Unzufriedenheit mit der eigenen Persönlichkeit

Hallo,

ich wende mich heute erstmals an dieses Forum hier, um einen psychologischen Ratschlag einzuholen, da hier laut Brettbeschreibung Raum „für persönliche Fragen zu psychischen Problemen jeder Art“ ist. Im Folgenden werde ich mein Problem schildern. Mein Name ist Moritz, ich bin 22 Jahre alt und studiere Mathematik (Nebenfach Physik) im fünften Semester. Ich war schon immer intelligenter, als die anderen Kinder - in der Schule langweilte ich mich immer und fühlte mich total unterfordert. Deshalb bekam ich nur schwer einen „Draht“ zu anderen Kindern, weil ich eben nicht deren „Wellenlänge“ hatte. Mathematik ist im Grunde genommen das, was mein Leben erfüllt. Sie ist die einzige Sache, in der ich voll und ganz aufgehen kann. Das klingt für andere Menschen womöglich ein wenig befremdlich und seltsam, aber auf mich trifft diese Aussage zu hundert Prozent zu.

Nun, mein eigentliches Problem, ist folgendes: Ich bin kein „sozialer“ Mensch. Ich würde mich sogar als weltfremd bezeichnen; ich habe nur wenige Freunde und selbst zu diesen halte ich viel Distanz und treffe mich nur selten mit ihnen. Außerdem gehe ich ungern auf Partys und Discotheken. Ich bin ein sehr ernster und tiefgründiger Mensch, ich verabscheue alle Oberflächlichkeiten und ich mag die medienverwöhnten und lustbesessenen, von der Werbung geblendeten Menschen nicht - die man ja heutzutage zu Genüge antrifft. „Generation doof“ eben, wie man es sehr überspitzt formulieren könnte. Mit meinen Kommilitonen/Kommilitoninnen komme ich aber i.d.R. ganz gut zurecht. Wenn Menschen sich mit mir unterhalten, spüre ich, dass ihnen meine kritische und skeptische, alles hinterfragende Haltung nicht passt. Small-Talks versuche ich prinzipiell aus dem Weg zu gehen.

Ich habe momentan keine Freundin und ich hatte auch noch nie eine Freundin und ich hatte auch noch nie Geschlechtsverkehr und ob ich in Zukunft eine Freundin haben werde, das weiß ich nicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ich in Zukunft keine Freundin haben werde, da ich mich als beziehungsunfähig definieren würde. Es gibt zwar so schöne Sprüche, wie z. B. „Jeder Topf findet seinen Deckel“, aber ich denke, ich bin eine Ausnahme und für mich gibt es keinen Deckel (wenn ich der Topf bin).

Die Mädchen, die mir bisher begegnet sind, hätte ich nie im Leben heiraten wollen. Einige von ihnen waren vielleicht ganz nett, aber so richtig verliebt hab ich mich noch nie und ich kann es mir auch gar nicht vorstellen, mich in eine zu verlieben - sie sind zu uninteressant. Ganz emotionslos bin ich nun auch wieder nicht, aber ich denke, dass ich viel weniger Gefühle zeige, als andere Menschen, da ich ein durch und durch sachlicher und objektiver Mensch bin. Ich lasse mich von Gefühlen nicht blenden, auch nicht von den eigenen.

Wenn ich ehrlich bin, kann man mit mir nur schlecht auskommen. Wahrscheinlich finden mich die Frauen zu langweilig. Ich hab’ in meiner Kindheit und Jugend nie einen Jugendstreich gemacht, noch nie etwas Schlimmes angestellt, eine Regel verletzt oder jemanden geärgert. Statt dessen ging ich jeden Sonntag mit meinen Eltern in die Kirche. Ich kann auch nicht über Witze lachen und auch nicht über die platten, geistlosen Comedy-Sendungen, die im Fernsehen ausgestrahlt werden. Unternehmenslustig und abenteuerfreudig sind für mich absolute Fremdwörter! Ich gehe ja noch nicht mal gerne ins Freibad im Sommer, ganz abgesehen davon würde ich dort auch keinen besonders erotischen Eindruck auf Frauen machen, da ich keinen trainierten und gebräunten Körper wie andere Männer besitze - ich vergeude meine Zeit nicht für mein äußeres Erscheinungsbild.

Vielleicht habt ihr einen kleinen Eindruck in meine Persönlichkeit bekommen. Ich denke, ich bin ein hoffnungsloser Fall…

Was soll ich denn nun tun, um lockerer zu werden? Ich kann mich doch nicht einfach verstellen, denn selbst wenn ich mich verstellen würde, wäre ich immer noch der gleiche Moritz, nur eben der verstellte, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich finde mein Leben irgendwie langweilig. Später, wenn ich das Studium abgeschlossen habe, werde ich entweder in die Forschung gehen oder ich gehe in die Wirtschaft, um Geld zu verdienen. Vielleicht denke ich mir im Laufe meines Lebens etwas aus, von dem andere Menschen profitieren können bzw. wodurch sogar neue, technische Entwicklungen möglich werden. Vielleicht wird es aber auch nicht so sein - ich gehe irgendwann in Pension und das war dann mein Leben.

Ich hab jetzt einfach mal drauflos geschrieben, eben das, was mir spontan so zu meiner Persönlichkeit einfällt. Ich hoffe, es ist nicht allzu wirr und unsystematisch.
Was denkt ihr denn so? Wie erlange ich ein erfüllteres Dasein?

Danke!
Viele Grüße,

Moritz

Hallo Moritz!

Zuerst einmal glaube ich kaum, Du seist ein emotionsloser Mensch. In dem Fall hättest Du hier nämlich sicherlich nichts reingeschrieben.
Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich vielleicht noch etwas schreiben können, was Deiner Beschreibung geähnelt hätte.
Was mein Leben grundlegend verändert hat: Ich bin zu einer Gruppe Menschen gelangt, die einen angenommen haben, so wie man ist und die eigene fachliche Faszination nicht mit Naserümpfen sondern als schätzenswert betrachtet haben, ja diese mit einem geteilt haben. (Nein, wir sind keine Sekte :wink: )
Was mir sonst in der Vergangenheit wenig Spaß bereitet hatte, mit denen hat es und macht es mir Spaß. Echte Gelassenheit habe ich wieder erlangt sowie eine große zwischenmenschliche Nähe zu einer ganzen Zahl von Menschen kennengelernt und dabei eine Menge dazu gelernt, mit Menschen vertrauter zu kommunizieren. Diese neuen Seiten konnte ich danach auch (zumindest zum Teil) ins übrige Umfeld mitnehmen.
Sprich, es ergaben sich emotionale Erfüllung, Ausgeglichenheit und Interessenerweiterung. Und seit recht kurzer Zeit bin ich mit einem wirklich tollen Mädchen zusammen, in das ich zuvor ewig verliebt war. Vor meinem Wandel, da fand sie mich zwar ganz nett, mehr aber nicht. Weshalb kann ich rückwirkend jedoch ganz gut verstehen.
Mein Tipp daher: Suche Anschluss zu Gruppen von Menschen, die zu Dir passen und lasse schöne Gefühle zu. Bei mir lief dies über akademische Freizeiten. Der Rest muss sich ergeben, aber der Weg dorthin ist auch bereits schön zu begehen.

Liebe Grüße, Stefan

Hallo, Moritz,

eines vorweg: Alles was Du in diesem Brett liest, solltest Du lediglich als Anregung oder Denkanstoß auffassen, keinesfalls als Gesetz! Warum sollten alle anderen alles wissen, nur Du nicht? Nimm es nicht so ernst :smile:

So wie Du bist, bist Du eben. Mit all Deinen Stärken und Schwächen bist Du einzigartig auf der Erde. Sei stolz auf Dich! Woher rührt Deine Unzufriedenheit? Aus dem Vergleich! Warum vergleichst Du Dich? Woher willst Du wissen, dass all die andern alles richtig machen und Du Dir von denen was abgucken kannst? Wenn ein Engel in der Hölle leben würde und er würde sich vergleichen, wäre er schnell sehr unzufrieden mit sich, weil er denken würde, er sei nicht normal.
Meine Meinung: Ein Mensch kann sich nur innerhalb recht enger Grenzen verändern, aber nicht entgegen seinem Wesen, seinem Naturell. Das ist vielleicht bedauerlich, aber es ist so. Die große Herausforderung des Lebens ist vielleicht die, das zu finden, was zu einem paßt und wobei man sich wohl fühlt. Ein Adler kann prima fliegen, ein Fisch kann prima schwimmen. Wessen Fähigkeiten sind wertvoller? Wie unglücklich wäre doch ein Fisch, der mit sich hadern würde, dass der Adler da oben seine Kreise zieht, während er selbst nicht fliegen kann. Ein Fisch täte sich keinen Gefallen damit, fliegen können zu wollen. Man sollte das Seinige tun und alles andere lassen. Man sollte herausfinden, was seinem Wesen entspricht. Das ist sehr schwer, aber gerade deshalb ist es so wertvoll. Wäre jeder Stein auf der Erde ein Diamant, wären Diamanten auch nix wert. Tipps geben ist einfach, wenn man nicht selbst betroffen ist. Wenn ich alles, was ich Dir geschrieben habe, auf mich selbst anwenden würde, ginge es mir auch besser :smile:
LG, Rolo

Hallo Moritz,

zwei Dinge, die mir beim Lesen auffielen:

  1. selbsterfüllende Prophezeiungen

Immer wieder schreibst Du Sätze wie

die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ich in Zukunft keine Freundin haben werde

oder

Ich denke, ich bin ein hoffnungsloser Fall…

da könntest Du mal Deine Gedanken beobachten und immer, wenn Du Dich bei solchen Formulierungen entdeckst, sozusagen umüben: z.B. „ich bin schon gespannt, was das Leben noch alles an Schönem für mich bringt, wann ich die Frau meines Lebens treffe,…“ oder „gerade weil ich anders ‚ticke‘ als viele Menschen in meiner Umgebung, bin ich auch was ganz besonderes, ohne z.B. meine analytischen Fähigkeiten hätte ich die Liebe zur Mathematik nie finden können,…“

2.Lebensgestaltung

Zwei Dinge habe ich gelesen:

Wahrscheinlich finden mich die Frauen zu langweilig.

und

Ich finde mein Leben irgendwie langweilig.

Ersteres kann Dir getrost egal sein. Du musst Dein Leben nicht nach der Meinung von anderen Leuten leben. Letzteres ist aber wichtig. Was würde Deiner Meinung nach ein spannend(er)es Leben ausmachen?

Lieben Gruß,
Anna

Fixpunkte in der Selbstreflexion

ich wende mich heute erstmals an dieses Forum hier

dann also herzlich willkommen im Forum, Moritz!

da hier laut Brettbeschreibung Raum „für persönliche Fragen zu psychischen Problemen jeder Art“ ist.

Richtig. Der Raum dafür ist da. Du setzt aber sicher nicht voraus, daß die Fragen auch mit den Mittel dieses Forums (genauer, dieses Brettes hier) gelöst werden können?

Deine Frage lautet nun:

Wie erlange ich ein erfüllteres Dasein?

Da du Mathematiker bist, laß uns einmal versuchen, an deine Frage heranzugehen mit den Mitteln, die dir daher nicht nur zur Verfügung stehen, sondern die du mit Sicherheit bereits perfekt beherrschst, nämlich die logische Analyse. Und das heißt zu allererst: Das Aufspüren von Widersprüchen.

Zunächst einmal beschreibst du - gestochen scharf pointiert - eine Reihe von Charateristika deiner eigenen Persönlichkeit. Und die (Psycho-)Diagnostiker unter deinen Lesern werden sicher - genausowenig wie ich - den geringsten Zweifel haben, welchen Persönlichkeits-Typus du damit zugleich beschreibst.

Wenn du in deinem Metier ein Problem lösen willst, wie gehst du dann vor? Du wirst eine Hypothese aufstellen. Z.B. diese: „Das Problem P ist lösbar“. Du weißt aber dann: Selbst wenn die Lösbarkeit bewiesen wäre, heißt das noch lange nicht, daß eine Lösung auch gefunden werden kann. Du kennst sicher genügend solcher Beispiele.

Voraussetzung zur Problemlösung ist aber (sorry, das ist für dich selbstverständlich), das Problem exakt zu formulieren. Wie dein Problem lautet, ist noch nicht eindeutig. Denn deiner Frage „Wie erlange ich ein erfüllteres Dasein?“ fehlt noch der Zusatz „Ich WILL ein erfüllteres Leben erreichen“. Können wir das so vervollständigen?

Du gibst deinem Problem den Namen „Unzufriedenheit mit der eigenen Persönlichkeit“. In der Psychotherapie nennt man „Unzufriedenheit“ ggf. „Leidensdruck“ und die (Verfahren der) Aufhebung des Leidensdrucks „Therapie“. Der „unglückliche“ Persönlichkeitstypus, den du geradezu exemplarisch, prototypisch, beschreibst ist nicht prinzipiell „therapierbar“. Im Einzelfall aber doch. Die Reflexion über diesen Zustand, das Bewußtsein, es verändern zu WOLLEN, ist eine hervorragende Voraussetzung dafür.

Ok, und dann wären die Voraussetzungen, die das Problem definieren, zu prüfen auf Widersprüche. Deine brillianten Selbstbeschreibungen enthalten jedoch eine ganze Reihe von Widersprüchen. Und deren Auflösung ist der Anfang des Weges der Problemlösung.

In mathematischer Sprache ist aber eine Reflexion über sich selbst eine „Abbildung auf sich selbst“ - und dabei gibt es diesen vertrackten Fixpunktsatz. Die Reflexion ist selbst Inhalt des Reflektierten. Das Ganze ist rekursiv und diese Fixpunkte könnten dich daher selbst daran hindern, die gewünschte Veränderung zu erreichen.

Mathematik ist im Grunde genommen das, was mein Leben
erfüllt. Sie ist die einzige Sache, in der ich voll und ganz aufgehen kann.

Ganz zweifellos nachvollziehbar. Denn Mathematik hat etwas sehr Erotisches an sich (für den, der sie in rechter Weise kennengelernt hat).

Möchtest du Hilfe im Aufweis der Widersprüchlichkeiten in deiner Weise 1. des Erlebens und 2. des Beurteilens a. deiner selbst und b. deiner Umwelt?

Gruß
Metapher

hi,

trotz deiner gut verständlichen schilderung deines typs, den du als „hoffnungslosen fall“ betitelst, fragst du, was du tun kannst, um „lockerer“ zu werden. dabei weisst und fühlst du schon, dass es nicht um verstellung, sondern um entwicklung gehen wird. deine sozusagen kognitive einsicht, die logisch-kombinierte vorwegnahme eines zukünftigen lebens, das vielleicht nur durch beruf und geld bestimmt sein könnte, das verschafft dir die einsicht: da fehlt etwas! das ist der erste schritt, dich ergänzend zu deinen sehr wahrscheinlich hervorragenden eigenschaften in berechenbaren bereichen um die hinwendung zu den riskanten lebensbereichen, nämlich dem sozialen leben, zu kümmern.

menschen kann man nicht berechnen, sie folgen keinen formeln (obwohl das ganz streng genommen gar nicht richtig ist, aber im vergleich zu zahlen stimmt es eher) und man hat früh im leben erfahrungen mit ihnen gemacht, die einem heute „die anderen“ entsprechend dieser erfahrungen erscheinen lassen. da kann dann mal unsicherheit aufkommen, und die mögen wir menschen nicht, da vermeiden wir gerne das, was uns verunsichert und wenden uns dem zu, was uns beruhigt und uns lob einbringt. das ist ja auch gut so. aber: du merkst, dass die zahlen und der beruf nicht alles sind und möchtest dein soziales agieren verbessern und gefühlsmäßig mehr sicherheit dabei erlangen.

dazu kann ich dich nur ermutigen. es erfordert aber, dass du dir klarmachst, wovor du angst hast, denn du kannst nur eine sicherheit erlangen, wenn du das eigentliche problem kennst. du hast auch schon erkannt, dass deine wirkung auf andere mit deinem verhalten zu tun hat, und das ist veränderbar und trainierbar (als voll authentische entwicklung, nicht als maske der verstellung!)

beobachte dich selbst im umgang mit deinen kollegn, die ja kontakt mit dir schätzen. warum arbeiten die gerne mit dir zusammen? sammle deine pluspunkte, mache sie stärker und wiederhole öfters, was du schon kannst. beobachte dann deren reaktionen, sammle diese erfahrungen täglich auf einem blatt papier.

und: verstelle dich nicht. wenn du die disko-pfeifen und auf äußerlichkeiten bedachten typen beknackt findest, dann bleib dabei! bleib wer du bist und verändere dich gleichzeitig, das ist kein widerspruch.

wenn du merkst, dass sich das alles verschlimmert und du alleine keine chance hast, mache ein beratungsgespräch bei einem psychologischen verhaltenstherapeuten. der hilft dir bei der frage, ob man eine therapie machen könnte oder ob man eine andere form des trainings sozialen verhaltens wählt. da kommen auch (dir attraktiv erscheinende) vereins- uns sportliche aktivitäten in frage. du wirst wohl nicht in ein fitness-studio wollen, aber warum nicht einem schachverein oder bowling oder tischtennisclub beitreten? gruppenreisen versuchen? aber fang erst mal an auf der arbeit die kollegialen kontakte intensiver zu gestalten und siehe dann weiter.

du bist einer von vielen, aber mit dem unterschied, dass du bewusst hast, was es zu verändern gilt. viel erfolg.

ja nee, iss klar…

Denn Mathematik hat etwas

sehr Erotisches an sich (für den, der sie in rechter Weise
kennengelernt hat).

stimmt: meiner prallen mathelehrerin habe ich in der oberstufe so gerne auf den hintern gesehen, wenn sie was an die tafel geschrieben hat. mathematik war DANN erotisch!!!

wer erotische gefühle beim zahlenjonglieren erlebt, verwechselt etwas wichtiges mit etwas anderem ebenfalls wichtigen. man sollte drüber nachdenken.

aber bitte nicht versuchen, es auszurechnen!

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Gründe für die Unzufriedenheit
Hi, Metapher,

Du schreibst, Unzufriedenheit wird in der Psychologie mit Leidensdruck gleichgesetzt und wenn ich Dich richtig verstanden habe, macht bereits die Existenz von Leidensdruck eine Therapie notwendig. Geht man in der Psychotherapie denn immer davon aus, dass allein die Existenz von Leidensdruck bereits ein Beweis für das Vorliegen ernster Probleme ist? Mein Vater hat extreme Höhenangst. Wenn der auf ner Haushaltsleiter steht, kriegt der schon feuchte Handflächen. Meiner Meinung nach ist diese Angst unbegründet. Was soll denn passieren? Selbst wenn er aus einer Höhe von einem Meter von dieser Leiter runterfallen würde, würde wahrscheinlich nix passieren. Was ich damit sagen will: Gibt es viele Probleme nicht einfach nur im Kopf und ist Leidensdruck in vielen Fällen nicht unbegründet? Oder argumentiert man: Wenn jemand etwas als Problem empfindet, dann ist das für diese Person auch tatsächlich ein Problem? Würde mich mal interessieren.
Gruß, Rolo

es bewährt sich mal wieder der Lehrsatz …

… daß sich zu jedem Niveau ein noch primitiveres findet.

Wenn du allen Ernstes glaubst, daß ich mit „erotisch“ deine - sagen wir mal: „elementare“ - Pubertätsphantasie meinte, die du angesichts eines prallen Arsches entwickelst, dann kann man dich als Ratgeber für Psychoprobleme nur wärmstens empfehlen …

wer erotische gefühle beim zahlenjonglieren erlebt,

… und wessen Bildung so unentwickelt ist, daß er unter Mathematik „Zahlenjonglieren“ versteht, dem sei auch hier vielleicht das Nuhrsche Prinzip empfohlen.

Moritz wird im Gegensatz dazu sehr wohl wissen, was gemeint war.

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Hallo Moritz,

zu allem habe ich auch nicht viel hinzuzufügen, nur aus eigener Erfahrung: Du bist richtig so, wie Du bist. Du bist charakterlich einem Teil der Bevölkerung ähnlich (wieviel, weiß ich nicht) und von der Intelligenz her einem sehr kleinen Teil. Du hast dieses Anders sein bisher angenommen, also komme bloss nicht auf die Idee, Dich selbst (Deine Persönlichkeit) plötzlich abzulehnen.

Es gibt eben große Unterschiede. Du hast eine gute Vorraussetzung mit Deiner Intelligenz, alles tiefer zu hinterfragen- nicht nur mathematisch. Das tust Du ja auch.

Die eher unberechenbare Seite des Lebens zu erforschen (die soziale) ist eine ganz andere Aufgabe. Sie ist im Grunde auch berechenbar, aber ihr ist eher mit Lebenserfahrung beizukommen (also aktiver Auseinandersetzung), also auf der praktischen, nicht auf der theoretischen Ebene (besser gesagt, durch das Leben, nicht durch das Denken).

Du hast Deine Nische gefunden, aber den Rest der Welt gibt es eben auch noch. Du kannst immer aus der Nische hervorkommen und Dich in sie zurückziehen. Das ist doch toll! Nicht jeder kennt seine Talente und geht ihnen nach, und hat diese Sicherheit einer Nische. Andere trudeln ohne Halt in der Welt herum.

Auf der anderen Seite ist es auch einfach. Um Erfahrungen zu sammeln, kannst und musst Du Dich halt immer wieder aus der Nische hervortrauen, Dir Anknüpfungspunkte suchen, die Dir liegen könnten, Dich trauen. Beispiele wurden schon beschrieben. Und viel tollere Erfahrungen machen als Gleichungen lösen (ist jetzt vielleicht etwas subjektiv ; ), aber stimmt ungefähr auch allgemein).

Gruß, Anne

Probleme im Kopf
Hi Rolo,

Du schreibst, Unzufriedenheit wird in der Psychologie mit Leidensdruck gleichgesetzt und wenn ich Dich richtig verstanden habe, macht bereits die Existenz von Leidensdruck eine Therapie notwendig.

das hab ich keineswegs geschrieben. Sondern:

In der Psychotherapie nennt man „Unzufriedenheit“ ggf. (sic!) „Leidensdruck“ und die (Verfahren der) Aufhebung des Leidensdrucks „Therapie“.

Also weder Gleichsetzung, noch Notwendigkeit. Wenn jemand unzufrieden ist, weil ihm bei ebay ein Objekt der Begierde weggeschnappt wurde, wird dies nicht unbedingt als Leidensdruck zu bezeichnen sein, und er wird auch keiner Therapie bedürfen. Und rote Zahlen auf dem Konto machen sicher Leidensdruck, aber eine Therapie wird da wenig helfen.

Geht man in der Psychotherapie denn immer davon aus, dass allein die Existenz von Leidensdruck bereits ein Beweis für das Vorliegen ernster Probleme ist?

Nun, ich denke, „Leidensdruck“ und „ernste Probleme“ dürfte doch weitgehend synonym sein?

Mein Vater hat extreme Höhenangst. Wenn der auf ner Haushaltsleiter steht, kriegt der schon feuchte Handflächen. Meiner Meinung nach ist diese Angst unbegründet. Was soll denn passieren?

Aber hallo! Wenn jemand auf einer 1m hohen Leiter bereits Höhenangst hat, glaubst du im Ernst, daß der nicht generell gefährdet ist?

Wenn Ängste so simpel zu therapieren wären, indem man ihre Unbegründetheit erklärt, dann würden die Verhaltenstherapeuten bald am Hungertuch nagen :smile: Neurotische Ängste sind IMMER „unbegründet“. Aber sie haben dennoch einen Grund (dessen Aufspüren man daher auch →"Aitiologie" nennt) und sie machen auch Leidensdruck.

Selbst wenn er aus einer Höhe von einem Meter von dieser Leiter runterfallen würde, würde wahrscheinlich nix passieren.

Sag das mal einem Paranoiker :wink:
Oder sag es einem Soziophoben, der nicht imstande ist, das Haus zu verlassen, um seine Milchtüte einzukaufen. Glaubst du, er würde antworten „Ach so! Ja, dankeschön. Wenn das unbegründet ist, dann mach ich mich mal auf die Socken“?

Was ich damit sagen will: Gibt es viele Probleme nicht einfach nur im Kopf und ist Leidensdruck in vielen Fällen nicht unbegründet?

Psychoprobleme sind IMMER nur im Kopf! Deshalb sind es ja „Psycho“-Probleme.

Oder argumentiert man: Wenn jemand etwas als Problem empfindet, dann ist das für diese Person auch tatsächlich ein Problem?

So ist es! Es ist ja eine Tautologie, die du hier formulierst. Daher ist es ja auch so - sorry - dämlich (wie kürzlich hier schon gesagt), jemandem, der sagt „Ich habe ein Problem“ zu antworten „Das ist gar kein Problem“.

Und das von Moritz geschilderte Problem ist sogar ein gewaltiges! Es bestimmt die gesamte Lebensführung, tagtäglich, und beeinflußt auch gewaltig den gesamten Lebenslauf. Und das, obwohl es nirgendwo anders existiert, als in seinem Kopf.

Schönen Gruß
Metapher

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Hallo!

… daß sich zu jedem Niveau ein noch primitiveres findet.

klingt nicht nach „Beruf: Konfliktmanagement“ :smile: scnr

Wenn du allen Ernstes glaubst, daß ich mit „erotisch“ deine -
sagen wir mal: „elementare“ - Pubertätsphantasie meinte, die
du angesichts eines prallen Arsches entwickelst, dann kann man
dich als Ratgeber für Psychoprobleme nur wärmstens empfehlen

Wenn man sich nicht in der Umgangssprache aufhält, was ich von einem gebildeten Menschen wie dir erwarte, dann hast du mit ‚Erotik‘ schlicht einfach das falsche Wort gewählt! Ich studiere selbst Mathematik, auch wenn Lehrämter gerne belächelt werden, und bei Erotik denke auch ich eher an die prallen Brüste meiner Mitstudentinnen. Erotik bezieht sich immer auf Zwischenmenschliches. Wer Gefühle für den Satz von Peano entwickelt gehört für mich in die Kategorie „Exot“.
Ich denke, das Wort, das du eigentlich benutzen wolltest, war „Ästhetik“ und nicht „Erotik“. Das kann man schonmal verwechseln! :smile:

… und wessen Bildung so unentwickelt ist, daß er unter
Mathematik „Zahlenjonglieren“ versteht, dem sei auch hier
vielleicht das Nuhrsche Prinzip empfohlen.

Auch hier lehnst du dich etwas weit aus dem Fenster. Geh bitte auf die Straße und frage genug Leute (Gesetz der großen Zahl…) was ihnen spontan zu Mathematik einfällt: du wirst immer Synonyme für „Zahlenjonglieren“ erhalten. Auch wenn ich weiß dass es nicht so ist, würde ich mich davor hüten meinen Mitmenschen von oben herab eine „unterentwickelte Bildung“ zuzuschreiben. Die Mathematik des Alltags besteht nuneinmal aus Zahlenjongliererei.

Moritz wird im Gegensatz dazu sehr wohl wissen, was gemeint
war.

Und gerade DASS er das weiß ist sein Problem.

Grüße
VAST

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Ein Künstler, ein Architekt und ein Mathematiker sitzen bei einem Bierchen zusammen und diskutieren über die Vorzüge von Ehefrau und/oder Geliebten:

Künstler: „Ich bin für die Geliebte: Es geht nichts über eine Geliebte,
Wegen der Inspiration und so…“

Architekt: „Nein, das einzige was zählt ist die Ehefrau: Es gibt nichts
schöneres als Abends nach hause zu kommen und alles hat seine Ordnung.“

Der Mathematiker sagt: „Ich habe beide“

„Beide?“ fragen ihn die anderen?

„Ja“ sagt der Mathematiker. „Die Frau denkt, ich wäre bei meiner Geliebten und meine Geliebte denkt, ich wäre bei meiner Frau. Und in Wirklichkeit bin ich im Institut und kann endlich in Ruhe arbeiten!“

Ich lach mich über den Witz jedes mal kaputt. :smiley: Es ist einfach cool Dinge anders zu tun als es von einem erwartet wird :wink:


Warum ich das schreibe? Weil man erstens durchaus so sein kann, dass andere nur den Kopf schütteln. Und trotzdem ist das toll so zu sein, wenn man damit selbst zufrieden ist.
Zweitens finde ich ist Spaß einer der Faktoren mit der größten Kraft! Wenn man etwas verändern will sollte man IMHO durch die Veränderung seinen eigenen Spaß steigern können.

Viele Grüße,
J~

Hi, Metapher,

danke für Deine Erläuterungen und sorry, dass ich Deine vorherigen Zeilen wohl etwas schlampig gelesen habe.

Mit „Probleme nur im Kopf…“ meine ich etwas anderes. Machen wir es extrem:
Sagen wir jemand hat vor 4 Wochen seine Eltern bei einem Verkehrsunfall verloren, hat gestern gesagt bekommen, dass er Lungenkrebs hat und obendrein hat derjenige 1 Million Schulden, weil er für jemanden gebürgt hat, der ihn übers Ohr gehauen hat.
Aufgrund dieser Umstände hat die betreffende Person schwere Depressionen.
Bei diesem Beispiel würde ich sagen, dass es neben dem psychischen im Kopf daneben auch objektive Probleme gibt, die diese Depression „rechtfertigen“.

Wenn sich aber jemand nicht aus dem Haus traut, weil er eine schiefe Nase hat und er befürchtet, dass man ihn deshalb auslacht, dann würde ich sagen, dass er zwar subjektiv ein Problem hat, aber objektiv ist dieses Problem unbegründet. Es gibt vielleicht Menschen mit viel häßlicheren Körpern, die sich für hübsch halten und keine Probleme mit ihrem Äußeren haben und ein riesiges Selbstvertrauen an den Tag legen. Haben solche Leute dann zuunrecht kein Problem mit ihrem Äußeren?

Was meinst Du dazu?

Gruß zurück, Rolo

Hi Moritz,

Was denkt ihr denn so? Wie erlange ich ein erfüllteres Dasein?

Du klingst für mich nach einem Menschen den man nicht selten in der Statistik sieht. Bist also normal.
Nicht jeder muss heiraten, Kinder kriegen und morgens die Zeitung lesen.
Du hast dein festes Bild was die Gesellschaft um dich herum angeht, hast einen Blick auf ein eventuelles Zukunftsziel gerichtet und auch was dein Privatleben angeht bewegst du dich in dem Rahmen den du für dich akzeptabel findest. Was sollte daran jetzt nicht normal sein?
Wie du selbst sagst gibt es den Volksspruch „Jeder Topf findet seinen Deckel“ Und auch du, Topf, wirst noch deinen Deckel finden. Das wird sich schon mit der Zeit ergeben. Wir Menschen sind halt nicht alle gleich. Und doch ein Paket.

Grüsse

Lieber Rolo!

Wollte dir nur sagen (siehe unten), dass ich deine Fragen zur Motivation im Archiv nachgelesen habe, und die angestoßene Diskussion sehr interessant fand.

Mein Vater hat extreme Höhenangst. Wenn der auf ner
Haushaltsleiter steht, kriegt der schon feuchte Handflächen.
Meiner Meinung nach ist diese Angst unbegründet. Was soll denn
passieren? Selbst wenn er aus einer Höhe von einem Meter von
dieser Leiter runterfallen würde, würde wahrscheinlich nix
passieren. Was ich damit sagen will: Gibt es viele Probleme
nicht einfach nur im Kopf und ist Leidensdruck in vielen
Fällen nicht unbegründet? Oder argumentiert man: Wenn jemand
etwas als Problem empfindet, dann ist das für diese Person
auch tatsächlich ein Problem? Würde mich mal interessieren.

wenn ich schon hier bin:

Dein Vater hat eine Phobie.
Diese Phobie ist real und nicht bloß „im Kopf“, man kann sie nicht weg-denken.
Dass er darunter leidet ist sehr wohl begründet, weil es ihn im Leben sehr einschränkt.
Der Tatbestand, dass er sich diese Phobie zugezogen hat, hat auch Gründe, die idR aufgedeckt werden können.
Insofern ist das Problem deines Vaters nicht „nur im Kopf“, sondern die Phobie ist die Folge bestimmter „Erlebnisse“ (die Verursachung einer Phobie ist oft sehr komplex und muss nicht auf wirklichen Erfahrungen beruhen, man beachte also die Anführungszeichen).

Die Angst deines Vaters, wenn er nur einen Meter auf der Leiter steht, ist natürlich in gewisser Weise „unbegründet“, wenn du damit meinst, es würde ihm ja beim Sturz nichts passieren.
Sehr wohl begründet ist sie aber als Konsequenz der angesprochenen „Erlebnisse“ im weiteren Sinne. Wer bestimmte Dinge „erlebt“ und auf eine bestimmte Weise verarbeitet, der hat diese Angst halt dann.

Eine „begründete“ Angst in deinem Sinne, z.B. bei einem Messerangriff, wird selbstverständlich auch nicht als „Phobie“ verstanden, sondern als völlig realistische Angst eingeschätzt. Man wird den Teufel tun, und Menschen diese Angst „weg-therapieren“ - selbst wenn jemand solche Angst für ein störendes Problem halten würde, und obwohl dies durchaus in Grenzen möglich wäre.

Die Grenzen zwischen einer neurotischen Angst und einer realistischen Angst sind fließend.
Beispiel: Viele Menschen mit wechselnden Sexualpartner haben trotz Kondomgebrauch eine AIDS-Phobie. Natürlich sind sie gefährdeter als Menschen mit nur einem Sexualpartner, dennoch ist ihr Risiko recht gering.
Phobie oder realistische Angst?
Der stete Gang zum Test verantwortungsvoller Umgang mit sich und seinen Sexualpartnern oder zwanghaftes Handeln?
„im Kopf“ oder „begründet“ (in deinem Sinn des Wortes)?
fließend eben!

Was ich damit sagen will: Gibt es viele Probleme
nicht einfach nur im Kopf und ist Leidensdruck in vielen
Fällen nicht unbegründet? Oder argumentiert man: Wenn jemand
etwas als Problem empfindet, dann ist das für diese Person
auch tatsächlich ein Problem? Würde mich mal interessieren.

Meine Antwort war deshalb so geschwätzig, weil man beide deiner Fragen nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten kann. Beide sind in gewisser Weise in ihrem Entweder-Oder einfach falsch gestellt in Bezug auf Psychotherapie.

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

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Liebe/r VAST!

entschuldige, dass ich mich einmische, nur auf ein Wort …

Wenn man sich nicht in der Umgangssprache aufhält, was ich von
einem gebildeten Menschen wie dir erwarte, dann hast du mit
‚Erotik‘ schlicht einfach das falsche Wort gewählt! Ich
studiere selbst Mathematik, auch wenn Lehrämter gerne
belächelt werden, und bei Erotik denke auch ich eher an die
prallen Brüste meiner Mitstudentinnen. Erotik bezieht sich
immer auf Zwischenmenschliches.

Du schreibst doch eigentlich selbst die Voraussetzung:

Wenn man sich nicht in der Umgangssprache aufhält

In der Sprache der Psychologie (und nur um die geht es doch hier!) bezieht sich der Begriff des Erotischen eben nicht immer auf Zwischenmenschliches. Eine „Erotik der Dinge“, auch des Selbst-Dings, ist beispielsweise gewiss kein falscher Begriffsgebrauch.

Wer Gefühle für den Satz von
Peano entwickelt gehört für mich in die Kategorie „Exot“.

Damit trivialisierst du die Thematik einfach über Gebühr, indem du ein absurdes Beispiel anführst.

Der Anschaulichkeit halber in der Sprache der sog. Ich-Psychologie, speziell Heinz Hartmanns, ausgedrückt, auch wenn die sicher nicht mehr up-to-date ist:

Man kann Mathematik „rein kognitiv“ betreiben, mit „desexualisierter“ oder „neutralisierter“ Energie, man kann aber -wenn bestimmte Vorgänge der Libidoentwicklung schief gegangen sind- kognitive Prozesse, wie das Mathematisieren einer ist, auch wiederum libidinös besetzen und damit mit „sexueller Energie“ betreiben, was für Hartmann ein Quell aller möglichen pathologischen Auswüchse sein kann.

Libido heißt in diesem Sprachgebrauch aber nichts anderes als Eros …


Mir gings nur um den nicht-umgangssprachlichen Begriff des Erotischen in der Psychologie, Metapher wird dies selbstverständlich nicht im Sinne Hartmanns gemeint haben.
_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

@Candide: Erotik und Mathematik
Hi ℂ Λ ℕ Ð I Ð €,


Mir gings nur um den nicht-umgangssprachlichen Begriff des
Erotischen in der Psychologie, Metapher wird dies
selbstverständlich nicht im Sinne Hartmanns gemeint
haben.

Natürlich nicht! Mir ging es bei diesem Wortgebrauch von Erotik weder um den umgangssprachlichen, noch um einen der schulverpflichteten Termini der Freud-Ferenczi-AnnaFreud-Adler-Hartmann-kompatiblen Ich-Psychologien. Ich habe mit diesem Wortgebrauch eine andere Absicht verfolgt, die speziell auf den UP abgezielt war.

Weder Erotik noch Libido sind any way mit bloß hormonregulierender und phantasiereduzierter Sexualität verwechselbar.

Eine von mir gerne empfohlene, unterschätzte und überhaupt übersehene Literatur dazu ist btw.:
Christian Kellerer: Der Sprung ins Leere (1968)
ISBN 978-3770113941 Buch anschauen

Denn ich halte die umständlichen Basteleien und Korrekturen am 3-Instanzen-Modell, ebenso wie dieses selbst, für einen mißglückten Versuch einer Konservierung und Inanspruchnahme eines der ältesten kosmologischen Mytheme, das dabei zugleich auch noch völlig mißverstanden wurde.

Das Modell des zwischen der Skylla des Gewissens und der Vernunft „oben“ und der Charybdis der Libido und des Gefühls „unten“ zerrissenen Ego scheint mir mehr Neurose-erzeugend hölzern, als es der rekursiven Dynamik von Selbstbild, Selbstreflexion und Konfliktlösung angemessen und dienlich ist.

Gruß
Metapher

Lieber Metapher!


Mir gings nur um den nicht-umgangssprachlichen Begriff des
Erotischen in der Psychologie, Metapher wird dies
selbstverständlich nicht im Sinne Hartmanns gemeint
haben.

Natürlich nicht! Mir ging es bei diesem Wortgebrauch von
Erotik weder um den
umgangssprachlichen, noch um einen der
schulverpflichteten Termini der
Freud-Ferenczi-AnnaFreud-Adler-Hartmann-kompatiblen
Ich-Psychologien.

Selbstverständlich nicht!
Das hatte ich schon verstanden.
Mir ging es auch nur darum, VAST eines von mehreren möglichen psychologischen Sprachspielen aufzuzeigen, in dem die Verwendung des Begriffs des Erotischen in einem Kontext wie dem, der zur Debatte steht, sehr wohl -und sogar sehr zentral positioniert- erscheinen würde. Die Ich-Psychologie habe ich dabei einzig ob ihrer simplen Darstellbarkeit gewählt.

Ich habe mit diesem Wortgebrauch eine andere
Absicht verfolgt, die speziell auf den UP abgezielt war.

Weder Erotik noch Libido sind any way mit bloß
hormonregulierender und phantasiereduzierter Sexualität
verwechselbar.

Das ist richtig, aber wer ist der „Gegner“ bzw. wem unterstellst du diese Verwechslung? Der Ich-Psychologie - das würde mich verwundern.

Eine von mir gerne empfohlene, unterschätzte und überhaupt
übersehene Literatur dazu ist btw.:
Christian Kellerer: Der Sprung ins Leere (1968)
ISBN 978-3770113941 Buch anschauen

Vielen Dank für diese Empfehlung. Ich kannte diese Schrift in der Tat nicht.

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Hallo,

ich danke allen Beteiligten für Ihre bisherigen Antworten. Ich werde über die Antworten nachdenken und dann ggf. nochmals Fragen stellen.

Hallo Metapher,

dein Beitrag hat mich am meisten angesprochen. Vielen Dank für dein ausführliches, fachkundiges Posting. Ich werde im Folgenden auf deine Rückfragen eingehen.

ich wende mich heute erstmals an dieses Forum hier

dann also herzlich willkommen im Forum, Moritz!

da hier laut Brettbeschreibung Raum „für persönliche Fragen zu psychischen Problemen jeder Art“ ist.

Richtig. Der Raum dafür ist da. Du setzt aber sicher nicht
voraus, daß die Fragen auch mit den Mittel dieses Forums
(genauer, dieses Brettes hier) gelöst werden können?

Ja, ich setze es nicht voraus. Ich bin mir darüber im Klaren, dass gewisse Probleme nicht ohne Weiteres „per Knopfdruck“ lösbar sind.

Wenn du in deinem Metier ein Problem lösen willst, wie gehst
du dann vor? Du wirst eine Hypothese aufstellen. Z.B. diese:
„Das Problem P ist lösbar“. Du weißt aber dann: Selbst wenn
die Lösbarkeit bewiesen wäre, heißt das noch lange nicht, daß
eine Lösung auch gefunden werden kann. Du kennst sicher
genügend solcher Beispiele.

Ja, kenne ich sozusagen aus der täglichen Praxis.

Voraussetzung zur Problemlösung ist aber (sorry, das ist für
dich selbstverständlich), das Problem exakt zu formulieren.
Wie dein Problem lautet, ist noch nicht eindeutig. Denn deiner
Frage „Wie erlange ich ein erfüllteres Dasein?“ fehlt noch der
Zusatz „Ich WILL ein erfüllteres Leben erreichen“. Können wir
das so vervollständigen?

Ja sicherlich. Wenn es nicht so wäre, hätte ich meinen ersten Beitrag erst gar nicht geschrieben. Ich merke ja, dass mir irgendetwas in meinem Leben fehlt. Ich lebe zwar für die Mathematik und für sonst nichts anderes, dennoch würde ich gerne innigere Beziehungen zu Menschen aufbauen, was mir eben sehr schwer fällt. Früher war ich noch „schlimmer“, da ging ich jedem Menschen aus dem Weg, wollte meine Ruhe haben und in aller Stille in meinem Zimmer über irgend etwas nachdenken, worüber andere Menschen den Kopf schüttelten. Sie fehlten mir nicht - die Menschen. Aber in letzter Zeit wird der Wunsch immer stärker, mitmenschliche Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Ich weiß nicht, warum ich dieses Verlangen nun habe und früher nicht hatte, aber jetzt ist es einfach da.

Du gibst deinem Problem den Namen „Unzufriedenheit mit der
eigenen Persönlichkeit“. In der Psychotherapie nennt man
„Unzufriedenheit“ ggf. „Leidensdruck“ und die (Verfahren der)
Aufhebung des Leidensdrucks „Therapie“. Der „unglückliche“
Persönlichkeitstypus, den du geradezu
exemplarisch, prototypisch, beschreibst ist nicht prinzipiell
„therapierbar“. Im Einzelfall aber doch. Die Reflexion über
diesen Zustand, das Bewußtsein, es verändern zu WOLLEN, ist
eine hervorragende Voraussetzung dafür.

Diese Vorraussetzung ist bei mir ja erfüllt, wie ich oben schon schrieb.

In mathematischer Sprache ist aber eine Reflexion über sich
selbst eine „Abbildung auf sich selbst“ - und dabei gibt es
diesen vertrackten Fixpunktsatz. Die Reflexion ist selbst
Inhalt des Reflektierten. Das Ganze ist rekursiv und diese
Fixpunkte könnten dich daher selbst daran hindern, die
gewünschte Veränderung zu erreichen.

Das hast du sehr gut ausgedrückt. Welcher psychologischen Schule bist du verpflichtet? Könntest du evtl. näheres dazu schreiben, hört sich nämlich interessant an.

Mathematik ist im Grunde genommen das, was mein Leben
erfüllt. Sie ist die einzige Sache, in der ich voll und ganz aufgehen kann.

Ganz zweifellos nachvollziehbar. Denn Mathematik hat etwas
sehr Erotisches an sich (für den, der sie in rechter Weise
kennengelernt hat).

Ich wollte das nicht so klar und deutlich ausdrücken wie du, aber ich gebe dir natürlich voll und ganz recht.

Möchtest du Hilfe im Aufweis der Widersprüchlichkeiten in
deiner Weise 1. des Erlebens und 2. des Beurteilens a. deiner
selbst und b. deiner Umwelt?

Ja, gerne. Ich habe in meinem ersten Beitrag einfach nur das heruntergeschrieben, was mir ganz spontan und ohne viel nachzudenken, über meine Persönlichkeit einfiel. Dass sich dort eben Unstimmigkeiten einschgeschlichen hatten, ist mir erst aufgefallen, als ich den Beitrag zum zweiten Mal durchlas.

Du meinst sicher so etwas: Einmal schrieb ich „für mich gibt es keinen Deckel, wenn ich der Topf bin“, also vermutete ich die Schuld bei mir. Dann schrieb ich aber, die Frauen seien „zu uninteressant“ - also suchte ich die Schuld bei anderen Menschen.

Was mir auch auffiel, ist, dass ich einmal als Grund, warum ich in Zukunft wahrscheinlich keine Freundin haben werde bzw. warum ich noch nie eine hatte, schrieb, sie (die Frauen) seien „zu uninteressant“ und dann aber ein paar Zeilen weiter oben einen anderen Grund angab, nämlich meine Beziehungsunfähigkeit und dann wieder schrieb ich, die Frauen fänden mich wahrscheinlich zu langweilig. Ich habe einfach so etliche Gründe gemutmaßt und weiß noch nicht einmal, welche davon nun eigentlich richtig sind. Aber das herauszufinden, bin ich nicht im Stande, da ich nicht psychologisch geschult bin.

Vielleicht ist ja auch die Schilderung der Unvereinbarkeit vom Wunschleben, das man sich herbeisehnt und der harten Realität, der man ausgeliefert ist, ein Grund für die Unstimmigkeiten bzw. Widersprüche in meinem Text. So genau hab ich das aber noch nicht betrachtet. Es wäre nett, wenn du noch genauer auf deine „Widerspruchsthese“ und was es damit auf sich hat, eingehen würdest.

Das Leben ist halt doch nicht so unkompliziert, wie man immer meint.

Viele Grüße,
Moritz