Hallo!
in dem im Deutschland der 20er und 30er Jahre munter
telefoniert wird. Es handelt sich um eine gut gestellte
Familie, aber war es damals wirklich schon üblich…
Die jeweiligen Üblichkeiten waren (daran hat sich bis heute wenig geändert) von der gesellschaftlichen Schicht abhängig. Von den „Goldenen zwanziger Jahren“ hast du sicher etwas gehört, aber der damit beschriebene Lebensstil beschränkte sich auf eine enge städtische Bürgerschicht, keinesfalls auf breitere Schichten.
Privat hatte ich mich im Zuge einer Gebäudesanierung mit Denkmalschutz zu beschäftigen und recherchierte die Geschichte mehrerer Häuser. Dabei kam ich von Hölzchen auf Stöckchen, auf Dorfgeschichte mit viel alltäglichem KLeinkram, auf die Lebensverhältnisse von Arbeiterfamilien und auf die Geschichte der früheren Eigentümer, Großgrundbesitzer und eine Industriellenfamilie.
Fließend Wasser, elektrisches Licht, Zentralheizung, sanitäre Anlagen, private Pkw und Telefon gehörten zum Standard der finanziell gehobenen Schicht (u. a. höhere Beamte, höhere Militärränge, Industrielle, Gutsbesitzer) in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Das Leben der übrigen Bevölkerung war damit nicht einmal entfernt vergleichbar. In Arbeiterfamilien, überhaupt in der Bevölkerungsmehrheit, gab es kein Telefon. Die hatten andere Sorgen.
Das Leben spielte sich für die meisten Menschen im engen regionalen Umfeld ab. So fuhr vor 100 Jahren niemand täglich 50 km zur Arbeit. Man lebte neben der Fabrik, im Dorf in der Nähe des Bauern, jedenfalls in fußläufiger Entfernung zur Arbeitsstelle. Viele Menschen verließen während ihres ganzen Lebens das enge Umfeld nicht. Wollte man mit jemandem reden, ging man hin. Es konnten schon mal ein paar Kilometer sein, aber deshalb wäre kein gewöhnlicher Sterblicher auf die Idee gekommen, ein Telefon zu benutzen. Die Idee hätte auch nichts genützt, denn die Welt mit Telefonen war eine ganz andere, unerreichbar weit weg.
Selbst in den 50er Jahren bis weit in die 60er gehörte ein Telefon nicht zum Standard eines westdeutschen Durchschnittshaushalts. Auch noch in den 70ern musste man auf einen Telefonanschluss von der Post lange warten. In der DDR gab es bis zur Wende in manchen Dörfern nur ein einziges Telefon.
Dass man inzwischen für ein paar Cent quer durch die Republik telefonieren kann, ist erst jüngeren Datums. Wollte man während der Zeit der Beamtenpost irgendwo ein Telefon benutzen, war der erste Satz stets „… ist nur ein Ortsgespräch“. Gespräche in andere Ortsnetze konnten nämlich ziemlich teuer werden.
Nun kommt etwas schier Unglaubliches: Schon vor der Einführung von Handy und Internet gab es Menschen auf dem Globus. Wie das Überleben unter solchen Umständen möglich war, ist heute nicht mehr nachvollziehbar und muss wohl noch erforscht werden.
Gruß
Wolfgang