Hallo Mr. Stupid,
bei langsamer Dekompression (sagen wir mal, binnen einer Minute) stirbt man den „normalen“ Erstickungstod. Allerdings mit dem Unterschied, daß man kein Erstickungsgefühl hat, sondern es wird einem bestenfalls kurz Übel, bevor man das Bewußtsein verliert. Das liegt daran, daß das Erstickungsgefühl durch den Kohlendioxidüberschuß und nicht durch den Sauerstoffmangel ausgelöst wird. Und Kohlendioxid kann, im Gegensatz zum Ersticken bei blockierter Luftröhre oder Lungenversagen, ganz normal abgeatmet werden, man merkt also rein gar nichts.
Ganz gut illustriert wird das durch das Beispiel des japanischen Jumbos, dem irgendwann in den 80ern in mittlerer Flughöhe das hintere Druckschott riß, mit Verlust von Kabinendruck und Hydraulik. Man wunderte sich damals, warum das Flugzeug in einen Berg flog, obgleich ähnliche Unglücke vorher gezeigt hatten, daß man solch ein Flugzeug auch ohne Hydraulik immerhin noch zu einer kontrollierten Bruchlandung auf freier Fläche bringen kann. Erst als man den Voice Recorder abhörte, kam man darauf, daß Kapitän und Co trotz mehrfacher Warnung des Flugingenieurs ihre Sauerstoffmasken nicht aufgesetzt hatten. Sie dachten wohl, sie würden es mittels des Erstickungsgefühls schon merken, wenn die Luft knapp werden würde, man hatte ja auch genug mit dem Flugzeug zu tun. Von Experimenten in der Druckkammer weiß man, daß sich vor der Bewußtlosigkeit noch ein Zusand der völligen Verwirrung einstellt, in dem man nicht einmal mehr oben und unten unterscheiden kann.
Dramatisch ist es, wenn der Druckverlust langsam und unbemerkt bleibt, also auch die Druckwarnsysteme im Flugzeug versagen: Dann kippen plötzlich alle an Bord um, scheinbar ohne Grund. Da gab es vor einigen Jahren einen US-Businessjet, bei dem so etwas wohl passiert sein mußte, jedenfalls folg der Autopilot die tote Besatzung und Passagiere weiter, bis der Sptit zuende war. Die aufgestiegenen Militärjets konnten dem grausigen Treiben nur noch zusehen.
Übrigens, wer im Flieger sitzt und selbst mal Zeuge eines Druckabfalles wird: Immer selbst zuerst die Maske auf und dann erst etwaigen danebensitzenden Kindern oder Älteren. Man darf nicht den Fehler machen zu denken, nur weil man in normaler Höhe bis zu einer Minute die Luft anhalten kann, ginge das auch im Flieger. Unterschied ist, daß durch den viel geringeren Druck der Sauerstoffmenge in den Lufträumen der Lunge, der einem auf dem Boden über die Minute hinweghilft, viel geringer ist. Man wird je nach Höhe in 10 bis 20 Sekunden bewußtlos, wie gesagt ohne Warnung durch den Kohlendioxidanstieg.
Aber auch auf Erden kann so etwas gefährlich werden: Vielfach hört man den „Tip“, man solle, wenn man mal im Schwimmbad eine Bahn komplett durchtauchen will, vorher einige Minuten lang tief durchatmen. Dabei verliert der Organismus Kohlendioxid, das Erstickungsgefühl wird also unter Wasser erst verspätet einsetzen. Problem ist, daß man durch tiefes durchatmen aber nicht die Sauerstoffmenge im Organismus steigern kann, die ist auch unter Normalbedingungen schon maximal (hat mit der Sättigungskurve des roten Blutfarbstoffes zu tun). Zusammen heißt das, daß man unter Wasser dann schlagartig bewußtlos wird, weil der Sauerstoff im Blut alle ist, ohne daß das Kohlendioxid schon einen Level erreicht hätte, der vor dem drohenden Ersticken warnen würde.
Also: Kenntnis der Atemphysiologie kann lebenswichtig sein 
Oliver