UdSSR-USA Hass. Warum und woher?

Hallo Experten,

Es ist ziemlich allgemein bekannt, dass die UdSSR und USA sich richtig gehasst haben. Warum? Wie kam es dazu?

Bis 1945 waren sie im Krieg noch befreundet. Dann sassen beide gemeisam an einem Tisch (zusammen mit Franzosen und Briten) und teilten sich Deutschland

Auch gemeinsam haben sie die überlebenden Verantwortlichen für die Massaker, die den 2. Weltkrieg geworden war, verurteilt. Und zwar nach einem gemeinsamen Recht.

Woher dann diesen Hass (vorallem seitens der USA)? Was hat dazu gebracht, dass sogar vermeintliche Kommunisten in die USA verhaftet wurden (Stichworte: McCarthy & Hexenjagd)?

Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand mir das erklären könnte! Schon jetzt vielen Dank!

Schöne Grüsse,
Helena

Tach,

Es ist ziemlich allgemein bekannt, dass die UdSSR und USA sich
richtig gehasst haben. Warum? Wie kam es dazu?

Hassen ist in dem Zusammenhang ein IMHO zu starkes Wort. Immerhin unterhielt man Geschaeftsbeziehungen und man konnte seit den 70ern in jedem Laden Pepsi kaufen und etwas spaeter auch Coke :wink:.

Bis 1945 waren sie im Krieg noch befreundet. Dann sassen beide
gemeisam an einem Tisch (zusammen mit Franzosen und Briten)
und teilten sich Deutschland

Das Hauptproblem war wohl das Schicksal Europas und insbesondere Deutschlands nach dem Krieg. Dass es nach dem Sieg darum gehen wird, zumindest Europa zwischen der westlichen Welt und UdSSR aufzuteilen, war allen beteiligten klar, lange vor Kriegsende. Ich empfehle dazu Sebastian Haffners „Die deutsche Frage“, zwar durchaus subjektiv geschrieben, vermittelt das Buch doch einen Eindruck, was man, zumindest im Westen, damals dachte.

Woher dann diesen Hass (vorallem seitens der USA)? Was hat
dazu gebracht, dass sogar vermeintliche Kommunisten in die
USA verhaftet wurden (Stichworte: McCarthy & Hexenjagd)?

Naja. In der UdSSR hat man ja die Opposition und auch sonst einen Haufen Leute, die damit Nichts zu tun haben, bereits in den 30ern an die Wand gestellt oder nach Sibirien geschickt. Aber keine Sorge, auch nach dem Krieg, spaetestens ab 1948 gab es auch in Soviet Russia eine zweite Runde, die sich gegen so genannte „Kosmopoliten“ wendete und bis Stalins Tod 1953 andauerte.

Gruss
Paul

Hi!
Ja, Hass ist nicht das richtige Wort. Es ist ja keine persönliche Beziehung. Die Gründe für die Abneigung sind ideologisch. Seit ihrer Gründung war die UDSSR eben per se antikapitalistisch. Die USA als Paradebeispiel einer kapitalistischen freien Marktwirtschaft musste quasi die UDSSR deshalb schon von vorneherein ablehnen.
Die Allianz im 2. Weltkrieg war keine persönliche „Freundschaft“, sondern mehr eine aus der Not geborene Koalition der Vernunft, die sich nur über den gemeinsamen Gegner definierte. Grundsätzliche Differenzen wurden schon während des Krieges deutlich. Nach dem Krieg verstärkten sich um die Deutschlandfrage eben die Differenzen und der einzige Grund für die Allianz war weggefallen. Im „Kalten Krieg“ steigerte sich alles aus gegenseitigem Mißtrauen und Angst voreinander hoch und das hatte auch innenpolitische Hysterie (Kommunismusangst, McCarthy…) zur Folge. Lies mal eine ausführliche Darstellung des Kalten Krieges/Ost-West-Konflikts nach, z.B. bei der bpb (oder halt wikipedia).

Viele Grüße
mitzisch

Tach,

Tach auch!
Vielen hrzlichen Dank für deine Antwort!

Hassen ist in dem Zusammenhang ein IMHO zu starkes Wort.

OK. Das ist das erste was mir in dem Sinn kommt, wenn ich auf diese Beziehung denke…

Immerhin unterhielt man Geschaeftsbeziehungen

Nur ein paar US-Staaten hatten irgendwelche (Geschäfts-)Beziehung zu den Sowjets (zB erinnere ich mich an California, aber zB Texas nicht). Auf US-Bundesebene gab es nicht.

und man konnte
seit den 70ern in jedem Laden Pepsi kaufen und etwas spaeter
auch Coke :wink:.

Das widerspreche ich energisch. Sogar in den 90-er musste man lange suchen, um Pepsi zu finden. Coca-Cola/Coke war nur in sehr luxuriöse touristische Betriebe und selbst dort eher selten zu finden. Und das sowohl in Moskau, als auch in St. Petersburg oder Kiev.

Das Hauptproblem war wohl das Schicksal Europas und
insbesondere Deutschlands nach dem Krieg.

Das ist mir schon klar. aber das erklärt diese (wie soll ich das nun nennen?) Verfeindung nicht.

Dass es nach dem
Sieg darum gehen wird, zumindest Europa zwischen der
westlichen Welt und UdSSR aufzuteilen, war allen beteiligten
klar, lange vor Kriegsende.

Das war schon in Jalta geklärt und kein Geheimnis mehr.
Doch das erklärt diese „Verfeindung“ m.E. nicht.

Ich empfehle dazu Sebastian
Haffners „Die deutsche Frage“, zwar durchaus subjektiv
geschrieben, vermittelt das Buch doch einen Eindruck, was man,
zumindest im Westen, damals dachte.

Es geht mir nicht darum was deutsche über Sowjets dachten, sondern darum, warum diese Verfeindung zwischen USA und UdSSR.

Naja. In der UdSSR hat man ja die Opposition und auch sonst
einen Haufen Leute, die damit Nichts zu tun haben, bereits in
den 30ern an die Wand gestellt oder nach Sibirien geschickt.

Es geht absolut nicht darum. Für mich liest sich diese Sätzen von dir wie eine Rechtfertigung. Aber du gehst, denke ich, an die Frage vorbei. Sorry.

Also Paul, ich danke dir für deine Mühe und für deine Antwort. Aber ich bin genauso schlau jetzt wie vor der Fragestellung. Du sagst mir hier ncihts neues bzw. Sachen, von denen ich persönlich erlebt habe, dass so wie du sagst einfach nicht stimmen.

Schöne Grüße,
Helena

Hi Mitzisch,
Vielen Dank für deine Antwort!

Ja, Hass ist nicht das richtige Wort.

OK. Aber es ist das erste Wort das mir in dem Sinn kommt, wenn ich an diese Beziehung denke.

Es ist ja keine
persönliche Beziehung.

Muss Hass zwangsläufig persönlich sein?

Die Gründe für die Abneigung sind ideologisch.

Klar.

Seit ihrer Gründung war die UDSSR eben per se
antikapitalistisch.

In der Tat!

Die USA als Paradebeispiel einer
kapitalistischen freien Marktwirtschaft musste quasi die UDSSR
deshalb schon von vorneherein ablehnen.

Ja, aber warum dann eben erst nach dem 2. Weltkrieg so skalierte? Warum war es plötzlich da, auch wenn vor dem Krieg „nur“ mit Argwohn betrachtet oder gar links gelassen wurde?

Die Allianz im 2. Weltkrieg war keine persönliche
„Freundschaft“, sondern mehr eine aus der Not geborene
Koalition der Vernunft, die sich nur über den gemeinsamen
Gegner definierte.

Das habe ich auch so irgendwo mal gelesen. Frei nach dem Motto: „In der Not frisst der Teufel Fliegen“.

Grundsätzliche Differenzen wurden schon
während des Krieges deutlich.
Nach dem Krieg verstärkten sich
um die Deutschlandfrage eben die Differenzen und der einzige
Grund für die Allianz war weggefallen.

OK

Im „Kalten Krieg“
steigerte sich alles aus gegenseitigem Mißtrauen und Angst
voreinander hoch und das hatte auch innenpolitische Hysterie
(Kommunismusangst, McCarthy…) zur Folge.

Und genau kommen wir hier auf den Punkt: Warum? Warum hat es nach dem krieg dieses Mißtrauen und angst skaliert??? Was war der Anlass dazu?

Lies mal eine
ausführliche Darstellung des Kalten Krieges/Ost-West-Konflikts
nach, z.B. bei der bpb (oder halt wikipedia).

Werde ich bestimmt tun.

Ich danke dir! Du hast mir ein Stück weiter geholfen!

Schöne Grüße
Helena

Hi,

Und genau kommen wir hier auf den Punkt: Warum? Warum hat es
nach dem krieg dieses Mißtrauen und angst skaliert??? Was war
der Anlass dazu?

Wie schon gesagt: der gemeinsame Gegner, der einte, war weg. Das brit. Empire hatte auch seine Bedeutung verloren. Die beiden Staaten waren die beiden verbliebenen stärksten Staaten - beide hatten Anspruch, Weltmacht zu sein. Das war eine neue Situation.

ausführliche Darstellung des Kalten Krieges/Ost-West-Konflikts

Werde ich bestimmt tun.

Ja; das ist zu komplex, als dass man es hier abhandeln könnte. Und du scheinst es ja genau wissen zu wollen. Obwohl bei mir auch immer noch die „ja, aber warum genau?“- Fragen auftauchen :wink:

Ich danke dir! Du hast mir ein Stück weiter geholfen!

Freut mich! Mehr kann man bei diesem Thema nicht tun.

Schöne Grüße

Ebenfalls,
mitzisch

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Hallo

Bis 1945 waren sie im Krieg noch befreundet.

Es wurde ja schon gesagt, dass man das so nicht sagen kann. Sie waren nicht miteinander befreundet, haben sich nur zusammengeschlossen, um Deutschland zu besiegen. Die UdSSR war ja schon seit 1918 kommunistisch, und das war nun nicht nach dem Geschmack der USA. Aber zunächst mal war die UdSSR noch nicht so mächtig, also noch keine Bedrohung.

Dann sassen beide gemeisam an einem Tisch (zusammen mit Franzosen und Briten) und teilten sich Deutschland

Das ist ja nicht ganz so gewesen. Was die da genau abgesprochen haben, weiß ich eigentlich gar nicht, Deutschland aufgeteilt haben sie aber nicht. Dass Frankreich, USA und GB nicht vorhatten, Deutschland unter sich aufzuteilen, liegt auf der Hand, denn sie haben es ja nicht getan. Westdeutschland wurde ja recht bald nach dem Krieg wieder ein souveräner Staat.

Jedenfalls hat sich die UdSSR nicht an die Absprachen gehalten. Das wurde klar, indem die entgegen der Absprache mit ihren Armeen immer weiter vorrückten, obwohl der Krieg ja schon vorbei war. Da war klar, dass die UdSSR den von ihnen besetzten Teil Deutschlands nicht mehr rausrücken würden. Es ging so weit, dass die USA mit dem 3. Weltkrieg gedroht haben, erst dann hörten die auf, immer weiter Gegenden zu besetzen.

Auch gemeinsam haben sie die überlebenden Verantwortlichen für die Massaker, die den 2. Weltkrieg geworden war, verurteilt.
Und zwar nach einem gemeinsamen Recht.

Das stimmt, aber meines Wissens hat man damals die Verbrechen des Nationalsozialismus per Gesetz für einzigartig erklären müssen, weil es irgendwie auf der Hand lag, dass die Verbrechen des Stalinismus eigentlich auch vor dieses Gericht gehört hätten.

Woher dann diesen Hass (vorallem seitens der USA)?

Der Kommunusmus stalinistischer Prägung trägt es in sich, dass er die ganze Welt kommunistisch zu machen versucht. Zur UdSSR gehörten ja viele Länder, und sie versuchte, die Einflusssphäre noch zu erweitern. Die USA versuchten das Gleiche, und haben die NATO gegründet, um gegen den Ostblock antreten zu können. So haben sich die Westmächte und der Ostblock immer gegenseitig bedroht, und dadurch hielt sich so ein Gleichgewicht.

Kann sein, dass meine Informationen einseitig sind, ich habe den Standpunkt der Kommunisten nie gehört, und dann gab es ja irgendwann gar keine mehr, so dass es einen auch nachträglich nicht mehr interessierte. Man fühlte sich durch die Entwicklung vielmehr in der Meinung bestätigt, dass sie schon immer Unrecht hatten.

Zu McCarthy kann ich nichts sagen.

Viele Grüße

Hallo!

Was bisher noch nicht zur Sprache kam:

Die USA mit ihren Verbündeten UK und Frankreich einerseits und die UdSSR andererseits waren lange die einzigen Länder auf diesem Planeten, die über Atombomben verfügten. Diese Waffe bedingte eine völlig andere Form der Machtpolitik als das in den Jahrzehnten davor der Fall war. Länder, die keine eigenen Atombomben besaßen, konnten sich nur sicher fühlen, wenn sie sich unter den Schutz einer der beiden Atommächte stellten. So entstanden Einflusssphären. Die Amerikaner sahen schnell ein, dass sie in Europa nicht offen in den Einflussbereich der Sowjets eingreifen konnten, ohne ihre eigene Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Andererseits durften sie unter keinen Umständen zulassen, dass die Sowjets ihre Einflussspäre vergrößterten. Das war vermutlich der Hauptgrund, warum die Westalliierten die Gründung eines westdeutschen Staates (Bundesrepublik Deutschland) forcierten, denn eine Wiedervereinigung eines neutralen Deutschlands hätte Mitteleuropa destabilisiert und dem Osten die Möglichkeit zur Expansion geboten.

So lässt sich auch verstehen, warum die Amerikaner bei der Niederschlagung der Aufstände in Ungarn, Ostdeutschland oder des Prager Frühlings überhaupt nicht eingriffen, bei der Berlin Blockade, in Korea oder in Kuba dafür umso energischer.

Michael

Hallo!

Dann sassen beide gemeisam an einem Tisch (zusammen mit Franzosen und Briten) und teilten sich Deutschland

Das ist ja nicht ganz so gewesen. Was die da genau
abgesprochen haben, weiß ich eigentlich gar nicht, Deutschland
aufgeteilt haben sie aber nicht. Dass Frankreich, USA und GB
nicht vorhatten, Deutschland unter sich aufzuteilen, liegt auf
der Hand, denn sie haben es ja nicht getan. Westdeutschland
wurde ja recht bald nach dem Krieg wieder ein souveräner
Staat.

So richtig souverän wurde Deutschland erst 1990. Die Gründung der Bundesrepublik war meiner Meinung nach auch kein humanitärer Akt, sondern ein machtpolitischer Schachzug: Die Bundesrepublik sollte ein Bollwerk gegen den Kommunismus werden. Das dadurch Deutschland de facto geteilt wurde, störte die (West-)Alliierten nicht im mindesten. Im Gegenteil: Vor allem Frankreich und Großbritannien sahen es sicherlich mit Genugtuung.

Jedenfalls hat sich die UdSSR nicht an die Absprachen
gehalten.

An welche konkret?

Das wurde klar, indem die entgegen der Absprache mit
ihren Armeen immer weiter vorrückten, obwohl der Krieg ja
schon vorbei war.

Wo rückten die sowjetischen Armeen immer weiter vor? Sie zogen sich vertragsgemäß aus Österreich zurück. Dass die Sowjetunion Ostpolen und Teile Finnlands annektierte, war kein Verstoß gegen irgendwelche Abmachnungen, sondern es geschah gemäß der Verträge zwischen den Alliierten.

Da war klar, dass die UdSSR den von ihnen
besetzten Teil Deutschlands nicht mehr rausrücken würden.

Es gab zunächst drei Besatzungszonen in Deutschland. Frankreich wurde dann noch eine vierte Zone zugestanden. Keiner der vier Alliierten hat seinen Teil wieder rausgerückt - jedenfalls nicht bis zu den 2+4-Gesprächen vor der Deutschen Wiedervereinigung.

Es
ging so weit, dass die USA mit dem 3. Weltkrieg gedroht haben,
erst dann hörten die auf, immer weiter Gegenden zu besetzen.

Das ist Unfug. Nach dem Beginn des kalten Krieges kam es innerhalb Europas zu keinerlei territorialen Veränderungen mehr. Die UdSSR griffen zwar massiv in die Innenpolitik der Staaten des Warschauer Paktes ein - und der Westen ließ sie gewähren. Die Domino-Theorie, die Du hier zum besten gibst, war aber nur eine Theorie - ohne konkrete Beispiele. Gut, Finnland wurde ein wenig eingeschüchtert, aber dennoch konnten sie ihre Unabhängigkeit über den ganzen kalten Krieg hinwegretten. Von einem Vormarsch der Roten Armee, der durch die ie Drohung des 3. Weltkriegs („Massive Vergeltung“) gestoppt wurde, kann also nicht die Rede sein. (Wohl aber gab es die Furcht vor einem solchen Vorstoß).

Kann sein, dass meine Informationen einseitig sind, ich habe
den Standpunkt der Kommunisten nie gehört, und dann gab es ja
irgendwann gar keine mehr, so dass es einen auch nachträglich
nicht mehr interessierte. Man fühlte sich durch die
Entwicklung vielmehr in der Meinung bestätigt, dass sie schon
immer Unrecht hatten.

Mit etwas Abstand kann man manches schon ein bisschen anders sehen. Zum einen glaube ich dass beide Seiten viel weniger ideologisch handelten als vielmehr knallharte Sicherheits- und Machtpolitik betrieben. Die Ideologien waren eher Futter für die Propaganda (auf beiden Seiten) als tatsächliche Ziele. Der UdSSR war die Weltrevolution irgendwann einmal genauso egal wie den Amerikanern die fromme Idee von Menschenrechten. In Chile ließ die CIA den demokratisch legitimierten Salvador Allende wegputschen, weil der Diktator Pinochet für die Machtinteressen der Amerikaner nützlicher erschien.

Auch in der Kuba-Krise ging es den USA nicht vorrangig darum, den Weltfrieden zu erhalten, sondern einer Verschiebung des Kräftegleichgewichts entegegen zu wirken.

Michael

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Salve.

Die UdSSR war schon seit 1918 kommunistisch

Nein. Die UdSSR existierte 1918 noch nicht.

Des weiteren: Die UdSSR wurde maximal leninistisch und der sogenannte Kriegskommunismus, der Lenis Reaktion auf den wesentlich von außen unterstützten Bürgerkrieg war, lies Lenins Theorien und Vorhaben praktisch auf der Stelle in ein diktatorisches Regime abgleiten.

Nach dem Sieg der Roten über die Weißen sollten die extremen diktatorischen Elemente eigentlich nach und nach verschwinden, doch Lenin erkrankte und in der KP flammten Machtkämpfe auf. Lenin realisierte zu spät, welche Gefahr Stalin darstellte und versuchte kurz vor seinem Tod mittels seines politischen Testaments die Machtübernahme Stalins zu vereiteln. Doch 1928 hatte sich Jossif Stalin als Erbe Lenins und Generalsekretär der KPdSU durchgesetzt.

Die Ideologie, die uns auch in der DDR versucht wurde einzutrichtern, der sogenannte Marxismus-Leninismus, hatte von der Politischen Ökonomie und den Grundlagen des dialektischen Materialismus abgesehen, nichts mit Marx zu tun. Lenins und besonders Stalins Sichtweisen stellten im wesentlichen entmarxte diktatorische Regime dar, die sich möglichst oft auf Marx und die Stopfgans „Sozialismus“ bzw. „Kommunismus“ beriefen.

Deutschland aufgeteilt haben sie aber nicht.

Selbstverständlich wurde das deutsche Reich aufgeteilt und sollte im wesentlichen zerstückelt und machtlos bleiben.

Westdeutschland wurde recht bald nach dem Krieg
wieder ein souveräner Staat.

Reines Kalkül.

Jedenfalls hat sich die UdSSR nicht an die Absprachen
gehalten.

?!

Die einzige Begebenheit, zu der Stalin die (dämlichen) Westmächte über den Tisch zog, betraf die Ostgrenze des Deutschen Reiches.

In Schlesien, der Heimt meiner Familie, gibt es zwei Flüsse mit dem Namen Neiße. Stalin nutzte die Unaufmerksamkeit Großbritanniens und der Vereinigten Staaten aus, um Polen sehr viel weiter nach Westen zu verschieben, als die Westmächte eigentlich dachten.

Ansonsten wird umgekehrt ein Schuh daraus: Die Westmächte rückten tief nach Mitteldeutschland vor, um die industrielle und militärische Technologie Nazideutschlands zu erbeuten. Die Wissenschaftler nahmen sie en passent mit.

Da war klar, dass die UdSSR den von ihnen
besetzten Teil Deutschlands nicht mehr rausrücken würden.
Der Kommunusmus stalinistischer Prägung trägt es in sich, dass
er die ganze Welt kommunistisch zu machen versucht.

Unsinn, das Gegenteil ist richtig.

Stalins Interesse bestand einzig darin, die Ideologie des Hitlerfaschismus auszulöschen und Nazideutschland die Kriegsschäden quid pro quo heimzuzahlen.

Deutschland sollte machtlos werden und möglichst langsam den Wiederaufbau bestreiten. Im Gegensatz zu Lenin, der die Weltrevolution anstrebte, wollte Stalin dies niemals. Stalins Fokus lag seit 1924 immer nur auf dem Sozialismus in der Sowjetunion. Erst, wenn die UdSSR hochindustrialisiert und konsolidiert wäre, könnte entfernt über Ausweitungen der Herrschaftsform nachgedacht werden.

Die Stalinnoten waren diesbezüglich eben keine List, sondern Stalin wollte ernsthaft das wiedervereinigte Deutschland - wie Österreich - in einen Puffer verwandeln. Daß dadurch Adenauers erzkonservatives und restauratives Westdeutschland geschwächt werden würde und daß die Chance auf Akzeptanz des Angebotes im Westen relativ klein war, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Hinterlistiges oder streng geheimes politisches Kalkül war es jedoch nicht, da das neutrale Deutschland prima in Stalins 1-Staat-Sozialismus-These gepaßt hätte.

Und auf längere Sicht bestand die realistische Möglichkeit, daß die damals noch industriell höherentwickelten Regionen, die nach der Westverschiebung Polens zu „Ostdeutschland“ wurden, das politische System von rechts nach links verschieben würden. In Mitteldeutschland hatten Protestantismus und politisch linke Strömungen die Oberhand, vor allem in Sachsen, des noch vor Schlesien traditionell stärksten Wirtschaftsgebietes Deutschlands. Stalin kalkulierte einfach, daß aus dem neutralen Deutschland ohne jedes Zutun der Sowjetunion wenigstens ein politischer Verwandter entstehen könnte, der nicht bindlings den Westalliierten hinterherliefe.

Man fühlte sich durch die Entwicklung vielmehr in der Meinung
bestätigt, dass sie schon immer Unrecht hatten.

Diese selbstgefällige, idiotische Sichtweise ist es, die uns spätestens in den 80ern in der DDR gegen den Strich ging. Die Partei hat immer recht, schon früher und in alle Zukunft. Lächerlich.

Und die gleiche dämliche Weltsicht führte später von westdeutscher Seite aus zu einer empfindlichen gesellschaftlichen Spaltung innerhalb Deutschlands. Die Mauer ist weg; dafür verläuft jetzt an gleicher Stelle ein Graben quer durch die Bundesrepublik, der tiefer ist als die Mauer je hoch war.

reinerlein

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Tach,

und man konnte
seit den 70ern in jedem Laden Pepsi kaufen und etwas spaeter
auch Coke :wink:.

Das widerspreche ich energisch. Sogar in den 90-er musste man
lange suchen, um Pepsi zu finden. Coca-Cola/Coke war nur in
sehr luxuriöse touristische Betriebe und selbst dort eher
selten zu finden. Und das sowohl in Moskau, als auch in St.
Petersburg oder Kiev.

Du kannst gerne wiedersprechen, in jedem Gastronom gab es (ich bin in Kiew in den 80ern aufgewachsen) für 0,45 Rubel eine 0,33l Flasche Pepsi aus Lizenzfertigung. Die einheimischen Limonaden waren deutlich billiger und es war immer ein Drama, seine Eltern davon zu ueberzeugen, dass man nicht „Buratino“ haben muss, sondern die braune Zuckerploerre.

Das Hauptproblem war wohl das Schicksal Europas und
insbesondere Deutschlands nach dem Krieg.

Das ist mir schon klar. aber das erklärt diese (wie soll ich
das nun nennen?) Verfeindung nicht.

Warum nicht? Genau darum ging es doch in den ersten Jahren nach dem Krieg: wird Stalin es schaffen, weiter nach Westen vorzudringen, evtl. gar ein vereinigtes Deutschland sozialistisch zu machen, oder nicht. Spätestens seit der Teheran-Konferenz wusste man, dass man um die Zukunft Europas hart kaempfen muessen wird.

Es geht mir nicht darum was deutsche über Sowjets dachten,
sondern darum, warum diese Verfeindung zwischen USA und UdSSR.

Darum geht es in dem Buch auch nicht. Es geht darum, wie aus damaliger Perspektive die Zukunft Deutschlands und Europas im Westen gesehen wurde und wie nah man tatsaechlich an einem Krieg vorbeigeschrammt ist.

Naja. In der UdSSR hat man ja die Opposition und auch sonst
einen Haufen Leute, die damit Nichts zu tun haben, bereits in
den 30ern an die Wand gestellt oder nach Sibirien geschickt.

Es geht absolut nicht darum. Für mich liest sich diese Sätzen
von dir wie eine Rechtfertigung. Aber du gehst, denke ich, an
die Frage vorbei. Sorry.

Bitte?

Also Paul, ich danke dir für deine Mühe und für deine Antwort.
Aber ich bin genauso schlau jetzt wie vor der Fragestellung.
Du sagst mir hier ncihts neues bzw. Sachen, von denen ich
persönlich erlebt habe, dass so wie du sagst einfach nicht
stimmen.

Joar, sicher das. Ich zitiere Mal aus Wiki:

Pepsi-Cola war das erste amerikanische Cola-Getränk, das auch in der Sowjetunion zubereitet und abgefüllt wurde (seit 1973).

Gruss
Paul

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Hi,

Bitte lies die Antworten von Michael Bauer und Reinerlein.

Wie auch immer: Das mit der Coca-Cola habe ich höchstpersönlich erlebt und deshalb wird mir keiner zu glauben bringen, dass in den 90-er Coca-Cola überall in Russland zu kaufen gab. Es mag sein (keine Ahnung!), dass seit den 70-er diese Abfüll-Genehmigung erteilt wurde, aber Tatsache ist und war, dass in den 90-er nur in Ausnahmeorten zu kriegen waren. Und die waren wirklich nur Ausnahmeorten (4- bzw 5-Sterne Hotels oder Orte wo praktisch nur Ausländer sich aufgehalten haben)

Und trotzdem hast du mir noch immer nichts gesagt was ich nicht schon wußte UND auch an meine Frage bist du vorbei gegangen.

Schöne Grüße,
Helena

Hallo Michael,

Selten habe ich so tolle Beiträge gelesen wie die zwei, die du hier geschrieben hast. Genauso der Beitrag von Reinerlein! WOW! Danke! Natürlich jeweils ein Steinchen!

Also, da ich merke, dass du einen Fachmann bist, nochmal dann die Frage:

Warum gab es in die USA diese (Hass soll ich nicht verwenden) Verfeindung? Warum allein der Verdacht, Sympathien für Russland oder der Kommunismus zu hegen, schon eine Verurteilung, eine Hetzkampagne mit sich brachte?

Nochmals vielen, vielen herzlichen Dank für deine absolut Spitzebeiträgen!!!

Schöne grüße,
Helena

Hi Reinerlein,

Also vielen, vielen herzlichen Dank für deinen absolut Spitzenbeitrag!
Es war ein Genuß ihn zu lesen!

Von dem was ich wußte, kann ich dir nur Recht geben. Und deiner Meinung, die daraus resultiert, teile ich zu 100%

Selbstverständlich kriegst du ein Sternchen von mir!

Also nochmals vielen herzlichen Dank!

Schöne Grüße,
Helena
PS. Und kannst du dir vorstellen, weshalb die Russen und das Kommunismus in die USA so verfolgt wurden? Das täte mich sehr interessieren!

Nur eine Randbemerkung
Hallo,

was haben deine Erfahrungen eigentlich mit Pauls Aussage zu tun? Er spricht von Pepsi-Cola in den 1970er/-80er Jahren in der UdSSR, insbesondere Ukraine,
während du von Coca-Cola in den 90er Jahren in Rußland sprichst.

Grüße,

Der Newweling

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Hallo Newweling,

was haben deine Erfahrungen eigentlich mit Pauls Aussage zu
tun?

Viel!

Er spricht von Pepsi-Cola in den 1970er/-80er Jahren in
der UdSSR, insbesondere Ukraine,
während du von Coca-Cola in den 90er Jahren in Rußland
sprichst.

Ukraine und Russland waren damals ein und dasselbe Land, nämlich die Sowjet Union (das zur Info).

Wenn ein Konzern, wie beispielsweise Coca-Cola eine Abfüllgenehmigung gibt, dann fängt man in dem jeweiligen Land an, das Getränk in den entsprechenden Gefässern zu füllen und dies zu verkaufen. Wenn das in den 70-er angefangen hat, sollte es in Großstädte wie St. Petersburg oder Moskau ZWANZIG Jahre später wohl doch angekommen sein. Und das war nicht der Fall, bis auf ein paar Ausnahmen.

Ausserdem wenn dir den Zusammenhang von seiner und meiner Aussage so sehr am Herzen liegt, frage ich dich dann: Was hat die Genehmigung Coca-Colas abzufüllen mit meiner Frage (Ursprungsfrage) zu tun?

Schöne Grüße,
Helena

Hallo!

Also, da ich merke, dass du einen Fachmann bist, nochmal dann
die Frage:

Leider muss ich Dich enttäuschen: Ich bin überhaupt kein Fachmann. Ein, zwei Bücher habe ich gelesen, ein bisschen Wikipedia für den Hausgebrauch und die eine oder andere Dokumentation angeschaut - das war es dann aber auch. Einen Fachmann würde ich mich jedoch nie nennen!

Warum gab es in die USA diese (Hass soll ich nicht verwenden)
Verfeindung? Warum allein der Verdacht, Sympathien für
Russland oder der Kommunismus zu hegen, schon eine
Verurteilung, eine Hetzkampagne mit sich brachte?

Die Sowjetunion hatte eine Staatsideologie, die alles was den Amerikanern heilig war, ablehnte: Privateigentum, Demokratie und individuelle Freiheit waren in der UdSSR nichts wert. Sie war also so etwas wie der komplette Gegenentwurf zu den USA. Trotzdem fühlten sich die Amerikaner überlegen. Spätestens mit Sputnik zeigten die Russen aber, dass sie fähig waren, die Amerikaner sogar zu überholen. Das versetzte die Amerikaner in Angst und Schrecken, denn plötzlich schien das komplette Gegenteil der eigenen Identität zu einer Bedrohung zu werden.

Außerdem wusste man am Anfang des kalten Krieges fast gar nichts über dieses ferne und abgeschottete Land, und was fremd ist, wirkt immer auch ein bisschen beängstigend.

Das sind nun nur psychologische Gründe, keine strategischen, aber erstens hatte ich Dir die strategischen Gründe schon genannt, und zweitens hatte ich das Gefühl, dass Du in Wirklichkeit mehr an der Psychologie interessiert warst.

Um es ganz platt zu sagen: Ich glaube das entscheidende Gefühl war weniger Hass, sondern eher Angst.

Michael

PS: Ich finde den Thriller „Thirteen Days“ übrigens äußerst sehenswert. Er zeigt sehr anschaulich und glaubwürdig, was sich damals hinter den Kulissen abgespielt haben könne, wie wenig selbst der amerikanische Präsident damals über seinen Feind wusste, und wie wenig das Handeln von ideologischen Gesichtspunkten bestimmt war, sondern fast ausschließlich von einem großen Pokerspiel.

Ukraine und Russland waren damals ein und dasselbe Land,
nämlich die Sowjet Union (das zur Info).

Wenn du nicht gerade nur 1990/91 meinst, gab es die UdSSR in „den 90er Jahren“ gar nicht mehr.

Wenn ein Konzern, wie beispielsweise Coca-Cola eine
Abfüllgenehmigung gibt, dann fängt man in dem jeweiligen Land
an, das Getränk in den entsprechenden Gefässern zu füllen und
dies zu verkaufen. Wenn das in den 70-er angefangen hat,
sollte es in Großstädte wie St. Petersburg oder Moskau ZWANZIG
Jahre später wohl doch angekommen sein. Und das war nicht der
Fall, bis auf ein paar Ausnahmen.

Das ändert aber nichts daran, daß Paul von _Pepsi_Cola und nicht von Coca-Cola geschrieben hat.
Wer in den 80er Jahren in Kiew gelebt hat, wird wohl auch wissen, ob es es dort zu kaufen gab.

Ausserdem wenn dir den Zusammenhang von seiner und meiner
Aussage so sehr am Herzen liegt, frage ich dich dann: Was hat
die Genehmigung Coca-Colas abzufüllen mit meiner Frage
(Ursprungsfrage) zu tun?

Den Gegenstand der Frage, inwieweit die von dir angesprochene gegenseitige Ablehnung sich im Alltag ausgewirkt hat.

Grüße,

Der Newweling

Guten Tag,

Wenn ein Konzern, wie beispielsweise Coca-Cola eine
Abfüllgenehmigung gibt, dann fängt man in dem jeweiligen Land
an, das Getränk in den entsprechenden Gefässern zu füllen und
dies zu verkaufen.

Und wir können heute in Deutschland in der Türkei abgefüllte Fanta-Dosen kaufen.
Merke: Man braucht keine Abfüllanlage im selben Land, um bereits abgefüllte Dosen/Flaschen zu importieren. Was auch erklärt, warum die Getränke, die Paul zitiert, so viel teurer waren.

MfG
GWS

Hi,
Das ist meine letzte Antwort zu diesem Zweig meiner Frage.

Wenn du nicht gerade nur 1990/91 meinst, gab es die UdSSR in
„den 90er Jahren“ gar nicht mehr.

…und alle böse russen starben einen qualvollen Tod?
Ja, ja, träum weiter!

Das ändert aber nichts daran, daß Paul von _Pepsi_Cola und nicht
von Coca-Cola geschrieben hat.

Falsch! Er hat „Coke“ ebenfalls genannt und das ist bekannterweise eben coca-cola.

Wer in den 80er Jahren in Kiew gelebt hat, wird wohl auch
wissen, ob es es dort zu kaufen gab.

…und scheinbar ebenfalls (teilweise) vergessen!

Den Gegenstand der Frage, inwieweit die von dir angesprochene
gegenseitige Ablehnung sich im Alltag ausgewirkt hat.

Na dann anders: Was hat die Genehmigung, Coca-cola und Pepsi in der UdSSR abzufüllen mit der Verfeindung der USA gegenüber der UdSSR.
Dasselbe wohl wie die Züchtung von Koalas in den Northern Territory Australiens für die Ernte von Erdbeeren in Liberia.

Gruß,
Helena