Taufe ohne Einwilligung der Eltern

Hallo,
ich hoffe, mir kann jemand weiterhelfen.
Wir haben zwei Kinder und uns dazu entschieden, diese nicht taufen zu lassen, da wir nicht dahinter stehen und unseren Kindern auch keinen Glauben vermitteln werden. Unserer Meinung nach sollen sie selbst entscheiden, ob sie später einer Glaubensgemeinschaft angehören wollen.

So, nun zum eigentlichen Problem:
Unsere Kinder waren letztes Jahr für eine Woche bei der Oma, weil wir mitten im Umzugsstress standen und auf Haussuche waren. Oma ist katholisch und hätte es gerne gesehen, dass die Kinder getauft werden. Da dies nicht der Fall sein wird, hat sie beschlossen, die Kinder in unserer Abwesenheit nottaufen zu lassen. Das alles natürlich ohne unser Wissen und Einverständnis (ich habe es von meiner Cousine erfahren). Ich fühle mich hintergangen und kann es einfach nicht fassen, wie man sich als Mutter gegen die Entscheidung und auch den Willen der eigenen Tochter und auch des Schwiegersohnes stellen und so handeln kann. Ich bin einfach enttäuscht!
Nun habe ich versucht, mich im Netz schlau zu machen, habe aber nicht viel gefunden. Ich habe gelesen, dass man eine Taufe auch selbst zu Hause durchführen kann und diese dann Gültigkeit erhält, wenn man dies der Kirche mitteilt. Kann ich irgendwie in Erfahrung bringen, ob dies nun geschehen ist?
Ich möchte und werde meine Mutter nicht fragen, da ich es meiner Cousine versprochen habe und momentan auch nicht mit ihr sprechen möchte.

Danke schon mal im Voraus!

LG

hallo kaeri,
ich bin leider kein spezialist für kirchenrecht, aber soviel ich weiß kann die taufe auch von einem „nicht-geweihten“, also deiner mutter vorgenommen werden, aber…nur im äußersten notfall! ich glaube, meine mutter hat mir erzählt, daß dies im 2. weltkrieg gang und gäbe war, denn es mußte ja schnell gehen und es war nicht immer ein priester zur hand. wenn du möchtest: ich habe in meinem bekanntenkreis einen promovierten kirchenrechtler, dem ich - dein einverständnis vorausgesetzt - deine anfrage weiterleiten würde. was meinst du??? lg robert

Hallo Robert,

vielen Dank für deine Antwort. Ich würde mich sehr freuen, wenn du es an deinen Bekannten weiterleiten würdest, allerdings nur, wenn es keine Umstände macht!
Vielen Dank im Voraus!

Liebe Grüße

Hallo Kaeri,
habe deine Anfrage gerade weiter geleitet. Normalerweise bekomme ich die Antwort relativ schnell…und es macht keine Umstände!!!

LG zurück

Robert

Das ist nett. Vielen Dank! :smile:

Liebe Grüße

Die Taufe erfordert immer die Zustimmung der Sorgeberechtigten.
Eine Nottaufe ist normalerweise nur bei Lebensgefahr zulässig und wird gültig, wenn sie der zuständigen Kirchengemeinde mitgeteilt wird.
Hat denn ein Pfarrer die Kinder getauft? Dann ist das problematisch, weil er Euer EInverständnis hätte haben müssen. Da solltest Du Dich an dessen Vorgesetzten (Bischof) wenden.
Wenn es eine „Nottaufe“ (auch wenn die Voraussetzungen dafür gar nicht vorlagen) durch die Oma o.ä. war, schlage ich vor, dass Ihr versucht, die Eintragung bei der zuständigen Kirchengemeinde zu verhindern. In erster Linie ist das Pfarramt Eures Wohnorts für Euch zuständig - da solltet Ihr nachfragen -, es kann aber ja auch sein, dass die Oma das an das für sie zuständige Pfarramt gemeldet hat - auch dort ist daher eine Nachfrage sinnvoll. Wenn in den Kirchenbüchern nichts vermerkt ist, wird z.B. auch nichts an die Meldebehörden weiter gegeben und es gibt keine offizielle Religionszugehörigkeit.
Den Pfarrer könnt Ihr auffordern, Euer Anliegen vertraulich zu behandeln; er unterliegt der Amts- und Seelsorgeverschwiegenheit.

Die andere Baustelle für Euch ist definitiv der Umgang mit dem Verhalten der Oma. Das geht gar nicht.

Hallo Friesenschaf,

vielen Dank für die Antwort.
Ich werde mich mal beim Pfarrer im Wohnort meiner Mutter erkundigen. Das Problem ist nur, dass wir in den USA wohnen. Aber irgendwie sollte das doch im Zeitalter des Internets funktionieren.

Ja, und so ein Verhalten geht überhaupt nicht und ich bin auch zutiefst enttäuscht und fassungslos.

Liebe Grüße

Guten Tag und hallo!

Mit dieser etwas schwierigen Frage wenden Sie sich bitte an Peter van Briel, Experte und Koordinator der Website „Glaube und Kirche“ der Karl-Leisner-Jugend (http://www.k-l-j.de/taufe.htm).  

Möglicherweise kann er selbst Auskunft geben oder einen Experten zu besagter Frage nennen (e-mail: Peter@karl-leisner-jugend.de).

Viele Grüße,
Thomas

Lieber Fragesteller,

habe vor Ihrer Mutter den allergrößten Respekt und halte ihr Handeln bezüglich der Taufe Ihrer Kinder für unglaublich verantwortungsvoll! Sie sollten sich bei ihr in aller Form bedanken und Ihre Einwände in die Tiefe des Meeres versenken! Haben Sie denn noch nie etwas von dem wunderbaren Erlösungswerk von Jesus gehört? Somit gilt das Jesuswort: „Wer das Wort Gottes hört und befolgt wird nicht gerichtet, wer das Wort Gottes hört und nicht befolgt, ist schon gerichtet“ Sind Sie doch froh, daß Ihre Mutter so verantwortungsvoll handelte!

Freundlichen Gruß
A. Abt

Hallo,

eine richtige Taufe wird auch im Familienstammbuch eingetragen. Wenn sie ganz sicher gehen wollen, dann können sie sich beim Pfarramt informieren.
Eine Taufe ist einfach ein sehr wichtiger Punkt im Leben. Es ist die auch die Aufnahme in die Gemeinschaft. Es ist für die Kinder eine sehr positive Erfahrung auch an kirchlichen Dingen teilzunehmen.
Es tut ihren Kinder gut, Ihrer Familie und dem Frieden mit ihrer Oma.
Sie sind mit so vielen Dingen beschäftigt, Umzug, Haus, bestimmt auch stressiger Job. Lassen sie doch auch mal Ruhe reinkommen.
Nutzen sie auch die Zeit mit Ihrer Oma. Man weiss nie wie lange es geht. Ich spreche aus eigener Erfahrung.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft und vertraue auch Gott dass sie richtig entscheiden.

mfg

Butscher

Die Taufe ist zwar höchstwahrscheinlich gültig, aber es sind denkbar ungünstige Voraussetzungen. Bei der Kindtaufe ist normalerweise sinnvoll, dass ein in gewissen Sinn christliche Werte in der Familie vorhanden sind. Es ist ähnlich wie bei anderen Interessen die eine Prägung für den Menschen geben, etwa in den man ein Kind mehrsprachig erzieht, oder Musik und Kultur fördert. Die Entscheidung im Erwachsenenalter muss ohnehin bei jeden Menschen vollzogen werden, nur spielt selbstverständlich das gelebte Vorbild eine wesentliche Rolle. Nicht umsonst sagt man im Volksmund, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Die Eltern geben dem Kind eine wesentliche Prägung mit, eine bewusste Entscheidung ein Kind taufen zu lassen ist immer eine Hinterfragung des eigenen Glaubens und ist viel mehr als ein einmaliges kleines Fest. Umgekehrt was soll eine Nottaufe bringen wenn es keine Voraussetzungen für eine Lebensentscheidung des Kindes mit sich bringt. Das Kind wird sich in der Regel so entscheiden wie die Eltern und das Umfeld, deshalb frage ich zurück, wie kann sich ein Mensch für etwas entscheiden, das er oder sie nicht kennt.

Liebe Kaeri,
Im Notfall kann jeder Mensch, sogar ein ungetaufter, die Taufe spenden, falls er die notwendige Absicht hat.
Ich vermute, dass deine Mutter zu Hause die Taufformel gesprochen hat.
Spender der katholischen Taufe sind Bischof, Priester und Diakon. Um diese Taufspende zu bekommen, müssen die Eltern ausdrücklich darum bitten. Ich teile ihre Ansicht, dass ihre Mutter nicht das Recht hatte, es ohne ihre Zustimmung zu tun. Christen glauben, dass durch die Taufe der Mensch auf besondere Weise mit Christus verbunden wird. Christus hat den Tod besiegt und will alle Menschen zum Heil führen. Vielleicht wollte ihr Mutter diesen Schutz für ihre Enkel erbitten.

Hallo. Schwieriger Fall, da muss ich als theologischer Laie ein wenig raten.

Eine Nottaufe ist nur dann gegeben, wenn eine reguläre Taufe aufgrund von Krankheit / Gefahr fürs Leben nicht durchführbar ist. Diese kann jeder Christ durchführen. Es ist richtig, dass später die Formalien in der Kirche nachgeholt werden müssen.
Dies müsste man in Erfahrung bringen, ob das getan wurde oder nicht. Daher wäre das Gespräch mit dem zuständigen Pfarrer wohl das Erhellendste, und dieser könnte auch kirchenrechtlich und kirchen-religiös die entsprechenden Auskünfte geben. Denn wer getauft ist, wird eingetragen und auch ans Einwohnermeldeamt weitergemeldet (später wegen Kirchensteuer).

Nunja, und mit der lieben Oma. Ob sie gegen euren Willen gehandelt hat, ist Interpretationssache - nämlich ob ihr aktiv die Taufe verboten habt oder einfach sie nur nicht durchgeführt habt. Letzterer Fall ist wohl eher gegeben, da ihr ja in dieser Hinsicht offen seid, ob eure Kinder religiös werden, insofern kann man sie durchaus verstehen.
Letztendlich aber, ändert es nichts. Nichts an eurer Erziehung, nichts an euren Kindern, nichts in eurem Verhalten. Es ergeben sich (zumindest derzeit) keine Pflichten daraus. Daher würd ich nicht mit Oma gleich alles übers Knie brechen.

Vielen Dank für Ihre Antwort.
Ich stimme Ihnen natürlich in fast allen Punkten zu. Die Taufe eines Kindes setzt den eigenen Glauben voraus. Und wenn man sich dazu entscheidet, sein Kind taufen zu lassen, dann soll man diesem auch den Glauben vermitteln.
Es gibt viele Leute, die ihre Kinder taufen lassen, „weil man es einfach macht“, dann aber keinen weiteren Bezug dazu haben. Das finde ich nicht richtig.
Nun zu Ihrem letzten Satz: Aus diesem Satz interpretiere ich, dass man ein Kind taufen lassen MUSS. Ein Mensch muss sich nicht für etwas entscheiden, was er nicht kennt. Man kann sich aber, wenn man sich für (in diesem Falle) Religion interessiert, informieren und dann eine eigene Entscheidung fällen. Wir, mein Mann und ich, leben den christlichen Glauben nicht aus.

Ich glaube nicht, dass es im Sinne der Kirche liegt, andere zu hintergehen. Und das hat meine Mutter getan, indem sie hinter unserem Rücken über unsere Kinder bestimmt!
Verantwortungsvolles Handeln sieht anders aus! Für mich ist das ein Vertrauensbruch, der mich zutiefst enttäuscht!

Hallo,

unser Umzug ist schon ein Jahr her und ich habe von dieser Sache erst kürzlich erfahren.
Wir sind keine Gläubigen Menschen und nehmen auch nicht an kirchlichen Dingen teil. Wir, mein Mann und ich, haben schon vor einigen Jahren beschlossen, unsere Kinder nicht taufen zu lassen und haben das auch der gesamten Familie mitgeteilt. Ich finde es schade, dass man unsere Entscheidung nicht akzeptiert und dann einfach hinter unserem Rücken handelt. Das liegt sicherlich nicht im Sinne der Kirche und des christlichen Glaubens.

Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich werde mich darum kümmern.

Viele Grüße

Das kann gut möglich sein. Mir geht es in erster Linie auch nicht um die Taufe, ob sie nun stattgefunden hat oder nicht. Es geht mir darum, dass wir von Anfang an ganz klar gesagt haben, dass unsere Kinder nicht getauft werden und dann hinter unserem Rücken gehandelt wird. Das kann nicht im Sinne der Kirche liegen. Ich finde dieses Verhalten respektlos und finde es auch schade, dass unsere Entscheidung nicht akzeptiert wird.

Vielen Dank für Ihre Antwort.
Nachdem unser erstes Kind zur Welt kam, wurde natürlich erwartet, dass es getauft wird. Wir haben dann ganz klar von Anfang an gesagt, dass unsere Kinder NICHT getauft werden. ich bin davon ausgegangen, dass unsere Entscheidung akzeptiert wird. Stattdessen wird hinter unserem Rücken einfach entschieden und gehandelt. Das kann nicht im Sinne der Kirche liegen. Es hat doch jeder das Recht, für sich selbst zu entscheiden, ob man einer Glaubensgemeinschaft angehören möchte oder nicht. Wir haben für uns entschieden, dass wir dies nicht wollen. Wenn unsere Kinder irgendwann den Wunsch hegen, mehr darüber zu erfahren, werden wir ihnen nicht im Wege stehen. Meine Mutter ist ein gläubiger Mensch und sie kann auch gerne ihren Glauben ausleben.

Nun, Familienunstimmigkeiten wirst du hier nicht lösen können.
Dass es nicht im Sinne der Kirche wäre, unmündigen Kindern etwas überzuhäufen, ist eine falsche Annahme. Denn die Taufe erfolgt in der Regel ohne aktive Einwilligung des Betroffenen, da ja meist Babys/Kleinkinder getauft werden. Es gibt nur wenige Religionen, die Taufen von Unmündigen nicht akzeptieren. Dafür gibt es in den großen christlichen Kirchen hierzulande ja ein mehrstufiges System, welches die „volle Mitgliedschaft“ erst durch weitere, aktive Bekundungen (Erstkommunion+Firmung bzw. Konfirmation) verleiht. Desweiteren liegt es im Sinn der Kirche, Kinder bereits dort aufzunehmen.

Wichtig wäre erstmal zu klären, was überhaupt wirklich passiert ist. Eine Nottauf-Situation ist nicht gegeben, und selbst wenn müsste dies hinterher aktenkundig gemacht werden. Daher: Nachfragen!
Schwierig wird es zudem, da du es über deine Cousine nur gehört hast, die selber auch nicht dabei war. Das heißt, die Erzählung der Oma ging weiter an deine Cousine, die es wiederum weitererzählt hat. Da können einige Dinge schon sich ganz anders anhören, als sie wirklich passiert sind.