Treppen laufen - Kleinkind (vorsicht lang)

Hallo zusammen,

ich bräuchte mal euren Rat. Folgendes:

Wir wohnen im 4. OG - Altbau, ergo kein Aufzug. Meine 28 Monate alte Tochter will die Treppen nicht laufen. Oft verweigert sie sich schon vor der ersten Treppe, also ganz unten und macht ein riesiges Theater. (Die Trotzphase ist grad recht heftig…)
Das Problem ist, ich hab eigentlich immer noch das Baby dabei. Das Baby trage ich im Tuch oder im Manduca vor dem Bauch. Weil ich sehr sehr oft keine Lust auf diesen ganzen Treppenfrust habe, nehme ich meine Große dann Huckepack. Leider wiegt sie schon 16 Kilo - d.h. ich muss vorne 6 Kilo und hinten 16 Kilo die Treppe hoch wuchten + meine Tasche. Und das jeden Tag mindestens einmal, meistens drei- viermal (runter ist natürlich genau das gleiche Spiel…) Mein Rücken und meine Knie fangen langsam an zu streiken, aber ich bin in einem totalen Dilemma.
Ich habe einfach nicht die Nerven, Geduld, Stärke ständig das Rumbocken und Verweigern zu ertragen. Wenn ich noch Einkäufe dabei habe, wird es besonders kritisch, weil dann muss sie laufen - geht ja nicht anders. Manchmal brauchen wir 20 Minuten, bis wir oben sind - super nervig! Wenn dann das Baby auch noch anfängt zu quengeln, fühle ich mich ehrlich gesagt etwas überfordert, fange an zu schimpfen, auch mal etwas lauter.

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Überfordere ich meine Tochter, wenn sie laufen soll? Sie hat erst spät angefangen zu laufen (mit 19 Monaten) und sie läuft auch noch ein bisschen eierig manchmal. Ihre Füße haben noch leichte Schrägstellung - der Kinderarzt sagt, das wächst sich aus.
Aber ich kann nicht mehr, es ist einfach extrem anstrengend für mich - körperlich, wenn ich sie trage, nervlich wenn sie laufen muss.

Wie kann ich sie motivieren? Mir fällt einfach nichts ein.
Zuweilen hilft mir ihr Teddy, der dann immer auf der jeweils oberen Treppe wartet und ruft. Ich habs auch schon mit dem Schnuller versucht, allerdings finde ich das nicht gut, weil ich eigentlich will, dass sie ihn nur zum schlafen noch nimmt.
Manchmal lass ich sie dann ab dem 2. Stock stehen (da kann ich sie noch hören), wenn sie nicht mehr weiterlaufen will. Dann fängt sie an zu heulen und zu zetern und kommt irgendwann total verheult hier oben an. Das kanns doch auch nicht sein… Was soll ich bloß machen?

Vielen Dank fürs Durchlesen. Lg von Suse

P.S. Bei unserem zweijährigen Nachbarskind ist es übrigens genau das selbe. Bloß, die haben kein Baby. Der Vater ist recht kosequent, da muss die Tochter laufen. Die Mutter trägt sie fast immer.

Hi Suse,

ich selbst habe eine dreieinhalbjährige Tochter. Wir wohnen im 3. Stock - ebenfalls keine Aufzug vorhanden.

Versuch´s mal mit nem Kompromiss: die ersten Stockwerke bewältigt sie allein, den Rest trägst du sie… hat bei uns zwar nicht auf Anhieb geklappt, aber irgendwann sah sie wohl ein, dass das Geheule sie nicht weiter bringt und hat wenigstens die „Teillösung“ akzeptiert.
Außerdem denke ich, dass es bald - wenn sie Treppen mit beiden Beinen gehen kann - einfacher wird (für sie) und der ständige Kampf dann aufhört…

Alles Gute und schönes Wochenende,
Anke

Hallo Suse,

mit zwei kleinen Kindern so hoch zu wohnen ist sicher kein Zuckerschlecken …

Ich würde an deiner Stelle würde das Treppensteigen für die Tochter nicht zum großen Thema machen. Dann wird es meiner Erfahrung nach am ehesten zur Nebensache.

Trage das Baby hoch und lege es an einer sicheren Stelle kurz ab, denn trägst du deine Tochter nach oben. Sage ihr, sie kann unten auf dich warten oder, wenn ihr das, wie ich vermute, zu langweilig wird, schonmal die ersten Treppen alleine erklettern und du holst sie dann irgendwo ab und trägst sie weiter.

LG
sine

Hallo sine,

genau das wollte ich auch vorschlagen :smile: Allerdings würde ich mir überlegen, ob ich nicht auf dem Runterweg das Baby zuerst nehme und dann die Tochter und aufm Hochweg zuerst die Tochter und dann das Baby (Baby rennt weniger wahrscheinlich raus und/oder auf die Strasse *g*)

Einkäufe und schwerere Lasten würde ich halt in Dreiteufelsnamen unten stehen lassen, bis beide Kinder oben in der Wohnung und sicher „verstaut“ sind (ich nehme ja nicht an, dass Deine Nachbarn das sofort klauen werden).

*wink*

Petzi

Hallo,

wie wär’s, wenn die „Große“ zum einkaufen ein kleines Täschchen bekommt, in dem sie auch Einkäufe verstaut, z.B. etwas Obst oder so. Und dann bittest du sie, weil du ja soooo schwere Sachen trägst (ruhig übertreiben!), dir zu helfen und auch etwas hochzutragen. An anderen Tagen vielleicht das Klopapier oder so. Es wird nicht immer funktionieren, aber helfen ist etwas, das Kleinkinder meiner Erfahrung nach gerne machen. Das Baby ablegen würde ich persönlich eher nicht, das kann doch mit zunehmendem Alter ins Auge gehen. Eher würde ich dann die Variante wählen, erst die Kinder, dann den Einkauf zu transportieren.

Alternativ würde ICH mir wahrscheinlich vieles liefern lassen, denn 4. Stock… bääääh, mit 2 Kindern, bewundernswert, ehrlich.

Grüße

Offtopp…

genau das wollte ich auch vorschlagen :smile: Allerdings würde ich
mir überlegen, ob ich nicht auf dem Runterweg das Baby zuerst
nehme und dann die Tochter und aufm Hochweg zuerst die Tochter
und dann das Baby (Baby rennt weniger wahrscheinlich raus
und/oder auf die Strasse *g*)

Das erinnert mich ein bisschen an das Dilemma eines armen Bauersmannes: Ein Bauer möchte mit einem Kahn über einen Fluß setzen.
Er hat einen Wolf, eine Ziege und einen Kohlkopf dabei. Alle vier (Bauer, Wolf, Ziege und Kohlkopf) müssen auf die andere Seite. Der Kahn ist aber so klein, daß nur zwei gleichzeitig reinpassen.
Sein Problem ist:
Er kann den Wolf nicht mit der Ziege und die Ziege nicht mit dem Kohlkopf alleine lassen, sonst frißt der Wolf die Ziege oder die Ziege den Kohlkopf.

Leider kann ich der Problemschilderung nichts Hilfsbringendes hinzumerken.

Trotzdem alles Liebe

To.i

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In dem Alter bin ich früher noch zu meinen Eltern ins Bett gekommen, sie haben es mir so abgewöhnt. Eine Nacht schläfst du in deinem Bett, eine Nacht darfst du zu uns kommen, zwei Nächte schläfst du in deinem Bett, eine Nacht darfst du zu uns kommen, drei Nächte… usw. Vielleicht klappt das auch mit Treppenstufen. Sag ihr, das sie jetzt ein großes Mädchen ist und die Stufen bald alleine geheh kann. Dann bietest du ihr diesen „Deal“ an und vielleicht ein kleines Geschenk wenn sie dann ganz alleine geht.

Das erinnert mich ein bisschen an das Dilemma eines armen
Bauersmannes: Ein Bauer möchte mit einem Kahn über einen
Fluß setzen.
Er hat einen Wolf, eine Ziege und einen Kohlkopf dabei. Alle
vier (Bauer, Wolf, Ziege und Kohlkopf) müssen auf die andere
Seite. Der Kahn ist aber so klein, daß nur zwei gleichzeitig
reinpassen.
Sein Problem ist:
Er kann den Wolf nicht mit der Ziege und die Ziege nicht mit
dem Kohlkopf alleine lassen, sonst frißt der Wolf die Ziege
oder die Ziege den Kohlkopf.

Er fährt zuerst mit der Ziege, lässt die dort und holt den Kohl.
Den Kohl lässt er am anderen Ufer und nimmt die Ziege wieder mit und holt den Wolf während die Ziege warten muss.
Zuletzt fährt er alleine nochmal zurück und holt die Ziege.

fg
MT

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Wie kann ich sie motivieren? Mir fällt einfach nichts ein.

Wenn es ein SOhn wäre würde ich sagen, entweder du kommst jetzt selbst hoch oder bleibst heir unten stehen…und wenn du zu lange brauchst gibts kein abendessen…

Hi Suse,

um Missinterpretationen meiner Sprachwahl vorzubeugen, es ist meine Meinung zur Situation:

Die Kleine macht so ein Theater, weil sie weiß, dass das Theater erfolgreich ist, sie erreicht jedesmal das, was sie will, wenn auch nicht 100%. Es gibt also keinen Grund, die Trotzphase einzuschränken, im Gegenteil, je größer das Gezeter, desto größer die Wahrscheinlichkeit, ihren Willen durchzusetzen.

4 Stockwerke sind viel für die Kleine, das ist klar.
Ich bin aber überzeugt davon, dass es hier auch um die Aufmerksamkeit der Mama geht. Das Baby wird getragen, sie soll laufen.
Einzelkinder erleben selbstverständlich bei der Geburt eines Geschwisterchen große Konkurrenz undEifersucht, sie stehen nicht mehr im Mittelpunkt, sondern das Jüngere. Daher suchen sie sich, jedes auf seine Weise, Möglichkeiten, sich die Aufmerksamkeit zu holen. Deine weiß, wo und wie sie die bekommt.

Mein Ratschlag:

Im Vorfeld musst du dir 100% darüber klar werden, wie viele Stufen du bereit bist, zwei Kinder (plus Einkauf plus…) zu tragen.
(Eine Etage?, keine Etage?)
Du musst innerlich davon überzeugt sein, dass du deine Tochter nicht mehr tragen willst oder kannst.

Dann, wenn du an diesem Punkt stehst, nimmst du dir in einer ruhigen Minute (ohne Baby!) deine Tochter. Du sagst ihr ganz klipp und klar, dass du sie nicht mehr tragen kannst, dass sie zu schwer geworden sei weil sie ja nun schon groß ist und dass der Rücken wehtut, wenn man zu schwer trägt.

Dann bietest du ihr einen Kompromiss an, in dem sie das bekommt, was sie will: deine Aufmerksamkeit (natürlich nicht offiziell). Du musst ihr einen Anreiz bieten, der sie motiviert, die Stufen alleine zu erklimmen.

Ein Beispiel: Du sagst, du bist bereit, sie ganz allein eine Etage zu tragen. Treffpunkt dritte Etage. Du bringst das Baby hoch und die Sachen und sie stiefelt alleine bis zur dritten. Dort steht z.B. ein Glöckchen. Mama hat einen Platz in der Wohnung, wo sie das Baby für eine kurze Weile sicher liegen lassen kann. Mama holt Große ganz allein, trägt sie nach oben und lobt sie, wie weit sie schon gelaufen ist, achtet, wie anstrengend das für sie gewesen sein muss und sagt, wie stolz sie auf sie ist. (Bitte nur, wenn es auch authentisch ist!)

Die Idee mit dem stufenweise immer mehr alleine gehen finde ich auch gut. Und auch den mit dem dir beim Tragen helfen. So kann sie lernen, dass sie nicht Baby spielen muss um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Kann man den Papa mit einbinden? Beim Abendessen: Wieviele Stufen hat meine … denn heute geschafft?

Viel Erfolg!
Lieben Gruß,
jeanne

P.S. Zu der Schrägstellung der Füße: Vielleicht gehst du in diesem Fall doch noch mal einen Spezialisten aufsuchen?

Essen als Strafe

Wie kann ich sie motivieren? Mir fällt einfach nichts ein.

Wenn es ein SOhn wäre würde ich sagen, entweder du kommst
jetzt selbst hoch oder bleibst heir unten stehen…und wenn du
zu lange brauchst gibts kein abendessen…

Hallo!

Essen als Strafe oder Belohnung halte ich für keine gute Idee.

Kinder sollen ja lernen, aus den richtigen Gründen zu essen oder nicht zu essen. Und dazu auf ihr Hungergefühl zu hören.
Den Fokus beim Essen auf Bestrafung zu legen, davon würde ich die Finger lassen.

1 oder 2 Gummibärchen als Anreiz würde ich persönlich für legitim halten, aber auch da gehen die Meinungen auseinander. Bestechung und Erpressung sind eben immer noch am wirksamsten und man muss dabei ja auch auf die Nerven der Mutter achten :smile:

Als Lösung für’s Problem sehe ich auch die Geschichte mit der Aufmerksamkeit in Konkurrenz zum Baby. Und würde die Sache mit viel Lob und Konsequenz in Kombination mit einer Strichliste mit kleiner Belohnung trainieren bzw. die selbst zu laufende Strecke schrittweise verlängern, bis sie die ganze Treppe laufen kann.

Grüße
kernig

Hallo,

Deinen Beitrag finde ich richtig gut! :o)

Kann man den Papa mit einbinden? Beim Abendessen: Wieviele
Stufen hat meine … denn heute geschafft?

Da möchte ich ergänzen:
Wenn es einen Papa gibt würde ich den auf jeden Fall mit einbeziehen, vor allem was die Einkäufe angeht.

Falls nicht: Wohnen evtl Verwandte in der Nähe, die einen Tag in der Woche für die Einkaufszeit die Kinder hüten könnten.

Gruß
Maja

Grossartig! Ich liebe kreative und sinnvolle Lösungen!

ok…
Bauer = Mutter
Kohl = Einkauf
nur wer ist Schaf und Wolf???

Fragen, die die Welt nicht beantworten kann

Oh Gott, wie schrecklich! Kein Wunder dass sämtliche Generationen von Männer sich in vielen Dingen so schwer tun - sie wurden als Kind von ihren Eltern als „Heulsuse & biste etwa ein Mädchen“ beschimpft. Gleichzeitig erfährt die Schwester, dass sie zwar ruhig heulen darf und körperlich geschont wird - dafür wird von dem Bruder anscheinend mehr erwartet (bist halt nur 'n Mädchen, heul ruhig…)

Unglaublich, dass es heute noch solche mittelalterlichen Meinungen gibt.

Viele Grüße

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Danke…
Hallo ihr alle,

vielen Dank für eure zahlreichen konstruktiven Beiträge.

Da waren ein paar gute Vorschläge dabei. Vorallem der mit der Einkaufstasche gefällt mir, sowie die Kompromisslösung ‚du läufst bis dahin, dann hole ich dich alleine ab und trage dich den Rest‘. Das finde ich sehr schön und umsetzbar.

Gar nicht gefällt es mir allerdings, die Kleine oder wahlweise das Baby unten im Treppenhaus alleine stehen zu lassen. Leider wohnen nämlich im Souterrain bzw. EG zwei richtig große Hunde und meine Tochter hat momentan große Angst vor Hunden. Aber auch wenn dort keine Hunde wohnen würden - ich weiß nicht. Wir wohnen in einer Großstadt unweit einer dreispurigen Straße und meine Tochter ist schon so groß, dass sie Türen alleine aufkriegt. Und das Baby ganz alleine - nee, nee, da bin ich irgendwie zu ängstlich.

Der Papa ist vorhanden, allerdings mit wirklich beschissenen Arbeitszeiten (Gastronomie). Ich versuche schon meistens die Einkäufe zu erledigen, wenn die ‚Große‘ in der KiTa ist, aber immer geht es nicht. Aber so ein Einkaufstäschen zum ‚helfen‘ ist eine Super-Idee, zumal sie eh ganz gerne hilft.

LG von Suse

Hallo jeanne,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die tollen Ideen!

Mit dem Theater und der Eifersucht hast du ganz klar ins Schwarze getroffen. Ich muss sagen, die Eifersucht hält sich ganz gut in Grenzen, aber es gibt doch Situationen im Alltag, wo sie durchkommt. Neben dem Treppenlaufen ist das Trockenwerden so ein Thema bei uns. Die ‚Große‘ sagt ganz oft, dass sie lieber in die Windel macht, denn das Baby hat ja auch eine Windel. In dem Punkt bin ich allerdings ganz relaxt, im Gegensatz zum Treppenfrust…

P.S. Zu der Schrägstellung der Füße: Vielleicht gehst du in
diesem Fall doch noch mal einen Spezialisten aufsuchen?

Zum Orthopäden oder wohin?

LG von Suse

Hi Suse,

wenn es klappt dass deine Tochter die ersten 1 bis 2 Treppen mit dir an der Hand hochgeht, kannst du das Baby ja erstmal dort lassen und mit der Großen weitergehen. So ist das Kleine nicht zu nah an der Haustür.

Dein Problem kenn ich aber auch, nur hab ich kein zweites Kind, aber oftmals Einkauf oder Wäsche dabei.
Oft trag ich meinen aber auch runter oder hoch weil ich keine Lust drauf habe dass er das ganze Treppenhaus zusammenschreit.
Ich werd es aber auch mal so angehen wie vorgeschlagen und das Treppensteigen Stück für Stück ausdehnen.

Gruß
Miriam

Auf kreative Weise…
… ein bockiges Kind die Treppe hochlaufen lassen:

Hi!

Schaue mal da:
http://www.youtube.com/watch?v=AjCFYpWDmfM (ca 3min)

Wär das nicht was? *schmunzel*

schon mal selbst übende Grüsse,
Sharon

Hallo,

du hast ja schon viele gute Tipps bekommen.
Trotzdem von mir noch ein Hinweis.
Mein Sohn ist damals immer sehr unsicher die Treppen gelaufen, bis der Augenarzt merkte, dass er schlecht sieht. Als er dann seine Brille hatte ging es ganz problemlos.
Muß nicht - kann aber sein.

Grüßle Marion