Wow, hätte nicht gedacht dass so viele Leute etwas zu meinem Problem zu sagen haben!
Erstmal danke an alle, die geantwortet haben, auch die, die mir gegenüber eher negativ eingestellt sind, immerhin gibt mir das mal eine andere Perspektive.
Ich habe aber das Gefühl, noch ein bisschen was hinzufügen, bzw klar stellen zu müssen.
Also… ich bin keine Kinderhasserin, auch wenn mein Artikel so klingt für manche. Im Gegenteil, eigentlich dachte ich immer, ich komme mit Kindern gut aus, und andersrum mögen sie mich auch! (Daher ja nun auch der Wunsch nach einem eigenen Kind). Es scheint nur leider so, dass ich mit jedem Kind auf dem Planeten klar komme, nur nicht mit dem Kind, bei dem es wirklich wichtig wäre, und das frustet mich ungemein!
Und dass ich da nach 9 Jahren aufgebautem Frust nicht mehr ganz objektiv sein kann, mag wohl stimmen. Aber wenn ich sie mir einfach so morgen auf der Strasse vorgestellt würde, würde ich leider immer noch sagen müssen, „ich kann mit dir nicht, tut mir leid!“.
Viele die hier geantwortet haben, scheinen zu denken, ich bin egoistisch, eifersüchtig und einfach nur garstig zu dem armen Wesen. Ich möchte nochmals betonen: Sie tut mir auch leid! Und ich bin ja froh, dass mein Freund sich Mühe gibt, sie zu sehen, und will ihm das auch gar nicht verbieten! Ich will nur nicht den Stress haben jedes 2. Wochenende, der damit verbunden wäre, wenn sie die Zeit bei uns verbringt! Ich war auch wirklich nie unfreundlich zu der Kleinen, im Gegenteil, ich habe mir immer grosse Mühe gegeben, - und wurde jedes Mal enttäuscht, und irgendwann hat man einfach keine Lust mehr!
Wenn ich mal drüber nachdenke, liegt auch vieles an der Mutter meines Freundes, die nämlich über alles bestimmen will, auch wenn das Kind zu uns kommt. (Beispiel: Als wir ein Ferienhaus am Strand gemietet haben und das Kind mitnehmen wollten, hat die Schwiegermutter mir eine Riesen Plastiktüte mit Bettlaken in die Hand gedrückt, die ich benutzen soll für das bettnässende Kind. Ich habe gesagt, ich würde ihr lieber eine Windel anziehen (die sie daheim bei der Mutter sowieso jede Nacht trägt, weil da bettnässt sie auch), weil wir ja schliesslich in einem fremden Haus sind und da möchte ich nicht riskieren, dass was daneben geht! Das hat zu einem Riesendrama geführt, wo der Vater meines Freundes auch noch bei mir anrufen musste, um mich zu überzeugen, dass das 27-Bettlaken-System ja besser wäre. Ich habe mich geweigert und war wieder die Böse. Letzten Endes war es aber die richtige Entscheidung, weil das Kind hat sich (zum Glück samt Windel) in der Nacht in ein anderes Bett gelegt, das ihr besser gefiel, und die Windel war natürlich voll am nächsten Morgen.)
Jetzt bin ich halt an einem Punkt angekommen, wo ich nicht mehr weiss, wie das noch weiter gehen soll, weil wenn das Mädel zu uns kommt, und mein Freund ihr alles durchgehen lässt und mich obendrein noch vor ihr anmotzt, kann ich wirklich drauf verzichten und habe dann ehrlich gesagt lieber den „Egoisten“ Stempel auf der Stirn als mich regelmässig 48 Stunden lang zähneknirschend zusammenreissen zu müssen. Aber trennen will ich mich wie schon gesagt eigentlich nicht, weil dafür „ist es nicht schlimm genug“, auch wenn viele hier das so sehen. Denjenigen kann ich nur sagen: Ich freue mich für Euch, dass Ihr einen „besseren“ Partner gefunden habt! Meiner hat zwar so seine Macken, aber die hab ich auch, und mit seinen kann ich (grösstenteils) leben, nur eben das Thema Tochter ist eben immer furchtbar sensibel…
Ich muss wohl noch einige Dinge hinzufügen, damit Ihr mich besser versteht. Zuerst einmal, wir wohnen nicht in Deutschland, sondern in Neuseeland. Das habe ich nicht erwähnt weil ich dachte es macht keinen Unterschied, jetzt merke ich aber doch dass es wichtig ist das zu erwähnen. Zum einen finde ich, ich habe viel aufgegeben /zurückgelassen, um mit meinem Freund zusammen zu leben, und es kommt manchmal wenig Verständnis zurück für meine Situation. Ausserdem ist es in Neuseeland zB leider ganz normal dass Kinder Läuse haben. Das kommt ständig vor, und die meisten Eltern machen sich daher schon gar nicht mehr die Mühe, noch was dagegen zu tun, weil sie denken, morgen kriegt das Kind eh wieder neue! Die Lehrer in der Schule werden zwar informiert, dürfen das Kind aber nicht namentlich nennen, weil diskriminierend, daher geht das Läusekind schön weiter zur Schule, und alle Kinder kriegen einen Zettel mit nach Hause wo steht, bitte untersucht eure Kinder…mehr nicht. Was die Untersuchung /Förderung des Kindes angeht, da scheint sich hierzulande auch nicht viel zu tun. Sie war wohl mal beim Schulpsychologen weil sie auffällig war in der Schule, aber die Mutter des Kindes hat meinem Freund keine Info darüber gegeben wie es gelaufen ist, die Psychologin selbst hat meinen Freund trotz mehrfacher Versuche nie zurückgerufen, und das Kind selbst erzählt ja nix wenn man sie fragt. Also weiss bis heute keiner was dabei rumgekommen ist (das war letzten September). Neuseeländer haben auch die (für mich höchst seltsame) Angewohnheit, die meiste Zeit des Jahres überall barfuss rumzulaufen. Was zur Folge hat, dass alle dreckige Füsse haben, und damit dann ins Haus marschieren. Ich zwinge meinen Freund regelmässig dazu, sich die Füsse zu waschen aus Angst um meinen Teppich (Teppiche kosten nämlich furchtbar viel in Neuseeland, daher würde ich meinen gern gut behandeln). Aber mach mal dem Kind klar, dass es hier entweder draussen Schuhe tragen muss, oder sich die Füsse waschen soll bevor es rein kommt! Dann bin ich wieder „Die seltsame Deutsche“ oder Schlimmeres…
Ich habe meinen Freund (Neuseeländer) im Oktober 2002 im Internet kennengelernt. Soll heissen, ER hat mich „angesprochen“, später dann eingeladen, es ging alles von ihm aus, ich habe mich also nicht aufgedrängt weil ich unbedingt nach Neuseeland ziehen wollte oder so. War echter Zufall, und ja auch furchtbar weit weg. Aber wir haben geemailt und telefoniert und uns super gut verstanden, und er hat mich mehrmals eingeladen. Nun fliegt man ja mal nicht eben für einen Kaffee um die halbe Welt, daher hab ich mich am Anfang auf ein Work-and-Holiday Visum beworben, auch bekommen, und bin dann nach NZ für ein Jahr, und dachte, im Schlimmsten Fall fliege ich halt wieder nach Hause! - Wir haben das ganze erste Jahr bei seinen Eltern gewohnt. Die haben eine Farm, daher dachte /denke ich immer noch, dass es für das Kind schöner ist, die Zeit bei den Grosseltern auf einer Farm zu verbringen, als bei der (bösen deutschen) Stiefmutti in der Stadt…
Wichtig ist bei dieser Geschichte: Mein (damals noch nicht) Freund hat mir erst ungefähr 1 oder 2 Wochen vor meiner Ankunft in NZ erzählt, dass er eine Tochter hat! Seine genauen Worte waren: „Mein Vater denkt, ich sollte dir etwas sagen bevor du her kommst. Ich habe eine Tochter!“. (Heute streitet er das übrigens ab und argumentiert, da ich WUSSTE dass er eine Tochter hat, soll ich die jetzt gefälligst auch akzeptieren!) - Das hat mich damals ziemlich irritiert, weil normalerweise erwähnt man sowas ja wohl eher am Anfang, statt es zu verschweigen, aber da er mir versichert hat, er sei in keiner Beziehung mit der Mutter, und ich zu dem Zeitpunkt schon meinen Flug etc gebucht hatte, gab es kein Zurück mehr. Als ich ankam, lief auch alles super zwischen uns und wir kamen zusammen. Das Kind lebte ja zu dem Zeitpunkt komplett bei seiner Mutter und ich hab sie nie gesehen. Irgendwann fing mein Freund dann mit den Besuchen an, die ich schon in meinem ersten Artikel erwähnt hatte. Diese Tochter war also lange eine „Grosse Unbekannte“ für mich, ich glaube zum ersten Mal in Person gesehen habe ich sie erst als sie 5 war! Ihr könnt Euch also hoffentlich ein Bild machen davon, wie meine Beziehung zu meinem Freund gewachsen ist, ganz ohne dieses Kind jemals zu Gesicht zu bekommen, und zwar mehrere Jahre lang! Dazu musste ich mich ja noch vor der Mutter des Kindes verstecken. Als mein Freund dann endlich per Gericht sein Besuchsrecht hatte, ging das Kind ja auch grundsätzlich zu den Grosseltern, und keiner hat auch nur vorgeschlagen, dass das Kind zu uns kommt!
Ich finde es seltsam, dass man jahrelang sehr darum bedacht war, dass das Kind mich möglichst nicht zu Gesicht bekommt, und irgendwann wendet sich dann plötzlich alles und ich bin die Böse, wenn ich sie nicht mit offenen Armen empfange? Wo sie obendrein noch ein schwieriges Kind ist?
Ich finde nicht, dass ich egoistisch bin, wenn ich erwarte, dass mein Freund, wenn er sein Kind bei sich haben will, auch die meiste Arbeit macht die mit dem Besuch verbunden ist! Es sieht aber leider so aus, dass er absolut NICHTS dafür tun will, und mir die ganze Arbeit überlässt, während er sich ein schönes Wochenende mit dem Töchterlein macht! (Ein Beispiel: ich habe gesagt, Ich putze die ganze Wohnung, wenn du dich um deine Tochter kümmerst. 10 Minuten später drehe ich mich um: Das Kind sitzt allein am Tisch. Ich hab gefragt, wo ist denn der Papa? - Der hat sich hingelegt! Aha. Na prima.) Und so geht es meistens. Er macht einfach sein Ding, und ich bin dann der Babysitter, Koch, Putzfrau und was weiss ich noch…
Jetzt kommt der Abschnitt, wo ich meinen armen Freund tatsächlich auch noch verteidigen muss, bzw die Auflistung weiterer Probleme, die das Ganze noch schwieriger machen. Mein Freund hat’s bei der ganzen Sache eigentlich auch nicht leicht. Erstens, er hatte mit 18 einen Autounfall mit Kopfverletzung, und musste wohl wieder ganz neu gehen und sprechen lernen. Ich kannte ihn ja nicht vor dem Unfall, kann mir aber gut vorstellen, dass er die eine oder andere Macke davongetragen hat. So kann er sich zB sehr schlecht auf mehr als eine Sache gleichzeitig konzentrieren (zB darf ich ihn morgens nichts fragen während er sich für die Arbeit fertig macht…), Entscheidungen treffen ist auch immer schwer, und ich glaube der Unfall hat auch dazu geführt, dass seine Mutter zur Übermutter wurde, und seitdem immer alles für ihn gemacht hat. (Leider scheint er dafür jetzt in dem Glauben zu leben, dass das bei uns daheim genau so läuft…).
Die Kindsmutter (die übrigens von der Sozialhilfe lebt und sich vor Kurzem noch ein weiteres Kind hat machen lassen per one-night-stand damit sie weitere 5 Jahre nicht arbeiten muss) macht ihm/uns auch nicht das Leben leichter. Nachdem sie die Besuche grundsätzlich nicht mehr verhindern kann, versucht sie sie anderweitig zu manipulieren, indem sie zB dem Mädel sagt, „Die Mama ist gaaanz traurig wenn du nicht hier bist!“ was natürlich dazu führte dass das Kind äusserst ungern zu meinem Freund kam für eine Zeit. Das Schlimmste aber, finde ich, ist, dass die Mutter ihr wohl eingebleut hat, sie soll absolut gar nichts erzählen, was bei denen vor sich geht. Andersrum wird das Kind bei seiner Rückkehr aber über jede Einzelheit ausgefragt, die bei uns passiert ist. Daher wissen wir so gut wie nichts über das Leben des Kindes, während der 12 Tage die es bei seiner Mutter verbringt per 2 Wochen. Wenn man sie fragt, wie war die Schule, was gab es zum Frühstück, was hast du gestern Nachmittag gemacht? Kommt immer die gleiche Antwort: Don’t know. Zu welchem Grad sie das jeweils nur sagt weil die Mutter es ihr verboten hat, oder ob sie die Antwort wirklich nicht weiss, kann ich nicht sagen. Fest steht aber, sie IST leider wirklich hohl. Tut mir leid, wenn das böse klingt. aber man kann es nicht mehr schön reden.
(Hier ein Beispiel: Das Kind möchte ein Spiel mit uns spielen. Eine Art „Stadt Land Fluss“, aber nur mit Ländern. Sie will anfangen, mit dem Buchstaben A. Sagt ganz stolz: „Afrika!“ Mein Freund: „Äh, nein, Afrika ist kein Land. Afrika ist ein Kontinent!“ Das Kind guckt ganz erstaunt. Dann haben wir ihr erklärt was Kontinente sind und haben das Spiel dann mit Ländern plus ihren jeweiligen Kontinenten weitergespielt. Als der Buchstabe S an die Reihe kam, hat mein Freund „Südafrika“ gesagt und seine Tochter gefragt, auf welchem Kontinent das wohl ist? Sie hat nur mit den Achseln gezuckt. Wir:„Hier ist ein Tip, der Kontinent ist schon im Namen mit drin! Also, WO ist SÜD-AFRIKA?“ Antwort des Kindes: „…Süd?“)
Versteht mich nicht falsch, ich weiss ja dass das Kind nichts dafür kann und sicher auch leidet, in der Schule gehänselt wird und dass auch ihre Zukunft nicht sehr rosig aussieht. Ich lache sie auch nicht aus, sondern versuche im Gegenteil ihr oft Dinge in einfachen Worten zu erklären. Selbst da erntet man aber immer nur einen glasigen Blick. Ich habe ihr die Zeitlern-Uhr auch nicht nur „gegeben“, sondern hab mich auch mit ihr hingesetzt und erklärt, wie viele Stunden hat der Tag, wie viele Minuten sind eine Stunde, das ist eine Viertelstunde usw. Man hat leider das Gefühl, es geht in ein Ohr rein und aus dem anderen wieder raus, nichts bleibt hängen im Gehirn! Und gepaart mit all ihren anderen Problemen, sehe ich halt einfach nicht ein, warum ich mich schuldig fühlen soll, nicht genug für’s Kind zu tun, wenn die eigenen Eltern und Grosseltern es alles „halb so schlimm“ finden und hauptsächlich Wert darauf legen, dass das Kind eine „fun time“ hat wenn sie zu Besuch ist. Lernen tut man angeblich in der Schule oder bei der Mutter, aber dass die beiden bisher nicht viel erreicht haben, sieht man ja wohl.
Puh jetzt habe ich wieder einen halben Roman geschrieben… Ich hoffe es ist jetzt alles ein bisschen verständlicher? Oder noch verwirrender, haha.
Ich bin jedenfalls dankbar für die Leute, die mich hier unterstützen statt zu verurteilen. Glaubt mir, ich wünsche mir auch es wäre alles einfacher und ich könnte mich jedes mal darauf freuen, das Kind zu sehen! Ich hatte gehofft dass alles besser wird wenn sie älter wird, aber nun wird sie im Juli schon 11 und nichts hat sich wirklich verbessert…
Danke nochmal! Kaly.