliche Unterschied ist für mich, dass wir nicht mit 50% bis 60% adipösen Bevölkerungsanteil (im Erwachsenenalter) rechnen müssen, es reichen durchaus 10% oder 15%, und das ist schon zu viel.

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Darf ich wissen, aus welchen Gründen du Kunst und Musik für sehr wichtig hältst?

Eine schlechte Sportnote ist vor allen Dingen eine Ohrfeige für die Eltern. Denn sie haben die Grundlage gelegt und in sehr vielen Fällen versäumt mit ihren Kindern draußen Aktivitäten zu unternehmen.

Meine Eltern haben mir Freude an der Bewegung beigebracht, der Sportunterricht hat sie in weiten Teilen zerstört. Vor allem

durch den Vergleich mit anderen

der für mich keinen Spaß bedeutet und auch nie bedeutet hat. Ich habe mich immer nur mit mir selbst gemessen, und bis heute bewege ich mich am liebsten und fast ausschließlich alleine.

Sport lebt unter anderem von der Freude an der Konkurrenz, dem Vergleich.

Genau. Und wenn nun so gar keine Freude an Konkurrenz empfindet, wird einem die Bewegung dadurch vergällt, dass Bewegung in der Schule immer mit Sport, mit Wettkampf, mit Konkurrenz gleichgesetzt wird.

M.

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Ich fühle mich auch angesprochen.

Ich halte die Kunst egal ob Musik oder Dichtkunst oder Malerei, Bildhauerei und dergleichen, für ein letztes Refugium der Kreativität.

Kreativität fördert, so sagt uns wenigstens unsere aktuelle Hirnforschung, die Bildungen von Synapsen, die uns dann wieder Lösungen von Problemen abseits von eingefahrenen Wegen erleichtern.

Als Absolvent eines Musischen Gymnasiums (Bayern) kann ich zudem kurz vor Lebensende bestätigen, dass die Kunst inspiriert, tröstet, erheitert usw.

Kunst ist nicht alles aber ohne Kunst ist das Leben einfach nicht so schön

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Bist Du Dir sicher, dass Du nicht meine Sockenpuppe bist? :wink: Du schreibst mir aus der Seele. Ich bin in meiner Kindheit gerne den ganzen Tag mit dem Fahrrad durch den Wald gejagt, bin auf Bäume geklettert und die liebste „richtige“ Sportart war „Tischtennis Rundlauf“. Aber es ist was völlig unterschiedliches, ob man sich seine Beschäftigung selbst sucht, oder ob man verpflichtet ist, am Reck einen Felgaufschwung vorzuführen oder auf einer Betonpiste 3 km im Kreis zu rennen.

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Geräteturnen war auch nie meine erste Priorität. Aber es war eine Herausforderung die ich annehmen und (meistens) auch bewältigen konnte.
Meine Erinnerung ist so: ich war immer dort am besten wo mir etwas leicht fiel wie Handball, Leichtathletik.
Die meiste Befriedigung habe ich aber immer dort empfunden, wo ich mich von einem hinteren Platz ins Mittelfeld vorkämpfen konnte. Das hat sich dann übrigens im Leben fortgesetzt.

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Das habe ich nie so empfunden, wahrscheinlich weil ich in dem Zusammenhang meine Stellung in der Gruppe nicht in Frage gestellt habe.

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Da unterscheiden wir uns beide diametral. Mir war schon immer egal, was die anderen machten oder sagten. Ich habe mich nie an anderen gemessen. Meine Befriedigung zog ich daraus, dass ich meine selbst gesteckten Ziele erreichte.

Ankdote: ich war mal delegiert zu einer „Mathematik-Plympiade“. Die Auswahl im Stadtteil und die im Stadtbezirk habe ich mit Bravour gemeistert und sollte zur Berliner Mathe-Olympiade gehen. Das lehnte ich dankend ab, weil ich ja wusste, dass ich „es drauf hatte“. Ich sah für mich keine Veranlassung, mich weiter mit anderen zu messen,

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… und hast damit vermieden Dir über Deine eigenen Grenzen wirklich klar zu werden.
Ein Gegner, sogar ein Feind, fördert uns im Austesten unserer eigenen Grenzen.
Deshalb ist es für die Selbstentwicklung immer wichtig sich dem Vergleich, der Konkurrenz zu stellen.
Und ja, auch das Verlieren will gelernt sein und das wird heutzutage leider viel zu sehr vernachlässigt. Wer nicht verlieren kann, wird irgendwann an seiner eigenen Hybris zugrunde gehen.

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