Hallo Experten,
ich bin auf der Suche nach praxisnahen Tipps zum richtigen Umgang mit einer 2,5jährigen mitten in der/einer Trotzphase.
Ich betone „praxisnah“, da diverse Erziehungsratgeber in Buchform, Internet oder in Form von Verwandten und Freunden (alle entweder derzeit keine Kinder in dem Alter oder auch ratlos) nicht wirklich weiterhelfen.
Ein Beispiel wie sich die Kleine verhält:
Morgens noch im Schlafanzug, es ist ziemlich kalt und Mama/Papa möchten die Kleine erst einmal anziehen, bevor es mit dem Spielen losgeht, die Kleine möchte natürlich gleich spielen.
Elternseitiges Reden, Tauschangebote (z.B. wenn Du das anziehst lese ich Dir was vor), Argumentieren (z.B. es ist kalt etc.), Drohungen (z.B. wenn Du das nicht anziehst lese ich Dir nichts aus dem Buch vor) werden ignoriert bzw. mit „Nein“ und erstem Heulen quittiert. Teilweises Eingehen auf den Wunsch der Kleinen (z.B. erst ein bisschen Spielen und dann umziehen) bringt auch nichts, sondern verzögert nur den Vorgang. Würde man sie lassen, würde sie völlig durchgefroren stundenlang spielen und am nächsten Tag krank sein (und sie ist eben noch zu jung, um gerade längerfristige Folgen einzusehen).
Auf lauteres Reden bzw. „Befehlen“ reagiert sie ebenfalls mit „Nein“ bzw. recht schnell mit Heul-/Wutanfällen. Lässt man nicht locker oder versucht gar zwangsweise z.B. den Pullover über den Kopf zu ziehen, gibt es eine richtige Gefühlsexplosion mit Schreien (so stark dass man meint sie übergibt sich gleich), auf den Boden werfen, an den eigenen Haare reißen, wilden Versuchen sich das Kleidungsstück wieder vom Körper zu reissen, Kopf irgendwo dagegen schlagen, etc. (das volle Programm).
Gegen die Schrei/Wutanfälle hilft weder Beruhigen, in den Arm nehmen, noch Ablenken, noch zum Lachen bringen, noch Einbinden in „Rituale“, noch in Ruhe lassen (letzter Schreirekord dauerte fast eine Stunde). Manchmal hilft nach einer Weile der Schnulli (den wir eigentlich schon abgewöhnen wollten), aber auch nicht immer. Eigentlich kann man entweder nur warten, bis sie sich erschöpft hat (und dabei aufpassen, dass sie sich nicht selbst verletzt) oder man „stellt den Grund ab“ (= z.B. Pullover wieder ausziehen).
Ansonsten ist die Kleine eigentlich ein ausgeglichenes, aufgewecktes und sehr gut entwickeltes Kind (Freunde und Verwandte können unsere Erzählungen von den Wutanfällen nie glauben bevor sie nicht selbst einen erlebt haben).
Es ist auch nicht so, dass jedes mal ein Wutanfall ausgelöst würde, wenn es nicht nach ihrem Willen ginge. So hängt es sicherlich auch stark von der Tagesform (ausgeschlafen? hungrig?) ab.
Letztens z.B. war es kein Problem, dass sie Süßigkeiten im Supermarkt nach Aufforderung wieder zurückgelegt hat, dafür hatten wir zwei Tage später in einer ähnlichen Situation an der Kasse wieder das volle Programm, weil sie irgendwelche Kekse haben wollte.
Also meine Frage: Was hat bei euch in dieser Trotzphase funktioniert? Kann man da überhaupt was machen?
Mir sind ja auch die Hintergründe klar: Entwicklung der kindlichen Psyche, etc.
Aber gerade wenn es für die Kleine auch gesundheitliche Folgen haben kann (z.B. Straße überqueren, Zähne putzen, keine Süßigkeiten vor dem Essen, etc.) kann man doch nicht um des Friedens willen immer nachgeben…
Gruß,
Sax