Sterbehilfe

Hallo :smile:

Ich schreibe gerade ein Referat über Sterbehilfe und mache mir deshalb einige Gedanken darüber. Ich wollte euch nun einmal fragen was ihr von passiver und aktiver Sterbehilfe haltet.
Was mich als in diesem Zusammenhang sehr schockiert hat, war dass man ein Kind, was voraussichtlich mit einer Behinderung geboren wird, bis kurz vor der Geburt abtreiben darf. Was haltet ihr davon???

Vielen Dank :smile:
Alex

Ich wollte euch nun einmal
fragen was ihr von passiver und aktiver Sterbehilfe haltet.

Ich bin der Sache gegenüber sehr aufgeschlossen. Auch weil ich selber die Möglichkeit haben möchte, zu sterben wenn es nötig ist und nicht halbgelähmt, halbtot oder sonstwie stark eingeschränkt noch ewig vor mich hin zu vegetieren - das ist doch kein Leben.

Hallo,

Ich schreibe gerade ein Referat über Sterbehilfe und mache mir
deshalb einige Gedanken darüber. Ich wollte euch nun einmal
fragen was ihr von passiver und aktiver Sterbehilfe haltet.

sehr viel. Es muss sichergestellt werden, dass definitiv und beweisbar der Wille des Betroffenen umgesetzt wird - und aus allem anderen hat sich der Staat (und auch die Kirche, nb) meiner Meinung nach gefälligst rauszuhalten.

Was mich als in diesem Zusammenhang sehr schockiert hat, war
dass man ein Kind, was voraussichtlich mit einer Behinderung
geboren wird, bis kurz vor der Geburt abtreiben darf. Was
haltet ihr davon???

Das hat mit Sterbehilfe rein gar nichts zu tun, sondern mit dem Recht auf Selbstbestimmung der Frau. Was mit der ungeborenen Leibesfrucht passiert, hat genau eine Person zu entscheiden, und das ist die betr. Frau. Und es gibt noch genau eine Person, die da das Recht hat, angehört und mit ihrer Meinung berücksichtigt zu werden, und das ist der Vater des Ungeborenen. Alle anderen Menschen geht das auch wieder einen feuchten Kehricht an.

Wir leben ohnehin schon in Zeiten, in denen „persönliche Freiheit“ nur ein hübsches Wort aus der Vergangenheit ist.

Natürlich bin ich mit der Meinung ziemlich weit weg von katholischer Theologie, aber das ist ja eher ein Qualitätsmerkmal (SCNR).

Gruß,

Malte

Hallo Olaf,

> Ich bin der Sache gegenüber sehr aufgeschlossen. Auch weil ich selber die Möglichkeit haben möchte, zu sterben wenn es nötig ist und nicht halbgelähmt, halbtot oder sonstwie stark eingeschränkt noch ewig vor mich hin zu vegetieren - das ist doch kein Leben.

Wenn Du als Materialist an keinen ewig lebenden Lebenskern glaubst, kann ich Deine Haltung verstehen! Da aber der Mensch nicht nur ein Fleischkloß, sondern eine Wesenheit ist, die aus dem nichtmateriellen Geist, der nichtmateriellen Seele und dem materiellen Leib besteht, wobei der Geist in der Seele, die Seele aber im Leib wohnt, so kann zwar der materielle Leib getötet werden, Geist und Seele aber sind mit materiellen Mitteln unzerstörbar und leben ewig im Jenseits weiter.

Das bedeutet, der Mensch kann sein ICH - Bewußtsein niemals auslöschen, er kann nur seinen materiellen Leib zerstören, der sozusagen, der Raumanzug seiner Seele ist.

Wenn ein Mensch aber glaubt, daß es die nichtmateriellen Wesensbe-standteile wie Seele und Geist nicht gibt, dann sollte er sich doch einmal die Gedanken betrachten. Daß die Gedanken existieren, das weiß jeder Mensch durch sein eigenes Denken. Da sie aber auch mit der modernsten Wissenschaft nicht gefunden werden können, das zeugt davon, daß die Gedanken geistig sind und daß es Geistiges, bzw. Nichtmaterielles gibt.

Was erwartet nun den Menschen nach seinem Freitod im Jenseits?

Da der Mensch sein Leibesleben erhielt, um auf der materiellen Erde eine Lebensprobe abzulegen, bei welcher er sich veredeln sollte um, vereinfacht gesagt, vom Hochmut zur Demut zu gelangen, so hat er sich durch diesen Schritt aller schnellen Fortschrittsmöglichkeiten beraubt. Denn er ist durch den Übertritt ins Jenseits ja nicht besser geworden, sondern ist immer noch der gleiche fehlerhafte Mensch, nur mit dem großen Unterschied:

Im materiellen Leib konnte er auf der Erde agieren und auf vielerlei Weise Erkenntnisse gewinnen, ja er konnte sich ändern und seinem Leben eine bessere Richtung geben. Im Jenseits aber lebt er sozusagen nur noch in seinem Innern, in seiner eigenen Welt und das wird für ihn nicht erfreulich sein. Denn da er sich selbst entleibt hat, so hatte er ja jegliche Liebe, sogar die Liebe zu sich selbst verloren und wie finster wird es ohne Liebe in ihm zugehen?

Ein Mensch, der sich selbst entleibt, ob mit oder ohne Hilfe, der entfernt sich vom Himmel und dessen Seligkeit, da in den Himmel nur der kommt, der vollkommen ist. Wir sollen ja während unserer Freiheitsprobe auf der Erde vollkommen werden. Aber solange wir den Wunsch in uns pflegen, uns selbst zu entleiben, sind wir noch sehr unvollkommen. Durch den Selbstmord bleibt einer solchen Seele ein Leck für immer, und das besteht darin, daß sie nahe nie wieder zur vollen Kindschaft Gottes gelangen kann.

Aber auch auf das Aussehen der Seele wirkt sich der Selbstmord aus. Eine Seele, die schon hier pur Liebe war, sieht jenseits gleich allerreizendst, der Form nach überaus vollendet aus. Eine geizige und sehr eigenliebige Seele sieht dagegen sehr mager aus; aber etwas Fleisch und Blut ist noch immer da, weil eine solche Seele doch noch wenigstens die Liebe zu sich selbst hat.

Ein Selbstmörder aber ist auch dieser Liebe vollkommen ledig, und seine Seele muß daher notwendig als ein ganz dürres G e r i p p e im Jenseits erscheinen.

Aus diesen Fakten geht hervor, daß keine, wie auch immer gearteten Umstände, den Menschen zum Selbstmord verleiten sollten, da er bei diesem Schritt immer verliert. Gute Folgen für die Seele hat kein Selbstmord! Hat den Selbstmördern Gott denn das Leibesleben darum gegeben, daß sie es vernichten sollen?

Ein Selbstmörder treibt mit Gewalt einen Keil zwischen sich und der Liebe Gottes und sich dadurch ins Elend. Deshalb ist die liebevolle und mit viel Zeit erfolgte christliche Erziehung der Kinder so wichtig, da ein richtig erzogener und gebildeter Mensch erkennt, daß ihm der Selbstmord schadet. Und aktive Sterbehilfe halte ich für Selbstmord!

Wenn ein Mensch leidet, so sollte er sein Leiden in Demut ertragen bis er von Gott davon erlöst wird!

Herzliche Grüße
Helmut

Hallo,

es ist ein sehr heißes Eisen.
Aber ich denke, daß Sterbehilfe unter gewissen Umständen erlaubt sein sollte. Zum Beispiel dann, wenn der Willen des Patienten eindeutig erkennbar ist (zum Beispiel beim Vorliegen einer Patientenverfügung). Und auf jeden Fall sollte ein totkranker Patient vor unnötigen Schmerzen bewahrt werden - auch wenn die GAbe starker Schmerzmittel u.U. seinen Tod beschleunigt. Denn auch das hat für mich mit Menschenwürde zu tun - die unbedingte Anerkennung des Willen des Betroffenen.
Etwas skeptischer sehe ich die Sache, wenn Angehörige entscheiden. Die vertreten ja nicht unbedingt den Willen des Kranken sondern oft ihre eigenen Interessen - das muß nicht das Gleiche sein und wenn der Sterbewunsch unter Einwirkung starker Schmerzen geäußert wird - das kann eine Augenblicksentscheidung sein, die nicht unbedingt wirklich den Willen des Betroffenen ausdrücken muß. DA sollte man schon genau abwägen und unterscheiden.

Das behinderte Kind… es ist eine sehr schwere Frage. Tut man einem wirklich schwer behinderten Kind einen Gefallen, wenn man es zum Leben verurteilt? Zuim BVeispiel dann, wenn extreme geistige Behinderungen zu erwarten sind? Und wer hat das Recht, die Eltern zu lebenslanger Pflege zu verurteilen? Denn die müssen das Ganze ja durchstehen - kräftemäßig, materiell und auch emotional. Nicht jeder ist solchen Anforderungen gewachsen - auch das muß man sagen.
Es ist leicht, ein Kind zum Leben zu verurteilen. Aber so lange die Gesellschaft anschließend die Arbeit und die Kosten eindeutig auf die Eltern allein abwälzt, hat sie meines Erachtens nicht das recht dazu. Denn diese gesellschaft ist weder kinder- noch behindertenfreundlich in der Praxis. Und es ist eigentlich unmenschlich, in dieser gesellschaft einem behinderten Kind überhaupt das leben zuzumuten. Weil es immer ein Kind zweiter oder dritter Klasse sein wird. Und weil es das immer spüren wird - an jeder Stelle. Durch Verachtung, durch fehlende Förderchancen und auch materiell. Denn keiner bezahlt dafür, wenn Eltern behinderte Kinder pflegen müssen - jedenfalls nicht so viel, daß damit ein Leben wäre, wie es unter normalen Umständen der Fall sein würde. Damit werden Eltern wie Kinder gleichermaßen bestraft für etwas, was sie nicht verschuldet haben.
Unter all diesen Umständen ist die Abtreibung das kleinere Übel. Sie mag unmenschlich sein - aber wenigstens ehrlicher als die Scheinheiligkeit der Gesellschaft.

Gernot Geyer

Hallo,

hast Du schon Hirntote gesehen, wie sie an Maschinen vegetieren - und das jahrelang? Oder menschen, die unerträgliche Schmerzen erleiden müssen und niucht sterben können?
Wenn Dein Gott zu denen nicht barmherzig ist und ihnen die Gnade des Todes verweigert - dann ist er nicht mein Gott - auf die Gnade eines solchen Monstrums lege ich nicht den geringsten Wert. Aber ich glaube nicht, daß er das tut. Er ist nämlich in erster Linie gütig und liebt die Menschen.

Außerdem - was ist denn Gottes Wille? All diese Leute wären ohne die moderne Medizin längst tot. Hier hat doch schon der Mensch eingegriffen und selber versucht, Gott zu spielen und ein Leben zu verlängern, daß eigentlich gar keins mehr ist.

Blöd rumplappern und stur herpauken, was vor 2.000 Jahren mal richtig gewesen sein mag - das kann jeder Depp. Aber denk mal nach, was Gott und Jesus eventuell heute sagen würden, zu den heutigen menschen mit ihren Möglichkeiten!
Klar ist die Antwort nicht einfach. Sie ist nie einfach.
Aber ausgehend davon, daß Gott die Menschen liebt, kann er ihnen nichts Böses wollen. Und dann kann er auch kein unnötiges Leid wollen. Und dann muß jede Antwort richtig sein, die zusätzliches Leid vermeidet - auch wenn sie neu und ungewohnt sein mag.

Gernot Geyer

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Aus diesen Fakten geht hervor,

Ich les’ immer „Fakten“…

Wenn ein Mensch leidet, so sollte er sein Leiden in Demut
ertragen bis er von Gott davon erlöst wird!

Genau! Und wenn jemand selbst unter Morphin-Höchstdosis noch vor Schmerzen schreit und völlig klar ist, daß es nie besser wird, darf er es nicht beenden, denn ist es nicht Gottes Liebe, die ihm das schenkte?
Ist es nicht Gottes besondere Gabe, daß dieser Mensch sich Tage, Wochen, ja sogar Monate oder Jahre in Agonie windet?
Muß dieser Mensch nicht täglich auf Knien (notfalls auch auf nicht verheilten Stumpen) für Gottes Gnade danken?

Mir ist schlecht…

Sibylle

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Hi!

Ich habe mich damit auch schon auseinander gesetzt, meine Mutter ist sehr krank und ich weiß dass sie keine Lebenserhaltenden Maßnahmen wünscht, sprich Lungenmaschine etc.
Wiederbelebungsversuch zwar schon, aber nichts mehr wenn sie sich nicht mehr alleine am Leben erhalten kann.

Ich bin dafür dass es jedem Menschen freigestellt ist, wenn er krank ist, über seinen Tod zu entscheiden.
Jedes Tier wird eingeschläfert wenn es leidet, aber der Mensch muss durch Qualen gehen?
Das finde ich ungerecht, wenn es wirklich keine Rettung mehr gibt, wer möchte da dahin siechen?

Ich persönlich kann es mir nicht vorstellen, da ich immer auf eine letzte Chance hoffen würde, aber verstehen kann ich es.

Zu den Kindern… eine zweischneidige Sache.
Zum einen bin ich auf jeden Fall dafür das abgetrieben werden kann (man wird ja nicht gezwungen) wenn das Leben der Mutter gefährdet ist.
Zum anderen kommt es auf die Verfassung des Kindes an, wenn es auf jeden Fall nicht leben wird oder nur sehr, sehr eingeschränkt würde ich es lassen.
Dafür kenne ich zu viele behinderte und schwerstbehinderte Menschen in diversen Stadien.
Und vor kurzem habe ich einen Artikel gelesen, das Kind hatte eine Monosomie, die sind sowieso in den meisten alle Fälle tödlich. Die Mutter hat es dennoch ausgetragen, es war bei der Geburt schon blau, hat dann 9 Tage gelebt und ist immer wieder blau angelaufen, wurde wiederbelebt, bis es entgültig verschied.
Das arme Kind, wie muss es gelitten haben? Nein, grade als Mutter würde ich meinem Kind das nicht antun wollen.
Ich glaube an Wiedergeburt und darum halte ich es besser: kein Leben statt ein Leben wie die Hölle.

Andererseits muss an der Aufklärung gearbeitet werden. Ich hörte davon, dass selbst Kinder mit Klinefelter Syndrom abgetrieben werden, ich verstehe nicht wie das möglich sein kann!
Klinefelter Syndrom (Gonosomen XXY oder XXXY etc) ist kein schwerwiegender Defekt. Die Männer sind sehr groß und dünn und meistens Unfruchtbar, das ist für mich kein Grund den Kindern kein Leben zu gönnen…

Da muss wirklich mehr getan werden.

lg
Kate

Was mich als in diesem Zusammenhang sehr schockiert hat, war
dass man ein Kind, was voraussichtlich mit einer Behinderung
geboren wird, bis kurz vor der Geburt abtreiben darf. Was
haltet ihr davon???

Hallo,

das liegt daran das Krueppel und Spastis keine richtigen Menschen sind. Hat ein Dr. Mengele vor etwa 60 Jahren erforscht.

Nicht das ich jetzt sagen wuerde man duerfte nicht abtreiben, egal wie es Kind und Mutter geht. Aber die Bigotterie die bei diesem Thema an den Tag gelegt wird ist wirklich unglaublich…

Gruss

Hai, Alex,

ich bin für Sterbehilfe, auch für aktive Sterbehilfe - jedoch sorgfältig reglementiert.
Es kann nicht angehen, daß z.B. alte Leutchen abserviert werden, weil den Angehörigen das Altersheim zu teuer wird. Also muß sichergestellt werden, daß der Betroffene selbst die Entscheidung trifft. Dazu gehört auch, daß z.B. Schmerzen so behandelt werden, wie es notwendig ist und der Betroffene nicht deshalb den Wunsch hat, sich zu töten, weil es z.B. irgendeinem Arzt zu mühsam ist, den Bürokratiekram für eine Morphin-Behandlung zu erledigen, oder weil der Patient ja süchtig werden könnte, oder weil die Behandlung zu teuer sein könnte.

Gleiches trifft auch auf psychische Ausnahmezustände zu. Eine Depression muß zunächst behandelt werden - solange sie besteht, ist einem Todeswunsch des Betroffenen nicht nachzugeben.

Also erst müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, dem Patienten das Leben zu ermöglichen, bevor Sterbehilfe in Erwägung gezogen wird.

Dann ist es aber an dem Betroffenen, zu entscheiden, ob er so weitermachen, oder sein Leben beenden will und wenn ihm die Möglichkeit fehlt, sich selbst zu entleiben, dann muß diesem Menschen auch auf diesem Weg geholfen werden.

Schwierig wird es bei Menschen, die ihre Wünsche aus irgendeinem Grund nicht kommunizieren können, z.B. Koma-Patienten. Hier ist einer Patienten-Verfügung, bzw. dem mutmaßlichen Willen des Betroffenen zu folgen. Dennoch sind auch hier die Ärzte gefragt, denn sie sind die Einzigen, die wenigstens halbwegs sicher sagen können, ob eine Heilung noch möglich ist. Ist das nicht der Fall und der Betroffene ist zu einem (Achtung, nicht PC) Living Vegetable geworden und hat vorher irgendwann geäußert, daß er unter solchen Umständen nicht am Leben erhalten werden will, dann geh ich sogar weiter, als die aktuelle Praxis. Die aktuelle Rechtslage erlaubt hier nur eine passive Sterbehilfe - also Verdursten oder Verhungern lassen… Das finde ich persönlich ziemlich finster. Zum Einen, weil ich es für möglich halte, daß die nicht-Erfüllung derart elementarer Bedürfnisse auch in einem fast völlig zerstörten Gehirn noch negative Reaktionen hervorrufen kann und zum Anderen, weil es eine völlig unnötige Belastung für die Angehörigen ist. In diesem Fall bin ich für aktive Sterbehilfe.

Und nun noch zum heißesten Eisen auf dem Gebiet: behinderte Kinder.
Früher war die Antwort für mich ganz einfach: Kinder wegen irgendeiner Behinderung abzutreiben oder gar nach der Geburt zu töten ist verboten - fertig. Doch hat sich meine Haltung inzwischen geändert.

Es gibt Behinderungen, die für das Kind bedeuten, daß es nicht einmal Kind-sein können wird. Es gibt Kinder, bei denen das Großhirn gar nicht erst entwickelt wird, oder bei denen während der Geburt irgendetwas so schief geht, daß das Großhirn weitesgehend zerstört wird. Diese Kinder werden dann zwar körperlich vielleicht größer, doch werden sie über das (Achtung, wieder nicht PC) Living Vegetable nie hinauskommen. Ein lebendes Stück Fleisch, das bar jeglicher Reaktion ist, das niemals irgendetwas selbst können wird, nicht einmal so grundlegende Sachen, wie sich selbst etwas Essbares in den Mund zu stopfen, oder sich über irgendetwas freuen - es ist grausam gegenüber den Angehörigen, ein solches Wesen am Leben zu erhalten.

Lautet die Prognose „das Kind wird nur einen IQ von 80 haben“, dann ist es für mich persönlich noch kein Grund zur Abtreibung, jedoch kann ich Menschen, die auch das nicht (er-)tragen können und in dem Fall abtreiben, verstehen. Nach der Geburt in einem solchen Fall „Sterbehilfe“ zu leisten, wäre aber Mord, denn auch mit IQ 80 kann ein Mensch leben.

Wesentlich prägender für meine Haltungsänderung war jedoch ein Erlebnis. Das Kind einer Freundin war nach der Geburt auf einer Säuglingsstation. Dort hab auch ich den Kleinen besucht und dabei durch Zufall mitbekommen, wie die Schwestern auslosten, wer sich heute um Susi (Name von der Redaktion geändert) kümmern müsse - ich fand das merkwürdig, schließlich handelte es sich nicht um Berufsneulinge, sondern um gestandene Frauen … bis ich Susi hörte… Susi hatte einen offenen Rücken, nicht einmal die Wirbelsäule war geschlossen. Bis heute träume ich gelegentlich von diesem schmerzerfüllten Wimmern, das dieser arme Wurm trotz Sedierung von sich gab.

Und wegen Susi sage ich heute, daß es Fälle gibt, in denen Leben nicht das höchste Gut ist, wegen Susi krieg ich einen Hals, wenn irgendwelche Leute von „ertragen müssen, bis Gott erlöst“ faseln, wegen Susi bin ich in einigen Fällen für aktive Sterbehilfe so schnell es geht. Denn für Susi bedeutete jeder Augenblick Leben Folter ohne Aussicht auf ein Ende…

Gruß
Sibylle

Hallo Alex,

ich bin dafür, aktive Sterbehilfe zu legalisieren. Mir gefällt dein Beispiel mit dem ungeborenen behinderten Kind nicht, denn ich beziehe mich lediglich auf Sterbehilfe, die im Einverständnis mit dem Betroffenen geschieht. Mit deinem Beispiel wirfst du da offenbar ganz bewusst Dinge durcheinander, die nichts miteinander zu tun haben.

Meine Meinung ist: Ich habe nicht nur ein Recht auf Leben, sondern ich habe auch ein Recht darauf, dieses Leben zu beenden, wenn ich das für richtig halte. Natürlich ist das ein Schritt, den man keinesfalls leichtfertig gehen sollte. Aber das Recht dazu lasse ich mir nicht wegdiskutieren.

Schöne Grüße

Petra

Moin Alex,

grundsätzlich halte ich dies für eine Frage nach Alternativen.
Es gibt kaum Menschen, die freiwillig aus dem Leben scheiden. Der Wunsch, freiwillig aus dem Leben scheiden zu wollen, beruht häufig darauf, dass die Alternative „Tod“ erstrebenswerter erscheint, als die Alternative „Leben“.

Einem Menschen die Durchführung der Entscheidung „Tod“ leichter zu machen, ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist, die Alternative „Leben“ attraktiver zu machen, also dem Mensch eine Lebensmöglichkeit anzubieten, die für ihn attraktiv erscheint und mit der er sich wohl fühlen kann.

Hier sind wir alle in viel größerem Maße gefordert, indem wir Bedingungen schaffen, in denen jeder Mensch sein Leben als „lohnend“ empfinden kann. Einfacher ist es natürlich, dem Menschen ein paar Pillekes in die Hand zu drücken, der sein Leben beenden möchte, weil es ihm nicht mehr lebenswert erscheint (Achtung Zynismus).

Schwieriger wird die Frage, wenn diese Entscheidung nicht uns selbst betrifft, sondern jemand anderen, also z.B. einen Menschen, der aufgrund einer Krankheit nicht (mehr) für sich selbst entscheiden kann, oder weil er noch nicht auf der Welt ist.

Hier wird gerne damit argumentiert, dass wir meine, dass „so ein“ Leben ja nicht wirklich lebenswert sei. Das haut so nicht hin. Täglich bringen sich Leute um, die ihr Leben für nicht lebenswert halten, während jemand für Stephen Hawking anscheinend nicht nur sein Leben für lebenswert hält, sondern auch noch einen großen Beitrag für unsere Gesellschaft leistet.

Tatsächlich ist wohl eher gemeint, dass wir meinen, dass so ein Leben uns nicht zugemutet werden kann, weil wir selbst es als zu belastend empfinden, uns z.B. darum kümmern zu müssen. Hier ist also mal ein bisschen Ehrlichkeit gefragt. Dann kann man auch endlich mal anfangen darüber zu reden, warum wir es als so belastend empfinden, uns um so ein Leben kümmern zu müssen. Die Schwere der Erkrankung dürfte dabei übrigens kaum eine Rolle spielen. Es gibt Frauen, die treiben auch einen gesunden Fötus ab, weil sie sich nicht in der Lage sehen, für dieses Leben zu sorgen, und es gibt Frauen, die tragen ein Kind mit vermuteter Behinderung aus, weil sie sich stark genug fühlen, für dieses Kind zu sorgen.

Von einer Verurteilung möchte ich in jedem Fall absehen, denn auch hier gilt: Letztendlich ist es eine Frage der Alternativen. Wenn wir Abtreibung nicht gut finden, dann sollten wir auch dazu beitragen, Möglichkeiten für Frauen zu schaffen, dieses Kind auf die Welt zu bringen als attraktive Alternative anzusehen. Dazu kann die Gesellschaft eine Menge anderes beitragen, als darüber zu diskutieren, bei welchem Krankheitsbild und ob überhaupt Abtreibung ok ist.

Gruß
Marion

ich bin für Sterbehilfe, auch für aktive Sterbehilfe - jedoch
sorgfältig reglementiert.

Also muß sichergestellt werden, daß der Betroffene selbst die
Entscheidung trifft. …

Also muß sichergestellt werden, daß der Betroffene selbst die
Entscheidung trifft.

Hallo.
Das kannst du m. E. vergessen (außer auf einer ganz formalen Ebene),
Sicherstellen kannst du das nicht.
Da kannst du tausend Kriterien und juristische Kautelen einbauen, die emotionale Abhängigkeit und Beeinflussbarkeit vieler schwer leidender Menschen und auch die subtile (Ab)Wertung durch die Gesellschaft kann man nicht erfassen.

Und wegen Susi sage ich heute, daß es Fälle gibt, in denen
Leben nicht das höchste Gut ist, wegen Susi krieg ich einen
Hals, wenn irgendwelche Leute von „ertragen müssen, bis Gott
erlöst“ faseln, wegen Susi bin ich in einigen Fällen für
aktive Sterbehilfe so schnell es geht. Denn für Susi bedeutete
jeder Augenblick Leben Folter ohne Aussicht auf ein Ende…

Ja es gibt wirklich Fälle, da kommen wir mit aller Weisheit ans Ende. Allerdings helfen uns auch juristische Lösungen hier nicht weiter.
Es gibt nämlich auch genau so Beispiele von Menschen, die anscheinend keine Chance hatten und dann doch ein glückliches leben führen.

Dein Beipiel mit anezephalischen Kindern verschweigt z. b., dass die vorgeburtliche Diadnostik dazu nicht hundertprozentig ist. Das heißt nicht nur, dass immer mal wieder ein Kind ohne Gehirn geboren wird, sondern es heißt auch, dass immer mal wieder ein völlig gesundes Kind im Mutterleib getötet wird.

Egal wo du grenzen versetzt wirst du neues Leiden verursachen.

Gruß
Werner

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Von anderen demütiges Leiden zu fordern ist wirklich ziemlich anmaßend und schreit fast nach einem Selbstversuch. Aber:

…wenn jemand selbst unter Morphin-Höchstdosis noch
vor Schmerzen schreit …

dann ist das schon mal ein Ausnahmefall und hat in 99% der Fälle der Arzt was falsch gemacht.
Und dem letzten % würden Regelungen zur aktiven Sterbehilfe oft auch nicht helfen, weil sie den Ablauf des notwendigen Verfahrens nicht mehr erleben würden.
M. E. kannst du solche Extremfälle mit juristischen Mitteln nicht erfassen (außer durch allgemeine „Notfallklauseln“, die dich aber in die Hand von richterlichen Einzelfallabwägungen geben), weil sie einfach zu individuell und selten sind.

Gruß
Werner

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Jedes Tier wird eingeschläfert wenn es leidet, aber der Mensch
muss durch Qualen gehen?

Nur weil dies ein wirklich viel gebrauchtes Argument ist.

Was soll es uns aber sagen?

Will das Tier eigentlich „erlöst“ werden?
Interessiert uns das überhaupt?
Hat jemand schon gesehen, dass ein leidendes Tier sich selbst davon erlöst?

Zeigt dieses Argument nicht eigentlich nur unsere Macht über das Tier und unser Vermögen uns der Verpflichtung vom „Mitleiden“ zu entziehen?

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Ja, will es. Zumindest wenn es nicht mehr aufsteht und aufhört zu fressen. Es kann ja nicht hingehen und sagen „Hey Mensch! Gib mir ne Spritze oder ne Pille damit ich sterben kann!“
Rein instinktiv gibt es einen sehr langen Lebenswillen, da ist ja auch nicht jedes Tier gleich, aber wenn das Tier aufhört zu fressen etc. und ein evtl. Magendefekt nicht zu behandeln ist, kann man davon ausgehen dass das Tier sich bald zu tode gehungert hat und/oder an Erschöpfung stirbt.
Eine andere Möglichkeit haben sie nunmal nicht, da kann man als Mensch nur unterstützen.

Das man Tiere dann wegen eines Beinbruchs einschläfert steht auf einem anderen Tablett. Genauso wie die Euthanasie an lebenden behinderten Menschen oder an Homosexuellen und ähnliche Schattenseiten der sogenannten Menschen.

lg
Kate

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ich bin für Sterbehilfe, auch für aktive Sterbehilfe - jedoch
sorgfältig reglementiert.

Also muß sichergestellt werden, daß der Betroffene selbst die
Entscheidung trifft. …

Also muß sichergestellt werden, daß der Betroffene selbst
die
Entscheidung trifft.

Hallo.
Das kannst du m. E. vergessen (außer auf einer ganz formalen
Ebene),
Sicherstellen kannst du das nicht.
Da kannst du tausend Kriterien und juristische Kautelen
einbauen, die emotionale Abhängigkeit und Beeinflussbarkeit
vieler schwer leidender Menschen und auch die subtile
(Ab)Wertung durch die Gesellschaft kann man nicht erfassen.

Das selbe gilt doch auch für Organsspender, wenn man es so eng sieht. Darum denke ich, sollte man es auch ähnlich einrichten- man muss sich halt früh überlegen, ob man eine Verfügung schreibt oder nicht, ich habe nicht vor in nächste Zeit zu sterben und trotzdem einen Organspenderausweis, genauso könnte man es ja mit Verfügungen halten, diese lassen sich ja auch aktualisieren.

lg
Kate

Hallo Marion

ich stimme deinem Beitrag im großen und ganzen zu, dennoch bleiben (für mich) zwei Fragen offen.
Zum einen… kann ja sein, dass die Mutter sich stark genug fühlt das Kind zu versorgen aber a) ist es nunmal natürlich, dass die Mutter nicht immer für das Kind dasein wird… und b) ist das Kind auch stark genug um mit sich klar zu kommen? Ich kenne einen Jungen der sich selbst die Nase weggekratzt hat, kaum atmen kann, im Rollstuhl sitzt und wegen einer Rückenverkrümmung eigentlich stetig schmerzen hat. Das schlimme dabei ist, dass er nichtmal eines von diesen dahinvegetierenden Wesen ist, sondern sogar einigermaßen Sprechen kann. Und das istdas, was mich erschreckt hat, denn er selbst sagt, dass er nur für seine Mutter lebt, er fühlt sich schon lange schrecklich und hält nur durch, weil seine Mutter ihn immer unterstützt hat. Sie ist eine sehr starke Frau und hat ihm auch viel dieser Stärke vererbt, aber Jahr für Jahr wird er dennoch schwächer, und ich weiß nicht, was aus ihm wird, wenn sie, da sie nicht mehr die jüngste ist, nicht mehr da ist.

Damit zu meiner zweiten Frage…

Natürlich hast du Recht, dass sich kaum jemand das Leben nehmen würde wenn die Alternative besser wäre. Aber was macht man so lange, wie es keine Alternative gibt? Und es nichtmal ansatzweise die Vermutung gibt, dass es eine Heilung oder auch nur linderung geben wird? :confused:

Ich bin da ganz offen… ich bin froh dass ich nur entfernt-familiär mit diesen Menschen verbunden bin, ich meine, ich könnte mir nicht vorstellen tagtäglich zu kümmern, in einem sozialen Beruf oder privat oder gar beim eigenen Kind. Ich könnte das nicht. Ich habe ja schon eine Krankenhausphobie dank meines demenzerkrankten Großvaters, ich bewundere jeden, der die Kraft hat, sich da tagtäglich durchzukämpfen. Pflegend wie selbst erleidend.

lg
Kate

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Wenn Du als Materialist an keinen ewig lebenden Lebenskern
glaubst, kann ich Deine Haltung verstehen!

Ja sicher doch, ich bin schließlich noch klar bei Verstand.

Da aber der Mensch
nicht nur ein Fleischkloß,

Oh doch, das ist die bittere Realität. Auch wenn es leider nicht jeder einsehen mag, dass der Mensch nach dem Tode so wie jeder andere Organismus auch, nach und nach in seine Atome zerfällt und zu Humus wird.

sondern eine Wesenheit ist, die aus
dem nichtmateriellen Geist, der nichtmateriellen Seele und dem
materiellen Leib besteht, wobei der Geist in der Seele, die
Seele aber im Leib wohnt, so kann zwar der materielle Leib
getötet werden, Geist und Seele aber sind mit materiellen
Mitteln unzerstörbar und leben ewig im Jenseits weiter.

*gähn*

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Also muß sichergestellt werden, daß der Betroffene selbst die
Entscheidung trifft. …

Also muß sichergestellt werden, daß der Betroffene selbst
die
Entscheidung trifft.

Hallo.
Das kannst du m. E. vergessen (außer auf einer ganz formalen
Ebene),
Sicherstellen kannst du das nicht.
Da kannst du tausend Kriterien und juristische Kautelen
einbauen, die emotionale Abhängigkeit und Beeinflussbarkeit
vieler schwer leidender Menschen und auch die subtile
(Ab)Wertung durch die Gesellschaft kann man nicht erfassen.

Das selbe gilt doch auch für Organsspender, wenn man es so eng
sieht. Darum denke ich, sollte man es auch ähnlich einrichten-
man muss sich halt früh überlegen, ob man eine Verfügung
schreibt oder nicht, ich habe nicht vor in nächste Zeit zu
sterben und trotzdem einen Organspenderausweis, genauso könnte
man es ja mit Verfügungen halten, diese lassen sich ja auch
aktualisieren.

Hallo,
das Problem stellt sich bei der Organspende ganz anders, weil du dort ein ziemlich objktives Kriterium hast: Hirntod, und es „nur“ darum geht dass du auf ein paar letzte minuten deines „restlebens“ verzichtest.
In diesem Fall kann dein bekundeter Wille ohne größere Schwierigkeiten zugeornet werden.

Im Falle aktiver Sterbehilfe hilft dir eine Verfügung viel weniger, schon allein deswegen, weil die Situationen in denen sie zur Anwendung kommen können unverhältnismäßig viel komplexer sein können.
Du schreibst ja ganz richtig:

…Also muß sichergestellt werden, daß der Betroffene selbst
die Entscheidung trifft…

und das ist selbst bei bewussten Patienten keinesfalls objektiv feststellbar (außer ganz formal, in dem Sinne, dass er er es selbst geäußert hat)
Was den vielleicht in seinem Leiden einsamen, oder in seinen Beziehungen massiv unter Druck stehenden Menschen dazu bringt, sich den Tod zu wünschen, wirst du oft gar nicht erfassen können.
U. U. ist es ein Racheakt oder der verzweifelte Ruf nach Liebe und Geborgenheit oder …

Gruß
Werner

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