Urknall

Hi,

mal ne Frage: wo hat denn (räumlich gesehen) der Urknall
stattgefunden?. Wenn wir sagen, wir gucken in die Vergangenheit,
wenn wir in die Weiten des Alls schauen, klingt es so, als
ob wir voraussetzen, der Urknall habe genau in unseren Regionen
den Anfang gefunden. Das hiesse aber, wir sind doch der Mittel-
punkt des Universums. Das All dehnt sich doch aus, oder?
Dehnen wir uns mit aus, oder sind wir ein fixer Punkt ( also der Mittelpunkt), oder was.
Also: weiss man, wo er stattgefunden hat?
Bin gespannt auf Antwort,

Gruss,

Hagen

wo hat denn (räumlich gesehen) der Urknall stattgefunden?.

Überall. Deshalb kommt auch die Hintergrundstrahlung aus allen Richtungen.

Dehnen wir uns mit aus, oder sind wir ein fixer Punkt

Wir nehmen an der Ausdehnung teil, dehnen uns aber nicht selbst aus, weil wir durch diverse Wechselwirkungen daran gehindert werden.

also der Mittelpunkt

Das Universum hat keinen Mittelpunkt.

Das sagte schon
Giordano Bruno:

Die Mitte ist überall, der Umfang nirgends.

Gruß Fritz

danke für die Erklärung.
Ich finds aber schwer vorstellbar.
Wie kann der Urknall überall stattgefunden haben.
Wenn das All sich ausdehnt, heisst das doch, das es
nicht überall ist. Ich dachte es war eine enorme Dichte,
die kleiner war als ein Stecknadelkopf, habe ich
jedenfalls mal gelesen. Es muss doch einen
Ursprungsort gegeben haben.
Wie gesagt, schwer vorstellbar.

interessante frage… jedoch frag ich mich, wenn immer gesagt wird, dass der urknall der ursprung von allem war, etc. dass daraus alles entstanden sein soll, aber das was da als urknall bezeichnet wird, muss ja auch „eine masse“ gewesen sein.woher kommt sie dann? ich weiss , das ist ein thema, wo immer xxx fragen offen sind und auch bleiben und aus jeder antwort sich einen neue frage ergibt.

wenn wir diesen Punkt, also woher die Masse ist, weiterverfolgen,
landen wir wahrscheinlich zwangsläufig bei der Frage, ob es
einen Gott gibt. Schade, dass man diese Fragen nie lösen kann…

Gruss,

Hagen

eine kleine Hilfe
hallo,

da wir uns in einem vierdimensionalen Raum befinden ist das alles wirklich nicht mit der Vorstellung zu erfassen.
Man kann allerdings das zwiedimensionale Analogon verstehen.
Stell dir vor, unsrer Welt wäre zweidimensional, also es gäbe nur Länge und Breite, keine Höhe.
Jetzt stell dir vor, unser Universum ist die Oberfläche eines Luftballons. Wenn der aufgeblasen wird, dehnt sich das All (die Oberfläche) aus, allerdings ohne sichtbare Mitte im Zwiedimensionalen.
Die die auf der Oberfläche leben, können zwar die Ausdehnung bemerken, aber kein Zentrum feststellen, da das Zentrum außerhalb ihrer Dimensionen leigt (nämlich in der dritten Dimension, in der Mitte das Ballons).
Genauso, wie sie theoretisch herausfinden können, daß der Raum gekrümmt ist, es aber nicht schaffen, sich das irgendwie vorzustellen.

Dazu gibt es ein echt gutes und unterhaltsames Buch:
„Silvestergespräche eines Sechsecks“ von Dionys Burger
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3761400853/qid…

Grüßle,
Sandra

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Nein nein nein!!! Stop!
Stop mit diesem Analogon, weil es die Sache eben nicht richtig trifft, und mehr verwirrt, als zum Verstaendnis beitraegt. Man kann auch sagen, es ist falsch.

Das Universum ist eben NICHT eine dreidimensionale Hyperflaeche in einem vierdimensionalen Raum (ich lass mal die Zeit weg). Der Raum, alle Dimensionen, sind erst im Urknall entstanden, es gibt kein Ausserhalb, nichts, worin sich das Universum befindent. Deshalb ist der Urknall auch ueberall: der Punkt, in dem das Universum entstand, hat sich ausgedehnt, er IST das Universum - stell Dir die Entwicklung doch einfahc mal rueckwerts vor - die Expansion kehrt sich um, und alle Materie, die jetzt ueberall verteilt ist - UND DER RAUM SELBST - schrupft zu einem Punikt zusammen. Also war der Punkt vorher ueberall. Umgekehrt: frueher war das Universum sehr viel kleiner als heute, und ganz am Anfang eben nur ein Punkt. Der Punkt ist eben der Anfang von dem, was heute existiert. Und da es kein Ausserhalb gibt, war der Punkt auch nicht irgendwo. Es sind nicht die Galaxien, die sich voneinander wegbewegen, sondern der Raum, der sich ausdehnt.

Genau deshalb finde ich das Luftballon-Analogon so gefaehrlich, denn es erklaert genau diese wichtige Eigenschaft des Urnalls nicht.

Gruss, Steffi

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Hallo Sandra,

danke, so kann ich mir das vorstellen,
obwohl abstraktes denken so eine Sache ist…
ich hab mal gelesen, dass der Urknall
aus einer winzigen enorm dichten Masse hervorgegangen ist,
die kleiner als ein Stecknadelkopf wahr, daher
dachte ich eigentlich, das dies an einem bestimmten Punkt
passiert sein muss,

Gruss,

Hagen

Hi,

ok, aber sage mir bitte, wo unser Planetensystem steht.
Wenn dass All sich ausdehnt, müsste es ja endlich sein.
Selbst wenn das nicht stimmt, wenn wir in alle Richtungen
des Alls schauen und behaupten, wir schauen in die Vergangenheit,
klingt das so, als wären wir der Mittelpunkt.
Also: wenn das All ein kugelförmiges endliches Etwas ist (rein
hypothetisch), an welcher Stelle steht dann unser Planetensystem?
Warum sind wir zb nicht am Rand des Universums, wenn es einen
Rand gebe. Sind wir in der Mitte? Oder wo?
Ist es nun doch unendlich? Dann haben sich meine Fragen
natürlich erübrigt.

Gruss,

Hagen

hallo Steffi,

jetzt mal keine Hektik. Ich weiß ja auch, daß es vor dem Urknall keinen Raum gab, etc.
Aber erklär das mal jemand, der nicht jeden Tag mit solchen doch recht abstrakten Sachen umgeht. Wir als Astronomin bzw. Physikerin sind es ja gewohnt, Sachen zu akzeptieren, die man sich mit dem „gesunden Menschenverstand“ nicht mehr erklären kann, aber für jemand, der auf diesem Gebiet kein Fachwissen hat ist das für den Anfang doch etwas starker Tobak.
Da find ich die Analogie mit dem Luftballon gar nicht so schlecht um die Ausdehnung ohne Mittelpunkt zu erklären (auch wenn sie ihre Tücken und Fehler hat.)
Auf jeden Fall dient sie mal als Einführung in das abstrakte Gedankengebilde der Kosmologie.

In diesem Sinne, nichts für ungut.
Grüßle
Sandra

Wenn dass All sich ausdehnt, müsste es ja endlich sein.

Das ist ein Trugschluß. Auch ein unendliches Universum kann sich ausdehnen und ein endlich-unendliches (wie Beispiel die Oberfläche eines Luftballons) erst recht.

Davon abgesehen ist auch die Behauptung irreführend, daß das Universum am Anfang sehr klein war. Die Tatsache, daß das Universum keine meßbare Krümmung aufweist spricht eher dagegen. Sicher ist nur, daß es am Anfang eine Singularität gab, also einen Zustand, in dem einige phasikalische Größen (z.B. Dichte und Temperatur) gegen unendlich gigen. Das Universum war aber bereits damals unendlich oder zumindest endlich-undendlich - hatte also niemans einen Mittelpunkt.

Hallo,

Ihr seid eine Astronomin und eine Physikerin?
Alle Achtung. Ich bin leider nur ein
dummer Informatiker, aber eigentlich finde
ich Informatik öde. Philosophie ist interessanter,
mache ich aber erst seit kurzem als Nebenfach.
Vielen Dank für eure Hilfe,

Hagen

ok, wir wissen nicht, wo wir sind.
Also an welcher Stelle des Universums.
Was ich nur nicht verstehe, ist:
Egal, in welche Richtung wir ins All spähen,
es wird immer gesagt, desto weiter weg, desto
älter ist das Universum. Wieso?
Warum könnte nicht unser Raum in unserer Umgebung
älter sein?

Gruss

der unwissende Hagen

hallo Steffi,

Aber erklär das mal jemand, der nicht jeden Tag mit solchen
doch recht abstrakten Sachen umgeht.

Wenn ich etwas erklaere, dann versuche ich, moeglichst wenig Verwirrung zu stiften. Das Analogon mit dem Luftballon ist schlichtweg falsch, und fuehrt zu falschen Schluessen, die in heilloser Verwirrung enden, wenn man auch nur einen Schritt weiter denkt.

Wir als Astronomin bzw.
Physikerin sind es ja gewohnt, Sachen zu akzeptieren, die man
sich mit dem „gesunden Menschenverstand“ nicht mehr erklären
kann,

Das hoffe ich eigentlich nicht! Ich hoffe, mir das Staunen und Wundern ueber seltsame Dinge nicht abzugewoehnen. Ausserdem passiert dann genau sowas wie mit dem Luftballon-Analogon: wenn man naemlich das einfach hinnimmt, wird einem nie auffallen, dass es unlogisch ist.

Da find ich die Analogie mit dem Luftballon gar nicht so
schlecht um die Ausdehnung ohne Mittelpunkt zu erklären (auch
wenn sie ihre Tücken und Fehler hat.)

Eine Analogie, die Fehler und Tuecken hat, ist per definitionem schlecht.

du must folgendes bedenken: das Licht bewegt sich nur mit einer endlichen Geschwindigkeit fort. Ddie ist zwar enorm groß, aber eben doch nur endlich.
So braucht das Licht von der Sonne zur Erde z.B. 8 Minuten. Wenn du in die Sonne schaust, sieht du also die Sonne, wie sie vor 8 Minuten war, also in der Vergangenheit.
Wenn du weiter in den Raum schaust, ist das Licht, das du jetzt siehst auch schon länger unterwegs. Du kannst also immer nur die Vergangenheit sehen weil das Licht, das jetzt gerade ausgesandt wird erst noch den Weg bis zu dir zurücklegen muß. Du siehst es also erst in der Zukunft.
Je weiter das Objekt weg ist, das du gerade beobachtest, desto länger hat das Licht von dort bis zu dir gebraucht. Es kann also durchaus sein, daß du etwas siehst, das es inzwischen schon gar nicht mehr gibt.
Wenn du jetzt weit genug in den Raum (und damit in die Vergangenheit) schaust, dann müßtest du auch irgendwann den Urknall sehen können.

Grüßle,
Sandra

Liebe Sandra,

ok, stimmt, dass habe ich vergessen.
Also im Prinzip ist das All überall
gleich alt. Logisch. Wir sehen nur nicht
das Aktuelle. Egal von welchem Punkt des
Universums aus man um sich schaut, man
sieht immer nur die Vergangenheit.
Aber ist es nicht verwirrend, den Ursprung
überall entdecken zu Können?
Liebe Grüsse,
Hagen

ok, wir wissen nicht, wo wir sind.
Also an welcher Stelle des Universums.
Was ich nur nicht verstehe, ist:
Egal, in welche Richtung wir ins All spähen,
es wird immer gesagt, desto weiter weg, desto
älter ist das Universum. Wieso?
Warum könnte nicht unser Raum in unserer Umgebung
älter sein?

Hallo Hagen,
das Universum IST nicht aelter, wenn wir weiter weg schauen. Wir sehen es nur so, wie es frueher war, weil das Licht einige Zeit braucht, bis es bei uns ist. Wenn Du z.B. die Sonne siehst, dann hat ihr Licht etwa acht Minuten gebraucht, bis es bei uns angekommen ist. Wuerde die Sonne also jetz, genau in diesem Moment, ausgehen, dann wuerde es erst in acht Minuten dunkel. Der naechste Stern ist etwa 4 Lichtjahre von uns entfernt. Wenn er also jetzt, genau jetzt, explodiert, sehen wir das in etwa vier Jahren. Und so weiter, je weiter entfernt ein Objekt von uns ist, desto laenger braucht sein Licht, um zu uns zu gelangen. Daher sehen wir weit entfernte Objekte nicht so, wie sie heute sind, sondern wie sie zu der Zeit waren, als sich das Licht, das sie ausgesandt haben, auf den Weg gemacht hat. Das Universum ist also in einer Entfernung von 20 Millionen Lichtjahren nicht 20 Millionen Jahre aelter als bei uns, es ist genau so alt. Wir koennen es aber nur so sehen, wie es vor 20 Millionen Jahren ausgesehen hat.

Das Analogon mit dem Luftballon ist
schlichtweg falsch, und fuehrt zu falschen Schluessen, die in
heilloser Verwirrung enden, wenn man auch nur einen Schritt
weiter denkt.

Was stört Dich denn konkret an dieser Analogie?

Vielen Dank,

ist mir peinlich, dass ich den Aspekt
vergessen habe. Logisch.
Dasselbe hat mir Sandra auch geschrieben.
Vielleicht bin ich nicht so der
abstrakte Denker, oder habe Schwierigkeiten damit.
Aber jetzt leuchtets mir ein.

Liebe Grüsse,

Hagen