Hallo Jürgen,
Trugschluß! Wir müssen hier nicht die USA, sondern unsere
eigenen Interessen „zufriedenstellen“.
Manche Leute vergessen immer, dass nicht einfach alles gut
wird, wenn man nun sofort alle Truppen abziehen und jeglichen
Druck vom Irak nehmen würde.
Da Du unter „manche Leute“ wohl im Moment mich meinst: Keine
Angst, ich erwarte keine Verbesserung, denn ich konnte bisher
ganz gut mit dem Diktator im Irak leben. Er hat mich nicht
gestört, also habe ich ihn nicht gestört (das ist meine
Realpolitik).
Das ist vielmehr ein weiterer Trugschluß, denn der Irak unterstützt beispielsweise Terroristen, er nimmt Einfluß auf den Ölpreis (wenn auch die Auswirkungen in Deutschland eher gering sind) und er bedroht die westliche Welt offen.
Das betrifft Dich durchaus.
Das einzige, wofür ich mich im Moment stark mache, ist keine
Verschlechterung zu erreichen. Denn mir will ehrlich gesagt
nicht eingehen, warum sich gerade jetzt etwas geändert haben
soll, dass ein Krieg her muss…
Das kann ich nachvollziehen, aber spätestens nach dem 9.11.2001 musste etwas geschehen, Bush hätte sonst zu viele Wählerstimmen verloren.
Ferner musste der Westen den Kampf gegen den terrorismus aufnehmen. Dass dies allerdings über den falschen Weg geschieht, ist klar.
Nur, und das ist wirklich auffällig nicht nur für die
Forumsteilnehmer hier, hat keiner eine Alternative auf Lager.
Doch, keinen Krieg.
Etwas differenzierter, bitte.
Nein, ich glaube nämlich (im Gegensatz zu Bush und wohl Dir)
nicht daran, dass man eine „Verbesserung“ (oder wohl eher
Änderung) unbedingt erreichen kann/muss.
Und wenn, dann sicher nicht mit Krieg, dem allerletzten Mittel
der Diplomatie…
Das funktionierte nicht. Ich bitte um richtige Vorschläge.
Meiner Meinung nach (auch wenn uns Bush und seine Adlati etwas
anderes verkaufen wollen) ist der Irak im Vergleich zu manch
anderem in der Region (ich erinnere nur an Saudi-Arabien)
relativ unverdächtig, was Heiligen Krieg angeht…
…aber keineswegs was die Unterstützung einschlägiger
Terrorgruppen angeht…
Bitte? Der Kontakt mit Bin Laden steht IMHO weiterhin auf
tönernen Füßen, während von Saudi-Arabien klare Verbindungen
bekannt sind…
Die Saudis sind als nächste dran, fürchte ich. Und dann wird er Jemen auf dem Fuße folgen. Das ist die US-Strategie, schätze ich.
Ich sehe das Problem hier in der Mitte Deiner Argumentation.
Der Irak ist gefährlich, so viel ist sicher.
Der Irak ist IMHO lange nicht so gefährlich, wie alle
Kriegstreiber seit neuesten behaupten. Saddam macht das, was
man von jedem guten Diktator erwartet:
Er bastelt an Massenvernichtungswaffen und testet manchmal die
Weltöffentlichkeit aus, was einen kleinen Überfall auf
schwächere Nachbarn angeht.
(Moment, wenn ich das lese, könnte das bisher auch wunderbar
auf die USA zutreffen, seltsam…)
Bis hierhin gehe ich mit…
Aber das machen an vielen Ecken der Erde einige deutlich
gefährlichere, weil stärkere. Ich bekomm da viel eher die
Krise, wenn sich mal wieder Indien und Pakistan prügeln, denn
die haben nachweislich Atomwaffen, Interkontinentalraketen…
Und da ist ja bei der Eindämmung absolute Funkstille.
Sie bedrohen uns nicht direkt.
Und in den USA juckt es kein Schwein, wenn am anderen Ende der Welt eine A-Bombe hochgeht.
Die Frage ist
also, ob man präventiv agieren darf, oder abwarten muss, bis
wirklich etwas passiert.
Präventiv? Ich darf Dir also ab sofort auch eine auf Verdacht
reinhauen, weil Du ja ein Küchenmesser in der Hand hast und
mich bedrohen könntest?!? Interessante Rechtsauffassung, die
hier auf überstaatlicher Ebene derzeit geprägt wird…
Ich habe nur die Frage gestellt. In gewissen Fällen erlaubt auch das Privatrecht präventive Handlungen.
Möglicherweise. Nur Vergleiche bringen nichts, sind in
Deutschland sogar verboten, denn wer wäre wohl der erste, der
richtig Dunst bekommen würde, hätte es den Holocaust nicht
gegeben…?
Ich vergleiche wen ich will und was ich will… Wenn Du davor
mores hast, ist das ausschließlich Dein Problem.
Cool bleiben, Jürgen. Ich meinte das eher zynisch, Du siehst in mir einen der stärksten Israelkritiker im Forum.
Und, was hat
denn der arme Holocaust jetzt hier verloren?
Totschlagsargument gesucht?
Keineswegs. Ich habe nur die Argumentation vieler anderer Forumsteilnehmer präventiv ausgehebelt. Sorry, wenn das Deinem rechtsempfinden zuwiderläuft…
Was verteilen wir? Mal wieder Orden für heldenhaftes
Krepieren?
Nein. Wir verteilen gerade Ressourcen. Auch das ist ein Aspekt
des Irakfeldzuges.
Aber so oder so nicht an uns… Und dafür Menschen opfern? Ich
stelle hier immer die Frage, ob der betreffende, der so
vehemnt für den Krieg eintritt, für diese Sache selber sterben
oder ggf. ein Kind opfern würde… Ich jedenfalls nicht!
Das kannst Du so isloiert nicht beantworten. Was passiert, wenn alles an Deutschland vorbei verteilt worden ist und hier das Licht ausgeht?
…und ach unsere Ansprüche auf Sicherheit und Ressourcen
anzumelden.
Derzeit sehe ich weder unsere Ressourcenversorgung noch unsere
Sicherheit bedroht - außer durch einen Krieg!
Das ist legitim. Ich persönlich sehe unsere Sicherheit momentan massiv durch Terrorismus bedroht.
Viel interessanter ist aber der gerade beginnende Kampf um die letzten Ölressourcen. Spannend, wie die deutsche Regierung meint, nichts damit zu tun haben zu müssen.
Dabei geht es genau darum und Frankreich z.B. hat das kapiert und sich auf intelligente Diplomatie besonnen, während hier die Sozialisten herumpoltern.
Die gegenseitigen Beleidigungen zwischen Europa und den USA
stehen auf einem anderen Blatt. Das ist einfach der Ausfluß
diplomatischen Unvermögens der Protagonisten, es regiert eben
auf beiden Seiten momentan nicht unbedingt die geistige
Elite…
ACK
Keineswegs. Weitere wirtschaftliche Nachteile kann das Land
sich nicht leisten. Auch dieser Aspekt zählt also.
Unsere wirtschaftlichen Probleme sind allseits hausgemacht,
aber das ist ein anderes Thema. Aber Du hast recht, einen
Krieg zettelt man ja eigentlich immer an, wenn die
Innenpolitik schwierig wird. Das lenkt ja so herrlich ab…
Für Deutschland gilt das ja nun nicht und auch mir kann man das nicht vorwerfen, da ich ja erklärter Antischröderist bin und somit nicht ablenken möchte, sondern, ganz im Gegenteil, den Sozialsiten den Spiegel vorhalten, wann immer sie wieder Mist gebaut haben.
Wie wäre es mit einer eigenen Linie, die auch vor den
aussenpolitisdch interessanten Ländern tragbar ist? Sich auf
die Seite arabischer Terroristen zu stellen mag zwar der Stil
unserer Regierenden (gewesen) sein. Der Großteil der
intelligenten Bevölkerung teilt diese Einstellung jedoch
nicht, schätze ich.
Ach so, ich bin also ein Terroristen-unterstützender
Vollidiot, weil ich diesen IMHO völlig überflüssigen Krieg
ablehne (wie die Mehrheit der Europäer)?
Nein, ich sprach nicht von Leuten, die sich berechtigterweise Sorgen machen, sondern von unseren regierenden, die es besser wissen müssten. Oder warst Du in den 70ern auch mit Fischer & Co. in Lybien zur Ausbildung? Dann darfst Du Dich gerne auch angesprochen fühlen.
Da bin ich Dir doch
richtig dankbar, dass wenigsten einer mitdenkt…
Nichts zu danken, ich versuche, diese Last mit Würde zu tragen.
Denn häufig ist nicht das Annehmen eines Kampfes mutig sondern
das Ausschlagen…
D´accord. Nur wird m.E. der Agressor hier auf der falschen
Seite gesucht.
Ein Agressor ist erstmal derjenige, der sich aggressiv (also
unter Gewaltandrohung) in eine ausweglose Situation
hineinmanövriert, aus der er scheinbar nur noch mit Gewalt
herauskommt. Ich fand einen Kommentar in der „Zeit“ recht
witzig. Dort wurde tatsächlich ernsthaft vorgeschlagen, wir
sollten den Krieg führen, damit die USA ihr Gesicht nicht
verlieren. Einen dümmeren Kriegsgrund habe ich noch nicht
gehört…
Ich in den letzten 200 Jahren ebenfalls nicht…
Wobei, die meisten Kriege begannen aufgrund von
Dummheit.
Das ist korrekt.
Grüße,
Mathias