Für’s Schwäbische fällt mir spontan das Wort „fei“ ein. Schwaben verwenden es recht oft und wissen meist nicht, wie sie es in einem hochdeutschen Satz bedeutungsgleich ersetzen könnten. Das Wort hat anscheinend gar keine Bedeutung, aber doch verändert sich die Aussage eines Satzes, wenn man es weglässt. Am ehesten lässt es sich mit hochdeutschen Worten wie „eigentlich“, „tatsächlich“, „übrigens“ oder „allerdings“ vergleichen.
Ein schwäbisches Kind wird eher hören, wenn man sagt:
„Du derfsch des fei ned“, als wenn man sagt „du derfsch des ned“.
In dem Fall ersetzt „fei“ den erhobenen Zeigefinger.
Genauso verhält sich „fei“ aber auch im Positiven.
„Der kann das guat“ ist vwas Anderes als „der kann des fei guat“.
Hier wirkt das „fei“ wie ein sehr gut.
Oder aber auf die Frage „Kann der des?“, bedeutet ein „der kann des fei guat!“, das es unmöglich ist, dies überhaupt in Zweifel zu ziehen.
Ohne „fei“ tritt diese Wirkung längst nicht so extrem auf.
Ich denke auch, man kann es nicht ins Hochdeutsche übersetzen, weil es im Hochdeutschen keine Entsprechnung dazu gibt.
Oder doch?
Und was der Schwabe fei auch oft sagt ist „gell?“
„Gell?“ ist meist nichts Anderes als ein „nicht wahr?“ am Ende des Satzes. Also vergleichbar mit dem „isn´t it?“ der Engländer.
einmal wieder die Aufklärung zum Sachverhalt: Baden-Württemberg ist ein Land, das es seit 1952 gibt. Dieser Zeitraum ist viel, viel zu kurz, um sowas wie eine gemeinsame Kultur oder einen gemeinsamen Dialekt zu entwickeln. Man findet in diesem administrativen Gebilde hauptsächlich die Dialekte:
Einen „baden-württembergischen“ Dialekt gibt es genau so wenig wie einen „württembergischen“.
So, und ergänzend zu diesen Ausführungen noch ein paar „typische“ Wendungen, zu denen aus dem Schwäbischen, die Du schon bekommen hast:
Kurpfälzisch zum Abschied: „Alla“, „Alla dhonn“ (wogegen „Alla hopp!“ und „Alla vite!“ erst westlich des Rheins im Reich der Gudslheisl zu hören sind)
Schwäbisch: „Ha no“ (unübersetzbar - kann von der Bewunderung weiblicher Körperteile über Mißbilligung einer Sache oder eines Sachverhalts bis zur Ankündigung, man brauche noch ein wenig Zeit zum Nachdenken sehr vieles ausdrücken - die Anzahl der möglichen Bedeutungen dürfte etwa mit denen des Oberlausitzer „Nu“ gleichauf liegen. Wohingegen „Ha noi“ selbsterklärend ist)
Seealemannisch: „Hofele, hofele“ („Nur immer vorsichtig!“)
Für die vielen anderen Dialekte aus dem Südweststaat muss ich passen und weitergeben.
Ich gehe davon aus, dass du jetzt nicht alle Wiener Dialektausdrücke, Schimpfwörter und vom deutsch-Deutsch abweichenden hier aufgelistet lesen willst - das würde den Rahmen sprengen und dafür gibt es gute Bücher, und auch im Netz ist viel zu finden.
Aber ein paar typische Ausrufe kann ich gerne beisteuern:
Na servas! Ausruf des Erstaunens, der Überraschung, manchmal auch des Entsetzens;
Öööhaa!!! kann fast alles bedeuten…*lach*
Naaa geeeh! oder Na geh! verschieden ausgesprochen:smile:
nein das ist jetzt aber nicht wahr (vorzüglich mit leicht weinerlichem Unterton)
2)wirklich? Ist das so?
ironisch: das hätt’ ich jetzt nicht gewußt, wenn du es mir nicht gesagt hätttest.
I hau mi o! (Ich haue mich ab!) = ich lache mich scheckig, totlachen;
etwas aus der Mode gekommen sind: „geh wusch“ und „Uijegerl“
Dann fällt mir noch das selbsterklärende " i e a" ein, sowie als Aufforderung zur Beeilung oder zum schnellsten Verschwinden: „zah an“ und „drah di, schupf di, foa o“.
Ich habe heute eine Zeitlang der S21-Diskussion auf Phönix zugeschaut. Einmal erscheint mir der Slogan: „Wir können alles, außer Hochdeutsch.“ sehr gerechtfertigt. Zum anderen fällt sofort auf, dass Heiner Geißler als schwäbischer Moderator zwar nach Vokubular und Grammatik so etwas ähnliches wie Hochdeusch spricht, aber trotzdem jeden zweiten Satz mit „Nicht wahr?“ beendet. Da muss er sich wohl mühevoll das „Gell?“ abgewöhnt haben.
Und was der Schwabe fei auch oft sagt ist „gell?“
„Gell?“ ist meist nichts Anderes als ein „nicht wahr?“ am Ende
des Satzes. Also vergleichbar mit dem „isn´t it?“ der
Engländer.
In manchen Teilen der Schweiz ist es auch üblich, Aussagesätze durch ein vermeintlich fragendes, aber in Wirklichkeit bekräftigendes „…, oder?“ zu beenden. Das sind halt auch Allemannen, gell?
Ob er aber über Oberoderwitz, oder aber über
Niederoderwitz, oder aber überhaupt nicht kommt…
Hi Groß Vau Ponkt,
Bitte was? Es würde mich doch sehr verwundern, wenn irgendwo
im Freistaat Sachsen das Wort »Nu« etwas anderes als »Ja«
heißen sollte!
Bei Feldstudien zwischen Großpostwitz und Schöpstal schien es mir, als gruppierte sich um die Grundbedeutung „Ja“ ungefähr folgendes:
Ich sage ja, aber ich meine nein
Dir sag ich ja, aber Du weißt ja, daß ich Dich für einen ausgemachten Gauner und Banditen halte
Vorläufig sag ich mal ja, aber das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen
Laß uns da noch mal zwei-drei Nächte drüber schlafen, es ist jetzt nicht die Zeit, etwas zu entscheiden
In der Tat - Du kannst Dich darauf verlassen, daß ich mit Begeisterung und voller Solidarität dabei bin
Au ja, prima
Da haste aber Recht
Volltrottel, elendiger
Na siehste, von Dir hab ich nichts anderes als heiße Luft erwartet
Hm, vielleicht; wollen mal sehen, wollen mal sehen
Na, wenn Westware dabei rauskuckt, können wir mal drüber reden
etc. etc.
Einige davon lassen sich wohl, wenn man dran gewöhnt ist, an der Stimmführung erkennen, etwa wie im Chinesischen; andere nur aus dem Kontext und/oder Kenntnis der Person erschließen.
Hallo,
es gibt das oberschwäbisch/allgäuerische „it“. Heisst so viel wie nicht.
Meine persönlichen Lieblingsausdrücke sind: „a dankbars Stöffle“ für hochwertigen Kleiderstoff und der „griasaboomene Häskaschta“ der Oma meiner Freundin aus Vogt. Und: „wiaschtgläubiger“ für Evangelische.
Ade, Gabile
Das animiert mich zu einer weiteren Zutat, gesprochen von der Wirtin vom Ulmer Hof zu meiner Sandkastenfreundin Ursel, die schon früh alle möglichen Maleschen hatte: „Du bischt au so oine aus em Herrgott seiner Gruuschtkischta“
Mir ist es bewusst, dass in Baden Württemberg ‚zwei‘ verschiedene Sprachen gesprochen werden. (ich weiß auch, dass es nichts schlimmeres gibt, wenn man nicht weiß, dass Baden und Schwaben unterschiedlich sind, die waren sich ja über Jahrhunderte Spinnenfeinde) Mich haben nur spezifische Ausdrücke für die Schwaben in B/W interessiert für eine Schularbeit über verschiedene Deutsche Sprachräume. In Vorarlberg, teilen Tirols, Bayerns wird ja auch Schwäbisch gesprochen trotzdem gibt es definitiv unterschiedliche regionale Alltagsbegriffe.
Ich komme aus Tirol, obwohl, Tirolerisch eine bajuwarische Sprache wie das Bayrisch ist, findest du das typische ‚jo mai‘ bei uns nicht, dafür tendieren wir dazu ‚brutal‘ als Steigerungsform die jeglichen Adjektiv vorzusetzen anstelle des ‚sehr‘. (z.B.: brutal schian/ schiach/ -> sehr schön/hässlich ) was man bei den Bayern nicht findet.
Da ich eine Tante in Vorarlberg habe, kenne ich mich mit den Vorarlbergerisch ein wenig aus, beziehungsweise hab mein persönliches Lexika. Mich interessieren deshalb die Alltäglichen oft verwendeten ‚württembergischen‘ Begriffe um zu sehen inwiefern sie sich vom Vorarlbergerisch unterscheiden.
Ich hoffe ich habe es vielleicht ein bisschen Verständlicher erklärt.
Das ‚gell‘ Problem kenn ich, ist auch bei uns in Südtirol stark vertreten. (Außer in Bozen da heißt’s ‚weisch‘-> weswegen sie vom Rest des Landes schiefe Blicke ernten.)
wenn man das so weit zusammenfassen will, bleiben drei Sprachen: Schwäbisch, Fränkisch und Alemannisch für Württemberg, Fränkisch und Alemannisch für Baden.
Das Gsibergische gehört bereits zum Alemannischen: Ein Bregenzer, ein Langenargener, ein St. Galler und ein Wangener verstehen sich mühelos untereinander, aber ob ein Plochinger da mitkommt, ist nicht gesagt. In Oberösterreich = Neuwürttemberg verläuft die Grenze zwischen dem Schwäbischen und dem Alemannischen knapp südlich des 48. Breitengrades. Interessant dabei, daß diese Grenze innert der vergangenen 50 Jahre wahrnehmbar nach Süden gewandert ist - das Alemannische im Rückzug ist weniger kompatibel mit Fernsehdeutsch als das Schwäbische.