Hallo,
ich wende mich heute erstmals an dieses Forum hier, um einen psychologischen Ratschlag einzuholen, da hier laut Brettbeschreibung Raum „für persönliche Fragen zu psychischen Problemen jeder Art“ ist. Im Folgenden werde ich mein Problem schildern. Mein Name ist Moritz, ich bin 22 Jahre alt und studiere Mathematik (Nebenfach Physik) im fünften Semester. Ich war schon immer intelligenter, als die anderen Kinder - in der Schule langweilte ich mich immer und fühlte mich total unterfordert. Deshalb bekam ich nur schwer einen „Draht“ zu anderen Kindern, weil ich eben nicht deren „Wellenlänge“ hatte. Mathematik ist im Grunde genommen das, was mein Leben erfüllt. Sie ist die einzige Sache, in der ich voll und ganz aufgehen kann. Das klingt für andere Menschen womöglich ein wenig befremdlich und seltsam, aber auf mich trifft diese Aussage zu hundert Prozent zu.
Nun, mein eigentliches Problem, ist folgendes: Ich bin kein „sozialer“ Mensch. Ich würde mich sogar als weltfremd bezeichnen; ich habe nur wenige Freunde und selbst zu diesen halte ich viel Distanz und treffe mich nur selten mit ihnen. Außerdem gehe ich ungern auf Partys und Discotheken. Ich bin ein sehr ernster und tiefgründiger Mensch, ich verabscheue alle Oberflächlichkeiten und ich mag die medienverwöhnten und lustbesessenen, von der Werbung geblendeten Menschen nicht - die man ja heutzutage zu Genüge antrifft. „Generation doof“ eben, wie man es sehr überspitzt formulieren könnte. Mit meinen Kommilitonen/Kommilitoninnen komme ich aber i.d.R. ganz gut zurecht. Wenn Menschen sich mit mir unterhalten, spüre ich, dass ihnen meine kritische und skeptische, alles hinterfragende Haltung nicht passt. Small-Talks versuche ich prinzipiell aus dem Weg zu gehen.
Ich habe momentan keine Freundin und ich hatte auch noch nie eine Freundin und ich hatte auch noch nie Geschlechtsverkehr und ob ich in Zukunft eine Freundin haben werde, das weiß ich nicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ich in Zukunft keine Freundin haben werde, da ich mich als beziehungsunfähig definieren würde. Es gibt zwar so schöne Sprüche, wie z. B. „Jeder Topf findet seinen Deckel“, aber ich denke, ich bin eine Ausnahme und für mich gibt es keinen Deckel (wenn ich der Topf bin).
Die Mädchen, die mir bisher begegnet sind, hätte ich nie im Leben heiraten wollen. Einige von ihnen waren vielleicht ganz nett, aber so richtig verliebt hab ich mich noch nie und ich kann es mir auch gar nicht vorstellen, mich in eine zu verlieben - sie sind zu uninteressant. Ganz emotionslos bin ich nun auch wieder nicht, aber ich denke, dass ich viel weniger Gefühle zeige, als andere Menschen, da ich ein durch und durch sachlicher und objektiver Mensch bin. Ich lasse mich von Gefühlen nicht blenden, auch nicht von den eigenen.
Wenn ich ehrlich bin, kann man mit mir nur schlecht auskommen. Wahrscheinlich finden mich die Frauen zu langweilig. Ich hab’ in meiner Kindheit und Jugend nie einen Jugendstreich gemacht, noch nie etwas Schlimmes angestellt, eine Regel verletzt oder jemanden geärgert. Statt dessen ging ich jeden Sonntag mit meinen Eltern in die Kirche. Ich kann auch nicht über Witze lachen und auch nicht über die platten, geistlosen Comedy-Sendungen, die im Fernsehen ausgestrahlt werden. Unternehmenslustig und abenteuerfreudig sind für mich absolute Fremdwörter! Ich gehe ja noch nicht mal gerne ins Freibad im Sommer, ganz abgesehen davon würde ich dort auch keinen besonders erotischen Eindruck auf Frauen machen, da ich keinen trainierten und gebräunten Körper wie andere Männer besitze - ich vergeude meine Zeit nicht für mein äußeres Erscheinungsbild.
Vielleicht habt ihr einen kleinen Eindruck in meine Persönlichkeit bekommen. Ich denke, ich bin ein hoffnungsloser Fall…
Was soll ich denn nun tun, um lockerer zu werden? Ich kann mich doch nicht einfach verstellen, denn selbst wenn ich mich verstellen würde, wäre ich immer noch der gleiche Moritz, nur eben der verstellte, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich finde mein Leben irgendwie langweilig. Später, wenn ich das Studium abgeschlossen habe, werde ich entweder in die Forschung gehen oder ich gehe in die Wirtschaft, um Geld zu verdienen. Vielleicht denke ich mir im Laufe meines Lebens etwas aus, von dem andere Menschen profitieren können bzw. wodurch sogar neue, technische Entwicklungen möglich werden. Vielleicht wird es aber auch nicht so sein - ich gehe irgendwann in Pension und das war dann mein Leben.
Ich hab jetzt einfach mal drauflos geschrieben, eben das, was mir spontan so zu meiner Persönlichkeit einfällt. Ich hoffe, es ist nicht allzu wirr und unsystematisch.
Was denkt ihr denn so? Wie erlange ich ein erfüllteres Dasein?
Danke!
Viele Grüße,
Moritz