Tach,
Während konservative Politiker gerne auf die bösen
Killerspiele verweisen und ihre Wählerklientel, nämlich Jäger
und Sportschützen nicht weiter behelligen wollen, sehen
computeraffine Menschen das Problem beim Waffenzugang. Aber
jeder dieser Faktoren trägt zur Tragödie bei.
Naja, naja, kam nicht gerade Gestern unsere Frau Bundeskanzlerin mit schaerferen Kontrollen der Waffenbesitzer an und hat nicht gerade die SPD sich spontan dagegen ausgesprochen? Joh, es ist Wahljahr.
Ad Killerspiele: Computerspiele sind etwas, was viele Waehler (und Politiker, und Journalisten) nicht kennen und nicht verstehen. Jede Generation hat eine Freizeitbeschaeftigung, die die Elterngeneration nicht versteht. Das verleitet zum blinden Aktionismus, weil man sich einig ist, egal was man tut, es stoert sich eh keiner dran.
Ad Killerspiele2: Das Einzige, was man beim Spielen trainieren kann, ist das Reaktionsvermoegen, welches fuer eine solche Tat sowas von unnoetig ist. Man bereitet sich ja nicht auf einen Kampf vor, sondern auf Abschlachten unbewaffneter und ist allzeit bereit, sich die Kugel zu geben, wenn’s brenzlig wird. Wer schon mal eine grob 1 Kilo schwere Faustfeuerwaffe in der Hand hielt und damit schoss, wird sicher bestaetigen, dass dazu etwas mehr gehoert (unabhaengig davon, ob das Ziel eine Pappscheibe ist oder ein Lebewesen), als mit der Maus rumzuklicken.
Ad Waffenbesitz: Als „computeraffiner“ Mensch habe ich kein Problem mit dem Waffenzugang. Ich bin allerdings der Meinung, dass die Handhabung und Aufbewahrung staerker kontrolliert werden sollten. Was mir sehr daemlich vorkommt, ist das momentane Aufhaengen an der Waffenanzahl (ob nun 14 oder 18 je nach Quelle ist unwichtig). Fuer eine solche Tat um die es hier geht, braucht man keine 18 Waffen, es reicht eine, wie wir gesehen haben. Die Wahrscheinlichkeit fuer unverantwortlichen Umgang mit den Waffen steigt nicht mit der Anzahl.
Ad Berichterstattung: Was ich mal wieder richtig geil war, war das Qualitaetsfernsehen (inkl. oeffentlich-rechtlich) in den ersten Tagen danach. Neben Killerspielen waren sofort auch die Lehrer im Verdacht, sich nicht genug gekuemmert zu haben. Im gleichen Satz wurde erwaehnt, der Junge habe vor einem Jahr seinen Abschluss gemacht. Yo.
Dass das eigentliche Problem weder Killerspiele noch Waffenbesitz (siehe und vergleiche USA und Kanada diesbezueglich) sind, sondern tiefe gesellschaftliche Probleme, eine massive Zunahme von Ignoranz, Egoismus und Gleichgueltigkeit, politisch und wirtschaftlich gewollt und gefoerdert, wird natuerlich nicht an die grosse Glocke gehaengt bzw. abseits von Spartenkanaelen diskutiert, das koennte das gemeine Stimmvieh verstoeren.
Gruss
Paul