Suche nach Essen im Müll

Hallo Zusammen,

ich habe eine Frage wie ich einer älteren Person helfen kann.

Immer wenn ich mein Auto in einer bestimmten Waschanlage wasche und danach das Auto aussauge, beobachte ich (fast) jedes Mal eine ältere Dame (ca 80 Jahre alt), wie sie die blauen Säcke neben den Staubsaugern nach Essenersten durchsucht. Sie sammelt alles, was Essbar ist. Getränkefalschen die noch etwas Flüssigkeit zum trinken beinhalten und Leergutflaschen.

Jedes mal wenn ich sie sehe, leere ich die Tasche im meiner Gelbörse und gebe ihr all mein Kleingeld. Sie hält jedes Mal meine Hand fest und bedankt sich dafür.

Mir steigen dabei die Tränen in die Augen.

Was kann ich machen, damit es der älteren Dame besser geht? Soll ich ihr eine Tüte mit Essen kaufen oder einfach mal eine Tüte mit Konservendosen, Medikamenten wie z.B Asperin zusammen stellen?

Was kann ich machen um ihr zu helfen?

Das geht jetzt schon so seit über 4 Jahren. Seit dem ich dort in die Nähe gezogen bin. (Also wahrscheinlich auch schon länger).

Könnt ihr mir einen Rat geben, wie ich ihr helfen kann?

Wollen solche Personen überhaupt, dass Ihnen geholfen wird?

Vielen Dank

ich glaube schon, dass sie wollen, dass ihnen geholfen wird, aber sie würden das nie zugeben. frag doch mal bei der diakonie nach, was du tun könntest

Hallo,

niemand muss in Deutschland hungern und sich im Müll Lebensmittel zusammen suchen. Aber viele Menschen wissen nicht, wie sie an die nötigen Mittel heran kommen, oder können ihre Scham nicht überwinden diese zu beantragen. Ggf. geht es hier auch gar nicht um finanzielle Not, sondern um eine geistige Störung (es gibt Menschen mit krankhaftem Geiz, die sich nichts gönnen können, obwohl ausreichend Geld vorhanden ist).

Auf jeden Fall würde ich die Person mal ganz offen auf ihre Situation ansprechen, wenn Du diese schon so lange beobachtest. Frage sie, ob sie keine Rente bekommt, ob sie weiß, was Grundsicherung ist, und wie man die bekommt, und weise sie auf das Angebot der örtlichen Tafel oder ähnlicher Einrichtungen hin.

Die Kirchen und andere Träger sozialer Dienste haben Stellen, die Menschen in Not nicht direkt finanziell helfen, sondern dabei behilflich sind, den Bedarf zu ermitteln, den finanziellen Status zu erheben, und dann ganz konkrete Unterstützung bei der Bewältigung einer solchen Situation bieten. Ich habe hier bei mir vor Ort in solchen Situationen (die hin und wieder im Mandantenkreis vorkommen) immer sehr gut mit der Diakonie der evangelischen Kirche zusammen gearbeitet. Die Damen da waren einerseits immer sehr bemüht und verständnisvoll, hatten aber andererseits auch den oft nötigen harten Griff, die Leute zu ihrem Glück zu zwingen, aus solch einer verfahrenen Situation heraus zu kommen.

Gruß vom Wiz

Hallo,

ich kenne eine alte Dame hier aus unserem Ort, die lief früher auch immer durchs Dorf und sammelte alles was sie finden konnte - auch Essen aus Mülltonnen. Als Kinder haben wir ihr auch mal etwas geschenkt, sie war unheimlich dankbar. Später habe ich dann erfahren dass sie es keineswegs gebraucht hat - sie lebte im eigenen Haus, hatte Rente und eine Familie die für sie gesorgt hat. Sie hat halt einfach gerne gesammelt.

Extremerweise kam hier hinzu dass sie das Essen das sie gefunden hat nicht gegessen hat sondern in einem Kellerraum „gelagert“ hat - anscheinend für schlechte Zeiten.

Wenn du also helfen willst würde ich mich mal bei einem örtlichen Hilfsverband erkundigen ob sie evtl. dort bekannt ist und wie du ihr helfen kannst. Mit Medikamenten wäre ich sehr vorsichtig evtl. richtest du damit mehr Schaden an als du gut machst!

Gruß

Brillenfarbe
Hi,

…niemand muss in Deutschland hungern und sich im Müll Lebensmittel zusammen suchen.

Na, hat da jemand eine rosarote Brille aufgehabt?
Ich habe gelgentlich eine Lesebrille auf der Nase:
http://www.polizei.rlp.de/internet/nav/dac/presse.js…
http://www.alg2-hartz4.de/index.php?option=com_conte…
http://diegesellschafter.de/diskussion/forum/thread…&
Meinen, nicht bestätigten, Quellen nach, soll es inzwischen etwa einer pro Woche sein.

Ich lebe schon seit vielen Jahren nicht mehr in Deutschland, was aber keineswegs bedeutet, dass ich gar nichts mehr mitbekomme.

Auch ich habe inzwischen wirklich hungernde Menschen in Deutschland erlebt. Armut und Hunger ist kein Privileg von Drittweltländern - es ist ein Systemfehler.

Die richtige Formulierung müsste lauten:
„…niemand sollte in Deutschland hungern und sich im Müll Lebensmittel zusammen suchen…“

Aber was, liebe/r Wiz, tust Du, wenn Du jemanden triffst, der/die offensichtlich schon zu dünn gehungert ist und nun durch die Maschen des sozialen Netzes passt? Was tust Du dagegen?

Ich sag Dir, was ich tue: Ich unterstütze mehrere Leute, denen es wirklich nicht gut geht. Ich unterstütze sie mit Geld und mit Hilfleistungen verschiedener Art. In Deutschand!

Gruss
(…)

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Ja, genau das ist ja auch meine Angst.

Ich weiß nichts über Sie. Ich sehe nur, wie sie nach Essen oder Getränkeresten sucht.

Hallo,

ich habe ganz sicher keine falschfarbene Brille auf, sonder gar keine, und daher kann ich mit solchem polemischen Gestänker nichts anfangen. Ich habe auch schon oft in der größten Not Care-Pakete gepackt, Lebensmittelspenden an Leute mit zuviel Scham als Urlaubsmitbringsel o.ä. getarnt (die Leberpastete von D. aus M. wird da oft eher akzeptiert als die Leberwurst vom A.), aber das ist nur etwas für den Akutfall, und ansonsten vollkommen unnötig. Die Tafeln verteilen massenhaft ordentlich gefüllte Tüten mit noch vollkommen brauchbaren Lebensmitteln, die nicht mal auf Sozialhilfe oder Grundsicherung angerechnet werden. Man muss die Leute da nur mal drauf aufmerksam machen und ggf. mit hin gehen. Und statt nur den Kühlschrank aufzumachen finde ich es deutlich hilfreicher den Leuten die Finanzen zu ordnen, mit ihnen zum Sozialamt oder zur Diakonie, … zu gehen, was dann dafür sorgt, dass in Zukunft jeden Monat regelmäßig genug Geld und Essen da ist.

Natürlich trifft nicht jeder auf entsprechend hilfsbereite Menschen, und können auch staatliche Stellen nicht tagtäglich jeden auf der Straße ansprechen, ob da ggf. ein Sozialhilfeanspruch, … bestehen könnte (und was wird hier immer rumgezetert wegen jeder staatlichen „Neugierde“, …), und dadurch kommt es zu - allerdings vollkommen vermeidbaren - Tragödien, die nichts daran ändern, dass hier niemand verhungern muss!

Gruß vom Wiz, der regelmäßige und dauerhafte finanzielle Unterstützung da leistet, wo es kein zu uns hier vergleichbares soziales Netz gibt, in das man die Leute nur ggf. mal reinheben muss

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Keiner muss hungern

Hi,

…niemand muss in Deutschland hungern und sich im Müll Lebensmittel zusammen suchen.

Na, hat da jemand eine rosarote Brille aufgehabt?
Ich habe gelgentlich eine Lesebrille auf der Nase:
http://www.polizei.rlp.de/internet/nav/dac/presse.js…

Hallo,
so sieht es aus, niemand muss in Deutschland hungern. Der o.g. Fall ist selbst verschuldet, wer kein Geld beantragt hat eben nichts zu essen. Das Hilfesystem ist perfekt, nur, dass Sozialarbeiter durchs Land ziehen und an den Türen klingeln und gucken wer was beantragt hat, ist utopisch. Da muss schon die Nachbarschaft mit gucken oder…man glaubt es kaum: die Leute müssen für sich selbst Verantwortung übernehmen.
Jedesmal wenn ich auf der Strasse angebettlet werde um Geld, frage ich die Person, warum er bettelt. Die Antwort ist oft: ich habe kein Hartz beantragt. Ich biete immer meine Hilfe an dieser Stelle an (kenne mch ganz gut aus in dem Bereich, ich mache das auch beruflich), so gut wie immer wird es abgelehnt, z.B. mit der Argumentation, „mit den Leuten im Obdachlosenasyl komm ich nicht zurecht“ ( eine Meldeadresse ist notwendig zum Beantragen der Gelder),also betteln sie lieber.

Ok, das ist eine Entscheidung, hat aber zur Folge, dass ich denen kein Geld schenke.

Zum Ausgangsposting sei gesagt: es ist nicht zwingend davon auszugehen,dass die alte Dame arm ist. Eine Traumatisierung durch erlittenen Hunger im Krieg wäre auch denkbar. Ein sinnvoller Weg wäre, zum Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt zu gehen und den Fall zu schildern. Es ist möglich, dass sie schon bekannt ist und man dort einen Rat bekommen kann.

Gruß
Kosmo

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Horizonterweiterung
Hi,

…Jedesmal wenn ich auf der Strasse angebettlet werde um Geld, frage ich die Person, warum er bettelt.

Mal davon abgesehen, dass ich selten offensiv angebettelt werde - ich unterstütze mir bekannte Personen - ist dies ein interessanter Ansatz.
Bin ich bisher zu leichtgläubig?
Habe ich zuviel Kant gelesen (bin ich ein moralischer Altruist)?
Ich weiss es nicht.
Aber sicherlich werde ich zukünftig noch einmal mehr in mich gehen, bevor ich Hilfe leiste :wink:

Freundliche Grüsse
(…)

ja
Hi Wiz,

das akzeptiere ich.

Freundlicher Gruss
(…)

PS: mein Beitrag war nicht so böse gemeint, wie er möglicherweise rüber kam

Hallo,

Mal davon abgesehen, dass ich selten offensiv angebettelt
werde

Du solltest öfter mal in deutschen Innenstädten flanieren.

  • ich unterstütze mir bekannte Personen - ist dies ein
    interessanter Ansatz.
    Bin ich bisher zu leichtgläubig?

Dein ironischer Ton in Ehren.
Du darfst so viele Menschen unterstützen, wie du willst und kannst.
Es ging um die Aussage, dass in Deutschland niemand hungert.
Mit dieser Aussage ist die Realität des Sozialstaats beschrieben.
Das heißt nicht, dass man nicht helfen kann oder soll.

Gruß
Elke

Hallo Kosmo,

„mit den Leuten im Obdachlosenasyl komm ich nicht zurecht“

die Art, wie diese Notunterkünfte geführt werden, macht es Obdachlosen aber tatsächlich häufig sehr schwer, diese Hilfe anzunehmen.

Oft scheitert es schon allein daran, dass keine Hunde erlaubt sind - und wo soll das Tier, das im Zweifelsfall der einzige Freund ist, den ein Obdachloser hat, solange hin?

Auch Alkohol und zunehmend Zigaretten sind in der Regel nicht gestattet - was einen Aufenthalt für einen Suchtkranken praktisch unmöglich macht.

Da es strikte Geschlechtertrennung gibt, dürfen Pärchen nicht in einem Raum schlafen; untergebracht werden die Obdachlosen im Normalfall in Mehrbettzimmern, die sie mit wild zusammengewürfelten Personen teilen müssen. Dies führt häufig zu Streitigkeiten und vor allem auch zu Diebstahl, so dass viele es vorziehen, derlei Einrichtungen fernzubleiben.

Überdies ist das Personal oft berüchtigt für seine Ruppigkeit.

Und zu schlechter letzt liegen Obdachlosenunterkünfte häufig so weit außerhalb der Innenstädte, dass sie selbst mit ÖPNV nur sehr schwer zu erreichen sind.

Grüße

=^…^=

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Hallo,

man kann lange über Sinn oder Unsinn von Spenden und systemimmanente Probleme diskutieren. Aber: Warum soll man nicht einfach mal helfen dürfen, wie man es gerne möchte?

Wenn ich einem bettelnden Obdachlosen Geld gebe, kann ich zu 90 Prozent sicher sein, dass er es in Alkohol umsetzt. Und für mich ist das auch in Ordnung. Es ist sein Leben, und ich möchte mir nicht anmaßen, erzieherisch tätig zu werden, indem ich im z.B. stattdessen etwas zu essen kaufe. Er kann selbst entscheiden, was ihm wichtiger ist.

Und wenn du der alten Dame ein Carepaket machen willst, tu es doch einfach. Du hast nicht in der Hand, wie sie ihr Leben gestaltet. Aber du hast das Recht dazu, auf die Art und Weise helfen zu dürfen, die du wählst. Und nein: In meinen Augen musst du sie nicht zur Tafel schleppen oder einen Kochkurs bei der VHS für sie buchen. Dafür gibt es Streetworker.

Wir haben zu Studentenzeiten mal kurz vor Weihnachten einen Obdachlosen in unsere WG geholt. Nach einigem Überreden hat er tatsächlich gebadet und zugelassen, dass wir seine Klamotten waschen und ihm ein paar neue Sachen schenkten. Er war nicht sehr gesprächig, hat aber nach Kräften gefuttert, was auf den Tisch kam. Kurz nach den Feiertagen ist er mit dem Inhalt unserer Haushaltskasse abgehauen. Trotzdem hat das niemanden von uns abgehalten, auch in Zukunft öfter mal „unsinnige“ Hilfe zu leisten. Sind doch auch kurzfristige Wohlfühlerlebnisse wichtig im Leben.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

ja, schon schlimm, wie mit Obdachlosen umgegangen wird. Dreizimmerwohnung innenstadtnah aber im Grünen ist schon das Mindeste, was man erwarten kann.

Sorry, aber jeder der sein Geld selbst verdienen muss weiß, dass man für bestimmtes Geld nun mal nur bestimmte Unterkunft erwarten kann. Und es ist ja nun auch nicht so, dass jeder der kein eigenes Geld verdient längerfristig in Obdachlosenunterkünften wohnen müsste. Der Normalfall der auf staatliche Kosten voll eingerichteten Sozialwohnung ist ein ganz anderer.

Viele Menschen, die sich ihr Geld selbst verdienen, würden gerne in den oben beschriebenen Umständen wohnen, aber sie sind realistisch genug zu erkennen, dass sie dies nicht finanzieren können. Viele gut verdienende Menschen haben auch eine Familienwohnung, sehen sich aber berufsbedingt auch nicht jeden Abend, sind teilweise jahrelang auf Wochenendbeziehungen beschränkt, weil es beruflich nicht anders geht.

Gruß vom Wiz

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Hallo Wiz,

ich habe den Eindruck, dass Du das mit der Empathie noch etwas üben musst.

Gruß

=^…^=

PS:

http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/arti…

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/…

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/…

http://www.fr-online.de/rhein-main/bad-homburg/-bren…

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Hallo,

bei uns im Dorf hat auch einmal ein älterer Mann gewohnt, der die öffentlichen Mülleimer geleert hat. Sein Haus war bis unters dach voll mit Dreck und Abfall.

Ich will damit sagen, diese leute sind meistens psychisch krank. Sie machen das nicht aus Hunger, oder weil sie nichts anderes haben, sondern das ist reines Suchtverhalten (in vielen Fällen).

Wenn du der Frau helfen willst, dann kannst du ihr ruhig eine tasche zusammenstellen. Aber bitte keine Medikamente. Unterhalte dich ein bisschen mit ihr, dass sie ein bisschen beschäftigung hat. Das hilft vielleicht mehr.
Du kannst sie auch mal nach ihrer Situation fragen.

Ich wünsche dir viel Glück.
Tu das, was du für richtig hällst.

GRuß jens

Hallo,

ich bin ganz bei Dir, wenn es um konkrete echte Mißstände geht. Aber die Punkte die Du da auf der Liste hattest wie:

  • Tierhaltung (was mit Tieren die sich nicht verstehen, soll dann jeder Tierhalter ein Einzelzimmer bekommen?)

  • Pärchenzimmer (auch für die dann bitte ein kuscheliges Doppelzimmer?)

  • Drogenverbot (Du weißt schon, dass es in der Klientel nicht beim gepflegten Feierabendbierchen bleibt, sondern dass die Folgen übermäßigen Alkoholkonsums ein Hauptproblem in solchen Einrichtungen ist? Wem könnte man zumuten dann noch in so einer Einrichtung zu arbeiten?)

Das sind Dinge, die auch längst nicht jeder Verdiener, der sie gerne hätte, jeden Tag genießen kann. Und hier geht es ja auch nicht einmal um dauerhafte Unterbringung, sondern um Unterbringung Nacht für Nacht, von Menschen, die aus diversen Gründen den Schritt zurück in ein geregeltes Leben mit eigener Wohnung nicht gehen können/wollen.

Gruß vom Wiz

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Hallo Wiz,

ich bin ganz bei Dir, wenn es um konkrete echte Mißstände
geht.

die Links hatte ich nach etwa 5 Sekunden zusammen. Aus persönlichen Gesprächen mit echten real existierenden Obdachlosen weiß ich auch, dass die Misstände eher nicht die Ausnahme zu sein scheinen.

  • Tierhaltung (was mit Tieren die sich nicht verstehen, soll
    dann jeder Tierhalter ein Einzelzimmer bekommen?)

Ganz konkret: Was soll ein Obdachloser mit seinem Hund dann machen? Ihn draußen in der Kälte an einem Baum anbinden?

Und was spricht dagegen, die Räumlichkeiten so zu gestalten, dass es eben keine Viel-Bett-Zimmer sind, die keinerlei Privatsphäre bieten und Gewalt und Diebstähle nahezu vorprogrammieren?

  • Pärchenzimmer (auch für die dann bitte ein kuscheliges
    Doppelzimmer?)

Obdachlose haben schon tagsüber keinerlei private Rückzugsmöglichkeiten. Hältst Du den Wunsch nach gemeinsamer Unterbringung von Paaren da für derart abwegig? Zumal es in einigen Notunterkunften auch Zwei-Bett-Zimmer gibt, es also organisatorisch durchaus machbar wäre.

  • Drogenverbot (Du weißt schon, dass es in der Klientel nicht
    beim gepflegten Feierabendbierchen bleibt, sondern dass die
    Folgen übermäßigen Alkoholkonsums ein Hauptproblem in solchen
    Einrichtungen ist?

Du weißt schon, dass eine Suchterkrankung (und auch Alkoholismus gehört dazu) nichts ist, was man an- und ausknipsen kann? Zumal die Entzugserscheinungen im Zweifelsfall deutlich heftiger ausfallen können als die sichtbare Wirkung des Suchtmittels; ja, sie können u.U. sogar lebensbedrohlich sein.

Wem könnte man zumuten dann noch in so einer Einrichtung zu arbeiten?)

Wünschenswert wäre es natürlich, dass dort auch qualifiziertes Fachpersonal tätig wäre und nicht nur, wie heute noch meist üblich, Hausmeister und Wachleute.

Das sind Dinge, die auch längst nicht jeder Verdiener, der sie
gerne hätte, jeden Tag genießen kann.

Du meinst ernsthaft, das Leben von Obdachlosen wäre etwas, um das man sie beneiden kann? Dass sich Otto Normalverdiener wünscht, unter erbärmlichsten Umständen zu leben, mit keinerlei Sicherheit und ständiger Diskriminierung?

Und hier geht es ja auch
nicht einmal um dauerhafte Unterbringung, sondern um
Unterbringung Nacht für Nacht,

Was bedeutet, dass die Betroffenen noch nicht einmal die Möglichkeit haben, wenigstens 24 Stunden im Voraus zu planen und dass sie beispielsweise auch bei winterlichen Tiefstemperaturen frühmorgens die Unterkunft verlassen müssen.

von Menschen, die aus diversen
Gründen den Schritt zurück in ein geregeltes Leben mit eigener
Wohnung nicht gehen können/wollen.

Und deshalb sollte Ihnen unter dem Mäntelchen ‚Die Stadt tut ja was‘ das Leben so unschön wie möglich gemacht werden?

Gruß

=^…^=

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Hallo Kosmo,

„mit den Leuten im Obdachlosenasyl komm ich nicht zurecht“

die Art, wie diese Notunterkünfte geführt werden, macht es
Obdachlosen aber tatsächlich häufig sehr schwer, diese Hilfe
anzunehmen.

Ja, genau, Ansprüche stellen ist gleich mal Punkt eins.

Oft scheitert es schon allein daran, dass keine Hunde erlaubt
sind - und wo soll das Tier, das im Zweifelsfall der einzige
Freund ist, den ein Obdachloser hat, solange hin?

Problem? Viele Mieter müssen sich damit abfinden.

Auch Alkohol und zunehmend Zigaretten sind in der Regel nicht
gestattet - was einen Aufenthalt für einen Suchtkranken
praktisch unmöglich macht.

Falsch. Mehrere meiner suchtkranken Klienten wohnen im Obdach.Natürlich konsumieren sie dort auch.

Da es strikte Geschlechtertrennung gibt, dürfen Pärchen nicht
in einem Raum schlafen; untergebracht werden die Obdachlosen
im Normalfall in Mehrbettzimmern, die sie mit wild
zusammengewürfelten Personen teilen müssen. Dies führt häufig
zu Streitigkeiten und vor allem auch zu Diebstahl, so dass
viele es vorziehen, derlei Einrichtungen fernzubleiben.

In dem von mir genannten Obdach gibt es Einzelzimmer mit Nasszelle.

Überdies ist das Personal oft berüchtigt für seine Ruppigkeit.

Meine Güte, hast Du mal Kontakt zu dem dortigen Klientel gehabt? Die sind auch nicht eben immer freundlich, aber echt nicht.
Und wieviele Leute gibts, die einen grantigen Vermieter haben.

Und zu schlechter letzt liegen Obdachlosenunterkünfte häufig
so weit außerhalb der Innenstädte, dass sie selbst mit ÖPNV
nur sehr schwer zu erreichen sind.

Das von mir genannte Obdach liegt zentral in der Innenstadt.

Ausserdem…alle von Dir genannten Punkte sind Probleme des alltäglichen Lebens, mit denen sich die meisten Menschen abfinden.
Und ein Obdachloser kann sich diese Punkte nicht zumuten? Warum nicht?
Ausserdem…keiner zwingt einen Menschen, der im Obdach gemeldet ist, auch dort zu schlafen.
Ausserdem…jeder, der dort eine Meldeadresse hat, kann Hartz beantragen.

Gruß
Kosmo

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Hallo,

nocheinmal: Es gibt jede Menge ganz normale Wohnungen, in denen die Tierhaltung verboten ist. Und es gibt jede Menge Menschen die diese Wohnungen selbst bezahlt bewohnen, die auch gerne einen Hund hätten (entsprechende Fragen findet man hier regelmäßig), aber akzeptieren müssen, dass dies nun einmal nicht geht. Warum soll dies nicht auch für Obdachlose gelten? Zumal wir hier ja auch bei den Haustieren keine konstante Situation haben, sondern sich diese jeden Abend neu zusammenwürfelt, und niemand einschätzen kann, wie gefährlich das ein oder andere Tier für andere Tiere und Menschen ist. Oder würdest Du damit kein Problem haben, wenn man Dir beim notwendigen Rauswurf eines Bewohners einen großen Hund auf den Hals hetzt?

Es gibt auch genug Menschen, die in besonderen Situationen mit größeren Schlafsituationen als Zweibettzimmern leben müssen. Denk an Soldaten, Polizeibeamte bei Großeinsätzen, Feuerwehrleute, Mitarbeiter von Hilfsdiensten, Bauarbeiter auf Großbaustellen, Krankenhauspersonal mit regelmäßigen Nachtbereitschaften, … Warum kann man Obdachlosen dies nicht zumuten?

Ich habe selbst inzwischen so knapp zwei Jahre Wochenendbeziehung aus beruflichen Gründen angesammelt. Andere kommen da noch auf diverse Jahre mehr. Und die oben genannten Berufsgruppen müssen auch regelmäßig darauf verzichten mit Freund/Freundin/Ehemann/Ehefrau das Bett teilen zu können. Das wäre wohl eine Show, wenn ein Bereitschaftspolizist zum Einsatz seine Frau mitbringen und dann statt dem gemeinsamen Lager mit den Kollegen in der Turnhalle ein Doppelzimmer verlangen würde. Obdachlosen ist es nicht zuzumuten getrennt zu schlafen? Du weißt auch um die Beziehungsstrukturen in dieser Gruppe? Wie willst Du sortieren, wen man da wirklich mit gutem Gewissen in ein Zimmer lassen kann, und wo Du am nächsten Morgen mit dem Vorwurf der Beihilfe zu der ganzen Breite der Sexualdelikte zu kämpfen haben wirst? Würdest Du diese Verantwortung tragen wollen? Hättest Du Lust darauf jeden Abend mit jedem anrückenden Pärchen darüber diskutieren zu müssen, wie Du deren heutige Situation einschätzt?

Sicherlich würden obige Berufsgruppen auch gerne Abends noch etwas Party machen und sich in den Unterkünften einen hinter die Binde kippen. Das ist normalerweise verboten, wofür es gute Gründe gibt. Aber für Obdachlose, einer Klientel, in der Gewalt ein leider recht regelmäßiger Begleiter ist, und die oft genug im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch steht, willst Du Ausnahmen? Du würdest Dir wünschen, dass es da mehr fachliches Personal in den Einrichtungen gibt. Ich fände dies auch gut. Aber wer würde in so einer Einrichtung freiwillig arbeiten, wenn da zu allen ohnehin schon gegebenen Problemen auch noch die allnächtlichen Saufexzesse dazu kommen würden?

Du sprichst an, wie schlimm es ist, nur von Tag zu Tag planen zu können, weil die Unterkünfte immer nur von Nacht zu Nacht vergeben werden. Ich sehe diese Unterkünfte als das an, was sie sind: Sie sind genau für solche Situationen da. Wenn jemand wieder sesshaft werden will, dann gibt es durchaus Wege zurück in eine eigene Wohnung. Es sagt keiner, dass diese leicht und einfach sind. Aber wer mehr als eine Nacht in einer Notunterkunft haben will, muss diesen Weg beschreiten.

Ich wäre ja durchaus auch ein Freund von betreuten Wohnheimen, um eine Stufe zwischen eigenverantwortlich angemieteter Wohnung und Obdachlosenheim zu schaffen. Aber das wären dann Einrichtungen, die bitte nicht als Hotel mit Vollpension nach Lust und Laune bewohnt werden können. Notunterkünfte sind auch ganz klar nach Kostengesichtspunkten zu betreiben, und wenn jemand ohne eigene Bereitschaft einer längerfristigen Änderung seiner Situation kommen und gehen können möchte, dann halte ich die bestehenden Einrichtungen hierfür grundsätzlich für ausreichend. Die deutlich höheren Kosten eines betreuten Wohnheims, müssen auch Sinn machen. Und der ist nur da gegeben, wo es nicht mehr um „komm ich heute nicht, komm ich morgen“ geht, sondern wo so ein Modell die klare Aufgabe hat, Menschen wieder von der Straße zu holen, die dies auch selbst wollen, und die hierfür dann auch bereit sind, die dazu notwendigen Dinge mit zu tun, sinnvolle Einschränkungen hinzunehmen, und konstant und konsequent mitarbeiten, um möglichst schnell auf eigene Beine zu kommen.

Gruß vom Wiz

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