Moin!
Das Thema Kind ist für mich durch. Definitiv. Hormonpräparate
möchte ich nicht mehr nehmen, die sind mir nicht bekommen.
Spirale kommt auch nicht in Frage.
Nun hat sich mein Mann bereit erklärt, sich sterilisieren zu
lassen, schon vor Monaten hat er die Termine gemacht,
Beratungsgespräch schon hinter sich.
Nun war das Schweigen im Walde und nun, kurz vor knapp
scheinen ihn doch Zweifel zu plagen. Und ich bin völlig
verunsichert, ob ich ihm nun zuraten soll (augen zu und durch)
oder ob ich die Notbremse ziehen soll.
Die Situation ist leider verknüpft mit einigen anderen
Randbedingungen, die ich mal versuche kurz zu umreißen.
Wir sind beide in den 40ern, ein älteres Kind ist schon
vorhanden. Der Wunsch nach weiteren Kindern hat sich (als es
„Zeit“ dafür war) nicht erfüllt, aus mehreren Gründen.
Ich persönlich habe damit schon abgeschlossen. Für mich ist
(so traurig mich das auch macht) sonnenklar, dass ich kein
Kind mehr bekommen werde.
Damit ist doch alles klar. Eigentlich…
Eigentlich dachte ich, das wäre auch
meinem Mann klar, er hat das öfter geäußert. Anscheinend ist
ihm das nun erst deutlich geworden. Das ist das eine Problem.
Ganz ehrlich: ich verstehe nicht, wie es in einer Paarbeziehung zu solchen Diskussionen über derartige Unklarheiten kommen kann.
Meine Frau und ich wollten 4 Kinder. Irgendwie waren wir dann zu spät dran und während der 2. Schwangerschaft haben wir viel darüber gesprochen.
Eine Einigung, es bei 2 Kindern zu belassen war schnell getroffen.
Auf dieser Vereinbarung fußend war es auch kein Problem, über die weitere Verhütung zu sprechen und das Thema Vasektomie mit einzubeziehen.
Wir haben, als wir den Entschluß getroffen haben, natürlich
über all das ausführlich gesprochen. Offensichtlich war das
für meinen Mann so weit weg und sehr theoretisch. Jetzt wo es
ernst wird, kommen anscheinend die echten Sorgen aufs Tapet.
Noch dazu haben wir vor ein paar Tagen einen Freund in unserem
Alter mit süßem Baby getroffen…
Was hat er denn vor?
Du hast, wie Du oben beschrieben hast, mit dem Thema abgeschlossen.
Er sollte nun ebenso ehrlich sein und Dir seine Pläne mitteilen.
Wenn er noch ein Kind möchte, wird er das mit einer anderen Frau machen und Dir reinen Wein einschenken müssen.
Wenn er bei Dir bleiben möchte, kann er sich auch unters Messer legen. Das schmerzt eine Woche und fertig, während Verhütung für Dich mit zunehmendem Alter unangenehmer wird und ja auch Deine Libido negativ beeinflusst, was ja wiederum ihn stört.
Der Schlüssel ist Offenheit und Ehrlichkeit. Auch wenn´s vielleicht schmerzt. Wenigstens muss man sich dann nicht ein Leben lang hassen, weil man nciht rechtzeitig geredet hat.
Das andere Problem ist unser unterschiedliches Sex-Bedürfnis.
Er könnte und wollte täglich und habe da kaum Ambitionen. Die
Gründe? Keine Ahnung. Wir dachten, die Pille wäre schuld (hat
sich teilweise nach Absetzen bestätigt), oder ich fühle mich
nicht sicher genug, nur mit Kondomen (ich denke schon häufig
daran, was für eine Katastrophe eine Schwangerschaft für mich
wäre und ob wohl alles „sitzt“ und passt". Das hat sich
verstärkt, seit der Termin für die OP steht und ich immerzu
denke: „Nicht jetzt auf den letzten Metern schwanger werden.“
Das kenne ich.
Daher ist die Vasektomie ja auch so befreiend, sofern auch der Mann weiß, was er will (s.o.).
Ansonsten ist unser Sex nicht schlecht, wir vertrauen uns zu
100% - nur bei mir hapert es eben…
Es geht mir psychisch schon länger nicht gut, da vermute ich
den Hauptgrund für meine Unlust. Ja, daran sollte ich arbeiten
- alles nicht so einfach.
Ein Ungleichgewicht an Lust gab es schon immer bei uns, aber
so aus der Waage geraten ist das alles erst seit ein paar
Jahren. Mit allen Begleiterscheinungen, wenn sich das so
einspielt.
Das kann ein Ehekiller sein, da muss man sich nichts vormachen.
Natürlich hegen wir beide die Hoffnung, dass unser Sex-Leben
aufblüht nach dem Eingriff, dass ein Stück Unbeschwertheit
zurückkommt.
Davon kann man auch mit großer Wahrscheinlichkeit ausgehen.
Falls nicht, wird es aber irgendwann ernsthafte Probleme geben. Ein Mann in den 40ern wird sich möglicherweise nicht dauerhaft zurückweisen lassen und dabei brav bleiben. So realistisch sollte man sein.
Nun habe ich Sorge, dass mein Mann das als Handel ansieht: Er
legt sich unters Messer und bekommt dafür mehr Sex. Er äußerte
neulich sowas wie „Lohnt sich das überhaupt“, nachdem er einen
Korb von mir bekommen hatte.
Ich fühle mich sowieso schon massiv unter Druck gesetzt beim
Thema Sex und befürchte, dass das noch schlimmer wird.
Ich weiß auch nicht, wie Frauen das lösen sollen.
Männer wollen Sex. So ist das meistens. Man hat ja auch nicht einen Kumpel geheiratet, sondern eine Frau.
Bei Frauen ändert sich mit den Jahren und den Kindern da meist so einiges. Irgendwann kommt dann die Menopause dazu.
So gemein das klingt: die meisten von uns Männern haben dafür ein gewisses Maß an Verständnis, wollen aber auch nicht ab 40 wie die Mönche leben.
Es ist da schon auch an den Frauen, ihre Themen in den Griff zu kriegen und gemeinsam mit dem Mann ständig an einem befriedigenden Sexleben (für beide natürlich) zu arbeiten.
Aus dem Bekanntenkreis kenne ich das Thema, denn wir sind alle in den 40ern, meist mit 2 kleinen Kindern.
Oft hilft den Frauen Sport, um nach den Schwangerschaften wieder eine gute Figur und damit verbunden ein besseres Körpergefühl zu bekommen.
Auch Wertschätzung durch den Mann und das Umfeld ist da oft ein Thema. Nicht mehr das schicke Business-Weibchen zu sein, auf das das ganze Gebäude scharf ist, sondern Mutter mit Schwangerschaftsspeck, ist schwierig.
Es sind also auch die Männer gefragt.
Sprecht darüber, was er UND Du sich wünschen.
Außerdem müssen, wie oben erwähnt, die Themen weitere Familienplanung und Verhütung für beide Seiten vernünftig geklärt sein. Spreche das Thema nun an und bitte ihn für sich zu klären, was er bzgl. des Kinderthemas noch vom Leben will.
Mir ist klar, dass die Vasektomie nicht der Schlüssel zur
Lösung aller Probleme sein wird. Aber so, wie es jetzt ist,
wird sich überhaupt nichts ändern.
Ich habe aber eine Riesenangst, dass ich irgendwann Vorwürfe
zu hören bekomme und unsere Ehe dadurch in die Brüche geht.
Dann tut etwas.
Eine Vasektomie kann noch ca. 5 Jahre lang rückgängig gemacht werden.
Wenn er also wirklich in 2-3 Jahren merkt, dass er die Ehe mit Dir nicht mehr möchte, kann er dann auch noch ein Baby mit der Assistentin haben.
Bis dahin könnt Ihr es aber probieren.
Das wierd aber nur funktionieren, wenn auch Du Dich bewegst.
Und bitte frage mich nun nicht, wie das aussehen soll. EInfach mitmachen ohne Lust zu haben ist sicherlich kein guter Weg.
Ich weiß nicht, wie das bei Euch Mädels emotional abläuft. Hiole Dir ein paar Tips von guten Freundinnen. Denke an Brad Pitt. keine Ahnung. Aber mache etwas.
Eine Vasektomie ist für eine intakte Beziehung nach Abschluss der Familienplanung m.E. der Königsweg.
Ohne Ängste vor geplatzten Kondomen, irgendwelchen Kram, der in die Frau gesteckt wird oder störende Hormone kann man endlich wieder entspannt Sex haben.
M.E. so entspannt wie nie zuvor, denn erst wird irgendwie verhütet, dann plötzlich nicht mehr und es müssen sofort die Kinder her. Das ist immer eine Belastung.
Nun ist das Thema Familienplanung durch, man macht einen ambulanten Eingriff und kann dann immer und überall unbeschwert miteinander vögeln. Coole Sache, würde ich sagen… 
Meine Frage ist nun weniger, was grundsätzlich passieren
müsste. Therapie für mich oder am besten gleich für uns beide.
Das weiß ich schon länger, bekomme es aber einfach nicht auf
die Reihe.
Was gibt es daran „auf die Reihe zu bekommen“?
Krankenkasse anrufen, Termin beim Psychotherapeuten und auf geht´s.
Kurzfristig bin ich einfach ratlos und völlig verängstigt,
weil ich nicht weiß, was ich meinem Mann raten soll: Notbremse
oder Durchziehen?
Ist das nur die Torschlußpanik oder sitzt das tiefer (er sagt,
er wüsste es selber nicht und neigt eher dazu, das jetzt auch
durchzuziehen)?
Du kannst ihm versichern, dass sich im daily business nichts ändert. Keiner schneidet ihm die Eier ab…
Er sollte aber für sich klar haben, dass er mit dem Thema Kinder wirklich durch ist. Und dabei kann ihm das eine oder andere Gespräch mit Dir helfen.
Zeige ihm auch den Alltag auf.
Ich wollte jetzt mit 40 keine weitere Schwangerschaft und Geburt mitmachen. Aktuell habe ich die Perspektive, dass unsere Kinder um 20 und 22 sind, wenn ich 60 sein werde. Das passt gerade noch, denn spätestens dann möchte ich aufhören zu arbeiten, das Haus verkaufen und mit meiner Frau ein Appartement am Meer beziehen, ein Segelboot kaufen und damit monatelang losschippern.
Mit einem Teenager-Schüler daheim könnte man das schlicht vergessen. Und mit 70 zieht man dann nicht mehr los.
Wenn Ihr solche Pläne habt, besprecht sie und diskutiert, wie ein spätes Kind da hineinpasst.
Wollt Ihr mit 65 auf den Abiball gehen?
Wollt Ihr ein Kind, das sich möglicherweise in Schule und Ausbildung etwas schwerer tut, bis über 70 daheim hocken haben?
Klärt das. Dann ist die Vasektomie selbst kein Thema mehr.
Noch ein Nebensatz zum Abschluß meines Sermons hier:
„anything goes“ ist ein Märchen, das man unserer Generation unfairerweise eingepflanzt hat.
Irgendwann ist es für gewisse DInge zu spät. Mit 45 sollte man m.E. (!) keine Babies mehr bekommen, keine Verkehrspilotenkarriere mehr anstreben und kein Studium mehr aufnehmen.
Man sollte bis zu diesem Scheidepunkt, der Lebensmitte, die man um 45 erreicht, einige Dinge für sich geklärt und erledigt haben. Dann kann man auch besser planen, was noch kommen soll.
Just my 2 cents.
Gruß und viel Erfolg!
M.