Unverständnis

Hi,

Hi!

Wer
also vor einer Initiativbewerbung oder telephonischer
Direktansprache zurückschreckt, hat die erwähnten schlechten
Aussichten.

Klasse!
Erzähl das mal den 8.000 Leuten von Opel in Bochum und
Rüsselsheim, die heute die Rote Karte kassiert haben.

Heinrich, ich gebs hier auch auf. Das sind westliche
Chauvinisten, wie sie es gelernt haben. Nur im Kopf fehlts
zwangsweise, denn sonst könnte man sich ausrechnen, dass bei
rund 10 Mio nicht in Firmen beschäftigen Erwerbsfähigen und
rund 150.000 bis 300.000 offenen Stellen, von denen vielleicht
50% Aussendienst sind, irgendwo eine Lücke klafft.

Mein Vater, eigentlich seine ganze Generation, konnte sich damals, kurz nach dem Krieg ausrechnen, dass es keine Industrie, keinen Handel mehr gibt und sie haben trotzdem alles getan um dieser Rechnung zu trotzen. Ein paar Jahre später gab es dann das sogenannte Wirtschaftswunder.

Die heutige Zeit ist in sofern nicht vergleichbar, als dass uns heute alles offen steht. Mann! Reisst euch mal zusammen.

D.K.

Gruß
Frank

Hi,

Mein Vater, eigentlich seine ganze Generation, konnte sich
damals, kurz nach dem Krieg ausrechnen, dass es keine
Industrie, keinen Handel mehr gibt und sie haben trotzdem
alles getan um dieser Rechnung zu trotzen. Ein paar Jahre
später gab es dann das sogenannte Wirtschaftswunder.

„Wunder“ Lol! Die Nachkriegswiertschaft hatte sich konsolidiert und der Osten wuchs langsam als Mehrwertquelle. Jetzt gibts diese nicht mehr, weshalb Firmen wie Quelle, die einen Grossteil ihres Sortiments aus dem Osten bezog, bald pleite sind.

Die heutige Zeit ist in sofern nicht vergleichbar, als dass
uns heute alles offen steht. Mann! Reisst euch mal zusammen.

Nenn mir ne Mehrwertquelle und ich schöpfe sie ab. Kein Problem.
Im Moment aber nur noch in China u.ä. zu finden. Deshalb rauscht auch bald die Weltwirtschaft den Bach runter. Kapitalismus ist danach nicht mehr möglich. Was tun?

Gruß
Frank

Hi,

jetzt hast du mich aber schwer runtergemacht. :wink:

Ich bevorzuge den Ausdruck „Paroli bieten“ :smile:

Da hängt viel Frust drin, stimmts.

Ich persönlich schiebe keinen Frust, verdiene sehr gut und stehe auf der Sonnenseite des Lebens. Aber ich habe eine große Familie, viele Freunde in Ost und West und gute Augen.

Na ja, der Grossteil, was du so schreibst, will so gar nicht
meinen Ausführungen widersprechen.

Mich hat vor allem diese Allgemeinverbindlichkeit, gepaart mit Für-alles-ein-Rezept-haben-zu-meinen gestört.

Ich habe betont, dass dies alles meine ERFAHRUNGEN sind,
sowohl die im Westen als auch die im Osten.

Meine auch - da haben wir den Salat…

Im Osten wird sich mittelfristig nichts ändern und schon gar
nicht durch Politik und Staat.

Durch was oder wen denn dann? Durch göttliche Fügung? Winston Churchill hat einmal gesagt, er halte nicht besonders viel von Demokratie, aber er kenne einfach kein anderes System, das einigermaßen funktioniert (frei nachgesprochen). Was forderst Du also: Anarchie?

Trotzdem bedeutet das nicht automatisch für Jeden, dass die
Welt untergeht. Es gibt viele Möglichkeiten, man muss sie nur
nutzen.

Das ist eine Binsenweisheit. Man muss aber erkennen, dass nicht jeder überall in Deutschland über gleiche Möglichkeiten verfügt. Und da gibt es sehr viele regionale Abstufungen.

Für Ossis sind es beschwerliche Wege und ich habe
wirklich Respekt vor jedem der sich diesen Wegen stellt. Ich
glaube nicht, dass viele Menschen hier die Kraft dazu hätten,
aber wenn es so wäre, müsste diese Kraft einfach aufgebracht
werden.

Im Westen sieht es aber auch nicht gerade rosig aus, und das sah es im Übrigen und nur zur Erinnerung auch vor der Wende nicht!

Ich habe Verwandte und gute Freunde in Brandenburg und
Sachsen und ich habe viele Freunde und Kollegen, die aus
Ostdeutschland kommen und hier arbeiten. Und ich muss dir
sagen, die leute die hier arbeiten, finden so langsam auch
kein Verständnis mehr für die Daheimgebliebenen und ihre
Sprüche.

Wenn meine schwerbehinderte Tante nicht weiß, was sie machen soll, weil sie in der DDR Montiererin war, kein Auto hat (und mit dem Geld auch nie eins haben wird), geschweige denn einen Führerschein (ist gehbehindert), trotzdem erst Ende Vierzig - hoffnunglos. Kein Umzug der Welt würde sie in Arbeit bringen. Der Wind weht heute etwas kälter. Oder mein einer Onkel, der im Frühjahr ohne Job dastehen wird nach dreißig Jahren Dreher (leider-leider ohne CNC-Kenntnisse, die heute unabdingbar sind). Arbeitsamt bezahlt die Umschulung/Qualifizierung nicht: Zu alt!!! Umzug kann auch ER sich sparen. Es gibt so viele Ausnahmen von Menschen zu berichten, die im Westen genauso wenig Chancen hätten. Diesen gegenüber ist es unfair (mindestens) ihnen Faulheits- oder Unflexibilitätsvorwürfe zu machen. Und im Osten ist die Flucht der Jugend doch schon gang und gäbe. Die, die übrig geblieben sind, will in den meisten Fällen auch der Westen nicht.

Ich behaupte nicht, dass jeder im Osten ohne Probleme einen
Job im Westen bekommt. Die Situation ist wie sie ist.
Aber es gibt mir zu denken, dass einige benachbarte
Ostblockländer zur gleichen Zeit wie Ostdeutschland auf das
neue System losgelassen wurden, schlechtere Ausgangspositionen
hatten und trotzdem inzwischen bessere wirtschaftliche
Strukturen aufgebaut haben. Dort schreit niemand nach dem
Staat. Und die Lohn/Kaufkraftverhältnisse liegen über denen
Ostdeutschlands.

Dann schau Dir auch mal die demografischen Berichte an. Sämtliche EU-Beitrittsländer haben eine Quote der Unter-40-Jährigen, von der träumt Deutschland nur, und Ostdeutschland ist dagegen ein Greisenland! Auch spielen Landflucht und Wirtschaftspolitik eine große Rolle. Wer in Deutschland immernoch auf Montanunion setzt und nicht kapiert, dass es in MecPom eben keine Industrie mit Zukunft geben wird - der ist sowas von betriebsblind. Und die Leute, die da arbeiten wollen, müssen es ausbaden.

Es ist doch auch so, dass die Mehrheit der Arbeitslosen in Ost und West nicht Schmarotzer sind, sondern Verlierer.

Damit sage ich nicht, es ist nur die Schuld
der Ossis, aber jeder der dem Staat ein jämmerliches Einkommen
abschröpft liegt einerseits allen Steuerzahlern auf der
Tasche, andereseits betrügt er seine eigene Region um seine
möglicherweise viel höhere Kaufkraft.

Ein System, das kein anderes Mittel als das der Geldwertigkeit kennt, muss dringend reformiert werden. Es reicht nicht aus, den Menschen Geld aus der Tasche zu ziehen, um sie zur Arbeit zu zwingen, wenn es nicht genügend für alle gibt. Da liegen die Ursachen viel tiefer, und es ist doch nur Makular, wenn Du pro Umzug und pro Hilfsjob ins Horn bläst! Damit löst man langfristig keine Probleme!

Aber es würde jetzt zu weit führen,

trotzdem liebe Grüße (ehrlich)
Jana

Hi!

der Zynismus ist unangebracht. Das Werk Bochum ist ein Relikt
aus den 60ern, das schon zehnmal geschlossen worden wäre, wenn
die Gewerkschaften dort nicht so gut vertreten wären. Das
Endergebnis ist ein unrentables Werk, das Millarden gekostet
haben und für derzeitige Situation bei Opel nicht unwesentlich
verantwortlich sein dürfte.

Das Blockieren von struktuellen Veränderungen ist eine unserer
größten Errungenschaften, insbesondere hier in NRW.
Schleichender Übergange wurden und werden mit aller Gewalt
verhindert und so kommt es dann hin und wieder mal zu einem
großen Knall.

Es geht nicht um das Warum der Entlassungen in Bochum (und Rüsselsheim). Es geht um die These, daß man nur rührig genug sein muß, und jeder findet eine neues Arbeitsplätzchen. Notfalls müssen eben 8.000 Autowerker samt Familien aus Bochum und Rüsselsheim nach München zu BMW migrieren. Denn irgendwo in Deutschland - so habe ich den Ursprungs-Verfasser dieses Threads verstanden - gibt es Arbeitsstellen zu Hauf, und die Arbeitgeber dort grämen sich bereits, daß sie keine Leute finden.

BTW: was untergegangen ist in den ganzen Meldungen um Opel, ist die Nachricht, daß die Lkw-Lenkgestänge-Produktionsfirma mit Sitz in Düsseldorf (vormals DaimlerChrysler, dann übernommen von ThyssenKrupp) auch dichtgemacht und nach Polen verlagert wird - nochmals 1.200 Migranten plus Familienangehörige Richtung Arbeitsparadies Süddeutschland.

Ach ja, noch ganz, ganz am Rande: Ich halte meine These weiterhin aufrecht, daß dieses Land nur konkurrenzfähig wird, wenn wir die Gehälter radikal um ein Drittel oder mehr kürzen (General Motors hat Saab z.B. relativ glimpflich davonkommen lassen, weil die Stundensätze der Arbeitnehmer dort 10 Euro unter denen der deutschen Kollegen liegen. Dafür wird zum Ausgleich ein Großteil der Astra-Produktion ins lohngünstigere England und Belgien, die Zafira-Produktion ins lohngünstigere Polen verlagert - wie soll ein deutscher Autobauer dagegen konkurrieren können, wenn nicht über Lohnkürzungen?)

Grüße
Heinrich

Hallo,

Es geht nicht um das Warum der Entlassungen in Bochum (und
Rüsselsheim).

ich denke, das gehört schon zusammen. Wenn man sich allmählich von dem Werk verabschiedet hätte, bestünde jetzt die Problematik gar nicht, daß sich 4000 Leute einen neuen Arbeitsplatz suchen müßten. Hätte man frühzeitig signalisiert, daß das Werk ein Auslaufmodell ist, wäre die Belegschaft auf natürlichem Wege zurückgegangen. Meines Wissens ist die Zahl der Menschen, die sich zum Bergmann ausbilden lassen, auch eher rückläufig.

Es geht um die These, daß man nur rührig genug
sein muß, und jeder findet eine neues Arbeitsplätzchen.

Naja, das habe ich so nie gesagt. Übrigens gibt es lt. Arbeitsagentur derzeit 2097 offene Stellen in Bochum. Zzgl. der nicht gemeldeten Stellen sollte sich für jeden Opelianer was finden lassen.

Gruß,
Christian

Tach auch!

Ich will mich gar nicht weiter mit dieser, leider wohl schon zur Methode gewordenen Pauschalverurteilung auseinandersetzen, die die Spezies *Arbeitsloser* mehrheitlich zu einem faulen, unflexiblen, gesellschaftszersetzenden, schmarotzenden und Arbeitgeber ruinierenden Mob stempelt.

Trotzdem sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass nicht die Arbeitslosen (egal, welcher unliebsamen Prägung auch immer) die letale Entwicklung der freien Marktwirtschaft verursacht haben, sondern dafür alleine die Gründe, die systembedingt zu Erwerbslosigkeit führen, verantwortlich sind.

Arbeitslose und Niedriglohnempfänger stehen erfahrungsgemäss dem ersten Gebrauchsgütermarkt nicht als volkswirtschaftlich relevante Konsumenten zur Verfügung. Sinkende Nachfrage wird jedoch weitere Arbeitslose nach sich ziehen. Es liegt also im elementarsten Interesse der Unternehmen, für Vollbeschäftigung zu sorgen.

So gesehen wäre es sogar vollkommen unerheblich, ob der Einzelne arbeiten WILL, weil die Märkte darauf angewiesen sind, DASS gearbeitet wird. Wer aber nun aufschreit und lamentiert, dass Arbeitslose wegen der hohen Belastung des Staatshaushalts massive Steuersenkungen und damit die Umsetzung unternehmerischer Innovationen verhindern, sollte mal nach USA schauen, wo dieses vergötterte Allheilmittel ausser einer massiven Geldmengenverschiebung Richtung Kapitalmarkt aber auch rein gar nix bewirkt hat!

Ich bleibe dabei: Für mich gibt es keine Lösung, der Arbeitslosigkeit Herr zu werden. Sie ist ausschliesslich logische Folge der freien Marktwirtschaft selbst, woran auch - immer wieder gerne in die Runde geworfene - Pseudovorwände wie z.B. Osterweiterung, Lohnnebenkosten, Kündigungsschutz oder Steuergesetzgebung langfristig nichts ändern werden.

Ich stelle die Frage, welche ERNSTHAFTEN Ansätze diesbezüglich diskutierbar sind.

Gruss
Thorsten

Jana,

ich hab dich schon ganz genau verstanden.
Mir ist auch vollkommen klar von was du redest.
Einzelschicksale wie du sie nennst kenne ich auch, könnte auch darüber erzählen, keine Angst, die gibts und gabs schon immer auch in meiner Region.

Aber genauso kenne ich (eigentlich sogar mehr) „Schicksale“, die sich bewusst für ihr Schicksal entschieden haben, bei denen man genau weiß, „Mensch, wenn der sich nur ein wenig anstrengen würde, mal vorrübergehend ein paar Unannehmlichkeiten auf sich nehmen würde, dann könnte er locker ein tolles Leben führen“.
Ich habe schon so oft versucht diesen „Schicksalen“ zu helfen, habe seitenweise Jobangebote aus dem Internet rausgelassen, Beziehungen spielen lassen. Aber wenn so jemand nicht mal eine Bewerbung schicken will, weil die Jobbeschreibung nicht 100% passt, dann lernt man schnell, dass der es sich ganz kuschelig gemacht in seiner sozialen Absicherung und mit seinen Ausreden.
Ich bin sicher diese „Schicksale“ gibts auch in deinem Umfeld.

Ich habe absolut nicht behauptet, ich hätte eine Lösung die auch eine Lösung für Alle ist.
Aber ich behaupte, wer glaubt sich in dieser Welt auf Politik, Staats-, Wirtschaftsformen verlassen zu können, überschätzt einfach deren Möglichkeiten. Das beweist die Geschichte und sie beweist auch, dass das Interesse des Einzelnen zählt und wenn viele Einzelne das gleiche Interesse haben, dann bewegt sich auch etwas. Wenn also jeder Einzelne sein Interesse mit aller Kraft verfolgt, einen Job zu haben, Geld zu verdienen, dieses Geld für Lebensunterhalt und mehr auszugeben, dann bin ich felsenfest davon überzeugt, dass es sogar in Regionen, wie du sie beschreibst, nachhaltende Veränderungen geben wird. Jedenfalls ist es eine bessere Lösung als nichts zu tun und auf den Staat zu hoffen. Diese "Staats"denke ist m.E. wirklich ein grosser Denkfehler. Unser Staat hat noch nie etwas anderes gemacht als die Rahmenbedingungen zu schaffen. Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, Soziales, Gesetze und Richtlinien. Alles andere, also alles wovon wir uns ernähren, wovon wir leben, haben die Staatsbürger gemacht, im Grossen, wie im Kleinen.

Übrigens, dir gehts jobmässig gut, aber wie lange noch?
Jetzt ist die Zeit (solang es dir gut geht) dir zu überlegen…bin ich gut genug ausgebildet…würde es Sinn machen, mich in irgendeiner Weise in meinem Beruf weiterzubilden…könnte ich verkraften, wenn ich zur Not an einem ganz anderen Ort arbeiten müsste…welche Fähigkeiten, Interessen habe ich sonst noch und was für Jobs gäbe dafür…mit wie wenig könnte ich leben wenn es sein müsste…welche Arbeit würde ich tun wenn es sein müsste??? Wichtige Überlegungen, sonst geht es dir vielleicht mal wie deinem Onkel (CNC) in einer Zeit in der du viel weniger Kraft hast als heute. Nur so ein Tip. (Und das hat nichts mit deiner Region zu tun)

liebe Grüsse zurück

D.K.

Dubios!
Frank,

von welchem Planet kommst du denn?

Na ja, das ist es was ich mit dubios meinte.

Du darfst ja gern denken, du hättest den Durchblick und dich sogar wundern, dass anscheinend alle anderen so kurzsichtig sind und deine Gedanken nicht verstehen können.

Das Problem ist, das alles ist theoretisches Gedankengut, der die Realität und das Handeln jedes Einzelnen in einem solchen Maße widerspricht, dass wir wieder zu meiner ersten Frage zurück kommen müssen.

Gruss D.K.

Hi,

Ich will mich gar nicht weiter mit dieser, leider wohl schon
zur Methode gewordenen Pauschalverurteilung auseinandersetzen,
die die Spezies *Arbeitsloser* mehrheitlich zu einem faulen,
unflexiblen, gesellschaftszersetzenden, schmarotzenden und
Arbeitgeber ruinierenden Mob stempelt.

jaja, das gute alte Stilmittel der Übertreibung und des „anderen mal ein paar Worte in den Mund Legens“. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, das so formuliert oder gemeint zu haben.

Wie auch immer: Die Mär vom Allheilmittel „nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik“ hält sich, auch wenn sie schon mehrfach in der Praxis gescheitert ist. Eine Diskussion darüber verbietet sich daher aus meiner Sicht.

Gruß,
Christian

Tach auch!

Auch Tach

Ich bleibe dabei: Für mich gibt es keine Lösung, der
Arbeitslosigkeit Herr zu werden. Sie ist ausschliesslich
logische Folge der freien Marktwirtschaft selbst, woran auch -
immer wieder gerne in die Runde geworfene - Pseudovorwände wie
z.B. Osterweiterung, Lohnnebenkosten, Kündigungsschutz oder
Steuergesetzgebung langfristig nichts ändern werden.

Sehe ich anders: Die Arbeitslosigkeit kommt daher, dass zunehmend die Arbeit nicht mehr von Menschen gemacht wird. Die Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer wird nur so lange dauern bis es keine Billiglohnländer mehr sind.
Schau dir einen modernen Produktionsbetrieb an: Da wirst du nicht mehr viele Menschen arbeiten sehen.
Dienstleistungen? Wird auch immer mehr automatisiert.
Problematik: Wenn alle Produkte und Dienstleistungen von Maschinen, Computern usw. erledigt werden, haben wir eine super Produktivität, aber keiner kann mehr was kaufen, weil alle arbeitslos sind.
Und da weiss ich auch nicht weiter.

Ratz

Kannste da mal …
Hallo Christian

Wie auch immer: Die Mär vom Allheilmittel
„nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik“ hält sich, auch wenn
sie schon mehrfach in der Praxis gescheitert ist. Eine
Diskussion darüber verbietet sich daher aus meiner Sicht.

Kannste da mal ein paar Beisiele nennen?

Gruß

Ratz

Hallo,

Einzelschicksale wie du sie nennst kenne ich auch, könnte auch
darüber erzählen, keine Angst, die gibts und gabs schon immer
auch in meiner Region.

Nur, dass diese Einzelschicksale langsam zu einem Massenphänomen werden…

Aber genauso kenne ich (eigentlich sogar mehr) „Schicksale“,
die sich bewusst für ihr Schicksal entschieden haben, bei
denen man genau weiß, „Mensch, wenn der sich nur ein wenig
anstrengen würde, mal vorrübergehend ein paar
Unannehmlichkeiten auf sich nehmen würde, dann könnte er
locker ein tolles Leben führen“.

Das sind natürlich Dinge, die viel tiefer gehen. Der Staat hat m. E. die Verantwortung dafür, Voraussetzungen zu schaffen. Er sollte sich auch gar nicht allzu sehr in Details verlieren, das hat er aber in den vergangenen Jahren in Deutschland getan, und nun hat er sich künstlich Mentalitäten heranerzogen, die so einfach nicht von einem unangenehmeren Gegenteil zu überzeugen sind. Das sind auch sowieso langwierige Prozesse. Ein Mensch ist eine Summe aus Charakter und Erfahrung. Soziales Umfeld spielt genauso eine Rolle wie Bildung und auch Möglichkeiten zu irgendeiner Art von Entwicklung. Deshalb ist die Definition „tolles Leben“ extrem subjektiv!

Ich habe schon so oft versucht diesen „Schicksalen“ zu helfen,
habe seitenweise Jobangebote aus dem Internet rausgelassen,
Beziehungen spielen lassen. Aber wenn so jemand nicht mal eine
Bewerbung schicken will, weil die Jobbeschreibung nicht 100%
passt, dann lernt man schnell, dass der es sich ganz kuschelig
gemacht in seiner sozialen Absicherung und mit seinen
Ausreden.

Natürlich ist es auch immer eine Frage, ob sich jemand helfen lassen möchte - in der Tat!

Ich bin sicher diese „Schicksale“ gibts auch in deinem Umfeld.

Tja, überall gibt es solche und solche Menschen :smile:

Ich habe absolut nicht behauptet, ich hätte eine Lösung die
auch eine Lösung für Alle ist.

Najaaaaaa, doch schon irgendwie, oder? Gewisse „Patentrezepte“ hast Du da schon eingängig beschrieben.

Aber ich behaupte, wer glaubt sich in dieser Welt auf Politik,
Staats-, Wirtschaftsformen verlassen zu können, überschätzt
einfach deren Möglichkeiten.

Was ist denn Politik, Staat??? Das sind doch WIR!!! Diese Menschen, die dort ihren Anteil an unserer Gesellschaft leisten, wie gut oder wie schlecht sie das nach einzelner Meinung auch tun, sind genauso Teil „des Systems“. Sie haben die gleiche Erziehung genossen, die gleiche Bildung, sie sind nicht auf dem Mars aufgewachsen oder ähnliches. UND (nicht zu unterschätzen) sie sind von UNS GEWÄHLT! Demokratie heißt „Herrschaft des Volkes“. Wenn ich mich nicht darauf verlassen möchte, kann ich mich aktiv am Konsens beteiligen, diskutieren, vorschlagen, Überzeugungsarbeit leisten. Das setzt natürlich voraus, dass ich mit ernsthaft mit den Problemen anderer befassen möchte und nicht nur meine eigene Meinung als Nonplusultra in die Weltgeschichte hinausposaunen möchte.

Das beweist die Geschichte und
sie beweist auch, dass das Interesse des Einzelnen zählt und
wenn viele Einzelne das gleiche Interesse haben, dann bewegt
sich auch etwas.

Das ist mir zu abstrakt und wischi-waschi, irgendwie. Nichts ist hier irgendwie „bewiesen“.

Wenn also jeder Einzelne sein Interesse mit
aller Kraft verfolgt, einen Job zu haben, Geld zu verdienen,
dieses Geld für Lebensunterhalt und mehr auszugeben, dann bin
ich felsenfest davon überzeugt, dass es sogar in Regionen, wie
du sie beschreibst, nachhaltende Veränderungen geben wird.

Dann haben wir wahrscheinlich lauter kleine Anarchisten, Egozentriker, die nur an sich denken, Ellenbogengesellschaft pur. Der Mensch ist nicht allein auf der Welt. Aber von dieser moralischen Haltung einmal ganz abgesehen, könnte der Mensch auch allein nicht existieren. JEDER ist abhängig von IRGENDWEM!!!

Außerdem ist zu überdenken (und das ist von Sozialwissenschaftlern schon seit langer Zeit ein hochgehandeltes Thema), ob die Gesellschaft, wie wir sie kennen, also mit einer Arbeit als Lebensinhalt des „Menschen im besten Alter“ tatsächlich zukunftsträchtig ist. Oder wird das Leben ganz anders aussehen? Welche Alternativen wird es geben; denn mit der Tendenz, dass immer mehr Ertrag mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft erreicht werden, der Bedarf der Gesellschaft also effektiver gestillt werden kann - da wäre es blauäugig zu glauben, das ginge ewig so weiter. Schon jetzt gibt es AUF DER GANZEN WELT nicht genügend Arbeitsplätze für alle Menschen, aber eine Überproduktion vom Feinsten!

Aufgabe der Politik wäre es also, Wege zu finden, wie trotzdem jeder in der Gesellschaft ein menschenwürdiges Leben führen kann, ohne dass sich alle gegenseitig die Köpfe einschlagen.

Jedenfalls ist es eine bessere Lösung als nichts zu tun und
auf den Staat zu hoffen. Diese "Staats"denke ist m.E. wirklich
ein grosser Denkfehler.

Ja, das erscheint mir auch so. Aber gemach-gemach! Hier ist Deutschland im Übrigen in der Tat noch geteilt. Zwei Erziehungsmodell erstarren in der - kurioserweise - ähnlichen Lethargie: Der „Wessi“, der es gewohnt ist, in ein weiches soziales Netz zu fallen, und der „Ossi“, der es gewohnt ist, dass seine Arbeit hoch anerkannt wird. Der Erstere ist „platt“, weil er auch so ganz gut über die Runden kommt (von wirklicher Armut kann ja in der Regel nicht die Rede sein); der Letztere, weil er immer noch nach seiner Position in der Gesellschaft sucht, denn er scheint nichts mehr wert zu sein, niemand vermisst ihn, seine Fähigkeiten sind nicht mehr gefragt.

Unser Staat hat noch nie etwas anderes
gemacht als die Rahmenbedingungen zu schaffen. Infrastruktur,
Bildung, Gesundheit, Soziales, Gesetze und Richtlinien. Alles
andere, also alles wovon wir uns ernähren, wovon wir leben,
haben die Staatsbürger gemacht, im Grossen, wie im Kleinen.

Leider hat er sich - was die Realität beweist - immer viel zu viel getan und sich eben nicht auf seine eigentliche Aufgabe beschränkt. Der Deutsche und seine Regulierungswut: Das spiegelt sich extrem in unserer heutigen Staatsrealität wider. Insofern kann ich Dir hier absolut NICHT recht geben.

Übrigens, dir gehts jobmässig gut, aber wie lange noch?

Mein Guter, ich bin davon überzeugt, dass ich mein Leben wirklich prima im Griff habe. Ich arbeite an exponierter Stelle, mache seit einem Jahr im Fernstudium mein Abitur, bin arbeitsmäßig permanent mittendrin im Weltgeschehen. Einige Auslandsaufenthalte stehen an. Und eine Perspektive habe ich auch deutlich vor Augen. Brauchst Dir keine Sorgen zu machen :smile: Ach ja: Ich arbeite volltags und bin alleinerziehende Mutter! Alles ist möglich, wenn man nur will - aber eben auch: KANN! Und ich bin mir meines großen Glücks voll bewusst; denn ohne Hilfe wäre ich niemals da, wo ich jetzt bin.

Und Du? Welcher Job ist als nächstes dran?

Viele fragende Grüße und voller Freude, dass es doch noch eine gute Diskussion geworden ist :smile:

Jana

Tach auch, Christian!

Wie auch immer: Die Mär vom Allheilmittel
„nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik“ hält sich, auch wenn
sie schon mehrfach in der Praxis gescheitert ist. Eine
Diskussion darüber verbietet sich daher aus meiner Sicht.

Ich kann auch nach mehrmaligem Lesen meinem repost nicht entnehmen, einer *nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik*, das Wort geredet zu haben. Kritik an dem Einen beinhaltet nicht auch gleichzeitig Kongruenz mit dem Anderen.
Aber da du von *Stilmitteln* sprachst, sei es dir selbstverständlich gestattet, über die Eröffnung marginaler Nebenkriegsschauplätze, meine Frage zu vernachlässigen!

Darum wiederhole ich mich gerne noch einmal: Welche Lösungsansätze zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sind aktuell diskutierbar?
Von wem, ist Verantwortung einzufordern?
Was könnte die Politik leisten?

Gruss
Thorsten

Hallo Jana!

Ich bevorzuge den Ausdruck „Paroli bieten“ :smile:

Na, dann los…

Oder mein einer Onkel, der im :Frühjahr ohne Job dastehen :wird nach dreißig Jahren :smiley:reher (leider-leider ohne :CNC-Kenntnisse, die heute :unabdingbar sind).

CNC-Kenntnisse sind für Dreher schon seit reichlich 20 Jahren unabdingbar. In diesen 20 Jahren hatte Dein Onkel 20 x 6 Wochen Urlaub und dafür je nach Tarifvertrag 10 bis 20 Extragehälter erhalten. Dabei waren in Jahrzehnten nie ein paar Wochen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit übrig? Was hat der Mann in 20 Jahren für seine Fortbildung getan?

Viel zu viele Menschen benehmen sich im Erwerbsleben immer noch wie ihre Altvorderen vor hunderten Jahren. Die technische Entwicklung wird als Verbraucher angenommen, im Beruf jedoch ignoriert. Wo bleiben Eigeninitiative und Eigenverantwortung?

(Nicht nur) ich habe die Erfahrung machen müssen, daß Bildungsangebote nicht einmal dann angenommen werden, wenn der Betrieb bezahlt. Dabei bekommt man Sachen zu hören, wie: „Ich hab die Mühe und der Betrieb den Nutzen“. Vom Betrieb bezahlte Lehrveranstaltungen an Wochenenden werden glatt abgelehnt, wenn dafür keine Bezahlung samt Überstundenzuschlag erfolgt.

Ich habe nicht die Spur von Verständnis für Leute, die jahrelang nichts für ihre Fortbildung und ihre berufliche Qualifikation tun, um dann zu klagen, weil sie keinen Job finden. 1000 Euro für Suff-Inclusive-Urlaub an irgendeinem überfüllten Touri-Strand sind kein Problem. Beim Ansinnen, genau dieses Geld und diese Zeit statt dessen in die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu investieren, entgleiten vielen Leuten die Gesichtszüge.

Der Wind weht heute etwas :kälter.

Eiseskälte und den Verdacht, ein Ausbeuter zu sein, bekommt man beim Versuch zu spüren, Menschen zu eigenverantwortlichem Handeln zu bewegen.

Gruß
Wolfgang

Tach auch!

Naja, das habe ich so nie gesagt. Übrigens gibt es lt.
Arbeitsagentur derzeit 2097 offene Stellen in Bochum. Zzgl.
der nicht gemeldeten Stellen sollte sich für jeden Opelianer
was finden lassen.

Ich hätte allerdings keinen Bock darauf, bei meinem nächsten Zahnarzttermin, einen ehemaligen Werkzeugmacher vom Sheffield-Ring mit Absaugschlauch als Stuhlassistenz neben mir sitzen zu haben - noch nichtmal in Strapse. :wink:

Gruss
Thorsten

Hallo,

Einzelschicksale wie du sie nennst kenne ich auch, könnte auch
darüber erzählen, keine Angst, die gibts und gabs schon immer
auch in meiner Region.

Nur, dass diese Einzelschicksale langsam zu einem
Massenphänomen werden…

Aber genauso kenne ich (eigentlich sogar mehr) „Schicksale“,
die sich bewusst für ihr Schicksal entschieden haben, bei
denen man genau weiß, „Mensch, wenn der sich nur ein wenig
anstrengen würde, mal vorrübergehend ein paar
Unannehmlichkeiten auf sich nehmen würde, dann könnte er
locker ein tolles Leben führen“.

Das sind natürlich Dinge, die viel tiefer gehen. Der Staat hat
m. E. die Verantwortung dafür, Voraussetzungen zu schaffen. Er
sollte sich auch gar nicht allzu sehr in Details verlieren,
das hat er aber in den vergangenen Jahren in Deutschland
getan, und nun hat er sich künstlich Mentalitäten
heranerzogen, die so einfach nicht von einem unangenehmeren
Gegenteil zu überzeugen sind. Das sind auch sowieso
langwierige Prozesse. Ein Mensch ist eine Summe aus Charakter
und Erfahrung. Soziales Umfeld spielt genauso eine Rolle wie
Bildung und auch Möglichkeiten zu irgendeiner Art von
Entwicklung. Deshalb ist die Definition „tolles Leben“ extrem
subjektiv!

Ich habe schon so oft versucht diesen „Schicksalen“ zu helfen,
habe seitenweise Jobangebote aus dem Internet rausgelassen,
Beziehungen spielen lassen. Aber wenn so jemand nicht mal eine
Bewerbung schicken will, weil die Jobbeschreibung nicht 100%
passt, dann lernt man schnell, dass der es sich ganz kuschelig
gemacht in seiner sozialen Absicherung und mit seinen
Ausreden.

Natürlich ist es auch immer eine Frage, ob sich jemand helfen
lassen möchte - in der Tat!

Ich bin sicher diese „Schicksale“ gibts auch in deinem Umfeld.

Tja, überall gibt es solche und solche Menschen :smile:

Ich habe absolut nicht behauptet, ich hätte eine Lösung die
auch eine Lösung für Alle ist.

Najaaaaaa, doch schon irgendwie, oder? Gewisse „Patentrezepte“
hast Du da schon eingängig beschrieben.

Aber ich behaupte, wer glaubt sich in dieser Welt auf Politik,
Staats-, Wirtschaftsformen verlassen zu können, überschätzt
einfach deren Möglichkeiten.

Was ist denn Politik, Staat??? Das sind doch WIR!!! Diese
Menschen, die dort ihren Anteil an unserer Gesellschaft
leisten, wie gut oder wie schlecht sie das nach einzelner
Meinung auch tun, sind genauso Teil „des Systems“. Sie haben
die gleiche Erziehung genossen, die gleiche Bildung, sie sind
nicht auf dem Mars aufgewachsen oder ähnliches. UND (nicht zu
unterschätzen) sie sind von UNS GEWÄHLT! Demokratie heißt
„Herrschaft des Volkes“. Wenn ich mich nicht darauf verlassen
möchte, kann ich mich aktiv am Konsens beteiligen,
diskutieren, vorschlagen, Überzeugungsarbeit leisten. Das
setzt natürlich voraus, dass ich mit ernsthaft mit den
Problemen anderer befassen möchte und nicht nur meine eigene
Meinung als Nonplusultra in die Weltgeschichte hinausposaunen
möchte.

Wir leben in einer sehr komplexen Gesellschaft.
Diese Komplexität bewirkt, dass wir immer wieder vergessen, dass es ums Überleben geht. Erst wenn dies gesichert ist, können wir uns einem Zustand zuwenden, den man als Standard bezeichnen könnte und was darüber hinaus geht wird Luxus genannt. Für alle drei Zustände ist jeder Mensch ganz allein verantwortlich und kann seinen persönlichen Zustand durch eigene Leistung verändern. Keine Staats- oder Wirtschaftsform wird daran etwas ändern.
Deshalb gibt es kein WIR, es gibt lediglich eine relativ breite Übereinstimmung einzelner Überlebens/Standard/Luxus-Interessen die unsere Gesellschaft erscheinen lässt wie ein WIR.
Nun man kann diese Denke als Ellbogengesellschaft bezeichnen, mit entsprechend negativem Beigeschmack, dabei ist aber die Realität ganz anders. Sobald Menschen den Zustand „Überleben“ verlassen und in mind. „Standard“ eintreten, haben und nutzen sie die Möglichkeit sozial miteinander umzugehen. Teils weil ihnen auch geholfen wurde, teils weil sie erkennen, dass alles ein Nehmen und ein Geben ist und teils weil sie einfach Angst haben wieder zurück zu fallen und dann auch froh wären es gäbe jemand wie sie selbst.

In dieser Erkenntnis steckt auch die logische Zukunft für alle kommenden Probleme. Wenn also die zunehmende Automatisierung kombiniert mit der globalisierten Produktionsverlagerung in kostengünstigere Gebiete zu einer katastrophalen Arbeitsmarktlage in der ersten Welt führen wird, geht es schnell wieder ums Überleben, weil keine Staatsform die Mittel hat seine Bürger zu finanzieren. Aber es wird genauso schnell wieder Bürger und Unternehmen geben die sich auf neue Weise spezialisieren, Nischen suchen um zu Überleben, um einen Standard zu erreichen der dann irgendwann wieder luxuriöse Ausmasse annimmt. Das ist Leben…die Gesetze des Lebens. Und dabei befruchten sich Menschen, Technologien, Erfahrungen gegenseitig und die Welt verändert sich dabei.

Jedenfalls ist es eine bessere Lösung als nichts zu tun und
auf den Staat zu hoffen. Diese "Staats"denke ist m.E. wirklich
ein grosser Denkfehler.

Ja, das erscheint mir auch so. Aber gemach-gemach! Hier ist
Deutschland im Übrigen in der Tat noch geteilt. Zwei
Erziehungsmodell erstarren in der - kurioserweise - ähnlichen
Lethargie: Der „Wessi“, der es gewohnt ist, in ein weiches
soziales Netz zu fallen, und der „Ossi“, der es gewohnt ist,
dass seine Arbeit hoch anerkannt wird. Der Erstere ist
„platt“, weil er auch so ganz gut über die Runden kommt (von
wirklicher Armut kann ja in der Regel nicht die Rede sein);
der Letztere, weil er immer noch nach seiner Position in der
Gesellschaft sucht, denn er scheint nichts mehr wert zu sein,
niemand vermisst ihn, seine Fähigkeiten sind nicht mehr
gefragt.

Vor allem in der täglichen Arbeit bin ich sehr froh über die Ossis. Die haben hier wirklich frischen Wind reingebracht. Ich habe einen riesen Respekt und ich kann diesen unterschwelligen Minderwertigkeitskomplex der Ossis hier und den offenen Minderwertigkeitskomplex der Daheimgebliebenen eigentlich nicht verstehen. (Achtung Pauschal:smile: Ossis haben die definitiv bessere Grundbildung. Ossis sind viel pragmatischer und packen schneller, flexibler Probleme an und sind leistungsbereiter. Ossis haben bessere soziale Kompetenzen, sind offener, fröhlicher und menschlicher. Wie gesagt, sehr pauschal, aber die Tendenz ist während der Arbeit durchaus bemerkbar.

Übrigens, dir gehts jobmässig gut, aber wie lange noch?

Mein Guter, ich bin davon überzeugt, dass ich mein Leben
wirklich prima im Griff habe. Ich arbeite an exponierter
Stelle, mache seit einem Jahr im Fernstudium mein Abitur, bin
arbeitsmäßig permanent mittendrin im Weltgeschehen. Einige
Auslandsaufenthalte stehen an. Und eine Perspektive habe ich
auch deutlich vor Augen. Brauchst Dir keine Sorgen zu machen

-) Ach ja: Ich arbeite volltags und bin alleinerziehende

Mutter! Alles ist möglich, wenn man nur will - aber eben auch:
KANN! Und ich bin mir meines großen Glücks voll bewusst; denn
ohne Hilfe wäre ich niemals da, wo ich jetzt bin.

Wow, na das bestätigt mal wieder meine oben erwähnte Pauschale. Dann wirst du immer ein „tolles“ Leben haben und was „toll“ daran ist definierst du ganz allein. :smile:) Gratuliere. Aber irgendwie habe ich mir das schon gedacht.
KANN? Ich bin sicher, du hättest es auch ohne Hilfe, in jedem System geschafft, ein „tolles“ Leben zu führen.

Und Du? Welcher Job ist als nächstes dran?

Ich fühle mich auch ganz wohl, zur Zeit. Aber wer weiss, bestimmt wieder mal was ganz anderes…Biomechanik?..Gitarre spielen für Touristen an der Cote d´Azur?..ein Buch schreiben? :wink:

Viele fragende Grüße und voller Freude, dass es doch noch eine
gute Diskussion geworden ist :smile:

Ja, mich freuts auch. Vor allem weil du ja Anfangs sooo gemein zu mir warst. ;o))

Diemo

Jana

Hallo Wolfgang,

Oder mein einer Onkel, der im :Frühjahr ohne Job dastehen :wird nach dreißig Jahren :smiley:reher (leider-leider ohne :CNC-Kenntnisse, die heute :unabdingbar sind).

CNC-Kenntnisse sind für Dreher schon seit reichlich 20 Jahren
unabdingbar.

Herrjeh, wie soll ich jetzt bloß den „Beweis“ erbringen, dass das in diesem Zulieferbetrieb der deutschen Autoindustrie nicht der Fall war/ist?

Mit Sicherheit ist das aber einer der Gründe, weswegen das Werk nun endgültig - nach Monaten der Kurzarbeit - seine Pforten schließen muss.

In diesen 20 Jahren hatte Dein Onkel 20 x 6
Wochen Urlaub und dafür je nach Tarifvertrag 10 bis 20
Extragehälter erhalten.

Du vergisst, dass es Tarifverträge in dieser netten Gegend erst seit knapp acht Jahren gibt. Welche Extragehälter? Was DU so alles weißt… *grübel*

Dabei waren in Jahrzehnten nie ein
paar Wochen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit übrig?

*pruuuuust* Wettbewerbsfähigkeit in der DDR - das ist wirklich eine lustige Nachschau…

Was hat
der Mann in 20 Jahren für seine Fortbildung getan?

Sagen wir mal so: Was muss sich dieser Mann, der 61 Jahre alt ist, seit acht Jahren, in denen es für ihn überhaupt die Möglichkeit gibt, eine Fortbildung (nur theoretisch natürlich) machen zu können, anhören? Reicht dafür Deine Phantasie aus?

Viel zu viele Menschen benehmen sich im Erwerbsleben immer
noch wie ihre Altvorderen vor hunderten Jahren. Die technische
Entwicklung wird als Verbraucher angenommen, im Beruf jedoch
ignoriert. Wo bleiben Eigeninitiative und Eigenverantwortung?

Ich halte Dir jetzt zugute, dass Du nicht wirklich weißt, wovon Du in diesem speziellen Fall sprichst.

1000 Euro für Suff-Inclusive-Urlaub an irgendeinem
überfüllten Touri-Strand sind kein Problem. Beim Ansinnen,
genau dieses Geld und diese Zeit statt dessen in die eigene
Wettbewerbsfähigkeit zu investieren, entgleiten vielen Leuten
die Gesichtszüge.

Siehste, und solche Allerweltsmeinungen gehen mir nicht nur total auf den Nerv, sie sind eben wirklich pauschal verurteilend und ein demütigender Schlag ins Gesicht für Menschen wie meinen Onkel. Leider-leider reichte sein Geld auch zehn Jahre nach der Wende für keinen Urlaub, denn der gute hat ein Nettogehalt von 860,- Euro im Monat für ein rollendes Drei-Schicht-System. Ja-ja, das gibt es noch! Glaub’s ruhig! Bei einer dreiköpfigen Familie, wobei der Sohn schwerverdienender Azubi ist, die Frau Rentnerin (toll: NOCHMAL unglaubliche 460,- Euro dazu), einer Miete von 500,- Euro - mein Gott, der Mann hat wirklich nur schmarotzt, dieser Vollidiot (ich darf das sagen - Du weißt: Familie!).

Tja, ich werde mal in mich gehen, oder?

Viele Grüße
Jana

Aber du bringst es schlecht rüber.

sagt wer? Im Grunde genommen hat D.K. doch völlig recht. Schelcht rüber gebracht finde ich es auch nicht wirklich…

wohingegen Du mit den u.g. Ausführungen doch nur das bestätigst, was Kern der Aussage ist: Man sollte sich selber auch mal Fragen, was man tun könnte und nicht mit einem aberwitzig übersteigerten Anspruchsdenken daherkommen.

Immer wieder höre ich diese Sätze von wegen „es müsste dies…“ und „man sollte das…“ eben genau deine Worte hier unten. Dass man als einzelner aber auch an sich arbeiten muss, seinen Horizont erweitern, die Kompetenzen stärken und defizite in der persönlichen u n d fachlichen Qualifikation ausgleichen/nachholen/ausbauen; das wird nur all zu gerne vergessen.

Das Motto muss lauten: Ihr steht nicht im Stau; ihr seid der Stau. Vergessen wir doch bitte nicht: Es gibt Unternehmer, und es gibt angestellte des Unternehmers, aber nur gemeinsam s i n d sie das Unternehmen. Daran sollte man sich mal wieder erinnern.
Immer sollen „die da oben“ -wo immer und wer immer das sein mag- schuld sein an allem Ungemach, was aber der einzelne zu tun bereit ist, davon ist nie die Rede.

denk mal drüber nach

NF

Es Fehlt da schon mehr für einen Ruck von unten bis oben.

  • Günstige Gewerbeparks für Klein- und Mittelständische
    Betriebe ohne Laufkundschaft. (Handwerk, etc.)
  • Entchaotisierung, günstigerer udn schnellerer öffentlicher
    Nahverkehr.
  • Eigenheimpauschale wieder einführen.
  • Schnellere Bauvergabe für Einheimischen Grundstücke.
  • Staatliche Krankenkasse für Kinder und Jugendliche bis zur
    volendigung ihrer Ausbildung. Hingehen keine Mitversicherung
    des Lebenspartners.
  • Sozieles Jahr für Männer und Frauen.
  • Vereinfachung des Steuerrechts.
  • Gleichbleibend günstige Energiversorgung für alle.
  • Steuervergünstigung für Firmenfahrzeuge.
  • Arbeitszeit 42h auf 5 Werktage.
  • Mehrwertstuer 1% hoch und dafür Private Altersvorsorge
    subventuinieren. Entlastung hierdurch der Arbeitgeber.
  • Strengere Gesetze im Bereich der Geldanlage und
    Kreditvergabe zum Schutz von Privatpersonen.
  • Staatlich Vereidigte Firmen und Firmenfinanzberater und
    dadurch leichte saatliche bürgschaften für Firmen.
  • Eine Einheitliche deutschlandweite Datenbank für Arbeigeber
    und Arbeitsuchende. Die über eine Art Chifre gleich miteinder
    in Kontakt treten können.
  • Önnung des Briefmarktes.
  • Öffnung des Telefon Hausanschlusses.
  • Steuerfreiheit für Heimarbeitsplätze.
  • Kleingewerbe ohne Istkaufmann.
  • Verbesserung der Familienfinanziellen Lage, die es
    ermöglicht das 1 Elternteil sich um die Berteung möglichst
    vieler eigener Kinder kümmern kann.
  • Dienstleistung und Freundlichkeit von allen Staatlichen
    Behörden. Schnelle bürokratische abwicklungen.
  • Kostenlose online Weiterbildungen und Studien von zuhause
    aus und nebenher für alle.
  • Schnellere umsetzung von erfolgreicher Forschung in
    Produktion bzw. Produkt.
  • Strengere Gewährleistungsgesetze und dadurch Steigerung der
    ualität.
  • Änderung des GMBH Gesetzes.
  • Vereinfachung von Kapitalanlagen in Gesellschaften.
  • Einführung einer *englischen GMBH* in deutschland.
    Einführung eines flexiblen Arbeitsvertrages, jedoch dieser mit
    mehr Lohn.

Ach da würde mir noch viel einfallen.

Hallo Jana!

Herrjeh, wie soll ich jetzt bloß den „Beweis“ erbringen…

Was soll das bringen? Menschen erledigen ihren Job und solange der Lohn regelmäßig kommt, wird kein Gedanke daran verschwendet, sich arbeitsmarkttauglich und fachlich auf der Höhe zu halten. Dafür müssen wir keine Einzelfälle diskutieren, denn solches Verhalten entspricht dem verbreiteten Normalfall. Den Spruch vom lebenslangen Lernen kennt vermutlich jeder, aber mit der Wahrnehmung werden offensichtlich keine Inhalte verknüpft und entsprechendes Handeln aus freien Stücken ist eher die Ausnahme.

Gruß
Wolfgang

Hi,

Ja, das erscheint mir auch so. Aber gemach-gemach! Hier ist
Deutschland im Übrigen in der Tat noch geteilt. Zwei
Erziehungsmodell erstarren in der - kurioserweise - ähnlichen
Lethargie: Der „Wessi“, der es gewohnt ist, in ein weiches
soziales Netz zu fallen, und der „Ossi“, der es gewohnt ist,
dass seine Arbeit hoch anerkannt wird. Der Erstere ist
„platt“, weil er auch so ganz gut über die Runden kommt (von
wirklicher Armut kann ja in der Regel nicht die Rede sein);
der Letztere, weil er immer noch nach seiner Position in der
Gesellschaft sucht, denn er scheint nichts mehr wert zu sein,
niemand vermisst ihn, seine Fähigkeiten sind nicht mehr
gefragt.

wenn ich das lese, schüttelt es mich. Welche Fähigkeiten sind denn das, die keiner mehr braucht? Oder anders formuliert: Reichen 14 Jahre nicht aus, um markttaugliche Fähigkeiten zu erlangen?

14 Jahre! In genau diesen 14 Jahren seit 1990 habe ich eine Ausbildung gemacht, BWL studiert, einige Nebentätigkeiten gemacht und in knapp 6 Jahren bei der Arbeit gelernt, so daß sich die Banken bei der neulich notwendigen Jobsuche um mich gerissen haben.

In genau diesen 14 Jahren seit 1990 hat meine Ex BWL studiert, CNC-fräsen gelernt, gleichzeitig den zugehörigen Betrieb kaufmännisch geführt und es bis zum Vordiplom des Maschinenbau-Ingenieurstudiums gebracht. In genau dieser Zeit hat sie zwei Praktikanten gehabt, die schon Ende 20 waren und ein erfolgreiches Praktikum dringend für die Zulassung zum Studium benötigten.

Beiden war es zu lästig, zwischen 7 und 8 im Betrieb aufzutauchen, nachzudenken, bevor sie die Programme geschrieben haben und dann auch noch regelmäßig an die acht Stunden im Betrieb zu verbringen. Unnötig zu sagen, daß sie die beiden nach drei Wochen rausgeschmissen hat.

Woher die Unterschiede? Wie kann es sein, daß jemand nach 14 Jahren noch nicht über die Fähigkeiten verfügt, die am Arbeitsmarkt benötigt werden?

Noch ein Beispiel: Ein Dozent, der bei uns immer wieder Seminare hält, wendet **zwei Tage auf, um sich fortzubilden, d.h. in der Zeit verdient er nichts, legt aber den Grundstock für zukünftigen Erfolg. Zwei Tage ist übrigens das, was das Institut der Wirtschaftsprüfer an Fortbildung fordert. Pro Jahr!

Ich kann das Gewinsel bald nicht mehr hören. Einerseits untätig auf das Eintreffen eines adäquaten Jobangebotes warten, andererseits sich nun darüber beklagen, daß nun die Gesellschaften die Zahlungen frei Haus fürs Nixtun einschränkt.

Daß es da am Anfang ein Umstellungsproblem gab, will ich nicht leugnen, aber in 14 Jahren sollte der Groschen doch eigentlich gefallen sein.

Gruß,
Christian**