Ei guck,
mal richtig hin!
die DDR-ler haben die Pässe schon oft in der Warteschlange
eingesammelt, um dadurch eine schnellere Abfertigung
vorzutäuschen.
Stimmt nicht. Es gab regelmäßig Leute
in den Warteschlangen, die ihren Pass
oder eine Unterschrift im Pass vergessen
hatten, deren Auftreten provozierend war,
die im Transit-Bereich (DDR-Autobahn) „Ver-
kehrsdelikte“ begangen haben (zu schnell meist).
Wenn schon ein bis zwei solcher Pappnasen
aufgelaufen waren, kam der Grenzer-Scherge
schon mal vorlauf-tätigend vorbei und lies sich
die Pässe geben, um den Superstau zu verhin-
dern. So konnte seine kleine Einheit (3-4)
eruieren, ob sie es mit einem Trottel-Komplott
zu tun hat (z.B. 30 analphabete Französinnen)
oder ob die Pappnasenstreuung DDR-Grenzrechts-
Statistik noch entspricht.
Einer dieser DDR-Heinis knallte meiner französischen Frau den
Pass mehrmals mit der Bemerkung „Ihr Pass ist ungültig“ wieder
ins Auto.
Erst nach mehrmaligem Nachfragen war er gewillt, eine
Erklärung zu geben: der Pass war noch nicht von ihr
unterschrieben, weil er ganz neu ausgestellt war.
Aha, „ganz neu“? Ununterschreibbar sozusagen? Einer
dieser West-Provinz-„Heinis“ versucht mehr als 30 Jahre
später erfolglos sich als moralischer Sieger über seine
eigene Verklärung von Diktaturbeamten darzustellen?
Das nenn ich aber „Dummenstolz“.
Da ist ein berufsmäßig-mediokrer Mensch mit
seiner Dialogbereitschaft mit der Diktatur
auf taube Ohren gestoßen? Dass sich eine
Diktatur so diktatorisch benehmen kann?
Extraordinaire!!
(An derselben Grenze wurden mehr als 1000
Menschen von genau diesen Passsammlern getötet.)
Nicht nur typisch DDR, sondern auch typisch deutsch.
Weder „typisch DDR“, noch „typisch deutsch“.
Typisch „DDR“ wäre: An der Grenze aussortiert,
2 Stunden in ein 2 x 3 Meter-Barrakenzimmer gesperrt,
gefesselt an einen Heizkörper, desinteressiertes Verhör,
Entlassung ohne Begründung und Stellungnahme.
(Dieses Prozedere wurde Mitte der 80ger nur dadurch
Allgemeingut, weil ein Westdeutscher, dem die Grenzschergen
auch nichts vorzuwerfen hatten, bei einer solchen
willkürlichen Routineaktion gefesselt an den Heizkörper
herzinfarktig verstarb.)
Typisch „deutsch“ ist Ulrich Tukur, der sagte:
„Franzosen sind Deutsche, die Italiener imitieren.“
Aus der Konfrontation mit einem diktatorischen
Regime Rückschlüsse auf die eigene Identität zu
ziehen ist bizarr. Da Du, „Pit“ ein Deutscher zu
sein scheinst, definierst Du allein DEIN Deutschsein,
also Dich, über das was Du schilderst. Es ist Dir
unbenommen, Dich in diktatorischen Grenzern wiederzu-
erkennen, wie es mir unbenommen sein sollte, das
Ende der Geschwindigkeitsbegrenzung nach der Grenzstation
Helmstedt als Blüchersche Freiheit, als urdeutsch zu
empfinden.
Wer je stetig, und nicht nur für den Urlaub, arbeitsbedingt
jenseits von Deutschland unterwegs ist, weiß, daß „typisch
deutsch“ ein positives Klischee ist. Deutsche Grenzer (zumal
in Tegel)sind nicht sockenschussfrei, die in anderen Ländern
haben dagegen aber den Sockenschuss gepachtet.
?Sind die Grenzer in Bahrein „deutsch“, weil sie
meine deutsche Frau im Mai und Juni 2009 je nach
Vorlegen des Passes, eine dreiviertelstunde bzw.eine
halbe Stunde in einem kleinen Flughafenraum im Unge-
wissen über Ihre Heimreise ließen? (Meine Frau
fliegt die Strecke seit 4 Monaten regelmäßig.)
Sind die Grenzer in Moskau, Baku, New York „deutsch“,
weil sie ähnlich sinnlose Strategien wesentlich
zeitraubender anwenden als der DDR-Grenzautomat ohne
Selbstschussfunktion?
(Übrigens: Meine deutsche Frau und ich, ihr nicht weniger
deutscher Mann haben zwei Pässe.
Einen für arabische und einen für Länder die die Einreise
mit israelischem Stempel unproblematisch finden. Beide Pässe
sind signiert.)
Es ist albern von einem Diktaturgrenzer
mehr als den Lauf der Dinge zu erwarten, es sei denn,
man hat in den 70gern mehr Sympathien für die Diktatur
des Proletariats, als für die Opfer dieser Diktatur.
Diese Enttäuschung - BIZARR.
x.