4 Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine
Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde
unten oder im Wasser unter der Erde.
Ganz konsequent verfolgt, betrifft das sämtliche Bilder, Abbildungen, Darstellungen usf.; in Moscheen findet man demgemäss nie ein Menschenbild.
Historisch war das auch immer wieder Streitthema (richtig, Kate). Bereits im 2. Jahrhundert, dann wieder im 7./8. Jahrhundert, dann im 16. Jahrhundert und auch später wurde innerhalb der Christenheit darüber debattiert und in einigen Kirchen das Bilderverbot wenigstens für den kirchlichen Raum durchgesetzt (Schreiben und Lesen, Malen usw. waren aber im Christentum stets zugelassen, auch wenn das Gebot streng genommen anders lautet! Buchstaben sind Zeichen, Abbildungen, Darstellungen), während es in andern Kirchen und Spiritualitäten zugelassen war, nur durfte man nicht Gott allein im Bild sehen. Dagegen ist katholische Lehre, dass man Ihn in der Eucharistie erkenne, die in Symbolen besteht, z. B. im Brot, also wenn Du das Bilderverbot ganz konsequent in der Praxis der Kirche wiederfinden möchtest, dann müsstest Du wohl da ansetzen und sagen: Brot, das ist ein Symbol, das heisst Zeichen, Bild, Schlüssel, auch Darstellung, und bekanntlich sagt die kirchliche Lehre sogar: Im eucharistischen Brot ist der Herr real gegenwärtig. Da könntest Du ansetzen mit Deiner Kritik und sagen, man versuche den Herrn so „festzumachen“, während Er letztlich nicht fassbar ist. Die kirchliche Lehre entgegnet Dir, dass Er ja nicht nur im Brot, sondern auch in der Gemeinde, im Vorsteher, im Wein und im verkündeten Wort gegenwärtig sei und also nicht alles vom einzelnen Symbol abhänge.
Noch etwas zur Rezeption der Gebote. Die Kirche nimmt die Gebote des AT nicht als wörtlich auf sich bezogen, namentlich die Speisegebote werden gewöhnlich nicht befolgt, da Gott ein Herz will und nicht irgend ein korrekt dargebrachtes Opfer. Die 10 Gebote haben somit für die Kirche zwar vorbildhafte, aber nicht zwingende wörtliche Funktion, wenngleich sie sie als im Grunde verbindlich betrachtet. D. h. sinngemäss werden sie von den Menschen der meisten Kulturen einzuhalten sein, es gibt aber partiell mögliche Abweichungen, sofern das Gebot der Liebe (als Gottes- und Nächstenliebe) befolgt ist.
Gruss
Mike