Hi Wega,
Deine Wahrnehmung, dsas es den meisten Menschen sehr schwer fällt sich zu entschuldigen, teile ich.
Nun…
Entschuldigt habe ich mich früher auch selten, gleichwohl ich mich viel häufiger schuldig gefühlt hatte, auch schuldiger denn es überhaupt nötig gewesen wäre, da gleich ob schuldig oder nicht bzw. in welchem Ausmaß schuldig, ich oft sehr viel mehr Schuld auf mich lud als es den Tatsachen entsprochen hatte.
Weshalb es mir schwer fiel: Angst Fehler zu machen, Angst nicht perfekt zu sein, Angst nicht okay zu sein wenn ich Fehler mache. Im Extremen könnte man mit dem Fehler machen sich seine eigene Existenzberechtigung absprechen.
Ein anderer Grund weshalb es mir so schwer fiel mich zu entschuldigen, ich sah auch zumeist eine Mitschuld beim Du. Und meine Gegenüber gingen dann zumeist in Angriff über, spielten ihren Anteil völlig runter oder leugneten ihn in Gänze. Das machte mich wütend, und da ich ja teils mir unnötig Schuld auflud, hatte ich gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, vielleicht hat er / sie ja doch Recht…
Heute selbstbewußter, macht es mir zunehmend weniger aus, ob jemand einen eigenen Anteil einräumt, einräumen kann oder nicht. Ich entschuldige mich, wenn ich meine, einen Fehler gemacht zu haben problemlos. Und ich entschuldige mich kaum noch für Fehler, die ich aus meiner Sicht gar nicht begangen habe.
Nebenschauplatz: wir sprechen gerne von Schuld, wobei ich es teils gar nicht so sehen mag, sondern eine Verkettung von widrigen Umständen bzw. teils ziehen sich hier einfach verschiedene, passende Energien an.
Zumeist haben wir Mitgefühl / Mitleid mit Opfern. Ein schönes Beispiel erzählte mir mal eine Frau: sie hatte schon diverse Auffahrunfälle. So ärgerte sie sich eines Tages über einen Sonntagsfahrer. Indes sie sich über ihn ärgerte und wie der zu seinem Führerschein kam, fuhr sie ihm auf. Hätte sie ihre Energien auf den Straßenverkehr gerichtet und wäre sie nicht in sich ärgernden Gedanken abgeschweift, hätte sie möglicherweise den Auffahrunfall durch mehr Konzentration auf das Wesentliche verhindert. Keiner weiß, ob der andere Autofahrer einen schlechten Tag hatte, generell ein unsicherer Autofahrer ist oder… Jedenfalls trugen beide ihren Anteil zum Geschehen bei, gleich wer nun aufgefahren ist.
Manchmal werden auch Konflikte auf Nebenschauplätzen ausgetragen. Wer welchen Anteil hat, ist nicht immer klar. Doch ich gehe davon aus, dass die Protagonisten sehr viel mehr Anteil haben, als ihnen zumeist bewußt ist oder auch bewußt sein will. Es ist viel einfacher im Gegenüber den Sündenbock zu sehen. Denn so muss man sich selbst nicht hinterfragen oder gar etwas zu ändern suchen.
Und Probleme haben sich zu entschuldigen, das könnte auch eines der Schattenseiten unserer Leistungsgesellschaft sein. Wer einmal einen Fehler macht, wer fehlbar ist, kann immer wieder versagen. Und wir müssen „perfekt“ sein. Schwäche, Unzulänglichkeiten, menschliche Fehler… werden geleugnet. Doch dadurch entstehen oft weitere und größere Problemkreise.
Seit sich die bei mir erwähnten Punkte geändert haben, lerne ich nun auch mehr Menschen kennen, die sich auch bei mir entschuldigen, wobei sogar eine Therapeutin die einen groben Fehler begann, so Kollegen, meinte, ich könne nicht erwarten, dass sie sich entschuldige.
Vielleicht habe ich auch mit meiner Erwartungshaltung der andere habe sich auch zu entschuldigen bzw. meine unnötigen Schuldgefühle dazu beigetragen, dass meine Gegenüber sich nicht entschuldigten.
Jedenfalls trägt man zu Entschuldigungen auch seinen Teil bei.
Ciao,
Romana