Soziale Gerechtigkeit - Paradoxon?

Hallo Denkerinnen und Denker!

Was mich eine Weile umtreibt, ist die Frage, ob ‚soziale Gerechtigkeit‘ nicht eigentlich ein Widerspruch in sich ist:
‚Sozial‘ steht doch im allgemeinen Sprachgebrauch dafür, dass in einer Gesellschaft nicht jeder soviel/sowenig bekommt, wie ihm Aufgrund seiner Leistungen oder seiner Lebensumstände zukommt, sondern dass Starke den (zu) Schwachen die Lebensgrundlage erhalten helfen, auch wenn diese das nicht unbedingt ‚verdient‘ haben.

Wo ist da Gerechtigkeit?
Wann ist da Gerechtigkeit?

Wie kann ein System sozial und gleichzeitig gerecht sein, wenn die sehr unterschiedlichen Wertvorstellungen der Menschen sich gegenseitig widersprechen, und es fast soviele Versionen von Gerechtigkeit gibt, wie es Köpfe sind, die diese bemessen wollen?
Stichworte z.B.: Sonntagsarbeit, Existenzminimum, Erhalt des Lebensstandarts bei Arbeitsplatzverlust, Rentenansprüche, Krankenversicherungsbeiträge und Leistungen, Steuerprogression, usw, etc. … … …
(Also Dinge, über die man ewig hier diskutieren könnte, und sich garantiert nie einigen würde)

Auf eure gescheiten Eingebungen gespannt wartend,
Peter

Auf eure gescheiten Eingebungen gespannt wartend,
Peter

Hallo

Wie Du ganz richtig gesehen hast, glaube ich auch, daß Gerechtigkeit zunächst nur ein persönliches Rechtsempfinden ist. Diesen Begriff allgemein zu definieren, ist schwer. Er stellt wahrscheinlich in einer Gesellschaft nur die Summe des Ganzen dar, wobei sich dies wiederum durch die Eigenschaft der Individuen definiert.

In Zeiten von Revolutionen, ist diese Summe gestört und eine neue gesellschaftliche Balance muß gefunden werden.

gruß
rolf

Hallo Peter sondern dass Starke den (zu) Schwachen die

Lebensgrundlage erhalten helfen, auch wenn diese das nicht
unbedingt ‚verdient‘ haben.

Damit hast Du mutig ein durchaus relevantes, aber „kitzliges“ Thema angeschnitten. Mir ging jetzt während der Wahlkampfperiode Ähnliches durch den Kopf. Man sollte den Prozentsatz der Leute nicht unterschätzen, die denken: Den Job da zu machen lohnt sich nicht für mich, da krieg ich ja mehr Stütze vom Staat usw usf.
Die Sache mit den „starken Schiultern, welche mehr tragen sollen als die schwachen“ ist eine sehr, sehr heikle Angelegenheit und geht leider oftmals auf osten des schwer arbeitenden Mittelstandes.
Es wird immer auf die „Reichen“ verwiesen, aber um die paar Reichen geht es imho garnicht wirklich, die spielen nämlich volkswirtschaftlich garnicht so eine große Geige wie der hart arbeitende Mittelstand, die Kleinunternehmer, die kleinen Selbständigen usw.
Gruß,
Branden

Hallo Peter,

Wo ist da Gerechtigkeit?
Wann ist da Gerechtigkeit?

abgesehen davon, dass es viele verschiedene Gerechtigkeitsbegriffe gibt (sehr oberflächlich angedeutet: http://de.wikipedia.org/wiki/Gerechtigkeit ), von denen du nur einen deiner Einschätzung zugrundelegst, denke ich, dass philosophische Begriffe gerne von der Politik verwendet werden, um Assoziationen zu erzeugen, die ihren Absichten zu allgemeiner Anerkennung verhelfen.

Bei der sozialen Gerechtigkeit handelt es sich um eine Gerechtigkeit des Ausgleichs, die natürlich von anderen Formen unterschieden werden muss. Das wird im politischen Kurs gerne vermieden.

Gruß

Bona

Hallo Peter

„Der Ausdruck ‚soziale Gerechtigkeit‘ gehört nicht in die Kategorie des Irrtums, sondern in die des Unsinns wie der Ausdruck ‚ein moralischer Stein‘“ (Hayek)
Trotz des Widerspruchs sind sich alle Politiker einig, es müsse soziale Gerechtigkeit herrschen. Sie sind sich zwar uneinig darüber, was man darunter zu verstehen hat, aber egal! Was auch immer es heißen mag, klingen tut’s schön.

meint
der andere Peter

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Peter!

Was mich eine Weile umtreibt, ist die Frage, ob ‚soziale
Gerechtigkeit‘ nicht eigentlich ein Widerspruch in sich ist:

Soziale Gerechtigkeit ist ein Begriff, den Marx entwickelt hat.
Sie bedingt aber ersteinmal die soziale Gleichheit der Menschen.
Dazu muss das Privateigentum an Produktionsgütern aufgehoben sein.
Diese Bedingungen existieren aber nicht, deshalb ist dein Einschätzung schon richtig, egal aus welcher Perspektive aus man sie betrachtet!

‚Sozial‘ steht doch im allgemeinen Sprachgebrauch dafür, dass
in einer Gesellschaft nicht jeder soviel/sowenig bekommt, wie
ihm Aufgrund seiner Leistungen oder seiner Lebensumstände
zukommt, sondern dass Starke den (zu) Schwachen die
Lebensgrundlage erhalten helfen, auch wenn diese das nicht
unbedingt ‚verdient‘ haben.

Wenn du das wort sozail einmal vergisst und der Gerechtigkeit weiter auf die Schliche kommen, oder besser gesagt deren Staus Quo
eruieren willst, dann mußt du die Gerchtigkeit schon ein wenig differenzieren. bona hat ja schon einiges dazu gesagt!
Drei grundsätzliche Differenzierungen sind:
iustitia generalis bzw. legalis (Gesetz), iustitia communtativa (Ausgleich) und iustitia distributiva, (Austeilung).
(Frei nach Aristoteles)
Wenn man sich darüber einig wird, dann kann zumindest eine
demokratisch standhafte Gerchtigkeit konstituiert werden.
Dass es innerhalb der ausgleichenden Gerechtigkeit immer
wieder zu individuellen Meinungsverschiedenheiten kommen muß,
ist vorprogrammiert.

Wo ist da Gerechtigkeit?
Wann ist da Gerechtigkeit?

Hinterfragst du den „Istzustand“?

Auf eure gescheiten Eingebungen gespannt wartend,

Für mich persönlich stellt sich nicht die Frage nach
Gerechtigkeit, sondern die Frage nach Sinn- und Unsinn,
nach Funktionieren und nach Befriedigung.
Selbst wenn ich auf einer Seite „ungerecht“ behandelt
werde, dafür aber auf eine ganz andere Weise dafür
entschädigt oder befriedigt werde, bin ich zufrieden.
Wenn innerhalb einer Gesellschaft alle zufrieden und
glücklich WÄREN(!), dann könnte man individuelle
Ungerechtigkeit leicht wegstecken, weil man einen Ausgleich
erhält.
Ungerechtigkeit und unzufriedene Leute allerdings ist ein
wenig viel! :wink:

Gruß
HC

Hallo Peter

Gerecht finde ich, wenn die von Natur Bevorteilten den von
Natur Benachteilten etwas von ihrem Vorteil abgeben, so dass es
allen Menschen etwa gleich gut geht. Wenn der Mensch also kraft
seiner Vernunft die Gaben der ungerechten Natur so neuverteilt,
dass ein friedliches Zusammenleben einfacher ist. Denn jenes
wird durch zu große Unterschiede gefährdet.

Viele meinen, dass die Fleißigen und Klugen mehr besitzen
sollten als die Faulen und Dummen, denn schließlich soll sich ihr
Fleiß und ihre Klugheit bezahlt machen.
Dabei übersieht man aber, dass Fleiß und Klugheit, wie auch der
Reichtum des Elternhauses und die Güte der Eltern natürliche
Gaben sind, die sich keiner aussuchen kann. Klugheit oder Fleiß
sind keine Verdienste, für die man belohnt werden sollte (natürlich auch nicht bestraft), sondern es sind Glücksfälle. Von den daraus entspringenden Begünstigungen im Leben sollte man denen, mit denen es die Natur (d.h. der Zufall) nicht so gut meinte, etwas abgeben.

Oder kurz: Wer das Glück hat klug oder fleißig zu sein, sollte dieses Glück teilen mit dem, der das Pech hat faul oder dumm zu sein.

Gruß Tychi

Hallo Tychi

Oder kurz: Wer das Glück hat klug oder fleißig zu sein, sollte
dieses Glück teilen mit dem, der das Pech hat faul oder dumm
zu sein.

Wobei es die Frage, ob es ein Glück ist fleißig zu sein. Der zwanghafte Mensch oder der workoholic sind ja oft gar nicht so glückliche Menschen, sondern sie sind Getriebene, die oftmals die „Faulen“ beneiden. Wie oft beneidete der Nachkriegs-Deutsche den Italiener, der lieber in der Sonne saß und seinen Espresso schlürfte und hübschen Mädchen nachschaute, als sich 8 oder mehr Stunden täglich in der Firma oder Fabrik abzuschuften. Hier ist -auch jenseits des Klischees- eine sehr komplexe (um nicht gleich zu sagen: dialektisch zu diskutierende) Geschichte um dieses „Glück“ der Klugen und Fleißigen.
Sicherlich aber wird eine Gesellschaft, in der so viele zur Arbeitslosigkeit verdammt sind und so viele zum Sich-tot-arbeiten (70,80 Stunden die Woche, manche 100), einmal als eine sehr in Schieflage geratene anzusehen sein.
Aber nicht deswegen, weil einer mehr Stundenlohn hat als ein anerer, sondern weil durch Abreitszeitverkürzung für alle Arbeit herauskommt. Diese alte Wahrheit ist nämlich, so einfach sie ist, immer noch wahr.
Gruß,
Branden

Hallo Branden!

Aber nicht deswegen, weil einer mehr Stundenlohn hat als ein
anerer, sondern weil durch Abreitszeitverkürzung für alle
Arbeit herauskommt. Diese alte Wahrheit ist nämlich, so
einfach sie ist, immer noch wahr.

Gut dann machen wir eine Probe aufs Exempel:
Ein kreativer Unternehmer würde durch seine 60
stündige Arbeit 1000 Arbeitsplätze schaffen.
Gut jetzt gibt er einem „faulen, weniger begabtem“ 30 Stunden
seiner Arbeit ab! Also ist ersteinmal ein Arbeitsplatz mehr
entstanden, soweit stimmt deine Rechnung! Werden aber effektiv
mehr Arbeitsplätze entstehen? Oder nicht eher weniger?
Arbeit ist ist nicht begrenzt und keine natürliche Ressource,
sondern künstlich synthetisch geschaffen! Nicht weniger ist
mehr, sondern mehr ist mehr! Was aber bleibt vernünftig
und sinnvoll? Wer sich überarbeitet leistet auch gesamt
gesehen weniger! Auch die Freizeit- und Vergnügensseite
will befriedigt sein!
Auch sonst stimme ich dir schon zu, workaholics sind keine
glücklichen Menschen, sondern kranke, die irgend etwas zu
kompensieren haben. Aber das weißt du sicher besser als
ich! :wink:
Und man kann quantitatives Arbeiten durch effizientes
qualitatives forcieren! Das scheint mir die Kunst und es
ist eine Frage der Prämissen, des kollektiven Zusammenwirkens.
Das fängt beim „schlafenden Potential“ an, also beim Wissen
und Können das in unserem Lande brach liegt aber nicht genutzt
wird.
Es fehlt an klugem Management. Die Politiker und politisch
Interessierten scheinen sich mehr damit zu beschäftigen,
dem jeweiligem politischen Gegner Unfähigkeit nachzuweisen,
statt ihre eigen Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen!
Neid und Missgunst, die ganze negative Palette an menschlichen Emotionen sehe ich da am wirken. Wenn ich sagte kollektives
Zusammenwirken, dann bist in diesem Falle auch du gefragt! :smile:

Gruß
HC

Hallo Peter auch!

"Der Ausdruck ‚soziale Gerechtigkeit‘ gehört nicht in die
Kategorie des Irrtums, sondern in die des Unsinns …

So hart wollte ich es jetzt nicht ausdrücken … aber das Gefühl habe ich auch.

Ich wünschte mir wirklich eine Partei, oder wenigstens ein paar Politiker, die ihre Vorschläge auf dem Grundsatz aufbauen, dass sozial orientiertes Handeln sowohl den Individuen als auch der Gesellschaft viel mehr Nutzen einbringt, als die Durchsetzung subjektiver Gerechtigkeiten.

Aber an den anderen Antworten sehe ich schon, dass ‚Gerechtigkeit‘ vielen derart heilig zu sein scheint, dass ihr politischer Stellenwert sich wohl nicht so bald anpassen wird.

Gruß,
Peter

Frage der Gerechtigkeit wieder nicht geklärt :wink:
… aber da hatte ich auch gar kein Ergebnis erwartet.

Wenn wir uns aber über soziales Handeln Gedanken machen, kommen wir immer recht schnell zu Einigungen, wie z.B. der, dass soziales Handeln u.a. bedeutet, auf Kosten derjenigen, die hart schuften, auch den Dümmsten und Faulsten eine Existenzgrundlage gewährt wird, obwohl das der natürlichen Gerechtigkeit widerspricht.

Bestimmt finden sich Zusammenhänge, wo sozial und gerecht unter einen Hut passen, aber ich kann auch von einem kleinen großen Ball reden, weil die anderen großen Bälle eben kleiner sind, als der Kleinere von den Großen …
Einen Gegensatz bilden klein und groß trotzdem.

Ist das bei den Worten ‚sozial‘ und ‚gerecht‘, vor allem in dem Sinne, in dem die sie gerade in der Politik verwendet werden, nicht wenigstens ähnlich?

Gruß,
Peter

Hallo Bona!

abgesehen davon, dass es viele verschiedene
Gerechtigkeitsbegriffe gibt (sehr oberflächlich angedeutet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gerechtigkeit ), von denen du nur
einen deiner Einschätzung zugrundelegst, …

Ich legte gar keinen zugrunde, sondern wollte vielmehr darauf hinweisen, dass es eben gerade sehr viele, stark differenzierte, und vor allem auch sich widersprechende Versionen und Auffassungen von Gerechtigkeit gibt.
Ich bin zum Glück kein Wissenschaftler, und brauche deswegen keine belegten Aussagen, bevor ich meine Behauptungen einfach in den Raum schieße :wink:

Bei der sozialen Gerechtigkeit handelt es sich um eine
Gerechtigkeit des Ausgleichs, die natürlich von anderen Formen
unterschieden werden muss. Das wird im politischen Kurs gerne
vermieden.

Ebent, das wird vermieden, ausgelassen, nicht inhaltlich erläutert.
Nur, was nutzt es irgendwem, wenn in irgendwelchen schlauen Schriften ein Gerechtigkeitsbegriff zu finden ist, der zwar nicht im Widerspruch zu dem steht, was du und ich als sozial empfinden, aber trotzdem bei allen praktischen Umsetzungsversuchen sozialer Politik bei vielen, wenn nicht gar bei der Mehrheit der Bürger die subjektive Empfindung von Ungerechtigkeit hervorruft?

Falls also, deiner Einschätzung nach (die bestimmt fundierter ist als meine), rein wissenschaftlich gesehen kein Widerspruch zwischen sozial und gerecht besteht, bleibt nicht wenigstens die Behauptung stehen, dass in dem Zusammenhang und in der ‚unwissenschaftlichen‘ Art und Weise, in welchem die Begriffe in der Wahlpropaganda verwendet werden, sehr wohl eine deutliche Widersprüchlichkeit besteht?

Gruß,
Peter

Hallo HC

Und man kann quantitatives Arbeiten durch effizientes
qualitatives forcieren!

Da sind wir uns einig.

Es fehlt an klugem Management. Die Politiker und politisch
Interessierten scheinen sich mehr damit zu beschäftigen,
dem jeweiligem politischen Gegner Unfähigkeit nachzuweisen,
statt ihre eigen Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen!
Neid und Missgunst, die ganze negative Palette an menschlichen
Emotionen sehe ich da am wirken. Wenn ich sagte kollektives
Zusammenwirken, dann bist in diesem Falle auch du gefragt! :smile:

Tja, aber auf welche Weise stellst Du Dir das vor? Was kann/soll ich kollektiv voranbringen?
fragt
Branden

Hallo Denkerinnen und Denker!

Vielleicht auch mal nachlesen , was Aristoteles - wenn auch nicht ganz einfach -zum Problem der (verschiedenen Arten von) Gerechtigkeit zu sagen hat.
Schließlicb galt in der ganzen Staatstheorie der Antike die Gerechtigkeit als der Hauptzweck des Staates überhaupt.

Aristoteles, Nikomachische Ethik; ab 1129 a (= Buch V).

Gruß
H.

Hallo Peter

dass soziales Handeln u.a. bedeutet, auf Kosten derjenigen,
die hart schuften, auch den Dümmsten und Faulsten eine
Existenzgrundlage gewährt wird, obwohl das der natürlichen
Gerechtigkeit widerspricht.

Es gibt keine natuerliche Gerechtigkeit, in dem Sinne wie du es hier
meinst, sondern Gerechtigkeit ist kuenstlich und nur insofern
natuerlich, als dass der Mensch ein Teil der Natur ist und somit auch
das, was er schafft.
Mit natuerlicher Gerechtigkeit meinst du sicher das Recht des
Staerkeren. Aber da Menschen von diesem abweichen und einem anderen
Recht folgen koennen, sind sie gezwungen sich zu entscheiden, ob sie
das „Recht der Natur“ zu ihrer Gesellschaftsgrundlage machen oder ob
sie einem Recht folgen, das weniger Mitleid in ihnen weckt.

Gruss, Tychi

Hallo Peter,

die subjektive Empfindung von Ungerechtigkeit kann man nur bekämpfen, indem man objektive Fakten betrachtet. Zu diesen Fakten gehört ein angemessener Begriffsgebrauch. Dass der in der Politik wegen ihres Interessencharakters nicht gegeben ist, ist eigentlich selbstverständlich. Zu diesem politikimmanenten Begriffsmissbrauch gehören viel mehr Idealwörter als nur „Gerechtigkeit“, also z. B. auch „Freiheit“ oder „Offenheit“. Der Missbrauch ist nur leider nicht überall so deutlich zu sehen wie etwa bei „sozialverträglichem Frühableben“ oder bei der „Rentnerschwemme“ und anderen Unworten.

Falls also, deiner Einschätzung nach … kein Widerspruch
zwischen sozial und gerecht besteht

„Sozial“ muss nicht unbedingt „freigiebig“ heißen. Versuch einmal den Begriff der „sozialen Gerechtigkeit“ neutraler zu sehen, also ohne die Bedeutung, die uns Parteipolitik aufdrücken möchte. Dann kann man z. B. unter „soziale Gerechtigkeit“ einfach verstehen, dass es sich um „Gerechtigkeit in der Gesellschaft“ handelt. Und dann heißt Gerechtigkeit nicht, dass alle dasselbe Geld, Auto, Pferd oder Plumperquatsch haben, sondern dass nach Möglichkeiten gesucht wird, wie man Chancen für JEDEN Einzelnen verbessert.

Art und Weise, in welchem die Begriffe
in der Wahlpropaganda verwendet werden, sehr wohl eine
deutliche Widersprüchlichkeit besteht?

Ja, aber diese Widersprüchlichkeit ist gewollte Propaganda. Es geht ja nur darum, dass die, die den Begriff verwenden, gewählt werden wollen. Da kann man auch schon mal falsche Assoziationen wecken …

Gruß

Bona

Aber ein Fazit kann man ziehen!
Hallo Peter!

… aber da hatte ich auch gar kein Ergebnis erwartet.

Davon ging ich aus! :smile:

Wenn wir uns aber über soziales Handeln Gedanken machen,
kommen wir immer recht schnell zu Einigungen, wie z.B. der,
dass soziales Handeln u.a. bedeutet, auf Kosten derjenigen,
die hart schuften, auch den Dümmsten und Faulsten eine
Existenzgrundlage gewährt wird, obwohl das der natürlichen
Gerechtigkeit widerspricht.

Eine eigendynamische Gerechtigkeit kann es nicht geben, weil die Voraussetzungen dazu fehlen.
Eine gerechte Welt schaffen, hieße eine unmenschliche Welt
schaffen, daher ist mir eine ungerechte menschliche Welt
lieber, als eine gerechte unmenschliche Welt!
Man kann sich an seiner Toleranz freuen und braucht nicht
in Selbstgerechtigkeit zerfliessen!
Und mitunter werden auch die Starken schwach, und die
Schwachen stark. Wir kennnen nur die Gegenwart und die
Vergangenheit, abgerechnet wird zum Schluss!

Gruß
HC

Hallo Branden!

Tja, aber auf welche Weise stellst Du Dir das vor? Was
kann/soll ich kollektiv voranbringen?

Das schlafende Potential durch das schlafende Potential wecken lassen! :smile:

Gut ganz konkret:

Die Topmanager, Topsportler etc. lassen sich von Psychologen
coachen, aber die die es am nötigsten hätten stehen aussen vor!
Beispielsweise kenne ich einen pensionierten Bankdirektor,
der ehrenamtlich als Schuldenberater tätig ist.
Wieso könnte es nicht Psychologen geben, die Zeit oder Laune
haben sich zu engagieren. Selbstbewußtsein stärken, Ängste
abbauen helfen etc.
In Kooperation mit Volks- und Betriebswirtschaftlern, die
entweder an Unis tätig sind oder arbeitslos, oder ebenfalls
pensioniert sind.
Da denke ich an Straegien entwickeln, Marktanalysen, bis hin
zum Geschäftsaufbau!
Auf der anderen Seite steht der Handwerker oder was weiss ich,
der zwar will, aber sich nicht traut, oder nicht weiss was
tun, oder die kaufmännische Seite scheut etc.
Man muss die Leute zusammenbringen, Arbeit gibt es genug,
man muss sie nur schaffen! Wenn man keinen Job findet,
dann schafft man ihn sich eben. Die Ich-AG ist vielleicht
noch unausgereift und verbesserungswürdig, aber immerhin
schon mal ein Ansatz!
Dann denke ich auch die Schüler, die ja nun alles mögliche
lernen aber nicht wirklich aufs Leben und seine Tücken
vorbereitet werden. Und wenn du nachdenkst, fallen dir
sicher auch noch einige interessante Möglichkeiten ein,
die ihr tun könntet!
Verteilung führt nur zu Produktionsauslagerungen in
Billiglohnländer oder Deckung der Spitzen durch Leiharbeiter
und damit eine Zweiklassengesellschaft. Viele kausal gedachten
Ursachen erfahren mitunter auch Widerstand und Rückwirkung.

Gruß
HC

Hallo Hannes!

Vielleicht auch mal nachlesen , was Aristoteles - wenn auch
nicht ganz einfach -zum Problem der (verschiedenen Arten von)
Gerechtigkeit zu sagen hat.
Schließlicb galt in der ganzen Staatstheorie der Antike die
Gerechtigkeit als der Hauptzweck des Staates überhaupt.

War das vielleicht nicht auch einer der Gründe, warum die Staaten der Antike allesamt untergegangen sind?

Aristoteles, Nikomachische Ethik; ab 1129 a (= Buch V).

Die Philosophie ist seitdem hoffentlich nicht stehengeblieben :wink:

Gruß,
Peter

Hi HC

Die Topmanager, Topsportler etc. lassen sich von Psychologen
coachen, aber die die es am nötigsten hätten stehen aussen
vor!

Nun ja, ich war auch schonmal bei einem Meeting von Coaces und solchen, die Coaches werden wollten. Da habe ich schnell gemerkt, dass außer mir da fast nur Dipl.-Psychologen sind. Ich war quasi der einzige Arzt. Coaching ist nämlich ein business für Psychologen. Wir Ärzte machen Therapien. Wir verstehen was von Krankheiten, egal ob sie somatisch, psychosomatisch oder psychisch sind.
Die Coaches müssen sich aber im Dschungel der Wirtschaft, der Betriebe, der Unternehmen auskennen. Daher gibt es wohl unter uns Ärzten kaum Coaches. Wir haben wenig Talent für Betriebswirtschaftliches. Das sieht man u.a. immer wieder mal, wenn irgendein Arzt mit irgendeinem Abschreibungsobjekt untergeht.
Wir haben dafür manchmal einen Coach auf der Couch. Hatte ich auch schon, ganz im Ernst. Der war sicherlich gut in seinem Job, hat aber trotzdem eine Therapie nötig gehabt.
Es grüßt Dich
Branden