hallo christian,
na gut.ich nehme mal zur kenntnis, dass es für die mehrheit der menschen kontraproduktiv erscheint, sich so zu trennen, wie wir es tun.
dennoch gilt, wer nicht mindestens 1000 meilen in den mokassins des anderen gelaufen ist, kann nur aus dem eigenen erleben sprechen.
es ist ja nicht falsch, was du schreibst, und in manchen mir bekannten fällen würde ich ähnlich antworten.
wegen der entfernung, die schon immer da war, sind wir es gewöhnt, die monate, die wir zusammen verbringen, sehr intensiv im hier und jetzt zu geniessen.
es gibt auch jetzt keinen grund, das nicht zu tun, nachdem der schlussstrich nicht mehr in frage gestellt wird.
bei einer bewußten, nahezu geplanten Trennung ist m.E. ein
klarer Schnitt erforderlich. Eine nach dem Entschluß geplante
Abschiedszeremonie inkl. Sex ist meiner Meinung nach nicht
sinnvoll.
es ist hilfreich, das erlebe ich, orte maximalen zusammenseins auch in der trennung zu besuchen, und immer wieder die gegenwart mit der vergangenheit zu integrieren.das gilt auch für den sex.
es wird dadurch ein wenig in die realität geholt und verliert ein wenig den verhängnisvollen zauber, der erst so richtig die irreführende sehnsucht anheizen kann.
vielleicht wäre es richtiger, das als letzte beziehungsphase und nicht als abschied zu definieren.
ich kenne keine, wirklich keine getrennte beziehung, in der nicht zu irgendeinem zeitpunkt die notwendigkeit der trennung schon bewusst war, und es dennoch eine weile zu ende gelebt worden wäre.
von heute auf morgen schluss machen, das hat für mich auch viel von agieren und nicht viel organisches.
Das schürt unter Umständen Hoffnungen, zeugt davon, eigentlich
nicht loslassen zu wollen und - nicht zuletzt - erzeugt sie
neue, intensive Erinnerungen, wo eigentlich ein Abnabeln und
Loslassen angebrachter wäre.
ja, es schürt immer wieder hoffnungen und die werden immer wieder an dier realität überprüft und das führt zu immer mehr trennung.
eigentlich ein ganz normaler prozess.
Auch die von Dir angeführte Entfernung von 1000 Kilometern ist
meiner Meinung nach nur ein Argument, daß Du Dir einredest, um
die Abschiedszeremonie zu rechtfertigen. Entfernung spielt
keine Rolle. Man kann über eine solche Entfernung eine
Beziehung führen und sich auf eine Entfernung von 20
Kilometern „erfolgreich“ trennen.
Oder anders formuliert: auch auf 1000 oder 10.000 Kilometer
können Sehnsucht und Verlangen erhalten bleiben. Das ist aus
das stimmt.
aber auch nach einer bewussten trennung, wie auch immer ist die sehnsucht nicht mit der entscheidung und dem vollzug weg.
es wird ihr nur nicht mehr nachgegeben in form, es auszuagieren.
es ist dieses keine trennung in empörung und krieg, es ist auch nicht die liebe verschwunden.
wenn etwas übles geschehen ist, und man sofort gehen will und auch sollte, dann mag der absolute sofortige schlussstrich stimmig sein.
ich frage mich allerdings, wie viele menschen es drauf anlegen, dass etwas übles die trennung -vermeintlich- erleichtert, um so mit einem knall befreit zu sein vom partner, den man doch mal sehr geliebt hat.
ich persönlich finde den preis zu hoch, die liebe zu opfern, nur weil ich mich dann - vermeintlich- leichter trennen kann.wir opfern damit ja einen teil von uns selber.
die balance zwischen auseinander gehen, weil, in diesem fall, die umstände ein weiterführen der beziehung zu „teuer“ machen, und der dennoch vorhandenen liebe ist eine heikle, die mir aber höchst wichtig ist und dafür nehme ich auch in kauf, den einen oder anderen „fehler“ zu riskieren.
wichtig ist, dass an der trennung selber nicht mehr zu rütteln ist.
meine ganz persönliche- und sehr bewusste- entscheidung, es so zu machen und selbstverständlich habe ich respekt vor allen anderen wegen, sich zu trennen.
auch die persönliche geschichte muss in solchen fällen angesehen werden, wenn sich jemand ein urteil, ob es jetzt so richtig oder falsch ist anmaßt, damit aus der anmaßung einfühlung werden kann.
(und ich habe nicht gesagt, dass du dir ein urteil anmaßt!)
ich habe vor längerer zeit einen partner durch den tod verloren und das sehr plötzlich.
das ist, soweit es möglich ist, gründlich aufgearbeitet.
als resumee bleib allerdings, wie schlimm es war, mich seelisch darauf nicht vorbereitet haben zu können und einiges nicht mehr miteinander kommunizieren zu können.
viles ist leichter, solange der andere noch da ist.
seitdem mag ich den abschied in häppchen, soviel immer, wie die eigene seele mitkommt.und es möglich ist.
wertschätzung, dankbarkeit, auch unstimmigkeiten und groll, all das kommunizieren zu können ist äusserst erleichternd.für´s hinterher.
denn an der absolutheit und der notwendigkeit der absolutheit der trennung zu einem gewählten zeitpunkt zweifle ich keinesfalls, da stimme ich mit allen, die hier geschrieben haben überein.
beste grüße,
zahira