Sterbehilfe

Guten Morgen,
ich war gerade beim Arzt und habe im Wartezimmer einen Artikel zum Thema Sterbehilfe, der mich sehr bewegt hat, gelesen.
Das dieses Thema in Deutschland der reinste §§-Dschungel ist weiß man, was ich persönlich nicht wusste ist, das es in der Schweiz legal ist und das es dort eine Organisation (Dignitas) gibt, die Menschen aktiv in den (gewünschten) Tot begleitet.
Ich spreche hier von schwer kranken Menschen der die Medizin nicht mehr helfen kann und für die es keine Hoffnung mehr gibt außer auf den Tot zu warten.
Ich persönlich finde es eine Sauerei zum Sterben in die Schweiz fahren zu müssen. Warum ist es verboten selbst zu beurteilen wann es einfach keinen Sinn mehr hat. Jedes Tier wird von seien Qualen erlöst - aber als Mensch ist man zum Leiden verdammt.
Dies nur am Rande, meine eigentliche Frage an die Religiösen unter uns: Einige der betroffenen Personen die interviewt wurden haben gesagt sie wären gläubig und es würde ihnen wiederstreben gegen das 5. (?) Gebot - Du sollst nicht töten, zu verstoßen. Sehen aber keine andere Möglichkeit und hoffen das Gott ihnen verzeiht.
Sieht Gott es lieber wenn wir leiden, und bis ans äußerste am Leben festhalten? Warum ist es in den Augen der Bibel eine Sünde sich vom Leben zu trennen?
Jede Schwangere die mit Kaiserschnitt gebährt kann den Geburtstermin auf die Stunde genau festlegen. Jeder ist für sein Leben verantwortlich, aber beim Thema Tot soll dann die komplette Verantwortung in andere Hände gelegt werden? Warum?
Danke für Eure Meinungen und Anregungen.
Grüße, Cora
http://www.stern.de/politik/panorama/577032.html?nv=…

Hallo Cora,

Ich persönlich finde es eine Sauerei zum Sterben in die
Schweiz fahren zu müssen. Warum ist es verboten selbst zu
beurteilen wann es einfach keinen Sinn mehr hat. Jedes Tier
wird von seien Qualen erlöst - aber als Mensch ist man zum
Leiden verdammt.

Was ich persönlich schlimmer finde: Nicht nur die aktive Sterbehilfe ist verboten, wenn man keine Patientenverfügung hat, dann kann man nicht einmal davon ausgehen, genug Schmerzmittel zu bekommen, um schmerzfrei zu sterben.

Dies nur am Rande, meine eigentliche Frage an die Religiösen
unter uns:

Ich nehme an, da kann man sich streiten, ob ich Religiös bin…

Einige der betroffenen Personen die interviewt
wurden haben gesagt sie wären gläubig und es würde ihnen
wiederstreben gegen das 5. (?) Gebot - Du sollst nicht töten,
zu verstoßen. Sehen aber keine andere Möglichkeit und hoffen
das Gott ihnen verzeiht.
Sieht Gott es lieber wenn wir leiden, und bis ans äußerste am
Leben festhalten? Warum ist es in den Augen der Bibel eine
Sünde sich vom Leben zu trennen?

Ich denke, da muss man unterscheiden: Die von dir angeführte und auch oft zitierte Bibelstelle stammt aus den zehn Geboten. Diese werden inzwischen wohl oft wörtlicher genommen als sie ursprünglich gemeint waren. Es ist eine Auslegung der (christlichen) Kirchen, dass die zehn Gebote als wichtiger als die anderen in den fünf Bücher Mose aufgeführten Gebote erachtet werden. Genauso ist es Auslegung, was man aus der Bibel in Bezug auf aktuelle Fragen herausliest (oder hineinliest). Was ich damit sagen will: nicht ‚in den Augen der Bibel‘ sondern ‚in den Augen der Kirche‘. In der Bibel kommen 7 Selbstmorde vor (6 im AT und 1 im NT) und sie werden nicht kommentiert in dem Sinne von ‚lästerliches Tun‘.

Da du ja nach der religiösen Begründung gefragt hast (kath. Kirche):
http://www.aktion-leben.de/Euthanasie/Was%20ist%20Eu…
http://www.aktion-leben.de/Euthanasie/Patientenverfu…

Als (tief-)religiöser Mensch siehst du es so, dass dein Leben nicht dir, sondern ganz Gott gehört und es dir darum nicht zusteht, es zu nehmen.

Kati

Hallo,

die ganze Thematik ist aus religiöser Sicht gleich mehrfach problematisch.
Zum einen ist es ja so, daß aus christlicher Sicht Gott das Leben gegeben hat und daß nur er das recht hat, es auch zu nehmen. Damit hat weder der betroffene selbst noch ein anderer Mensch das recht, über sein Lebensende frei zu bestimmen. Und deshalb durften zumindest früher Selbstmörder auch kein christliches Begräbnis in geweihter Erde erhalten - die wurden in irgend einer Ecke still und heimlich verbuddelt.
Das war nun die primäre Sicht der Dinge. Aber sekundär erbibt sich damit ja auch die Frage, was Gott überhaupt will. Schließlich werden Dank der modernen Medizin ja heutzutage Leute am Leben erhalten, die früher mit Sicherheit an der gleichen Krankheit gestorben wären - und das betrifft durchaus nicht nur hoffnungslose Fälle sondern auch vieles, was heute ärztliche Routine ist. Ist das nicht dann auch ein Eingriff gegen Gottes Willen? Im Regelfall wird das verneint mit der etwas umständlichen Begründung, daß es ja auch Gottes Wille ist, wenn die moderne Forschung zu Erkenntnissen kommt, die solche Eingriffe möglich macht - aber es gibt da auch einige sehr fundamentalistische christliche Sekten, die das abders sehen und viele moderne Heil- und Behandlungsmethoden ablehnen.
Insofern ist es wohl gar nicht so einfach, die Frage aus theologischer Sicht eindeutig zu beantworten.

Gernot Geyer

Hallo,

die ganze Thematik ist aus religiöser Sicht gleich mehrfach
problematisch.
Zum einen ist es ja so, daß aus christlicher Sicht Gott das
Leben gegeben hat und daß nur er das recht hat, es auch zu
nehmen. Damit hat weder der betroffene selbst noch ein anderer
Mensch das recht, über sein Lebensende frei zu bestimmen. Und
deshalb durften zumindest früher Selbstmörder auch kein
christliches Begräbnis in geweihter Erde erhalten - die wurden
in irgend einer Ecke still und heimlich verbuddelt.
Das war nun die primäre Sicht der Dinge. Aber sekundär erbibt
sich damit ja auch die Frage, was Gott überhaupt will.
Schließlich werden Dank der modernen Medizin ja heutzutage
Leute am Leben erhalten, die früher mit Sicherheit an der
gleichen Krankheit gestorben wären - und das betrifft durchaus
nicht nur hoffnungslose Fälle sondern auch vieles, was heute
ärztliche Routine ist. Ist das nicht dann auch ein Eingriff
gegen Gottes Willen? Im Regelfall wird das verneint mit der
etwas umständlichen Begründung, daß es ja auch Gottes Wille
ist, wenn die moderne Forschung zu Erkenntnissen kommt, die
solche Eingriffe möglich macht -

die Frage ist auch, ob es Gottes Wille ist, dass der Arzt nicht nur das „Leben“ des betreffenden, sondern vor allem sein Leiden verlängert. Man hört ja auch immer wieder, das betroffene Patienten, die sich nicht mehr äußern können, schnell noch operiert werden - am Blinddarm, an der Gallenblase… irgendwie muss das Krankenhaus ja auch auf seine Fallzahlen kommen, und die Assistenzärzte was lernen. Letzteres sind sicher schwarze Schafe, aber man hört immer wieder davon. Das kann auf keinen Fall der Wille Gottes sein.

aber es gibt da auch einige

sehr fundamentalistische christliche Sekten, die das abders
sehen und viele moderne Heil- und Behandlungsmethoden
ablehnen.

Und es gibt weltweit Leute, die die neuesten Methoden aus mangelnder Information nicht kennenlernen, oder sie sich schlicht und einfach finanziell nicht leisten können.

Insofern ist es wohl gar nicht so einfach, die Frage aus
theologischer Sicht eindeutig zu beantworten.

Gernot Geyer

Zusammenfassend ist wohl anzumerken, dass man hier auf Erden den Willen Gottes wohl sowieso nicht gänzlich ergründen kann. Damit müssen wir wohl oder übel warten bis unser irdisches Leben vorbei ist. Bis dahin muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, was zu tun ist, und darauf hoffen, dass er jemanden findet, der seinen Willen respektiert.

Kay

Hallo,

die ganze Thematik ist aus religiöser Sicht gleich mehrfach
problematisch.
Zum einen ist es ja so, daß aus christlicher Sicht Gott das
Leben gegeben hat und daß nur er das recht hat, es auch zu
nehmen. Damit hat weder der betroffene selbst noch ein anderer
Mensch das recht, über sein Lebensende frei zu bestimmen. :

Hallo Gernot,
was ist dann mit dem Leben was Gott nicht gegebenen hat? Ich spreche z.b. von künstlicher Befruchtung oder im Reagenzglas gezeugtem Leben?
Der angebliche Gott hat die „Macht“ Leben zu geben doch schon längs an die Wissenschaft verloren. Warum ist das im Glauben der Kirche keine Sünde (oder ist es das?)- aber den Zeitpunkt des Todes zu bestimmen schon?
Wahrscheinlich gibt es hier keine Erklärung…
Grüße, Cora

Hallo,

Zusammenfassend ist wohl anzumerken, dass man hier auf Erden

den Willen Gottes wohl sowieso nicht gänzlich ergründen kann.
Damit müssen wir wohl oder übel warten bis unser irdisches
Leben vorbei ist. Bis dahin muss wohl jeder für sich selbst
entscheiden, was zu tun ist, und darauf hoffen, dass er
jemanden findet, der seinen Willen respektiert.

Kay

Wie Recht Du hast - vorzugsweise sucht man diesen jemand wohl besser in der Schweiz!
Denn es ist nicht so einfach wenn man körperlich oder geistig nicht kann selbst entscheiden zu dürfen. Das ist das Problem!
Cora

Hallo Cora,

die Kirche tut sich ja mit künstlicher Befruchtung auch etwas schwer. Und dabei ist das hier doch noch recht einfach - wenn dabei menschliches Leben ensteht, dann ist das dann offenbar Gottes Wille und er hat offensichtlich die wissenschaftliche „Nachhilfe“ akzeptiert. Denn so mit garantiertem Erfolg ist das ja wohl nicht.

Beim Sterben sehe ich das problematischer - wer will schon wissen, was „er“ wirklich will? Also klannert man sich an die texte der Bibel - und da sind die moderne Gerätemedizin genau so wenig vorgesehen wie Patientenverfügungen. Und eins ist auf jeden Fall klar: Ich möchte kein Arzt sein und dann die Entscheidung treffen müssen, ob ein Fall wirklich hoffnungslos ist oder ob nicht doch eine Heilungschance besteht. Aus der Ferne kann man da sicher immer gut theoretisch diskutieren - aber in der konkreten Situation? Dann werden nämlich auch Willensäußerungen der Patienten fraglich, weil schlecht einzuschätzen ist, welcher Wunsch da nicht doch nur vorschnell auf Grund akuter Schmerzen oder unter der Einwirkung von Beruhigungsmitteln zu Stande gekommen ist. Man sagt ja so oft was, und bereut drei Tage später alles wieder. Nur in dem Fall ist dann die Entscheidung endgültig - wenn die Maschine aus ist, dann ist Schluß.
Und ich nehme an, daß ist auch der eigentliche tiefere Sinn der Ablehnung der Selbsttötung im Christentum - man wollte einfach eine Sperre einbauen, die Kurzschlußreaktionen verhindert, wenn einem das Leben manchmal sinnlos erscheint.

Gernot Geyer

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Hallo,
menschliche Existenz ist so vielfältig und es gibt solche Extremlagen, dass kein Gesetz sie alle zufriedenstellend lösen kann.
Von daher wird es Menschen geben, die hoffnungslos, (für sie) sinnlos und hilflos leiden.
Da kann im Zweifelsfall nur der Mut des Einzelnen helfen.
Solche extremen Fälle sind jedoch selten und jeweils fast einzigartig und darum kaum juristisch zu fassen.

Das was mich immer aufhorchen lässt ist, dass viele derjenigen die aktive Sterbehilfe suchen eigentlich in der Lage sind sich selbst zu töten. Wenn ihr Leiden so unaushaltbar ist, warum wollen sie dann dass jemand anderes es für sie beendet? Die Erfahrung vieler Altenpfleger ist sogar, dass völlig hilflose Menschen schließlich einfach sterben, wenn sie nicht mehr leben wollen.

Ich gehe davon aus, dass der Ruf nach der „Todesspritze“ oft eine extreme Form der Suche nach Zuwendung ist. Sie fühlen sich ihrem Ende ausgeliefert und verlassen. Sich von jemandem töten zu lassen, ist der scheinbare Sieg über ihre Hilflosigkeit und gleichzeitig ultimative Zuwendung.

Wenn diese Menschen sozial geborgen wären und optimal versorgt würden, könnten sie ihr natürliches Ende auch aushalten - wie die Erfahrungen von Hospizen vielfach zeigen.

Gruß
Werner

Das was mich immer aufhorchen lässt ist, dass viele derjenigen
die aktive Sterbehilfe suchen eigentlich in der Lage sind sich
selbst zu töten. Wenn ihr Leiden so unaushaltbar ist, warum
wollen sie dann dass jemand anderes es für sie beendet? Die
Erfahrung vieler Altenpfleger ist sogar, dass völlig hilflose
Menschen schließlich einfach sterben, wenn sie nicht mehr
leben wollen.

Hallo, dies ist ein Ansatz auf den ich noch gar nicht gekommen bin. Aber Du hast im Grunde Recht. Wenn jemand noch fit genug ist in die Schweiz zu fahren um sich die berühmte Spritze zu holen, dann kann man annehmen das derjenige auch in der Lage ist z.B. aus dem Fenster zu springen.
Anscheinden fehlt dann doch die Kraft oder der Mut das eigentliche selbst zu tun.

Wenn diese Menschen sozial geborgen wären und optimal versorgt
würden, könnten sie ihr natürliches Ende auch aushalten - wie
die Erfahrungen von Hospizen vielfach zeigen.

Aber bei den meisten ist das genau der Grund. Sie wollen nicht warten bis sie den Verwandten oder der Gesellschft zur Last fallen. Kann ich verstehen, ist bestimmt nicht angenehm immer auf jemand anderen angewiesen zu sein.
Man kann vieles aushalten, hier aber eher eine Frage des wollens bzw. müssens. Warum soll man sich quälen wenn es auch anders geht.

Grüße, Cora

Gruß
Werner

Was ich persönlich schlimmer finde: Nicht nur die aktive
Sterbehilfe ist verboten, wenn man keine Patientenverfügung
hat, dann kann man nicht einmal davon ausgehen, genug
Schmerzmittel zu bekommen, um schmerzfrei zu sterben.

Hi Kati,

wie kommst du darauf dass Patienten ohne Verfügung nicht ausreichend Schmerzmittel bekommen??

viele Grüße

Sue

Hallo,

wie kommst du darauf dass Patienten ohne Verfügung nicht
ausreichend Schmerzmittel bekommen??

Hab ich bei meiner Mutter erlebt. Der Arzt sagte, er könne ihr nichts mehr geben, weil die Tageshöchstdosis schon erreicht sei. Er würde gern, aber es wäre zu riskant, man könnte ihn dann verklagen.

Kati

Guten Morgen,
ich habe den gleichen Artikel gelesen.
Die dort vorgestellten Menschen haben meinen höchsten Respekt, sie bestimmen selbst, was mit ihnen geschieht.
Ich habe mehrere Menschen an schweren Krankheiten sterben sehen, manche mußten lange leiden. Die letzte Entscheidung MUSS beim Betroffenen liegen. Niemand hat darum gebeten auf die Welt zu kommen, das Mindeste was jedem zugestanden werden muß ist doch die Freiheit wenigstens über das Ende selbst entscheiden zu dürfen. Damit meine ich nicht die Suizide aus Kurzschluß, ich meine Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, dauerhaft und anhaltend den Wunsch haben, ihr Leben zu beenden. Das heißt nicht, daß man es allzu leicht machen darf. Denkbar wäre für mich ein Modell ähnlich der Schwangerschaftsberatung. Das heißt, daß schwer kranke Menschen im Gespräch mit Fachärzten und Psychologen den Todeswunsch äußern dürfen. Und daß dann auch nach entsprechendem Verfahren diesen Menschen der Zugang zu tödlichen Substanzen gewährt werden könnte. Ach ja, jemand schrieb hier, wer in der Lage sei in die Schweiz zu fahren, der könnte auch aus dem Fenster springen. Bitte, was hat es mit „würdevollem Sterben“ zu tun, wenn man schreiend auf den Asphalt klatscht und als ziemliche Sauerei endet ?? Schon mal jemanden gesehen, der von einer Brücke gesprungen ist? Das zweifelhafte Vergnügen hatte ich auch bereits…da wäre es mir lieber, mit Pink Floyd, einem letzten Glas Rotwein und einer geeigneten Chemikalie abzutreten.
Ich glaube, daß die meisten Menschen nicht den Tod fürchten, sondern das Sterben.

Gruß
BeLa

Hallo Cora,

diejenigen, die „ach so gläubig“ sind, und denen es das Gewissen offenbar verbietet, auch nur über Sterbehilfe nachzudenken, könnten mich vielleicht einmal etliche Jahre meines Lebens kosten. Ich formuliere es noch einmal deutlicher: Sterbehilfe-Gegner werden (vielleicht) mein Leben verkürzen!

Warum? Ganz einfach: Ich habe MS. Und ich denke, es ist durchaus meine freie Entscheidung, an irgendeinem Punkt zu sagen, „jetzt ist es genug“.

Die Sterbehilfediskussion wird dazu führen, dass ich dies zu einem Zeitpunkt tun werde, wo ich die Dinge noch selbst in die Hand nehmen kann. Oder, mit anderen Worten: Ich werde nicht warten, bis es dafür zu spät ist.

Vielleicht sollten diese „Lebensschützer“ einmal darüber nachdenken. Jeder Mensch hat nicht nur ein Recht auf Leben, sondern - falls gewünscht - auch ein Recht auf seinen Tod. So sehe ich das.

Schöne Grüße

Petra

Hi Kati,

da ist deine Mutter leider an einen Arzt geraten der von Schmerztherapie keine Ahnung hatte.
Bei Opiaten - Morphin etc - gibt es keine Tageshöchstdosis - sie werden nach Wirkung dosiert.
Falls er gar keine Opiate eingesetzt hat …siehe oben.

Schmerzbehandlung hängt in erster Linie von der Kompetenz des behandelnden Arztes ab. Leider ist Deutschland schmerztherapeutischen Entwicklungsland.

Viele Grüße
Sue

Sterbehilfe und demographische Entwicklung
Hallo Cora,

es gibt einen Aspekt in dieser Diskussion, den ich bisher vermisse.

Wir hier in Europa leben in einer Welt, in der es immer mehr alte Leute gibt. Viele von ihnen sind chronisch krank, die laufend nötige Behandlung und auch Pflege ist aufwendig und teuer. Mit Hilfe dieser Behandlung und Pflege können diese alten Menschen oft noch viele Jahre leben.

Die Tendenzen der Entwicklung gehen dahin, daß der Anteil der alten Menschen noch weiter zunimmt, und die Kosten von Pflege und Behandlung ebenfalls. Ob es gelingen wird, die damit verbundenen Probleme gut zu lösen, wissen wir nicht. Ob Bedingungen geschaffen werden können, unter denen viele oder die meisten alten Menschen auch noch sinnvolle Aufgaben finden können, wissen wir auch nicht (Einzelne werden solche Aufgaben natürlich immer finden).

Kurz, werden wir uns eine Welt schaffen können, in der die Alten mehr Bereicherung sind, oder mehr Belastung?

Und wenn Letzteres der Fall und Sterbehilfe legalisiert wäre: bestünde nicht zumindest manchmal die Gefahr, daß auf die Alten dezenter Druck ausgeübt wird, von der Sterbehilfe auch Gebrauch zu machen? Sicher aus mehr oder weniger durchsichtigen Motiven.

Die Sterbehilfe legal zu machen, könnte heißen, die Büchse der Pandora zu öffnen.

Grüße,

I.

Kurz, werden wir uns eine Welt schaffen können, in der die
Alten mehr Bereicherung sind, oder mehr Belastung?

Und wenn Letzteres der Fall und Sterbehilfe legalisiert wäre:
bestünde nicht zumindest manchmal die Gefahr, daß auf die
Alten dezenter Druck ausgeübt wird, von der Sterbehilfe auch
Gebrauch zu machen?

Hi Idomeneo,

oder kurz gesagt -
„Auf Sterben reimt Erben“…

nicht dass ich jedem Geldgier unterstellen will…aber
ich bin auch deiner Meinung dass die Erlaubnis der aktiven Sterbehilfe ein Fass ohne Boden öffnet…

viele Grüße
Sue

Hallo Sue,

oder kurz gesagt -
„Auf Sterben reimt Erben“…

ja, das zwar auch. Aber mehr noch denke ich an die Möglichkeit, daß Angehörige die emotionale und zeitliche Belastung (Pflege) sowie die finanzielle Belastung (Bezahlung von Pflegekräften, Kostenbeteiligung bis zum Verlust von Vermögenswerten für die Unterbringung in Heimen) nicht mehr ertragen können oder wollen. Es müssen gar nicht in jedem Fall „niedrige“ Motive sein.

Grüße,

I.

Guten Morgen,

das sehe ich ein bißchen anders, denn dann wäre es in den Ländern wo es derzeit legal ist (z.B. die Schweiz) ja auch ein Problem.
Natürlich beobachten alle die demographische Entwicklung mit Sorge, aber ich denke nicht dass das dazu führt die Leute zum Sterben zu „überreden“.
Grüße, Cora

Hallo Cora,

das sehe ich ein bißchen anders, denn dann wäre es in den
Ländern wo es derzeit legal ist (z.B. die Schweiz) ja auch ein
Problem.

schon möglich, daß es z. B. in der Schweiz derzeit kein Problem ist, aber wir können nicht wissen, ob das so bleibt, wenn die demographische Entwicklung weiter so geht wie bisher und sich somit verschärft.

Zudem darfst Du eines nicht vergessen:

Deutschland und Österreich, die beiden Länder mit unmittelbarer Nazi-Vergangenheit hatten damals unter anderem auch „Sterbehilfe“ für psychisch Kranke und Behinderte im Programm. Erst seit kurzem unternimmt man es, diesen Teil der Vergangenheit anzuschauen und aufzuarbeiten - fünfzig, sechzig Jahre hat man darüber geschwiegen!

Es ist daher mehr als plausibel, daß man sich hier mit der Frage der Sterbehilfe wohl noch um vieles schwerer tut als in anderen Ländern.

Das Thema ist einfach viel zu heiß, weil so vieles dranhängt.

Grüße,

I.

Hallo Cora,

das sehe ich ein bißchen anders, denn dann wäre es in den
Ländern wo es derzeit legal ist (z.B. die Schweiz) ja auch ein
Problem.

schon möglich, daß es z. B. in der Schweiz derzeit kein
Problem ist, aber wir können nicht wissen, ob das so bleibt,
wenn die demographische Entwicklung weiter so geht wie bisher
und sich somit verschärft.

Das Stimmt. Hier hast Du bestimmt recht. Denn es wird allem Anschein in einigen Jahren zum Kollaps führen. Man müsste jetzt schon viel härter durchgreifen. Ich kenne genug Leute (in meinem Alter) die sich nicht um eine Altersvorsorge kümmern. Teils weil sie nicht können, teiles aus Ignoranz (wird schon gutgehen…).
Da der Staat irgendwann nicht mehr für alle aufkommen wird, ist eine vernünftige Altersvorsorge -die auch eine evtl. Pflegebedüftigkeit mit abdeckt, das a und o. Das muss man den Leuten klar machen, wenn es keine finanzielle Belastung gibt, dann wird es auch mit der Sterbehilfe kein Problem in diesem Sinne geben.
Aber das ist wohl alles wunschdenken…

Zudem darfst Du eines nicht vergessen:

Deutschland und Österreich, die beiden Länder mit
unmittelbarer Nazi-Vergangenheit hatten damals unter anderem
auch „Sterbehilfe“ für psychisch Kranke und Behinderte im
Programm. Erst seit kurzem unternimmt man es, diesen Teil der
Vergangenheit anzuschauen und aufzuarbeiten - fünfzig, sechzig
Jahre hat man darüber geschwiegen!

Das ist auch wirklich schlimm. Mit dem Hintergrund kann man teilweise verstehen dass ich schwer getan getan wird, auf der anderen Seite warum kann man nicht endlich mal mit der Vergangenheit abschließen. Man kann doch nicht die heutige Gesellschaft „strafen“ für Sachen die vor Jahrzehnten passiert sind und auf die man somit gar keinen Einfluss nehmen konnte.

Es ist daher mehr als plausibel, daß man sich hier mit der
Frage der Sterbehilfe wohl noch um vieles schwerer tut als in
anderen Ländern.

Das Thema ist einfach viel zu heiß, weil so vieles dranhängt.

Trotzdem gehört mein Leben mir und wenn ich beschließe es zu beenden sollte die Entscheidung bei mir liegen.

Grüße,

I.