Hallo,
ich denke, nach der Lektüre der bisherigen Antworten ahnst du es schon: Dein Schutzbedürfnis ist ein bisschen zu stark ausgeprägt. Und wenn es dir/ euch nicht gelingt, euch in dieser Beziehung zu verändern, werdet ihr ein sehr unglückliches und einsames Kind heranziehen.
Ein wirklich guter Kindergarten wird übrigens dafür sorgen, dass genau das passieren kann: Erfahrungen sammeln. Ich unterrichte in einer Schule, die Erzieherinnen ausbildet, und wir bringen unserern Schülerinnen bei, Kinder nicht in Watte zu packen - auch und gerade dann, wenn Eltern das so handhaben und gerne möchten, dass es auch in der Kita so ist.
Diese Dinge
Sozialkompetenzen Sprachentwicklung, Grob- und Feinmotorik Materialerfahrung Wahrnehmung, Konzentration und Ausdauer künstlerischer und musikalischer Fertigkeiten naturwissenschaftlichen Erfahrungen
übersetze ich dir mal eben:
Sozialkompetenz: Die Kinder lernen, sich im Umgang mit anderen Kindern zu behaupten und zurückzunehmen, zu streiten und sich zu versöhnen. Sich mal schubsen oder mit Sand werfen gehört dazu und macht Kindern nicht zu gewalttätigen Rowdies.
Sprachentwicklung: Passiert von ganz allein, gemeint ist wohl eher Sprachförderung. Die geschieht z.b. durch Bilderbücher, Kreisspiele, aber auch ganz besonders dadurch, dass Kinder mit anderen Kindern spielen.
(Förderung von)Grob- und Feinmotorik: Laufen, Rennen, Klettern, Schaukeln, Hinfallen, Aufstehen. Ohne Bewegung funktioniert nichts richtig (übrigens auch nicht die Sprachentwicklung). Malen, Kneten, Hämmern, Löcher buddeln, Türme bauen…
Materialerfahrung: Matschen, Sand spielen, Gras rupfen, Papier zerreißen (später falten), mit Fingerfarben pantschen, mit Stiften, Wachsmalkreiden, Kreide malen. Je mehr Kinder in die Finger kriegen, umso besser. Ein guter Kindergarten liefert euch öfter mal ein wunderbar dreckiges Kind ab
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Wahrnehmung: Ist das, was geschult wird, wenn die Kinder möglichste vielfältige Erfahrungen sammeln können.
Konzentration und Ausdauer: Haben alle Kinder, wenn sie Dinge tun, die ihnen Spaß machen. Schlechte Kindergärten meinen, die müsste man besonders für die Schulfähigkeit „üben“. Gute machen vielfältige Angebote und finden für jedes Kind heraus, wo seine Fähigkeiten liegen.
Künstlerische und musikalische Fertigkeiten (fördern): Sandburgen bauen, Löcher graben, Malen, Singen, Krach machen, später vielleicht Flöte lernen
Naturwissenschaftliche Erfahrungen: Bei jedem Wetter draußen sein und Kälte und Wärme spüren, Schaukeln, Türme bauen und einwerfen, mit Wasser pantschen, Klettern und Runterfallen, Experimente machen, den Umgang mit Feuer lernen
Was meint ihr wie können wir unsere kleine den soweit bringen das sie sich verteidigen kann
Indem ihr sie nicht mehr in Watte packt, sondern sie Erfahrungen machen lasst. Dazu gehört auch, mal Sand ins Gesicht zu kriegen und anderen welchen ins Gesicht zu werfen.
Lasst sie ein bisschen mehr los. Wenn sie euch fragend anschaut, lächelt ihr ermutigend zu. Natürlich muss man kleine Kinder stärker schützen als große. Aber man muss dabei vermeiden, dem Kind den Eindruck zu vermitteln, dass andere Kinder böse oder gefährlich sind.
Helft ihr unter aufmuternden Worten, den Sand wieder aus dem Gesicht zu kriegen, statt dabei über den „bösen Jungen“ zu schimpfen. Es genügt, wenn ihr ihr sagt, dass der das nicht darf - und ihr gleichzeitig versichert, dass so ein bisschen Sand gar nicht schlimm sei. Sie orientiert sich an euren Maßstäben: Sorgt dafür, dass sie offen und vertrauensvoll an die Welt da draußen rangeht.
Schöne Grüße,
Jule