Grüß euch, Wissende,
Danke, gleichfalls!
Das mit dem „Wissenden“ sei mal dahingestellt.
Vorab:
Ich habe nur einen Hauptschulabschluss (damals 8-kassige Volksschule).
Hinzu kommt, dass ich immer, wenn es um Grammatik (z.B. Satzzergliederung) ging, die Ohren auf Durchzug gestellt habe. Ich hatte den Eindruck, dass ich das ganze „Gedöns“ nicht brauchte – meine Standardnote in Deutsch war „gut“ („sehr gut“ wurde von unseren Lehrern prinzipiell nicht vergeben).
Mein gutes Deutsch habe ich dadurch erworben, dass ich ab dem neunten Lebensjahr alles gelesen habe, was mir in die Finger kam, z.B.:
„Das kleine Häschen entdeckt die Welt“.
„Ein Kampf um Rom“ von Felix Dahn (ca. 500 S)
Ein kompletter Jahrgang der „Gartenlaube“ von 1912(?)
Karl May, mindestens 30 Bände.
„Dreizehnlinden“ von Friedrich Wilhelm Weber.
Hunderte von Groschenromanen.
„Kalender der Deutschen Arbeitsfront Jahrgang 1941“
Ich habe natürlich später an meinem Deutsch gefeilt – z.B. durch das Schreiben von technischen Beschreibungen aller Art, aber mit den theoretischen Grundlagen der deutschen Sprache habe ich mich seit der Volksschule nie mehr beschäftigt.
Ich kann Dir daher nur mitteilen, ob und warum mir Deine Satzbeispiele richtig oder falsch vorkommen, aber grammatikalische Regeln dazu kann ich nicht anführen.
[…] wage ich gar nicht zu beurteilen.
Ob das richtig ist, wage ich zu beurteilen. Das hört sich korrekt an.
Dann habe ich umformuliert auf:
[…] wage und kann ich gar nicht beurteilen.
Im zweiten Satz wird die Infinitivregel durch das „kann“ overruled.
Wenn man den Satz in zwei durch „und“ verbundene Sätze aufteilt, hört sich das grauenhaft an:
„[…] wage ich gar nicht beurteilen und kann ich gar nicht beurteilen“.
Als Deutschsprechende hatte ich damit kein Problem…
Ich schon!
… aber gibt es dafür eine Regel? Bzw. noch andere Konstruktionen, bei denen das greift? Und warum?
Woher soll ich das wissen? Siehe oben.
ist mir gerade aufgefallen ist :
Ich weiß, ich bin ein Korinthenkacker.
dreht man die Wörter „wage“ und „kann“ um, greift die Infinitivkonstruktion wieder:
[…] kann und wage ich gar nicht zu beurteilen.
Das gleiche Problem wie zuvor!
„[…] kann ich nicht zu beurteilen und wage ich nicht zu beurteilen“
Hört sich genau so grauenhaft an!
könnte man also sagen, in einer Infinitivkonstruktion mit mehreren Verben bestimmt das letzte Verb, ob Infinitv mit zu?
Obwohl ich das weder auf Lateinisch noch auf G´riechisch begründen kann, wage ich hier mal eine klare Aussage:
NEIN!
Gruß aus der Wetterau (oder Werraraa, wie die Einheimischen sagen)
von merimies