Hallo Voltaire,
Lieber Dahinden
die
Spitzenämter
wie Du sie nennst, sind zwei- oder mehrgesichtig, was die
Machtstellung anbelangt, denn einerseits ist das Amt „Dienst“,
andererseits ist die Einflussnahme vielerorts extrem geteilt.
Willkommen im Tarifgebiet des ÖDTV. Nein, im Ernst: Das man in Machtstellungen durchaus der „erste Diener des Staates“ sein kann, lehrte uns schon der Alte Fritz. Gleichwohl solche Ämter dienende Funktion gegenüber der Gesamtheit des Apparates, sei es Staat, sei es Kirche, haben, so sind sie allesamt in ihrer Struktur eher darauf aus, andere dienen zu lassen. Das Gehabe von der „Bürde des Amts“, das manche Politiker gern beklagen, wird um vielfaches leichter, wenn man sich als Teil der regionalen Nomenklatura empfindet.
D. h. das, was ein Priester repräsentiert, ist in vielem durch
andere Chargen relativiert, von der Staatskirche ganz zu
schweigen, auch innerkirchlich gibt es etwa (bei uns z. B.)
die Pastoralassistentin, die inhaltlich vieles tut wie der
Pfarrer selbst, streckenweise auch Gemeindeleiterinnen in
eigentlicher Leitungsfunktion, die faktisch viel mehr zum
kirchlichen Leben vor Ort zu sagen haben als die Priester.
Hier komme ich nicht mehr mit. Ich schätze deine Postings sehr, aber, lieber dahinden, stell‘ dir einmal vor, jemand präsentiert dir folgendes Gebilde:
Stelle dir einen Staat vor, der von Frauen geleitet wird. Alle Ämter bis hin zur Bürgermeisterin sind nur von Frauen besetzt. Es herrscht eine Frau, die nur von bestimmten Frauen gewählt werden darf, die wiederum der Staat ernennt.
Warum das so sein muss, erklären dir Frauen mit Hilfe der Exegese eines Buches, dass überwiegend von Frauen geschrieben wurde.
Es gibt das Wahlrecht innerhalb dieses Staates nur für Frauen.
Männer dürfen in Laiengremien kritische Fragen stellen. Geantwortet wird nicht regelmäßig und nicht in Form eines Disputes, sondern eines Offenen Briefes, in welchem hin und wieder wichtige Grundfragen einseitig beleuchtet werden, aber das Prinzip der nicht vorhandenen Gewaltenteilung nie hinterfragt wird.
Ansonsten dürfen junge Männer in Veranstaltungen, die die Idee dieses Staates verherrlichen, Kerzen tragen.
Dieses Beispiel soll niemanden verunglimpfen; und es hinkt sicherlich hier und da. Es macht aber eine Situation deutlich.
weibliche Ministranten
Der physische Altarraum ist nach wie vor Domäne der
(männlichen) Priester geblieben. Benedikt XVI. hat allerdings
ausdrücklich die Tätigkeit weiblicher Ministranten
gutgeheissen, wenngleich das ein Detail ist.
Ja. Das ist es.
in allen relevanten Ämtern
ist also wenigstens theoretisch schon mal weit übertrieben.
Lass‘ ich jetzt so stehen; akzeptieren wir einfach den anderen Standpunkt, es macht keinen Sinn, jetzt ausufernd darüber zu philosophieren, was Relevanz ist.
wird das nicht begründet, allerdings innertheologisch nicht
nur bibeltheologisch oder mit dem Traditionsargument, sondern
auch mit dem Naturargument.
Du führst also drei Argumente an, wenn ich das so richtig sehe.
Ein Bibeltheologisches
Ein Traditionsargument
Ein Naturargument
Ich sage folgendes: Alle diese Argumente, wie sie auch lauten mögen, widersprechen dem Menschenbild einer demokratischen Weltordnung. Auf das theologische Argument bin ich sehr gespannt, es würde dann ja für die evangelische Kirche nicht gelten. Zum Traditionsargument ließe sich sagen, dass es viele traditionelle Bräuche gibt, aber hier handelt es sich nicht um einen Brauch, sondern um einen Bruch, und zwar den mit den Prinzipien einer freiheitlichen Emanzipation. Tausend Jahre die gleiche, vielleicht falsche, Handlung vollziehen soll ein Grund dafür sein, tausend Jahre weiterzumachen?
Unter Naturargument kann ich mir nichts vorstellen, ich mag nicht mutmaßen, warum du es nicht einfach vorstellen magst…
Oder doch?
Gleichberechtigung
ist allerdings auf weite Strecken realisierbar , sofern die
Gemeinde vor Ort das so gestaltet, vgl. diverse Diözesen.
Auf weite Strecken realisierbar. So so. 
Das
Frauenbild
ist somit differenziert. Festgehalten wird durchgehend am
allgemeinen Menschenbild vom Mensch als Diener, von der
Gemeinschaftlichkeit durch gegenseitige Unterordnung und der
Prägung durch gewisse Traditionen. Im Extremfall bedeutet das,
dass der Priester lediglich eine „Rolle“ spielt (nahezu wie im
Theater), ohne direkt Macht in der Gemeinde auszuüben. Man
kann selbstredend fragen, ob das dann noch Sinn macht, oder
was die Alternativen wären, jedoch ist es vereinzelt Praxis.
Ich rede nicht von Priestern in Kleinkleckersdorf und Hinterwaldlingen. Ich rede von Bischöfen, Kardinälen, Päpsten und was da sonst noch kreucht und fleucht. Beim Beantworten dieses Postings ergreift mich wieder dieses Erstaunen ob der Geduld der Frauen mit uns Männern.
das von der katholischen Kirche vermittelte Frauenbild
als solches existiert kaum durchgehend in der ganzen (legalen)
Kirche
frauenfeindlich
ist wohl alles aus der Optik bestimmter Individuen, aus der
Optik anderer ist es nichts.
Argumente, dass es nicht frauenfeindlich zugeht, findest Du
wie schon erwähnt in der Praxis, die sehr unterschiedlich und
vielgestaltig ist, was allerdings die Zentrale (Rom) betrifft,
so kann ich nicht gut Auskunft geben ausser mit den Dingen,
die uns allen evident sind: Repräsentation nur durch Männer
aber ohne grössere Konsequenzen für Frauen.
Ich bin mir nicht sicher, ob du den letzten Satz wirklich glaubst.
Nichts ist so gewaltig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
Danke für dein Posting und viele Grüße
Voltaire