Hallo.
Bin Trainer eines Kreisliga A Absteigers und wir möchten nun
in der neuen Klasse einen Fußballerischen Neuanfang starten
und daher auch unser Spielsystem vom 3-4-3 mit Libero auf die
Dreierkette umstellen.
Viererkette und Dreierkette sind gar nicht so weit auseinander, wie man meinen sollte. Im Grunde ist die Dreierkette eine offensivere Variante des 5-3-2. Man kann das dann spielen, wenn man als Mannschaft in der Lage ist, Forechecking/Pressing zu betreiben … der Defensivschwerpunkt verlagert sich um ein paar Meter Richtung Mittelkreis.
Das bedeutet, dass die konditionellen Voraussetzungen, besonders auf den Außenpositionen, vorhanden sein müssen. Man benötigt hier Rennschweine: Leute, wie sie früher mal den klassischen Läufer verkörperten.
Vierer- wie Dreierkette haben aber ihre klassischen Schwachstellen.
Bei der Viererkette liegt diese am Schnittpunkt des Laufwegs von Innen- und Außenverteidiger; der „tödliche Pass“ wird genau an diesen Punkt gespielt. Schau Dir mal z.B. das zweite Bremer Tor vom Freitag daraufhin an. Problemstelle #2 ist das Innenverteidigerpaar- wunderbar in ganz vielen Spielen der Bayern in dieser Serie zu beobachten [hä, hä!]. Wenn die Laufwege nicht zweihundertprozentig abgestimmt sind, nützen auch zwei Verteidiger, die für sich Weltklasse sind, nicht viel (siehe wieder van Buyten mit Lucio).
Die Dreierkette verfolgt den Gedanken, durch das Verlagern der „Abfangzone“ in Richtung Mittelkreis den Innenverteidigern mehr Raum und Zeit für Zweikämpfe zu geben. Da die Außenpositionen aber (defensiv) naturgemäß verwaisen, heißt das verstärkte Laufarbeit für die gesamte Abwehrkette. Gegen schnelle Außen ist das eine gute Methode zum Harakiri - das Spiel geht dann durchaus mal 9:4 aus oder so. Oder man bindet die Außen verstärkt in der Defensive und ist doch wieder beim 5-3-2.
Ich käme in einer Kreisliga, ehrlich gesagt, normalerweise nicht auf die Idee, mit Vierer- oder gar Dreierkette zu operieren. Es sei denn, ich habe eine junge, ehrgeizige Mannschaft, die ich auf ein entsprechendes konditionelles Niveau heben kann. Was bspw. heißt, in der Vorbereitung auch mal vier oder fünf Trainingseinheiten abhalten zu können.
Zu den konditionellen Anforderungen kommt noch ein ganz anderes Problem: Bei einer Kette in der Abwehr bin ich darauf angewiesen, dass die Abseitsfalle (soweit man davon reden kann) funktioniert. Das erfordert nicht nur sehr gutes bis exzellentes Verständnis der Abwehrspieler untereinander, sondern vor allem auch bessere Schiedsrichter, als man sie in den unteren Klassen erwarten darf. Was nützt Dir die wunderbar funktionierende Kette, wenn in jedem Spiel drei Abseitstore gegen euch fallen - und zählen?
Überleg Dir nochmal, ob Du diese Maßnahme wirklich durchführen und umsetzen kannst und willst. Als Aufgabe ist es bestimmt interessant, und ein paar Übungstips könnte ich geben … mach aber der Mannschaft klar, dass das Leben mit einer Abwehrkette nicht leichter, sondern anstrengender wird.
Gruß Eillicht zu Vensre