Uebersetzungen: Allgemeines

„Sinn machen“ hat sich im journalistischen Bereich schon fest durchgesetzt,
obwohl es ein seltendämliches Beispiel für mangelndes Deutsch ist
(und mangelndes Englisch). „Sinn machen“ hat sich vom „make sense“
eingeschliffen und heißt im Deutschen eigentlich „Sinn ergeben“.

Ach ja? Wenn du mir eine Begründung lieferst, warum die Zeichenfolge „ergeben“ der Zeichenfolge „machen“ objektiv überlegen ist, gebe ich dir gerne Recht. Du wirst diese Begründung jedoch nicht finden. Zufällig hat sich ergeben, dass die eine Formulierung älter ist als die andere und die jüngere Variante zur Zielscheibe einiger selbst ernannter „Sprachkritiker“ geraten ist. Pragmatisch kann keine der beiden Formulierungen etwas leisten, das die andere nicht ausdrücken kann. In beiden Fällen wird die Bedeutung „zur Folge haben, dass ein Sinn erkennbar wird“ transportiert. Dass manche die eine Formulierung als plumpe Lehnübersetzung ansehen, ist nicht in ihr selbst begründet, sondern in sprachästhetischer Prägung, die abzulegen vielen von uns schwer zu fallen scheint.

Übrigens ist die Formulierung „Sinn machen“ keine Erfindung jüngeren Datums. Schon im 89. Stück Gotthold Ephraim Lessings „Hamburgischer Dramaturgie“ (1767) lese ich:

„Nun ist es wahr, daß dieses eigentlich keinen falschen Sinn macht; aber es erschöpft doch auch den Sinn des Aristoteles hier nicht.“

Vor 70 Jahren hätte niemand die Idee gehabt, zu sagen „Mach die Tür
zu“ - da hieß das anständig „Schließe die Tür“.

Das wird der Grund sein, aus dem es – ein willkürliches Beispiel – in Ludwig Ganghofers „Schloss Hubertus“ (1895) heißt:

„Setz’ dich wieder hinaus und mach’ die Tür zu! Fest, daß ich es höre!“

Oder in Wilhelm Raabes „Abu Telfan“ (1867):

„Mach die Tür zu, Leonhard, wir bringen einen harten Winter von Nippenburg mit.“

Gruß
Christopher

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