Traurig, aber wahr

Hallo Semjon Michailowitsch,

uups, da habe ich mich etwas zu weit
aus dem Fenster gelehnt. Wirst Du mir
dieses eine Mal noch verzeihen können :wink:

Ich habe dir nichts zu verzeihen, das Missverständnis zwischen uns ist, hoffe ich, geklärt.

(Im übrigen ist so etwas kein Problem für mich mit jemandem, der wie du den Unterschied kennt und beherzigt zwischen an der Sache orientiertem, meinetwegen auch zugespitzt polemischem Diskussionsstil, den ich selber bei Bedarf „drauf habe“ und auch gut ab kann, und persönlicher Herabwürdigung, die ich bei aller Meinungsverschiedenheit inakzeptabel finde.)

Mit der Frage machst du doch das ganze Fass der
vorgeblichen Nichteinmischung und faktischen Ein-
flussnahme der „Supermächte“ während des kalten
Krieges in bzw. auf andere Länder und politische
Bewegungen auf.

OK. Gerade über die Zeit zwischen dem afghanischen
„Sozialismus“ und dem Einmarsch der Sowjets ist mir
sehr wenig bekannt; insbesondere die afghanischen
Interna und das Verhältnis und Verhalten der
Volksgruppen.

Das ist kein Zufall, denn es gab auch damals hier wenig verlässliche Informationen.

Vielleicht taucht die Frage ja hier noch einmal auf und wird von kompetenteren Leuten beantwortet oder ich lese bei Gelegenheit nochmals darüber und kann mich dann erneut einbringen.

Grüße
oranier

P.S.: überprüfe mal deine mail-adresse!

bitte sehr…
als schnelle Antwort:

  1. Ja, natürlich sind auch Araber selbst an ihrer Lage schuld. Come to think of it habe ich nie behauptet, dass Araber nicht dagegen machen könnten oder nichts dagegen gemacht haben könnten…
  2. Man darf nichtsdestotrotz nicht aussen vor lassen, dass fast die gesamte arabische Welt unter der Kolonialzeit leiden musste. Die künstlich errichteten Staaten kamen der
  3. Die Kreuzkriege habe ich meines Wissens nur im Zusammenhang der Integration der christlichen Gemeinden in den „islamischen“ Staat erwähnt. Ich glaube, dass diese keine nachhaltigen Auswirkungen hatte auf das normale islamische Leben in der Gegend. Möglicherweise hatten die Mongolenkriege mehr Auswirkungen.
  4. Woher du an dieser Stelle „radikale religiöse Kräfte“ erahnst, ist mir ein Rätsel. Was die Offenheit angeht, so haben Juden noch im osmanischen Reich sehr gut leben können - und wurden Minster und Akademiker… Deshalb glaube ich nicht, dass Muslime/Araber damals bereits „ihre Tore geschlossen hatten“.
  5. Die Kreuzkriege dauerten etwa 200 Jahre. In der Zeit ging es den Menschen um Palästina herum schlecht. Richtig schlecht geht es den Menschen im Mittleren Osten erst seit etwas mehr als 100 Jahren - sowohl intelektuell, als auch wirtschaftlich. Deshalb bin ich nicht pessimistisch, dass sich die Entwicklung noch fängt. Das wird natürlich umso schwieriger, wenn Staaten sich ständig einer Bedrohung ausgesetzt fühlen (Irak hiervor und Iran und Syrien aktuell). Aber auch interne Probleme (Libanon) müssen gelöst werden.
    Du würdest mich übrigens falsch verstehen, wenn du meinst, dass ich glaube, dass der „islamische Staat“ vor mehr als 100 Jahren ideal war. Das war er an vielen Stellen nicht. (Deshalb gibt es aber auch im Islam keinen „Gottestaat“. Es ist stets ein Menschenstaat) Es gab zwischenzeitlich (auch vor den Kreuzzügen) Herrscher, die sich vollkommen daneben benommen haben.
  6. Deinem Schlusssatz kann ich mehr oder minder zustimmen. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass es an „religiösen Kräften“ oder dergleichen liegt.

Gruss, Omar Abo-Namous

PS: ich habe hierauf nicht geantwortet, weil es am Thema vorbeiging. Thema war, dass J.-P. behauptet hatte, dass jeder Muslim, der kämpft ein Terrorist sei. Meine Aussage war, dass jemand auch für seinen autoritären Staat kämpfen kann, ohne gleich Terrorist zu sein. Du meintest daraufhin, er (J.-P.) hätte nicht ganz unrecht und hast das damit begründet, dass tatsächlich die meisten arabischen Staaten absolutistisch sind… Und übrigens: ich mag nicht von der Seite angemacht zu werden…

Hi!

  1. Woher du an dieser Stelle „radikale religiöse Kräfte“
    erahnst, ist mir ein Rätsel. Was die Offenheit angeht, so
    haben Juden noch im osmanischen Reich sehr gut leben können -
    und wurden Minster und Akademiker… Deshalb glaube ich nicht,
    dass Muslime/Araber damals bereits „ihre Tore geschlossen
    hatten“.

Das Aufkommen „radikaler religiöser Kräfte“ zeigt sich z.B. in der Vertreibung des liberalen Muslim Averroes aus Cordoba im 12.Jahrhundert durch strenggläubige Muslime. Die Macht der Strenggläubigen nahm in islamischen Machtbereich seitdem stetig zu.

Deshalb bin ich nicht pessimistisch, dass sich die Entwicklung
noch fängt. Das wird natürlich umso schwieriger, wenn Staaten
sich ständig einer Bedrohung ausgesetzt fühlen (Irak hiervor
und Iran und Syrien aktuell). Aber auch interne Probleme
(Libanon) müssen gelöst werden.

Die neuesten Nachrichten aus Ägypten lassen da anderes befürchten. Gerade hat ein ägyptischer Schriftsteller seine sämtlichen kritischen Schriften widerrufen, und wenn die Bücher eines äpyptischen Nobelpreisträgers nur noch unter dem Ladentisch gehandelt werden können, dann lässt das nichts Gutes erwarten.

PS: ich habe hierauf nicht geantwortet, weil es am Thema
vorbeiging.

Hättest ja sagen können, dass du nicht weiter diskutieren willst.

Thema war, dass J.-P. behauptet hatte, dass jeder
Muslim, der kämpft ein Terrorist sei. Meine Aussage war, dass
jemand auch für seinen autoritären Staat kämpfen kann, ohne
gleich Terrorist zu sein. Du meintest daraufhin, er (J.-P.)
hätte nicht ganz unrecht und hast das damit begründet, dass
tatsächlich die meisten arabischen Staaten absolutistisch
sind… Und übrigens: ich mag nicht von der Seite angemacht zu
werden…

Also End Of Discussion.

Grüße
Heinrich