Der Preis der Emanzipation
Hallo coco,
… dass Männer Schwierigkeiten haben, … der Partnerin (…)
Kraft, Trost und Liebe zukommen zu lassen
Das Problem, und die Kehrseite (das Frauen Probleme haben
eine solche ‚starke Schulter‘ anzunehmen) sehe ist wie du.
Nur sehe ich auch die Prozesse im gesellschaftlichen Bewustsein,
die zu dieser ‚Verunsicherung‘ im Rollenbild geführt haben und
verhalte mich selber bewusst anders.
Gerade deiner Generation wurde von (zumeist weiblichen Lehrern
und) vielen Seiten her beigebracht, dass es ein ‚Altes Rollenbild‘
gibt, nach dem der Mann stark und die Frau schwach ist und das
nach diesem Rollenbild der Mann als Macho Stärke zeigen würde
und die Frau sich dafür mit Geschlechtsverkehr revenchierte.
Diesem ‚Alten Rollenbild‘ dürfe man auf keinen Fall folgen und
jede (noch so übertriebene) Umkehrung davon sei gut, richtig
und fortschrittlich. Der Fehler war nur, das so ein Rollenbild
nur als bösartige Interprätation bestand.
Der Gipfel dieser Art von Emanzipation war, soweit ich sie erlebte,
als ich einer Bekannten an einer Kneipe die Tür aufhielt und sie
mir sofort den Hinweis gab: „Wenn ich ficken will sag ich das!“
Nun, gängige Bücher schlagen vor, dass Frau dem Mann klare
Anweisungen gibt. Nun hat das bei mir jedoch nie etwas
gefruchtet.
Der Rat ist an sich richtig. Nur klappt er nicht wenn man
sagt ‚nu sei mal stark und entscheide was ich brauche‘.
Das ist das klassische Problem einer Sub, deren Dom nur nach
‚klaren Anweisungen‘ handeln kann *fg*
Der Satz „Mir geht es wirklich sehr schlecht. Bitte nehme mich
doch mal in Arm und tröste mich“ hat beim Mann fast immer
Hilflosigkeit bis hin zur Blockade ausgelöst.
Wenn er das entsprechende, gewünschte Rollenbild nie trainiert
hat, kann er es auch nicht so einfach abrufen. Dann sind Hilf-
losigkeit und Blockade normale Folgen.
Nun frage ich mich ernsthaft, ob dies eine generelle
Unfähigkeit/Schwäche beim Manne ist, oder ob ich einfach immer
an solche „Exemplare“ geraten bin.
Ich kenne einige Männer, die nicht in diese Falle geraten sind.
Die haben aber auch sonst einige Ecken und Kanten mehr und passen
daher vielleicht nicht in dein ‚Beuteschema‘.
Vielleicht hat ja auch jemand schon die Erfahrung gemacht,
dass sich so jemand im Laufe der Beziehung geändert hat?
Ich kenne 3 Männer in denen sich was geändert hat. Dummerweise
immer erst nach der Beziehung und zum Teil nur mit Profihilfe.
Einer wurde von seiner ersten Frau als letztes Argument bei
alltäglichen Streitereien geohrfeigt. In seiner zweiten Ehe
würde er gezielt zurückschlagen.
Einer hat seiner Frau jeden Wunsch erfüllt, weil sie sonst sofort
Kopfschmerzen bekam. Irgendwann war er langweilig und sie hat die
Scheidung eingereicht. Heute hat er eine eigene Meinung auch wenn
sie daraufhin in den Sexstreik ginge.
Einer konnte/wollte die Wünsche seiner Partnerin nach BDSM-Ele-
menten in ihrer Sexualität nicht erfüllen. Die Wünsche steigerten
sich immer weiter bis sie allein in entsprechende Clubs ging und
er sie verliess. Ein Psychiater konnte ihm später zwar den Unter-
schied zwischen ‚Sexuellen Rollenspielen‘ und ‚Brutaler Gewalt‘
klarmachen und er kommt ihr jetzt ein Stück entgegen. Sie zogen
wieder zusammen. Einen Clubbesuch im Quartal ‚braucht‘ sie doch.
Die Drei treffen zwar nicht genau deinen Ansatz … es zeigt aber
alles in die gleiche Richtung: Sozial kastrierte Männer, die
nicht mehr die innere Haltung zeigen der Partnerin ihre ‚starke
Schulter‘ anzubieten weil dies in ihr Rollenbild nicht mehr passt.
Ich frage das von dem Hintergrund aus, dass ich mir wünschen
würde, auch einmal schwach sein zu dürfen. Niemand möchte
immer perfekt sein, weil sonst verkommt man doch zur Maschine.
Dann trainiere unmerklich mit deinem jeweiligen Partner das er
für dich Verantwortung übernimmt. Du übernimmst sie ja auch
sicherlich für ihn.
Viele Grüße
Jake