Trotzphase

Meine Tipps sind:

Ändere Deine Sichtweise.
Dein Kind trotzt nicht, es ist jetzt nur weiter in seiner Entwicklung und hat demzufolge eigene Ziele und Ideen. Klar stehen die nun mitunter im Konflikt mit Deinen und klar, gerät es durch diese auch in Gefahr. Aber trotzdem sind sie legitim und genauso berechtigt wie die von Erwachsenen.

In Gefahrsituationen gibt es keine Diskussion
Ich lasse ein Kind nicht auf die Strasse rennen, ich zwinge mein Kind lebensrettende Medizin einzunehmen.
So nun ist es an Dir zu entscheiden, was wirklich ne Sache auf Leben und Tod ist. Sind nicht viele mMn und sicherlich wird Deine Körperhaltung, Dein Ton und letztendlich Dein Handeln in solchen Augenblicken keinen Widerspruch hervorrufen.

Ablenken
Das Anziehen ins Spiel einbauen.
Den Gliedmassen Namen geben.
Singen „Jetzt zieht Hampelmann“
Kurzeitig das Vorhaben aufgeben, 10min säter nochmal nen Anlauf nehmen
Um die Wette anziehen

Das wären alles Dinge, die ich in der geschilderten Situation probieren würde. Oder ich würde schlicht die Heizung hochdrehen.

Bei uns frühstücken die Kinder fast immer im Schlafanzug, sie sind wach und wollen spielen. Anziehen ist für mich nachvollziehbar lästig. Ich gehe mitunter hin, streife ihnen Hausschuhe und nen Pulli über und trinke dann in Ruhe nen Kaffee.

Über idividuelle Körpererfahrungen nicht streiten
Essen / Trinken, Schlafen, Hitze/Kälte
sind mMn nach individuell unterschiedlich. Wenn mir kalt ist, muss es meinem Kind noch lange nicht so gehen. Ich lasse die Kindern gern die Erfahrung machen, dass es barfuß im Schnee nur kurzzeitig toll ist. Oder das spitze Steine picken. Im großen und ganzen ist mein Fazit, dass danach sehr schnell der Arm in die Jacke gesteckt wird.

Erfahrungen machen lassen
2x das Kind im Schlafanzug in der Kita abgeliefert, wirkt Wunder

Kämpfe nur Kämpfe, die Dir wirklich wichtig sind
hinterfrag mal die Konflikte die Du mit Deinem Kind hast. Worum geht es wirklich bzw. wer hat wirklich Nutzen vom Ausgang.
Bsp.

  • Kind soll um 20:00 uhr schlafen / im Bett sein => die Eltern wollen Tagesschau gucken
  • Kind soll am Tisch essen => das macht man so, die Familie muss die Mahlzeiten zusammen einnehmen
  • Kind soll nen sauberen Shirt anziehen => die Leute könnten denken, man ist schlampig

Ich kann für mich feststellen, dass viele Konflikte keine sind, wenn ich genau gucke und Rituale / Abläufe mal hinterfrage

Schreiattacken kenne ich auch. In diesen Situationen bin ich (in diesem Alter!) beim Kind geblieben. wenn ich feststelle, nichts hilft, dann lasse ich wüten. Biete immer mal Beistand an, bin ansonsten nur da. (sitze bspw. auf dem Boden daneben)
Selbstverletzung würde nicht nicht zulassen, da würde ich dioe Hännde/Kopf festhalten. Ruhig sprechen.
Ich finde Wut gut und bewundere, dass die Kinder diese Gefühl so rauslassen können. Mir ist wichtig zu zeigen, dass Wut bei uns sein darf, dass sie nicht allein damit sind und dass ich sie auch wütend liebe.
(bin ich nicht in der Lage rhig zu bleiben und habe eigene Aggressionen, muß das Vater ran oder ich gehe kurz weg, mir hilft auch mir klar zu machen wir groß und bedrohlich ich wirken muss auf so ein kleines Wesen)

…und nun leg Deinen Trotz ab :smile:)…das Leben ist schön …

Hallo,

das wichtigste ist, dass du ruhig bleibst. Das wurde dir ja schon mehrfach geschrieben.

Als meine Tochter ihren ersten Wutanfall hatte, mit Geschrei Trampeln etc ihren Willen lautstark durchsetzen wollte, habe ich mitgemacht. Ich habe mitgeplärrt, getrampelt.
Ihre Verblüffung war so groß, dass sie es nie wieder versucht hat.

Gruß
Kati

Off Topic: Nicht ernstgenommen (Achtung lang!)
Hallo Kati,

Du hast von diesem Erlebnis schon ein paarmal hier berichtet. Und jedesmal habe ich es mir verkniffen, darauf zu antworten.
Aber diesmal nehme ich mir ein Herz und möchte gerne schildern, wie schlimm dieses Erlebnis aus der Sicht eines Kindes sein kann.

Meine Eltern haben genauso reagiert wie Du, wenn ich einen "Trotz"anfall hatte, oder wenn ich aus Wut geweint habe: Sie haben mich nachgemacht.
Es war für mich klar, dass sie nur so tun, als wären sie trotzig, wütend. Und ich bin mir verarscht vorgekommen, habe mich nicht ernst genommen gefühlt.
Das war ganz schlimm für mich! Denn meine Wut, mein nicht erfüllter Wunsch, waren mir ja wirklich wichtig. Ich meinte das sehr ernst! Und es ist der Horror, wenn Dich in diesem Moment jemand nachäfft und durch so eine Reaktion veralbert!

Das würde Dir doch heute als Erwachsene genauso gehen?! Du willst etwas, hast gute Gründe dafür, etwas so zu machen, wie Du es willst - und dann kommt jemand, der die absolute Macht hat über Dich, verarscht Dich und zwingt Dir am Schluss doch seinen Willen auf.

Die Folge war für mich eine tiefe Verunsicherung. Ich hatte immer Angst, wieder verarscht zu werden, wenn ich etwas wollte. Und so wusste ich auch später nicht, wann meine Bedürfnissen ernst genommen wurden von meinen Eltern. Daraus folgte: Wenn ich wütend war und meine Eltern versucht haben, mich zu beschwichtigen, habe ich meine Wut immer übertrieben. Rein aus der Verzweiflung heraus, um zu zeigen: Ich meine das wirklich ernst! Das ist nicht nur blöder Trotz! Das ist wirklich mein Bedürfnis! Nehmt mich ernst!

Das wurde für mich auch später im Erwachsenenleben ein Problem. Denn ich kannte „die Grenze“ nicht. Und ich konnte nicht einschätzen, wann mich Menschen überhaupt ernst nehmen - oder ob sie im stillen nicht über meine Bedürfnisse lächeln…

Ich schreibe das, weil ich Dir sagen möchte: Bitte sei vorsichtig mit diesem Tipp, ein trotziges Kind nachzumachen. Vielleicht hat es bei Deinem Kind problemlos geklappt. Und vielleicht nimmt Dein Kind das anders auf, als ich damals. Aber es kann eben auch in die Hose gehen.

Liebe Grüße
Frau Sonnenblume

25 Like

Hallo Frau Sonnenblume,

danke dass du deine Erfahrung mit uns teilst. Obwohl ich ein ungutes Gefühl bei Katis Vorschlag hatte, hätte ich ihn unter „wahrscheinlich sinnvoll“ abgelegt. Du hast meinem unguten Gefühl konkrete Worte verliehen. Danke!

Liebe Grüße
M.

3 Like

Danke
Danke. Danke. Danke. Danke. Danke. Danke. Danke. Danke. Danke. Danke.

gruß,
Max

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Guten Tag,

ich bin mit dem Vorschlag auch nicht einverstanden, er hätte bei meinen Kindern auch nichts genützt (siehe ausführliche Schilderung weiter unten), aber die Frage sei mir gestattet: wie kannst du dich so detailiert an etwas zurückerinnern, aus deinem dritten, höchsten vierten Lebensjahr? Sollten die Erinnerungen von später sein, dann reden wir nicht mehr wirklich von Trotzalter.

MfG
GWS

Guten Tag,

die Beschreibung könnte von mir und unserem jüngeren Sohn stammen. :Auch was die Pubertät angeht (aber ich will dem UP keine Angst machen).

In dem Moment, wo sie begann, sich selbst zu verletzen,
griff nichts mehr - außer zuzugreifen.

Ich kann deine Beobachtungen voll und ganz unterschreiben. Auch unsere Reaktionen waren wohl ähnlich.

MfG
GWS

wie kannst du dich so detailiert an etwas zurückerinnern, aus
deinem dritten, höchsten vierten Lebensjahr?

Das ist durchaus möglich. Ich kann mich sehr detailliert daran Erinnerm, wie meine Eltern das Dach habenneu decken lassen - da war ich knapp drei Jahre alt. (Und ja: ich erinnere mich an Sachen, die mir kein Mensch erzählt haben kann.)

Ich erinnere mich auch an Fahrten mit der 378.22 am Tegernsee. Das muss vor meinem vierten Geburtstag gewesen sein, denn danch war die Lok im Regental eingesetzt.

Ich erinnere mich auch an verschiedenes von meinem Großvater, der gestorben ist, als ich vier war. Ich habe die einzige Ohrfeige mneines Lebens von meiner Mutter bekommen, als meine Großeltern zu Besuch waren.

Gruß,
Max

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Hallo GWS,

ich kann mich auch an sehr viele Begebenheiten erinnern aus dieser Zeit. Wir sind umgezogen, als ich dreieinhalb war, deshalb kann ich die verschiedenen Erinnerungen auch sehr gut zeitlich einordnen.
In diesem Fall gibt es allerdings sogar eine Videoaufnahme davon, weil mein Onkel am Geburtstag meines Bruders einen Gruß an die Großeltern aufnehmen wollte… Er hat die ganze Szene mitgefilmt und aufgehoben.
Der (schließlich versendefähige) Gruß für meine Großeltern wurde dann etwas später im Garten aufgenommen. :wink:

Liebe Grüße
Frau Sonnenblume

Methode Karp
Hallo,

das Problem ist ja oft, dass die Kinder sich in dem Moment nicht ernstgenommen fühlen.

„Ich will aber meine Schuhe jetzt nicht anziehen“.
Dann versucht man es mit schimpfen, überreden, ablenken, zwingen.

Aber man nimmt das Kind nicht ernst :wink:

Karp (wieder so ein Erziehungsexperte) hat da ein schönes Buch drüber geschrieben.
Es geht darum zu pharaprasieren. Also zu wiederholen, was das Kind gesagt hat. Er vergleicht das mit einer Bestellung bei Mc Donalds. Da wird immer wiederholt, was du sagst. Du kannst dir also sicher sein, du wurdest verstanden.

Und das mache mit deinem Kind. Auf den Boden setzten, Stimmung des Kindes annehmen/ aushalten und einfach wiederholen.
„Ja du willst deine Schuhe gerade nicht anziehen. Du willst lieber spielen und findest das jetzt total doof“. Möglichst in der Stimmung und Intensität wie das Kind. Das Kind soll nicht lächerlich gemacht oder verunsichert werden! Es soll nur merken, Mama versteht auch mein Gefühl.
( Hier bitte auch wahlweiße Papa)

Mein Sohn wurde dann immer ruhig und wollte kuscheln. Dann habe ich mit ihm einen Kompromiss schließen können. Mama holt noch schnell die Autoschlüssel und dann ziehen wir Schuhe an…oder sowas.
Das hat, bei uns, dann auch sehr gut geklappt.

Und ansonsten:
Es ist doch wunderschön, diese Erweckung des kindlichen Geistes!

Tief verbunden im Geiste,

Jenny ( die zweiten Kinder trotzen früher)

Hallo,

ich finde das auch nicht so unnormal. Ich könnte dir heut noch relativ detailliert erzählen oder aufzeichnen, wie es in meiner Kinderkrippe aussah. Wie ich jedesmal zur Tür gelaufen bin, wenn es geklopft hat, weil ich dachte, mich holt endlich jemand da raus. Ich erinnere mich noch, wie einmal statt meiner Oma mein Vater mich abholen kam, freudig seinen Kopf durch die Tür streckte und wie positiv überrascht ich war, dass da mein Papa stand. Wir sind dann zum Trabi gegangen, aus dem an diesem Tag der Vordersitz ausgebaut war, weil mein Vater ein Steinskulptur in Form eines Rehs transportierte. Da war ich 2. Ich habe auch noch vor Augen, wie meine Oma und ich jeden Tag meinem Uropa sein Abendessen vorbeibrachten und wieviel Angst ich vor dem alten Mann hatte, obwohl er immer freundlich gelächelt hat. Das tut mir heute noch wahnsinnig leid, dass ich da irrationalerweise immer so einen riesen Bogen um ihn gemacht habe, wo er mir doch gar nichts böses wollte. Ich weiß auch noch, wie er quer über der Couch lag, als wir ihn eines Tages tot aufgefunden haben. Da war ich 3,5.

Und grade auch an so demütigende Sachen, wie die Aufzeichnung meiner Wutanfälle auf Tonband durch meine Eltern mit der Erklärung, dass man jetzt endlich mal Beweise hätte, wie ungezogen ich doch zuhause wäre, wenn die Oma wieder mal behaupten würde, ich sei so lieb. Sowas vergisst man nicht!

Gruß

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Hallo,

angesichts deines dramatisch klingenden Posts, angefangen mit dem zweiten Satz

Und jedesmal habe ich es mir verkniffen, darauf zu antworten.

Hast du jemals professionelle Hilfe in Anspruch genommen? Oder daran gedacht?

Und darüber nachgedacht, inwieweit gewisse „erklärende Bequemlichkeiten“ in Form von Schuldzuweisungen wie

  • und dann kommt jemand, der die absolute Macht hat über Dich, verarscht Dich und zwingt Dir am Schluss doch seinen Willen auf.

dich daran hindern, deinen Problemen einen erträglich kleinen Spielraum zu geben? Der positiven Zustimmung hier würde ich dann eher misstrauen.

Das wurde für mich auch später im Erwachsenenleben ein Problem. Denn ich kannte „die Grenze“ nicht. Und ich konnte nicht einschätzen…

Oder ist dies bereits alles Vergangenheit?

nasziv

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Off Topic: Seelenstriptease
Hallo nasziv,

ich habe mich bis lange ins Erwachsenenalter in vielen Situationen nicht ernst genommen gefühlt. Die Ursachenforschung und -findung haben mir sehr dabei geholfen, dieses Gefühl zu verstehen - und zu erkennen, ob es tatsächlich die Realität widerspiegelt.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hatte ich aber tatsächlich schon lange nicht mehr das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. :smile:
Es scheint also „noch Hoffnung zu geben“… *puuh*

Und jedesmal habe ich es mir verkniffen, darauf zu antworten.

Und zwar genau deshalb, weil diese Erfahrungen wirklich sehr persönlich sind und ich weder das Bedürfnis nach Seelenstriptease noch auf die Bewertung meiner Persönlichkeit durch Forenmitglieder habe.

Ich denke, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Frau Sonnenblume

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Achtung: Böse!

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hatte ich aber
tatsächlich schon lange nicht mehr das Gefühl, nicht ernst
genommen zu werden. :smile:

Kann es ein, dass du dich da auf dein Gefühl gar nicht verlassen solltest?

SCHERZ! (Muss sein! Nimm das Leben mit Humor. Aber nimm’s!)

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wenn die Oma wieder mal
behaupten würde, ich sei so lieb.

Du darfst aber nicht unterschätzen, wie manche Großeltern ihre gerade Eltern gewordenen Kinder versuchen ständig zu gängeln, zu belehren und zu maßregeln. Da kann man wirklich manchmal durchdrehen.

Hallo Max,

dennoch wäre ich da vorsichtig.

Ich könnte 1.000 Eide schwören, das Militärflugzeug, das in der Nähe unseres Urlaubsortes abgestürzt war, da liegen gesehen zu haben.

Meine Hand hätte ich in’s Feuer gelegt!

Da muss ich so etwa 3 oder 4 gewesen sein.

Als ich neulich meine Eltern fragte, erfuhr ich, dass ich das nur aus Erzählungen weiß. Wissen kann!

Der Unglücksort war weiträumig abgesperrt, wie es gemacht wurde, wenn Flugzeuge der GSSD eben abstürzten.

Nein, nein, das war hier definitiv nicht der Fall. Vielmehr war ich bei meinen Eltern wirklich der Satansbraten und bei Oma der Engel. Oma war als Kindergärtnerin auch einfach absolut vorbelastet damit, ein Kind ruhig und friedlich zu halten, bei meinen Eltern konnte ich da unbewusst mehr Knöpfe drücken. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, meine Eltern hätten andere Mittel und Wege gefunden, als mir ständig mit „Wir petzen bei Oma!“ zu drohen. Hat aber aufgehört, als ich als rotzfreche 4-jährige dann irgendwann zu meinem Vater sagte: „Ohne Oma bekommt ihr mich wohl nicht in den Griff?“ :wink:

Gruß

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Na du, dich möchte ich aber net geschenkt haben :wink:

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OT: falsche Erinnerungen
Hi,

ich habe auch solche „Erinnerungen“, die erwiesener Maßen keine eigenen sein können, durch Erzählungen aber ganz offensichtlich die meinen wurden. Das ist ein recht bekanntes psychologisches Phänomen namens induzierte Erinnerung oder False Memory Syndrome. Eine der ersten wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema hat kinderleicht bei den Probanden Erinnerungen an eine Ballonfahrt wecken können, die es nie gab. Funktioniert gruseliger Weise (absichtlich oder unabsichtlich) auch bei schlechten Therapeuten…

Gruß,
Inka

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Als ich neulich meine Eltern fragte, erfuhr ich, dass ich das nur aus Erzählungen weiß.

Ich kenne mich durch mein Psychologiestudium mit dem Thema falsche Erinnerungen ein bißchen aus. Bei den Beispielen, die ich genannt habe, kann ich das ziemlich definituiv ausschließen, vor allem, weil ich mich an Details erinnere, die mir niemand erzählt hatte.

Die 378.32 nehme ich aus den Erinnerungen mal wieder raus, das könnte auch Anfang der 80er bei einer Sonderfahrt gewesen sein. Keine sichere Datierung.

Lg,
Max

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