Therpiemöglichkeiten Bänderiss Knie

Was kann ich tun um die Heilung meines Innenbandrisses am Knie zu unterstützen?
Nach knapp 6 Wochen ist das Knie immer noch zu sehr geschwollen, so dass ich keine Krankengymnastik machen kann.
Der Physiotherapeut massiert täglich die Muskeln drumherum. Was kann ich noch tun, um die Muskeln zu entspannen? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es noch?
Ich selber kühle das Bein, halte es ruhig und laufe mit Schiene und Krücken.

Danke für eure Tipps.
Anna

Hallo Anna

Ich kann dir nur empfehlen eine Lympphdrainage machen zu lassen- keine Angst tut gar nicht weh und bietet mittlerweile fast jede Physio Praxis an.Diese Unterstützt den Heilungsprozess und lässt die Schwellung zurück gehn.Muskeln entspannen klingt toll ist aber weniger ratsam- du musst Muskeln aufbauen um das Knie zu stützen und zu schützen.
Also erstmal kühlen-aber auch immer nur etwas- dazu Lymphdrainage 2-3 mal die Woche und sobald es geht sachte mit KG anfangen…
Das wäre mein Rat.Gute Besserung und viel ERfolg!!

Da Ferndiagnosen eh schon schwierig sind und ich hier eigentlich zuwenige Informationen habe, was passiert ist und was wirklich getan wird, kann ich die Frage nicht zufriedenstellend beantworten. Ist dort noch ein Entzündungsprozeß drin (das könnte Dein Physio schon bewerten) oder ist es einfach ein Fehlbelastungsproblem? Ist es „nur“ die Schwellung oder geht das mit Belastungs- oder Ruheschmerz einher? Tut Dir das Kühlen gut oder bewirkt es gar nichts? Wie ist der Zustand der tibiofibularen Verbindungen (Schienbein-Wadenbein) und Sprunggelenk? Nach 6 Wochen sollten die Stützen eigentlich weg sein. Habt Ihr es schon mit „kurzem Fuß nach Janda“ versucht - der geht auch erstmal im Sitzen ohne wirkliche Belastung und unterstützt den Ausgleich der Dysbalancen. Aber erst muß sichergestellt sein, daß auch die umliegenden Gelenke frei von Funktionsstörungen sind und das betroffene Gelenk selbst natürlich auch. Und darauf wird dann eine belastungsfreie KG angesetzt und entsprechend gesteigert.

Hallo,

Ich kann Ihnen Lymphdrainage(!) bzw. eine Kompressionswicklung empfehlen.

Grüße
Daniel

hi anna_fine,

ein Bänderriss am Kniegelenk ist nicht automatisch eine Indikation für Schiene und Krücken. Die Frage ist, ob Du bei Belastung ohne Krücken Schmerzen hast. Wenn nicht dann schmeiß die Dinger in die Ecke. Der Körper braucht Informationen über den Status seiner Extremitäten, die bekommt er durch Druck (Propriozeption) und indem Du evtl. unnötigerweise Schiene und Krücken trägst, enthältst Du Ihm diese vor. Das zweite ist die Frage wie lange der Bänderriss her ist. Nach dem 3. Tag sollte schon langsam mit Bewegung begonnen werden um Ausrichtungsreize für eine lineare (keine chaotische) Vernarbung zu bieten. Die neugebildeten Strukturen werden stabiler weil diese in der Belastungsrichtung besonders stabil werden.
Die Frage ist außerdem, was Dein Therapeut mit dem massieren (also dem Detonisieren der stabilisierenden Muskelgruppen) erreichen möchte.
Gerade diese Muskelgruppen sollten gekräftigt werden um die durch den Bänderriss hervorgerufene Instabilität zu kompensieren (vorzugsweise in belasteter Ausgangsstellung notfalls [wenn wegen Schmerz nicht möglich] isometrisch).
Warum hältst Du das Bein ruhig und kühltst es auch noch? Wenn es noch überwärmt ist, kann man das verstehen, aber nach dem 3.Tag post-OP bzw. posttraumatisch sollte keine Überwärmung mehr auftreten. Wenn doch, noch mal zu Arzt und evtl. Antibiotika - auf jeden Fall nähere Untersuchung warum noch Entzündung.
Kühlung drosselt die Durchblutung und der Körper braucht für Heilung Nährstoffe (also Blut).
Also um die Schwellung zu beseitigen sind außerdem noch Lymphdrainage, tiefe Bauchatmung und Bewegung in den kleinen Fußgelenken (Muskelpumpe) zu empfehlen.
Auf der anderen Seite muß man auch überlegen, das ein Erguß meist eine Schutzreaktion (natürliche Schienung) darstellt, wo der Körper zu starke Bewegung vermeiden möchte.
Ohne zugrundeliegende andere Faktoren kann ich mir das aber nicht vorstellen - deshalb muß nach diesen anderen Faktoren gesucht werden (evtl. in der Wirbelsäule Segmente L1-L4 bzw. Th10-L2 [orthosympathische Innervation]).
Gute Besserung

Gunnar

Hallo Gunnar,

danke für deine Nachricht.
Nach 3 Tagen soll es nicht mehr angeschwollen sein? Ich bin jetzt kein Physiotherapeut, aber die Erfahrungsberichte im Netz, die ich gelesen habe, geben das so auch nicht wieder. Ich bin jetzt fünfeinhalb Wochen nach dem Unfall immer noch nicht schmerzfrei. Und das Knie wird nach einer Belastung noch heiss, darum kühle ich es. Und Belastung führt generell zu Schmerzen, darum lagere ich das Bein ruhig.

Ich werde den Therapeuten aber Fragen, was er genau mit der Massage der Muskeln bezweckt. Sie tut nämlich höllisch weh.

Viele Grüße
Anna

Also ich habe nicht geschrieben, das es nach drei Tagen nicht mehr angeschwollen sein sollte. Eine leichte Schwellung ist noch bis zu 3 Wochen posttraumatisch drin. Mit der normalen physiologischen Wundheilung ist aber nach ca. 3 Tagen die Exsudationsphase vorbei (google mal) und die Proliferationsphase beginnt. Exsudation ist physiologisch mit Entzündungsreaktionen verbunden (Schmerz, Schwellung, Funktionsverlust, Rötung und Überwärmung sind die 5 Kardinalsymptome der Entzündung).
Das Problem wenn eine Belastung zu (sofortigen) Schmerzen führt ist das eine einfache (auch komplette) Ruptur eines Seitenbandes im Kniegelenk i.d.R. keinen Schmerz verursachen kann, da ein Seitenband eine Aufklappung im Kniegelenk verhindern soll und eine axiale Belastung keinen Streß fürs Seitenband darstellt (kommt dabei nicht auf Zug).
Also kann es daran liegen, das auch noch andere Strukturen betroffen sind oder es keine axiale Belastung ist (um das Innenband zu stressen müsstest Du eine X-Bein Stellung im Knie haben) - kann auch noch andere Ursachen haben aber Ferndiagnose ist immer ein wenig blöd.)
Ganz abgesehen davon wird mir schlecht, wenn ich höre das Dein Therapeut auf ein Trauma noch mehr Schmerz draufsetzt (Schmerz aktiviert Sympathicus, Sympathicus sorgt lokal für eine Minderdurchblutung, für eine Mehrausschüttung von Entzündungsmediatoren und für eine konstriktion in den kontraktilen Fasern der Bindegewebes - also auch des Innenbandes).
Nachdem ich gelesen habe, das Dein PT nach einem Trauma schmerzhaft behandelt, kann ich Dir nur empfehlen, den Therapeuten zu wechseln (vorausgesetzt es handelt sich tatsächlich nur um eine Innenbandruptur)

Liebe Grüße

Gunnar

Die Frage ist, wenn das Innenband gerissen ist ob der Meniskus und die Kapsel auch Schaden genommen haben?
Normalerweise ist eine Ruhigstellung für 4-6 Wochen in 20° Kniebeugung zu beachten, da das die Nullstellung für die Bänder ist.
Wichtig ist zuerst die Steigerung der Beweglichkeit und der somit natürlich auch der Abbau der Schwellung.

Abbau der Schwellung durch:

  • Lymphdrainage
  • Lymphatische Wege freimachen (schwer zu erklären wenn man es nicht zeigen kann) vl kann dir das dein Physiotherapeut zeigen -> geht vom Bereich der Schlüsselbeine bis zu den Füßen
  • Bein möglichst oft hochlagern und Muskulatur (Oberschenkel und danach Unterschenkel) isometrisch (dh. ohne Bewegung) anspannen

Es ist auch sehr wichtig die Beweglichkeit im Kniegelenk durch Manualtherapie des Physiotherapeuten zu steigern. Sie sollte volle Streckung und mindestens 110° Beugung erreichen. Das ist funktionell notwendig.

Danach oder auch schon währenddessen ein Muskelaufbauprogramm, je nach Schmerzindikation.

Der Thoracolumbale Übergang (Bereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule) ist mit der Cisterna Cyili für die Lymphwege sehr wichtig, wenn es dort ein Problem gibt, sollte auch dieser behandelt werden

Der mediale Kniebereich ist auch durch die Nerven von L3 (3.ter Spinalnerv der Lendenwirbelsäule) innerviert. Wenn es dort ein Problem gibt kann es eine Unterversorgung mit Nährstoffen geben, wodurch die Heilung länger dauert.
Auch der N. obturatorius versorgt die sensible Hautregion, wenn es dort Probleme oder Probleme mit der Membrana obturatoria oder der Blase gibt sollte dies auch eventuell miteinbezogen werden.

Sonst selber viel im Bereich des Möglichen bewegen um Synovialflüssigkeit zu produzieren.

Nicht zu lange mit gebeugtem Knie sitzen.

Wenn es sonst noch Fragen oder Unklarheiten gibt, gerne!

Die Antwort dauerte ein bisschen länger, da ich erst heute aus meinem 3wöchigen Urlaub heimgekehrt bin.

LG Markus

Hi Markus,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Es ist wirklich nur das Innenband gerissen, im MRT konnte der Arzt das sehen.
Du hast geschrieben, dass ich nicht so lange mit angewickeltem Bein sitzen soll. Warum nicht? Das ist im Moment auch genau mein Problem, es tut ziemlich schnell weh.

Gestern habe ich sehr viel Gartenarbeit (mit Schiene 45 Grad) gemacht und heute geht es schon viel viel viel besser. Also die Bewegung hat sehr gut getan.
Der Physiotherapeut drückt auch immer auf den Muskeln rum, damit der Nährstoffversorgung angeregt wird, so genau habe ich es nicht verstanden, es tut nur wirklich schrecklich weh.

Viele Grüße
Anna

Wennst zu lange sitzt wird keine Synovialflüssigkeit im Kniegelenk produziert. Dann ist das Aufstehen verbunden mit einem Steifigkeitsgefühl was auch kurzfristig zu Schmerzen führt und beim Gehen oft besser wird. Also im Sitzen vielleicht auch bissi bewegen vorm Aufstehen.

Je mehr man das Knie gebeugt hat und das auch in einer statischen Position hält, desto größer ist der Anpressdruck der Kniescheibe auf das Knie. Auf Dauer und über Jahre hinweg gesehen ist das nicht optimal.

LG Markus

Hi Markus,
danke für deine Antwort. Der Schmerz beim Sitzen auf einem Stuhl ist nicht beim Aufstehen, sondern beim normalen sitzen.
Wie kann ich denn das wegtrainieren oder was kann ich tun, damit das geringer wird.

LG
Anna

Das ist in der Theorie nicht leicht Antworten die passen zu generieren.
Es kann nämlich sooo Vieles sein. Das ist meist nur durch eine Untersuchung - und nicht mal dann zu 100% - zu bestätigen.
Es hört sich aber so an, als ob der Schmerz durch die erhöhte Kapselspannung und dadurch verminderte Beweglichkeit ausgelöst wird. Eine erhöhte Kapselspannung löst früher als sonst eine Regelkreis aus, der Schmerzen verursacht.
Dh. das vorrangige Ziel ist Schwellungsabbau und BEWEGLICHKEITSSTEIGERUNG. Lass dir von deinem Physiotherapeuten Übungen zeigen wie du das zu seinen Behandlungen noch unterstützen kannst.
z.B. in der Rückenlage Bein aufstellen bis zur möglichen Grenze und dann den Fuß hochziehen und wieder mit der Sohle ablegen usw. so gewinnst du immer ein paar Grade im Kniegelenk.

LG Markus

Hi Markus,
ich war jetzt wieder beim Arzt, der sagte nun Muskelaufbau. Der Physiotherapeut sagte dann er kann das nicht machen, so lange die Beweglichkeit nicht da ist und die Schmerzen weg sind. So massiert er das Band weiter…er meinte, damit wird es besser durchblutet und heilt schneller.

deine beschriebene Übung kriege ich gar nicht hin. Hast du noch einen anderen Tipp?

viele Grüße
Anna

Das Beweglichkeit die wichtigste Sache ist, da hat er schon recht.
Wenn er das Band und die Muskulatur bearbeitet, dass ist auch gut.
Aber es ist dann auch nur für den Zeitpunkt und ein wenig danach die Durchblutung gesteigert.
Man sollte auch holistisch arbeiten. Ich weiß nicht wie/was für Zusatzausbildungen dein Physiotgherapeut gemacht hat, aber wenn man das alles bearbeitet, was ich dir im ersten mail geschrieben habe, dann wird die Grundversorgungsdurchblutung gesteigert. Und das nicht nur für den Zeitraum der Behandlung und kurz danach.

Zur Steigerung der Beweglichkeit gehört unbedingt manuelle Therapie. Dies kann ein wenig schmerzhaft sein. Dies sollte unbedingt gemacht werden. Es sind sooo viele Faktoren, wenn es überhaupt nicht besser wird würde ich auch nochmals eine Kontrolle beim Arzt machen usw.
Die Übung ist eine der Anfangsübungen. Wenn diese nicht klappt wird es schwer. Du kannst auch noch versuchen dich mit den Händen wo anzuhalten und in die Hocke zu gehen immer weiter und weiter damit die Beugung besser wird. Es muss jedoch auch die Schmerzgrenze beachtet werden, wenn du brutal darüber hinweggehst erzeugst du eine neue Verletzung.
Für die Streckung kannst du deinen Unterschenkel irgendwo draufgeben und versuchen das Bein ein bisschen durchzustrecken. Dies sind aber keine optimalen Übungen, da die Biomechanik nicht zu 100% stimmt. Wenn dein Physiotherapeut dein Knie manuell bearbeitet, dann wird er dies beachten.

LG Markus

Hallo Markus,

danke für deine vielen Tipps. Habe jetzt einen anderen Physiotherapeuten 2x ausprobiert und gewechselt.
Ohne deine Tipps wäre ich da sicher nicht drauf gekommen.

Viele Grüße
Anna