Mir fällt es schon seit geraumer Zeit auf(ok,es gibt natürlich größere Probleme…),daß diese „Phrase“ :Tut mir leid…jetzt ganz groß im Kommen zu sein scheint.Besonders bei deutschen Synchronisationen kann ich es fast nicht mehr hören,manchmal wird diese Phrase (fast völlig sinnlos) irgendwo mit rein „montiert“.Und im Alltag ganz besonders,man entschuldigt selbst die größten Patzer mit eben „Tut mir leid“ .,.und damit ist die Sache halt gegessen…Nun ja,wem fällt es auch auf??
Meine Gedanken dazu
Hallo David,
Das ist meiner Meinung nach keine „Manie“ und auch kein neues Phänomen. Ein Wachsen kann ich nicht feststellen, laut dieser Grafik nimmt es zumindest im Schriftgebrauch unstetig aber in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten stark zu:
Aber na und? Es ist eben eine Entschuldigungsfloskel der deutschen Sprache. Floskel bedeutet hier, dass es ein feststehender Ausdruck, eine Konstruktion, evtl. sogar eine Redewendung ist, da sie nicht mit der Teilbedeutung ihrer Bestandteile („tut“ + „mir“ + „leid“) identisch ist.
Wenn du mal überlegst, was man gewöhnlicherweise noch sagt, was fällt dir da ein? „Sorry“ wird auch sehr häufig benutzt, nicht nur von der Jugend (bitte nicht schon wieder eine Diskussion über die ach so schlimmen Anglizismen!). Bei den rein Deutschen hätten wir: „Entschuldigung!“ oder das kürzere „'Tschuldige!“. „Verzeihung!“ hört man etwas weniger oft. Objektiv gesehen haben diese Floskeln/Redewendungen (ja, es sind im Prinzip alles welche) alle ihre Daseinsberechtigungen, sind etymologisch sogar noch nachvollziehbar und werden in ähnlichen Situationen verwendet. Ich sehe hier also kein Problem. „Tut mir leid!“ ist nur eine davon, die aus welchen Gründen auch immer möglicherweise häufiger zu werden scheint (so es denn wirklich so sein sollte). Da kann ich nichts Schlimmes daran finden.
Ich sehe auch kein Grund, warum „Tut mir leid“ irgendwie auf nur kleine ‚Vergehen‘ beschränkt bleiben sollte. Bei größeren Unglücken und Fehlern wird der Satz meist noch ausgebaut, z.B. zu „Es tut mir aufrichtig leid, dass…“ oder „Das mit der Katze tut mir ausgesprochen leid.“ — da finde ich diese Form sogar viel angebrachter als irgendetwas, das sich aus „Entschuldigung“, „sich entschuldigen“, „um Verzeihung bitten“ basteln ließe… du nicht?
Also, wenn ich mir darüber Gedanken mache, was es an „Tut mir leid.“ auszusetzen geben könnte, fällt mir echt nicht viel ein. Kannst du noch mal genauer beschreiben, was dich daran so stört? Findest du, der Ausdruck wird zu inflationär auch für große Missgeschicke verwendet? Oder trauerst du um die scheinbar schwindende Vielfalt der deutschen Sprache (diesen Schwund wage ich stark anzuzweifeln!)? Oder findest du den Spruch einfach an sich irgendwie unpassend, so wie viele sich ja – meiner Meinung nach völlig zu Unrecht – über die feststehende Redewendung „sich entschuldigen“ aufregen, weil man das angeblich ja nicht selbst tun könne.
sorry muss keine Entschuldigung sein
Was mir auffällt, sind Übersetzungsfehler aus dem Englischen.
„I´m sorry“ / I feel sorry wird immer als Entschuldigung interpretiert, was nicht immer richtig ist.
Im Englischen kann ich auch „sorry fühlen“ für das schlechte Wetter, es kann mir auch leidtun, dass das Wetter so schlecht ist, aber entschuldigen würde ich mich dafür wohl nicht.
Ist vielleicht etwas anders, als das was du meinst, aber vielleicht ähnlich.
Was mir auffällt, sind Übersetzungsfehler aus dem Englischen.
„I´m sorry“ / I feel sorry wird immer als Entschuldigung
interpretiert,
Immer? Von wem?
Im Englischen kann ich auch „sorry fühlen“ für das schlechte
Wetter, es kann mir auch leidtun, dass das Wetter so schlecht
ist, aber entschuldigen würde ich mich dafür wohl nicht.
Üblicherweise geht doch aus dem Kontext hervor, ob man tiefes Mitgefühl ausdrücken oder um Entschuldigung bitten will - oder einfach nur „schade“ meint.
Ein Satz wie „Tut mir leid, dass ihr im Urlaub so schlechtes Wetter hattet“ wird wohl kaum als Entschuldigung interpretiert, weder im Deutschen noch im Englischen.
Mir fällt es schon seit geraumer Zeit auf(ok,es gibt
natürlich größere Probleme…),daß diese „Phrase“ :Tut mir
leid…jetzt ganz groß im Kommen zu sein scheint.Besonders bei
deutschen Synchronisationen kann ich es fast nicht mehr
hören,manchmal wird diese Phrase (fast völlig sinnlos)
irgendwo mit rein „montiert“.Und im Alltag ganz besonders,man
entschuldigt selbst die größten Patzer mit eben „Tut mir leid“
.,.und damit ist die Sache halt gegessen…Nun ja,wem fällt es
auch auf??
Seit geraumer Zeit? Zumindest seit 27. September 2010. Damals schriebst Du nämlich:
_Habt -Ihr-auch das Gefühl das das Wort „Leider“ seit längerer Zeit ziemliche Hochkonjunktur hat…Es wird derzeit sehr oft genutzt,ich merke es oft in den deutschen Synchronisationen von ausländischen Filmen,dort kann man die Redewendung "Es tut mir leid"fast mitzählen.
Scheint es gerade etwas "in"zu sein?Ich find es in einer Mischung zwischen fast etwas nervig und doch auffallend._
Was ich damals geantwortet habe, halte ich auch heute noch für richtig.
Servus David,
das wird aber locker wieder dadurch wettgemacht, dass Handlungen, die den Betreffenden durchaus leid tun sollten, zu einfachen Fehlern ‚downgegraded‘ werden. Wenn der Uralt-Bundeskanzler seiner Partei eine unbekannte Menge von Millionen in die Kasse schaufelt, war’s ein – Fehler. Wenn der Diss-Abschreiben-Lasser ertappt wird, räumt er zerknirscht ein, einen Fehler gemacht zu haben. Da darf der Messpegel der ‚Tut-mir-leid-Bekundungen‘ zum Ausgleich dann schon ein bisschen steigen.
Verzeih. Deine Antwort wirft bei mir automatisch wieder zwei Fragen auf:
a) Was ist an „Keine Ahnung“ sinnfrei? Also inhaltlich gibt’s da eigentlich nichts auszusetzen. Es ist ja eine Redewendung, ein geflügeltes Wort. Sie ist sogar sehr durchsichtig. Natürlich ist es eine verkürzte Form von „Ich habe keine Ahnung (davon).“ und es handelt sich hier auch um eine Übertreibung, schließlich hat man selten gar keinen blassen Schimmer, sondern will damit nur ausdrücken, dass man auf die gestellte Frage keine Antwort weiß. Aber das ist bereits in der Redewendung enthalten; sie ist damit bereits lexikalisiert (= wird als Einheit verstanden und ihre Bedeutung setzt sich nicht mehr aus der Bedeutung ihrer Einzelteilte zusammen). Meinst du vielleicht, dass sie oftmals in Kontexten verwendet wird, wo sie keinen Sinn ergibt? Mir fiele da keiner ein…
b) Mit der inflationären Verwendung magst du Recht haben (siehe dazu wieder eine schöne Grafik von Google NGrams: http://books.google.com/ngrams/graph?content=keine+A…), aber was ist daran schlimm? Ist es automatisch etwas schlechtes, wenn ein Wort oder eine Wendung häufiger als früher verwendet wird? Ich kann der Logik nicht ganz folgen. Vergleich z.B. mal die inflationäre Benutzung des Wortes „inflationär“ hier: http://books.google.com/ngrams/graph?content=inflati… — diese Kurve steigt viel steiler an. Ist damit deine Verwendung des Wortes kritikwürdiger?
Ich kann mir deine Kritik nur so erklären, dass du das Gefühl hast, „Keine Ahnung“ würde mehr und mehr in Fällen benutzt werden, die nicht der ursprünglichen Bedeutung entsprechen. Doch das sehe ich nicht. Ich sehe hier keine Abweichung von einer ursprünglichen Bedeutung (was mag diese wohl sein?).
Darf ich um mehr Erklärung bitten?
Danke,
André
P.S.:
Ich entschuldige mich für meine provokative Frageweise, aber das einzige, was ich als sinnfrei und inflationär empfinde, ist schlecht durchdachte und unbegründete Sprachkritik. Seit Bastian Sick hat diese meiner Meinung nach exponential zugenommen (nicht, dass es sie vorher nicht auch schon gegeben hätte). Deswegen frage ich da so oft nach. Mein Interesse an Sprachkritik und deren sprachwissenschaftlicher Basis (wenn es da eine geben sollte) steigt mit der Zeit ebenso exponential an. Aber wer bestimmte Sprachverwendungen kritisiert, sollte auch darauf gefasst sein, dass seine Kritik hinterfragt und die Behauptungen überprüft werden. Oft täuscht man sich nämlich in seinem Bauchgefühl. Deswegen bitte ich, es mir nicht übel zu nehmen, wenn ich nachhake.