UN-Inspektoren finden Senfgasgeschosse
Bagdad (AP)
Bei ihrer Suche nach irakischen Massenvernichtungswaffen sind die Rüstungskontrolleure der Vereinten Nationen auf eine chemische Komponente gestossen.
Wie Teamchef Demetrius Perricos am Mittwochabend berichtete, wurde bei einer fünfstündigen Inspektion in einem ehemaligen Rüstungskomplex nordwestlich von Bagdad etwa ein Dutzend Artilleriegeschosse sichergestellt, die mit Senfgas geladen waren.
Gleichwohl erklärte der stellvertretende irakische Ministerpräsident Tarik Asis, sein Land besitze keine Waffen dieser Art.
Es war das erste Mal seit Wiederaufnahme der Inspektionen vor eineinhalb Wochen, dass offenbar ein bedeutender Waffenfund gemacht wurde.
Die Existenz der Artilleriegeschosse war schon vorher bekannt gewesen, nicht aber ihre chemische Komponente. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht mitgeteilt. Asis sagte dem amerikanischen Fernsehsender ABC, Irak verfüge über keine atomaren, biologischen oder chemischen Waffen. Es besitze allerdings Gerät, das als nutzbar zu verschiedenen Zwecken definiert worden sei.
Die Rüstungsanlage El Muthanna 70 Kilometer nordwestlich von Bagdad war Ende der 90er Jahre von den UN-Inspektoren zerstört worden. Dies galt als einer der grössten Erfolge der damaligen UN-Mission. Irak hatte in der Fabrik neben Senfgas auch Sarin, VX und Tabun produziert.
Unterdessen richtete der irakische Vizepräsident Taha Jassin Ramadan scharfe Angriffe gegen die UN-Waffeninspektoren. Vor Gästen aus Ägypten war er ihnen vor, für die Geheimdienste der USA und Israels zu spionieren. Zuvor hatte bereits das irakische Aussenministerium die Überprüfung des Präsidentenpalastes El Sadschud am Dienstag heftig kritisiert. Ramadan erklärte, die Inspektoren hätten darauf spekuliert, dass ihnen der Zutritt verwehrt werde, um einen Grund für einen Krieg gegen Irak zu haben.
Unterdessen beschloss der Weltsicherheitsrat einstimmig, das humanitäre Hilfsprogramm für Irak um weitere sechs Monate zu verlängern. Zugleich wurde binnen 30 Tagen eine Überprüfung der Liste der Güter angekündigt, die Irak nicht einführen darf. Die USA hatten darauf gedrungen, rund 50 weitere Artikel auf den Index zu setzen. Die übrigen 14 Mitglieder des Sicherheitsrats sahen hierfür jedoch keinen Anlass und plädierten für die übliche Verlängerung des Programms «Öl für Lebensmittel» um weitere sechs Monate. Nach dem Kompromiss könnte die Liste, die bereits mehr als 400 Seiten umfasst, abermals ergänzt werden.
( und Saddam ist ganz sicher kein Opfer!
