im Rahmen meiner Nachforschungen über das Schicksal der frz. Wörter in der dt. Sprache suche ich nach Wörtern, die durch Wortschöpfungen von Sprachreinigern ersetzt wurden (erfolgreiche Verdeutschungen), aber auch nach frz. Wörtern, die „eines natürlichen Todes“ gestorben sind und heute als veraltet gelten, bzw. nicht mehr verstanden werden.
Bei google fand ich unter „Gallizismen“ eine Liste von Wörtern frz. Ursprungs, aber als Franzose kann ich nicht beurteilen, welche veraltet sind, zumal regionale Unterschiede vorliegen können.
Da ist Vieles dabei, das ich unter „Fachsprache“ (Küche) oder „Eigennamen“ (müssen nicht übersetzt werden) einreihen würde.
Gerade bei Fachsprachen ist nicht immer bekannt, ob sie gebräuchlich sind, da der Nutzerkreis kleiner ist.
im Südwesten gab es mundartlich noch eine ganze Menge, das Trottwar natürlich, die Schäselonge und den Potschamber, aber auch (mein liebstes!) das „Pötäterle“ = Feuerzeug. Die jungen Leute poussierten, sie karessierten einander; und das alles ohne besonderen Nutzen oder Zweck, gerade nur für Bassledo.
Klar. Mit sowas hab ich gerechnet. „Das Deutsch“ wird es wohl nicht geben, sondern nur regionale Varianten. Und da ist ein Wort mal mehr und mal weniger gebräuchlich. Und je näher an Frakreich, desto häufiger wird es Gallizismen geben …
ich hatte oben (oder im anderne Thread?) schon geschrieben und ebenfalls „des Schesslong“ erwähnt. Bei uns eindeutig neutrum, aber da gab es vor kurzem eine Diskussion auf leo.org und das scheint nicht einheitlich zu sein. Ich habe daraufhin rumgefragt (beim lokalen Trachtenverein, der auch Theatervorführungen auf Mundart macht) und alle bestätigten: des (aka das) Schesslong. Ins hiesige Mundartwörterbuch hat es das Wort leider nicht geschafft.
Für Benoît fällt mir in diesem Zusammenhang noch die Schees ein, die es zwar nicht mehr gibt (weil wir ja inzwischen nicht mehr Kutsche fahren, es war der Ausdruck für eine kleinere, offene Kutsche, die für Ausfahrten von vornehmen Leuten benutzt wurde), aber als Kinnerschees (=Kinderwagen) gibt es ihn noch, aber ist auch vom Aussterben bedroht.
Mein allerliebstes Lieblingswort aus dem Französischen ist allerdings ein schweizerisch:
's Kellerörtli (keine Ahnung wie man es schreibt).
vielleicht bei euch (?) in Bayern, aber bei uns schreibt (und spricht) sich Fissemadende mit zwei s (und zwei d).
Quelle: Heinz Schmitt: Weinheimer Wortschatz, Edition Diesbach, 4. Auflage, 2001
habe ich (und hier im Schwäbischen sogar einmal mit einem richtigen Diminuitiv) als „Scheesle“ vor gut fünfundvierzig Jahren bereits als Ausnahme, aber doch noch eine Art Bestandteil der üblichen Umgebung gesehen, wenn an den Tagen vor dem Weingartener „Blutritt“, einer Reiterprozession zu Ehren einer Heiligblutreliquie mit über zweitausend Pferden aus der ganzen Region, viele Teilnehmer aus dem Federsee- und Bussenraum mit dem Scheesle auf der Landstraße im Trab Richtung Weingarten unterwegs waren.
Wegen dem Schesslong denke ich, dass Du da wohl näher dran sein wirst und damit ‚richtiger‘ zitiertest, wenn sich zu ‚richtig‘ denn ein Komparativ bilden ließe.
Für Benoît habe ich noch die Verben auf -ieren zu bieten, die wohl eher aus dem Französischen als aus dem Lateinischen eingewandert sind, weil es darunter welche gibt, die lateinisch nicht funktionieren: Zumindest goutieren und malträtieren; ästimieren könnte zwar auch direkt lateinisch sein. Ich möchte ja gerne wissen, was es mit dieser komischen Endung auf sich hat, die in dieser Form in der lateinischen i-Konjugation eher selten ist und im Französischen überhaupt nicht vorkommt.
Und jetzt bin ich doch neugierig, ich komme auch bei mehrfachem lautem Aussprechen nicht drauf: Was hat es denn mit dem Kellerörtli auf sich?
nein, die sind nicht mehr üblich. ‚Billet‘ wird von Leuten ab etwa fünfzig noch verstanden, mit ‚Perron‘ muss man schon suchen, damit man jemanden findet, der es wenigstens noch im passiven Wortschatz führt. Bereits vor knapp zwanzig Jahren erzeugte der ältere Herr, der direkt vor mir am Fahrkartenschalter ein ‚Retourbillet uff Basel‘ verlangte, bei dem Mäuslein am Schalter einen Gesichtsausdruck, als hätte er mit wenigen Sätzen den Algorithmus zur Quadratur des Kreises skizziert.
Ich fürchte, auf die lange Sicht werden uns nur die Pommes Frites erhalten bleiben…
Trottoir und Portemonnaie sind auch in Sachsen üblich. Nähe zu Frankreich ist ausschlaggeben für das Vorkommen von Gallizismen - ob man mal von Franzosen erobert wurde oder nicht dagegen schon
die Franzi
Wobei ich nicht mehr weiß, ob es sich um eine Standuhr oder eine Armbanduhr handelt (letzteres ist wohl wahrscheinlicher).
Vielleicht besser Kelleröttli geschrieben.
Vielen Dank für Eure Antworten !
Ich hätte nie gedacht, dass Trottoir noch in Sachsen verwendet wird.
Ein paar Fragen: Ihr erwähnt „für Bassledo“ und „Kelleröttli“. Wo in Deutschland wird das verstanden?
Apropos „Billett“, wie wurde das ausgesprochen? Biljett ?Bijeh ?
Liebe Grüsse,
Benoît